Fri Mar 31 23:05:04 CEST 2017 | jettaflitzer | Kommentare (5)
So schnell geht's es dann weiter mit dem A4. Letzte Woche war etwas Luft und ich habe angefangen Teile für den Audi zu bestellen, was leider aufgrund der teilweise sinnbefreiten Ebay Suchwortspammer und Teilenummernverwürfler nicht einfach ist. Viele Händler sind der Meinung das ein Buchstabe am Ende eines Teiles nicht aussagt und daher alles untereinander passt. Dem ist leider nicht so. Wenn aus einem B ein J wird, ist dieses Bauteil auch schon mal für ein ganz anderes Fahrzeug gedacht.
Ein User aus dem A4 B5 Forum hat mir dann den Link zu einem Ersatzteilkatalog geschickt. Hier gibt es Ersatzteilkataloge für die großen Hersteller wie zum Beispiel: Audi, BMW, Mercedes, VW, Skoda, Toyota, Nissan usw. > Ersatzteilkataloge
Damit war es dann ein leichtes die korrekten Teilenummern zu ermitteln. Denn eine Limo ist nun mal kein Avant.
Da ich in der Zwischenzeit immer mal wieder nach Teilen gesucht habe, musste ich mir gar keine neuen Sitze kaufen, sondern konnte bei Ebay zwei komplette Sitzbezüge für 50€ erstehen. Nagelneu mit passender Farbe und Muster.
Ein paar Teile hat mir ein Kumpel verkauft, da er seinen A4 schon vor Jahren gen Ostblock geschickt hat. Vieles ist mittlerweile da, aber nicht alles auf Bildern.
Aber nun zur eigentlichen Arbeit: Ich habe mir vorgenommen mit der Hinterachse anzufangen. Das hat 2 Gründe. Ich will die verrosteten Stellen an Hinterachse und Achsträger abschleifen bzw. sandstrahlen und beide Teile dann mit Chassis Lack lackieren. Außerdem weiß ich nicht wann ich umziehe, daher wäre der Motor-Getriebeausbau vorerst eine schlechte Wahl.
Ich habe den Audi zum Ausbau der Hinterachse unter den Schwellern aufgebockt. Damit das ganze aber nicht wackelig wird, habe ich auf der einen Seite einen dicken Eichenholzblock unter den Schweller gelegt und die andere Seite auf einen Bock. Den Skoda konnte man wesentlich einfach aufbocken.
Der Rest ist sehende Arbeit. Räder ab, Bremsschläuche abklemmen und blind machen!!, Handbremsbowdenzüge aushängen, ABS Sensoren unter der Rückbank abklemmen und die Kabel ausfädeln, dann die untere Schraube der Dämpfer herausschrauben und zu guter Letzt die Schraube der Achsaufnahme lösen und entfernen.
Wenn ihr nur die Buchsen machen wollt, auf keinen Fall den ganzen Halter demontieren. Denn sonst muss die Lage der Hinterachse vermessen und eingestellt werden. Die offenen Enden der Bremsleitungen unbedingt mit Stopfen verschließen. Ich nehme dafür Klarsichtschlauch mache diesen mit dem Feuerzeug warm und quetsche ihn an einem Ende zusammen. Wenn die Bremsleitungen leer laufen, kann Luft in den ABS-Steuerblock gelangen und diesen kann man nur mit einem Diagnosegerät (z.B.:VCDS) entlüften.
Nachdem die Achse draußen war, habe ich sie in alle Einzelteile zerlegt. Die Schrauben der Achsstummel waren so dermaßen vergammelt/verrostet, das ich eine 12-Kant Nuss in die Inbusschrauben schlagen musste, um diese dann mit einem Schlagschrauber und viel Geduld heraus zu bekommen. Die Schrauben müssten unter anderem wegen sandstrahlen und dem Wechsel der Bremsenschutzbleche heraus.
Die Achse, den Vorderachsrahmen und diverse Kleinteile habe ich dann grob entrostet und anschließend sandgestrahlt. Als Behandlung gegen Rost gab es 2 Lagen Brantho-Korrux Chassis Lack. Da ich den Lack mit Pinsel aufgebracht habe, ist die Oberfläche etwas rau geworden und da außerdem mit Lack nicht gespart wurde, gibt es natürlich auch reichlich Läufer.
