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Kopfüber in Down Under

Ein Leben am anderen Ende der Welt

Thu Jul 01 12:19:55 CEST 2010    |    MartinSHL    |    Kommentare (13)

Da war ich nun angekommen im äußersten Nordosten....eine dreiviertel Umrundung Australiens lag bereits hinter mir....und vor mir das Paradies für jeden Ossi: Bananen, so weit das Auge reichte! :D :D :D

Von daher war es natürlich für mich selbstredent, dass ich unbedingt auf einer Bananenplantage arbeiten wollte.

Dies tat ich dann auch in dem kleinen Städtchen Innisfail, südlich von Cairns.

Aber da endete das Paradies ganz plötzlich, denn das "Banana-Humping" gehört zu den mit Abstand körperlich schwersten Arbeiten, welche man machen kann. Und - mit etwas Pech - auch zu den tödlichsten. :eek:

 

Denn, neben mitunter giftigen Spinnen, nisten sich auch gerne Ratten in den Stauten ein (und damit sind keine europäischen Ratten gemeint, sondern Viecher in der Größenordnung eines Hasen!). Die selbst sind noch nicht das Problem, aber Rattenurin kann, insofern es in den menschlichen Körper gelangt, tödlich sein.

 

 

 

Nun mag man sich fragen "Wie zur Hölle soll man Rattenurin aufnehmen?". Ganz einfach: in dem man offene Wunden hat.

So war leider auf der Farm, auf welcher ich nun anfing, erst 3 Wochen vorher ein englischer Backpacker gestorben, weil er dieses "Gift" über eine offene Wunde am Rücken abbekommen hatte.

Da traf es sich natürlich hervorragend, dass ich mich just einen Tag vorher in Cairns noch frisch am Oberarm tätowieren lassen hatte.... :rolleyes:

Der Farmer war begeistert und wollte mich umgehend am ersten Tag wieder entlassen. :(

 

Also habe ich notgedrungen lange Kleidung tragen müssen und zusätzlich den Arm mit Folie umwickelt, damit die offene Wunde , was ein frisches Tattoo ja ist, nicht irgendwelchen Kontakten ausgesetzt ist.

Nach einer knappen Woche war das aber zum Glück erledigt. :)

 

Oben erwähnte ich, dass die Arbeit mitunter zu den schwersten gehört. Auch dies ist leicht erklärt, denn so ein "Bananabunch" (komplette Staute) wiegt im Normalfall zwischen 60-80kg, besonders gute Exemplare sogar bis zu 120kg....und diese müssen, nachdem sie durch eine zweite Person mit einer Art Machete vom Baum abgeschlagen wurden, durch eine einzelne Person mit der Schulter aufgefangen und abtransportiert werden. Je nach Fallhöhe und Bunchgröße zwingt einen das recht ordentlich in die Knie.

Das ganze bei herrlich erfrischenden 45Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit, die jeder Sauna spottet.

Ich habe hier mitunter bis zu 10L Flüssigkeit am Tag zu mir genommen und einfach so wieder rausgeschwitzt. :eek:

 

Aber dennoch - oder gerade wegen? - dieser Strapazen hat mir dieser Job unheimlich Spaß gemacht.

Es war mal wieder eine völlige Abwechslung zu meinem 8 Jahre gewohnten Bürojob in der Bank.

Man musste nicht groß nachdenken, hatte keine Verantwortung und konnte den ganzen Tag an der frischen Luft und in der Sonne sein. Herz was willst Du mehr...!

 

 

Hier durfte ich dann auch endlich den wohl meistersehnten Kindheitstraum eines jedes Mannes erfüllen: Träcker fahrn! :D

Mit dem gings über die Plantage um die geernteten Bunches zu transportieren. Ein riesen Gaudi das Teil.

Hab damit gleich mal nen Lamborghini gerammt....aber das war zum Glück nur ein anderer alter Träcker auf der Farm. ;)

 

Auch hier bekam ich mal wieder Dank meiner "deutschen Gründlichkeit" ein dauerhaftes Jobangebot.

Aber nunja...so schön wie es hier bei der heiß begehrten "unter-dem-Ladentisch-Ware" auch sein mag, dass muss man nicht unbedingt dauerhaft machen. ;)

Zumal hier oben in Quennsland in der Regenzeit die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit noch weiter ansteigen...nee, nee....außerdem wollte ich ja irgendwann meine Australien-Umrundung beenden.

