Mon Sep 13 20:11:28 CEST 2021 | Roadrunner_1970 | Kommentare (5)
Wie sagt man so schön: scheiden tut weh! Dieser Spruch passt sehr gut auf den Verkauf unseres treuen Volvos nach fast 250.000 km. Was war der Grund? Der Stern unseres kleinsten Volvos begann erst schleichend, dann aber rapide zu sinken, ich hatte es leider zu spät bemerkt, dass bei dem Volvo ein größeres Problem im Verborgenen schlummerte.
Aber der Reihe nach: das Ende zeichnete sich nach 238.000 km durch starkem Abgasgeruch im Innenraum Fahrt ab. Kurz zuvor war nach 236.000 km der Partikelfilter zum zweiten Mal gewechselt worden und bereits hier war ich stutzig geworden, denn dieser hatte gerade soeben die 120.000 km, welche von Volvo als Wechselintervall definiert sind geschafft. Kurz zuvor stieg zunächst der Verbrauch etappenweisen auf fast 6,5l an, dann war der Volvo unvermittelt in den Notlauf gegangen, die Werkstatt stellte fest, dass der Partikelfilter zugesetzt war. Ich hatte mich deshalb gewundert, weil unser Volvo so gut wie keine Kurzstrecken absolvieren musste und daher der Partikelfilter in der Regel bei ähnlichen Fahrprofilen erst nach 150-180.000 km endgültig zum Wechsel fällig ist. Verwendet wurde hierbei übrigens der After Market Filter von Scandix - die Werkstatt merkte an, dass dieser hinsichtlich der Passgenauigkeit schon sehr zu wünschen übrig ließ. Ich hatte zunächst angenommen, dass aufgrund dieser schlechten Passgenauigkeit ein Leck in der Abgasführung entstanden sein könnte, welches den Geruch verursachte. Aber leider weit gefehlt. Zwischenzeitlich ebbte der Abgasgeruch ein wenig ab, so dass wir den Wagen noch eine Zeit lang gefahren haben. Im weiteren Verlauf verruste der Motorraum zunehmend und auch der Geruch kam zurück, so dass wir sen Wagen erneut zum Check in die Werkstatt gaben, wo diese einen undichten Turbolader feststellte.
Nach einigem darüber Nachdenken wurde mir dann auch klar, was die eigentliche Ursache des Schadens war: ich erinnerte mich, dass bei Kilometer 209.000 ein undichter Injektor gewechselt wurde. Dieser war zuvor von einer Volvo Werkstatt nicht erkannt worden, das Geräusch - eine Art Zischen - ordnete man einer Umlenkrolle des Flachriemens zu, welche dann bei Gelegenheit gewechselt werden sollte, was dann aber erst einige Tausend km später erfolgte. Dementsprechend fuhren wir sehr lange mit diesem undichten Injektor durch die Gegend und das war der Anfang vom Ende: durch die Leckage wurde Falschluft gezogen, welche wiederum zu verstärkter Russbildung während der Verbrennung führte. Dies wiederum erklärt, weshalb der DPF so früh zugesetzt war und, da der Turbolader gegen den zugesetzten DPF gearbeitet hatte, warum dieser am Gehäuse undicht wurde. Ärgerlich!
Es war allerdings nicht die einzige Reparatur, welche kurzfristig beim V 50 anstand. Auch das 2-Massen Schwungrad machte sich bereits seit einiger Zeit durch Vibrationen bemerkbar, eine bekannte Schwachstelle dieses Motors. Hinzukam die Bremsen vorne und hinten, welche ersetzt werden mussten sowie noch einige weitere Kleinigkeiten. Alles in allem, Eigenleistung bereits eingerechnet, hätten wir min. 3500 € in den Wagen investieren müssen, wert war er vielleicht noch insgesamt diesen Betrag. Der Volvo näherte sich aber der magischen 250.000 km Marke, so dass wir entschieden, den Wagen an „Wir kaufen dein Auto“ zu verkaufen.
Die Story zu meiner Anzeige in eBay Kleinanzeigen, das Völkchen welches sich zu dieser meldete (80 Anfragen über ALLE denkbaren Kanäle binnen 10 min….) und die Umgangsformen einiger dieser Zeitgenossen erspare ich euch einmal im Detail… Solltet ihr planen ein Auto in dieser Preisklasse über ebay KA zu verkaufen - freut Euch, wenn die Anfragen das Mindestmaß an Etikette erfüllen und vergesst alles, was Ihr über korrekte Rechtschreibung und Umgangsformen gelernt habt. Das Highlight habe ich mal angehängt - noch Fragen? Ja, da offenbart sich einem die Bedeutung des Begriffs „Assi“ - bevor dieser Herr den Volvo bekommen hätte, hätte ich ihn eher abgefackelt, in der Weser versenkt oder einem Flutgeschädigten in der Eifel geschenkt (was wir nebenbei als tatsächlich vorhandene Möglichkeit einer wohltätigen Initiative leider zu spät mitbekommen hatten, da war der Volvo schon weg).
Kurz zu „Wir kaufen Dein Auto“: ich kann absolut nichts schlechtes zu deren Abwicklung sagen, der Wagen wurde mit 1700 € in Zahlung genommen, es gab keinerlei Abzüge vor Ort, das Personal war sehr freundlich und ich für meinen Teil kann diese Firma durchaus empfehlen, auch wenn es viele negative Berichte im Netz gibt. Allerdings hatte ich den Wagen auch sehr ehrlich beschrieben und alle Mängel vorab genannt. Bezahlt hatten wir vor sieben Jahren 10.900 € bei Kilometerstand 97.000 - macht also 9.200.-€ Wertverlust in 7,5 Jahren, also rund 1.250.-€ p.a. Ein ordentlicher Wert, wie ich finde.