Hier der lackierte Vorderachsrahmen:
Die Hinterachse und Kleinteile:
Danach wurden die Federbeine zerlegt und es gab neue Stoßdämpfer, Federn, Auflagen und Schutzrohre. Die alten Federn hatten nämlich bereits ihre ersten 7cm eingebüßt.
Somit ist die Hinterachse fertig zum Einbau:
Die Hohlräume vom Vorderachsrahmen und der Hinterachse habe ich mit Wachs vollgesprüht, da ich keine Lackierpistole für den Chassis Lack habe. Dieser soll nämlich nach Möglichkeit nicht verdünnt werden und durch eine normale Lackierpistole bekommt man dieses dicke Zeug nicht.
Hier kann man mal sehen wie ein Audi A4 B5 nach 21 Jahren aussieht. Geburtstag hat er zwar erst am 26.04, aber bis dahin ist ja auch nicht mehr lang. Die Radhausschalen sind ausgebaut weil ich unbedingt sehen wollte wie es darunter aussieht. Der vordere Teil des rechten Kotflügels, ist eine Ausnahme in der Qualitätsbeurteilung, denn der A4 hat hier wohl mal einen Bums bekommen der nicht korrekt konserviert wurde. Das Auto hat mein Vater aber vor 6 Jahren als unfallfrei gekauft.
Hier sieht man die Schweller von innen. Die werden wohl auch das nächste Jahrhundert Rostfrei überleben. Trotzdem habe ich sicherheitshalber alle Hohlräume mit Hohlraumwachs nachbehandelt.
So sieht es aus nach dem abnehmen der Radhausschalen. Das unten herausstehende Blech auf Bild 10 und 11 ist übrigens so gammelig weil der Kunststoffschutz gefehlt hat. Dieser schließt die Lücke zwischen Schweller und Radhausschale. Dadurch fliegt alles was die Räder so nach vorne befördern, auf diese Kante. Links war der Schutz noch vorhanden und alles sauber.
Der Kantenschutz oder laut Audi: Schwellerabdeckung.
Was mir überall aufgefallen ist: Im Bereich bis ca. 15cm unter den Federdom fangen alle Punktschweißnähte das rosten an, auch unter dem Unterbodenschutz. Es ist noch nicht schlimm, getan werden sollte aber was dagegen. Hier ist der rechte Kotflügel in Fahrtrichtung hinten im Bereich Tankstutzen. Mit der Drahtbürste war dort alles gut, erst die Schleifscheibe hat die Nester aufgezogen. Darum musste der Tank dann auch noch raus.
Ich arbeite bei der Rostbeseitigung bzw. Rostfindung meistens mit CSD-Schleifscheiben, bei den meisten besser bekannt als "Negerkeks". Die greifen das Metall so gut wie gar nicht an. Der Vorteil ist, das man losen bzw. unterrosteten Unterbodenschutz bei leichten Kontakt hochreißt. Die Drahtbürste reinigt in den Ecken besser, schafft es aber nicht Rostnester unter dem Unterbodenschutz zu öffnen. Bei diesem Bild habe ich mit einem Drahtbürstenaufsatz (Flex) den ganzen Bereich einmal schnell abgeschliffen.
Sieht ja erstmal nicht schlimm aus. Hier habe ich den Kotflügel mit der CSD-Scheibe bearbeitet. Die CSD-Scheibe hat den ganzen unterrosteten Unterbodenschutz abgerissen.
Hier kann man gut die "Unfallfreiheit" erkennen. Das Blech war definitiv mal zerknittert. Der nach der Reparatur aufgebrachte Unterbodenschutz war lückig und so konnte sich Feuchtigkeit darunter bilden. Außen auf der Radlaufkante waren 2 kleine Rostbläschen zu sehen. Die Schleifscheibe hat den kompletten Lack von der Radlaufkante abgerissen. Denn der Rost ist von innen unter Lack gewandert. Die in der Herstellung umgelegte Kante war zum Glück nur oberflächlich vom Rost betroffen. Ich vermute aber das es in 6 Jahren auch zu spät gewesen wäre.
Zusätzlich scheint der gute vorne auch einen Treffer bekommen zu haben:
Sieht vom Schweißbild her nach einer ordentlichen Arbeit aus, konservieren werde ich das ganze jedoch auf jeden Fall.
Ich habe alle Stellen blank geschliffen und an betroffenen Stelle die Dichtmasse aus den Fugen gekratzt. Die umgelegte Radlaufkante habe ich vorsichtig hochgehebelt, gereinigt und nach dem lackieren wieder an den Radlauf angelegt. (Geklöppelt)
Danach habe ich dann alles mit schwarzen Chassis-Lack lackiert, da die Rostschutzfarbe nicht halten wollte. Die Fugen und Kanten habe ich dann auch wieder mit Karosseriedichtmasse verschlossen. Zu guter Letzt kamen 2 Lagen Unterbodenschutz und als Vollendung keine Farbe, nämlich Weiß.
Damit ist die Karosse zumindest im Hinterachsbereich fertig und bereit für den Einbau des Tanks. Die "Plastikmuttern" für die Radhausschale habe ich nach dem schleifen entfernt und nach der 2ten Lackierung in den nassen Lack gedrückt. Die Stopfen zu den Schwellern habe ich in den aufgesprühten Unterbodenschutz gedrückt und dann nochmals übersprüht. Bevor ich die Radhausschale eingebaut habe, habe ich die Kotflügel von innen mit Wachs eingesprüht.
Die Haltebänder hätten problemlos noch ein paar Jahre gemacht, ich habe sie da ich den Tank nun eh ausgebaut habe, gleich erneuert.
Kostenpunkt für die 3 Bänder mit 2 Halteblechen: 72€. Der Tank ist recht einfach auszubauen. Deckel am Kofferraumboden entfernen, Stecker vom Tankgeber abziehen, Tankdeckel abnehmen, Tankbänder entfernen, Tank nach unten heraus nehmen, Kraftstoffleitungen abklemmen. Logischerweise fährt man den Tank vor dem Ausbau so leer wie möglich.
Der ausgebaute gereinigte Tank mit neuem Kraftstoffschläuchen und Schellen. Die rot markierte Schelle war nicht mehr vorhanden, weil weggerostet. Ich habe dann alle Schellen durch VA-Schellen ersetzt. Die Kraftstoffschläuche gibt es für ungefähr 2€/m bei Hansaflexx als Meterware. Ich habe den Tank dann gleich ausgekippt, weil ich eigentlich dachte das sich dort in 21 Jahren schon was angesammelt hat. Der Diesel war allerdings sauber und somit war meine Sorge unbegründet.
Hier die neuen Tankbänder:
Dann ging es an den weiteren Zusammenbau. Dem Tank folgten Achsaufnahmen und weitere Teile, bis die Achse wieder an ihrem Platz saß.
Die Achsstummel habe ich mit Getriebedichtmasse angebaut. Das hat 2 Vorteile: Es rostet nicht zwischen Achse, Bremsenblech und Achsstummel. Gleichzeitig erhöht sich die Reibkraft zwischen den Bauteilen.
Ein paar Radlager, Bremsleitungen und ABS-Sensoren später:
Ich habe danach sämtliche Verschraubungen und Gewinde noch mit Waxoyl eingeschmiert, was einige Zeit als Rostschutz halten dürfte.
Für die Bremssättel gibt es einen Dichtsatz. 1 Dichtsatz enthält 2 Dichtungen und 2 Manschetten. Damit lassen sich aber nur die Kolben abdichten, nicht die Hebelmechanik.
Noch fix die Räder montiert und den Audi wieder auf seine eigenen Beine gestellt.
Jetzt federt man die Karosse mehrfach ein und zieht die Schrauben der Hinterachse und am Stoßdämpfer unten fest. Damit sind die Gummilager entspannt eingebaut.
Die Radlager werden bis auf Anlage festgezogen, damit die Lager sich setzen. Beim festziehen immer das Rad drehen!! Dann die Mutter eine halbe Umdrehung lösen. Jetzt die Mutter wieder festziehen bis sich die Scheibe hinter der Mutter per leichtem Fingerdruck bewegen lässt und das Radlager spielfrei ist.
Damit es wieder schön unübersichtlich wird, hier die Liste vom letzten mal. Ein paar Sachen sind dazu gekommen und/oder teurer geworden, einige auch wesentlich günstiger.