Der Volvo war immer äußerst zuverlässig, an wesentlichen Reparaturen hatten wir folgendes ausführen lassen, alles was nicht gesondert genannt ist, ging auf die Select Garantie, so dass wir hier dann nur 50 % der Materialkosten übernehmen mussten:
- Klimakondensator (116 tkm) - Klimakompressor (136 tkm) - AGR Ventil (168 tkm) - Lichtmaschine (170 tkm) - Querlenkerstrebe hinten (183t km) - 2 Xenonbrenner von Bosch (193 tkm) - nicht durch Select gedeckt - Differenzdrucksensor (236 tkm) - nicht durch Select gedeckt
Größere Wartungsarbeiten: - DPF org. Volvo bei km 116t - ZR mit WaPu und Rollen, Bosch, Ford Werkstatt bei 183 tkm - DPF Scandix bei km 236t, Ford Werkstatt
Verbrauch über 152 tkm: 5,6l D mit einer Spannweite von 4,5 bis 6,2l. Übrigens lag der Verbrauch mit Shell V-Power Diesel um rund 0,3l im Schnitt niedriger als mit herkömmlichen Diesel und über 6l verbrauchte er erst mit dem zugesetzten DPF; die übliche Spanne waren 5,5 bis 5,8l/100 km. Mit dem V-Power Deal von Shell konnten wir den Volvo somit fast kostenneutral fahren (ihr zahlt 10 € im Monat und tankt dafür 150l V-Power Diesel zum normalen Dieselpreis).
Wie ist nun mein Fazit zum V50? Ein sehr gutes Fahrzeug, welches unsere Erwartungen voll erfüllt hat. Dieser wurde intensiv genutzt, nie geschont und bereitete kaum ernsthafte Probleme. Die Select Garantie, mit welcher wir den Wagen gekauft haben hat sich absolut bezahlt gemacht, diese würde ich euch wärmstens empfehlen. Der Volvo überlebte sogar ohne jegliche Folgen eine Fehlbetankung mit Super Benzin (V Power statt V Power Diesel) bei KM 176.000. Das Benzin wurde abgepumpt, der Volvo hat es ohne jeglichen Schaden überstanden, obwohl die falsche Betankung erst nach rund 10 km bemerkt wurde, als der Motor zu stottern begann.
Ich glaube, dass die sehr intensive Wartung, die Pflege und die Einhaltung aller vorgeschriebenen Wartungsarbeiten sowie die Verwendung des von Volvo freigeben Öls der Schlüssel zu dieser Bilanz waren. Würde ich den V50 erneut kaufen? Definitiv ja! Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das von uns subjektiv wahrgenommene Qualitäts Niveau eine gute Stufe unter jenem unseres V70 liegt. Dieser wirkt insgesamt einfach solider, die Materialien wirken hochwertiger und der V70 fühlt sich aktuell nach 14 Jahren und 230.000 km bei weitem nicht so abgefahren an, wie der V50. Die sieht man beispielsweise am Zustand der Innenausstattung. Der Vorgänger war übrigens ein Ford Focus auf gleicher Plattform und mit gleichem Motor, dieser war qualitativ deutlich schlechter, sowohl subjektiv als auch objektiv.
Nachfolger des V50 wurde übrigens ein Tesla Model 3. Dieses war innerhalb von fünf Wochen (!) neu verfügbar. Der von uns angefragte XC40 Electric wäre erst nach 6-7 Monaten lieferbar gewesen und hätte in der Leasingrate (der Tesla ist der Firmenwagen meiner Frau) gerade einmal das Doppelte gekostet. Vom Tesla sind wir übrigens äußerst angetan… Dazu aber mehr an anderer Stelle. |
Wed Sep 15 12:45:25 CEST 2021 | bronx.1965
Danke für diesen ausführlichen Artikel. Ein lesenswertes Fazit.
Die Ausführungen zu den Umgangsformen, nicht nur bei eBay Inseraten, kann ich vollumfänglich bestätigen.
Wed Sep 15 13:59:33 CEST 2021 | Goify
Interessante Story. Da sieht man, dass ein moderner Diesel selbst von Fachwerkstätten nicht immer vollständig verstanden wird.
Thu Sep 16 10:21:05 CEST 2021 | HerrLehmann
Na sooo modern ist dieser Diesel ja nicht mehr... ;-)
Danke für die Einblicke. Volvo und Ford haben sich mit den zugekauften PSA Dieseln aus dieser Zeit auch selbst das Leben schwer gemacht, z. B. durch eigen festgelegte Standards beim Öl etc.
Schön auch die Belletristik aus der Abteilung "IschgebDich500€". :-)
Beim letzten privaten KFZ Verkauf habe ich die Kontaktaufnahme beschränkt auf die Kontaktmöglichkeit per Mail. Anfragen ohne Grußformel und schlechtem Deutsch habe ich direkt gelöscht.
Am Ende hat den Wagen ein junger Mann aus der Region gekauft, der froh war relativ günstig ein gepflegtes Fahrzeug für unter 5k erwerben zu können. Weil diese Preisklasse findet sich nicht beim klassischen Autohaus, womit man sich mit Ali Export rum schlagen muss...
Thu Sep 16 11:10:38 CEST 2021 | Goify
Modern im Hinblick auf den DPF. Ohne dieses Teil wäre alles halb so dramatisch abgelaufen.
Thu Sep 16 11:16:45 CEST 2021 | HerrLehmann
Das stimmt, also ausbauen wie das AGR... ;-)
Deine Antwort auf "Volvo V50 1.6D MJ 2010 nach 250tkm verkauft - ein Nachruf"