- Vorderachse Lenkersatz komplett: 300€ - - - Bremssättel hinten ? - - - Dichtsatz/Dichtungen Motor 200€ - Zahnriemen+Wapu 100€ - Einspritzdüsen+Glühkerzen 100€ - Inspektionsumfang kpl. inkl. Bremsflüssigkeit 220€ - - - Kotflügel beidseitig ca. 50€ - Spur einstellen+TÜV 160€ - 4 Reifen neu 160€ - Tachobeleuchtung 5€ - - - Flexrohr Auspuff 20€ - - - - - - -
Macht momentan 1348€
Arbeitszeit ist bis jetzt bei geschätzten 28 Stunden, auch weil das sandstrahlen und lackieren viel Zeit verschlungen hat.
Die Literatur ist wesentlich teurer geworden da ich mir beim KFZ-Verlag die passenden Bücher zum A4 bestellt habe. Klar, Erwin ist billiger. Wenn ich aber insgesamt an die 1000 Seiten Werkstatthandbuch ausdrucke und mir dabei noch die Tintenpatronen leer fahre, habe ich eine lose Blatt Sammlung und bin genauso viel Geld los. Jetzt habe ich die originale Werkstattliteratur in gebundener Fassung und muss nicht meinen privaten "Büro" Laptop in der Werkstatt einsauen um Papier und Tinte zu sparen.
Den Etzold "Audi A4" hat mir ein Kumpel geschenkt, von dem ich auch die Teile erhalten habe. Gerade der meiner Meinung nach wichtigste Teil, nämlich die Reparatur der Vierlenker Vorderachse fehlt gänzlich. Auf die besonders auffälligen Probleme eines Fahrzeuges, sollte in einem Selbsthilfebuch auf jeden Fall eingegangen werden. Ich brauche vermutlich nicht erwähnen das der Quattro Antrieb zwar erklärt wird, jedoch wie beim Skoda 4x4 auf nichts weiter eingegangen wird. Zum Automatikgetriebe wird nur die Einstellung des Bowdenzuges erklärt, Ölstand kontrollieren oder ähnliches fehlt. Ich bin froh das ich mir das Buch nicht gekauft habe, sondern die Original Werkstatthandbücher.
Das war die Reparatur des Hinterwagens. Die Anhängerkupplung wird wohl in den Schrott wandern. Denn die gesamte Traverse ist stellenweise um 2-3mm weggerostet, außerdem würde nur das Steuergerät der Anhängerelektrik soviel Kosten wie eine neuer kompletter Elektrosatz. Die Heckschürze ist durch diverse kleinere "Unfälle" beschädigt und wenn ich einen guten Ersatz finde, wird diese noch gegen eine gebrauchte getauscht.
Was meint ihr? Geht der Zustand für ein 21 Jahre altes Auto in Ordnung? Habe ich was vergessen?
Hier gibt's schon mal eine kleines Schmankerl auf den nächsten Teil:
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Sat Apr 01 11:16:26 CEST 2017 | Daemonarch
Top Arbeit! Wenn du jetzt ernsthaft meinst, da wäre Rost an dem Fahrzeug gewesen, dann schau bitte niemals unter einen gleich alten Mercedes W210...
Sat Apr 01 13:05:09 CEST 2017 | jettaflitzer
Darum habe ich mich vor einem Jahr von dem Wunsch verabschiedet, einen W202 250TD zu kaufen.
Technisch ist alles kein Problem. Nur Karosseriearbeiten hasse ich wie die Pest und Rost erst Recht.
Sat Apr 01 13:33:56 CEST 2017 | Daemonarch
Ich mag eigentlich Karosseriearbeiten... Habe nur nicht die Geduld das perfekt hinzukriegen.
Sun Dec 31 17:37:09 CET 2017 | Trackback
Kommentiert auf: Jettaflitzer alias Jans Leben:
Audit der Audi denn jetzt wieder?
[...]
Für alle die den Anfang nicht kennen, hier geht´s mit dem ersten Teil der Audi Saga los.
Kennt ihr dieses Gefühl: Nichts bewegt sich, ihr fangt was großes an und auf einmal [...]
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Sat Jan 13 16:35:45 CET 2018 | Trontir
Für 21 Jahre geht der Zustand alle mal in Ordnung! Viele Fahrzeuge erreichen nicht mal das Alter. Und übermäßig viel Rost war ja gar nicht mal dran.
Deine Antwort auf "21 Years Later.."