 

 

An einem freien Wochenende hatte ich mir dann vorgenommen, noch einen weiteren großen Outbacktrail mit dem Landcruiser zu unternehmen, hinauf zum Cape Tribulation, der absolut nördlichsten Spitze Australiens, von wo man aus sogar bis nach Papa Neuguinea sehen kann bei gutem Wetter.

Leider stieß hier Lanny an seine Grenzen.

Das Gelände, welches es zu durchfahren galt, war eine Mischung aus europäischen Mittelgebirgen und "Teletubby Wiesen-Hügellandschaft".

Jedoch machte der Wagen bei steilen Anstiegen schlapp und wurde immer langsamer.

Ich hatte vorher in Alice Springs das Fahrzeug mal in einer Werkstatt komplett durchchecken lassen, dabei wurde festgestellt, dass von den einst 6 Zylindern einer bereits komplett ausgefallen, und die anderen 5 im günstigsten Falle auf 50% liefen.....somit standen mir quasi noch 2,5 Zylinder für mein riesen Outbackschiff zur Verfügung, kein Wunder, dass er da bei solchen Steigungen nicht mehr vorwärts kam. Sehr schade und muss (und werde!) ich wohl irgendwann noch nachholen, aber vorerst beschränkte ich dann meine weiteren Fahrten auf mehr oder weniger flaches Gelände.

 

Hier trennten sich dann auch Daniels und meine Wege, denn sein Visum neigte sich dem Ende entgegen und er musste innerhalb von 3 Tagen nach Sydney gelangen, um seinen Flug zu erwischen.

Verwundern wird es wohl kaum einen, dass ich am fünften Tag einen Anruf von ihm erhielt, dass er es natürlich nicht rechtzeitig geschafft hatte und nun ein paar Tage später heimfliegt.... :D *Chaot*

 

Auch ich machte mich weiter auf den Weg Richtung Süden, denn meine Schwester kam extra aus Deutschland und hatte ihren Urlaub so geplant, dass wir 2 Wochen zusammen von Brisbane nach Sydney reisen konnten.

 

Vorher machte ich jedoch noch einen Stopp in Nemos Heimat, dem berühmten Great Barrier Reef.

Hier bestieg ich dann für 3 Tage ein kleines Segelboot, zu dessen Crew früher (muss Ende der 80er/Anfang 90er gewesen sein) kein geringerer als Prinz Charles gehörte und wir umsegelten die Whit Sundays, wohl eines der schönsten Inselgebiete.

Ein Abstecher zum "White Heaven Beach" gehört natürlich ebenfalls dazu, dies gilt als der schönste Strand weltweit, jeden Tag wird hier bedingt durch Ebbe und Flut das Muster im Wasser neu angeordnet.

 

 

Anschließend ging es nun wie geschrieben direkt nach Brisbane, um meine Schwester in Empfang zu nehmen.

Um die Wartezeit zu verkürzen, kümmerte ich mich um die Reparatur des defekten Daches.

Nachdem ich bei angefragten Werkstätten Preise von um die 2.000Dollar zu hören bekam, entschied ich mich für eine "abenteuergerechte Do-it-yourself" Variante:

Ich habe das Dach angehoben, ein paar Dosen Bauschaum (wie er zum Abdichten von Fenstern genommen wird) druntergesprüht und aushärten lassen, dann am Rand sauber abgeschnitten und mit ausreichend Silikon abgedichtet. Fertig war mein neues Dach! :D

 

In Brisbane buchten wir dann erstmal eine recht abenteuerliche Fahrt mit dem "Aqua Duck", ein Bus, umgebaut zu einem Amphibienfahrzeug, welches also sowohl zu Land, als auch im Wasser bestens vorwärtskommt. Das war dann mal eine Stadttour der anderen Art. Kann ich nur empfehlen, wenn Ihr mal die Gelegenheit dazu habt.

 

Um meiner Schwester jedoch auch ein bisschen Outbackfeeling zu zeigen, führte uns der nächste Weg nach Fraser Island, eine Sandinsel nördlich von Brisbane.

Und das ist nicht nur irgendeine Insel, sondern die größte Sandanhäufung weltweit.

Es gibt auf der gesamten Insel keine feste Erde und - um eine Vorstellung vom Ausmaß zu bekommen - die Insel besteht aus mehr Sand, als die gesamte Wüste Gobi überhaupt hat.

Das Befahren ist daher ausschließlich mit einem Geländewagen möglich.

 

 

 

Wir verbrachten hier 3 Tage und 2 Nächte, um die Insel einmal komplett zu umfahren.

Es ging auch diesmal wieder quer durch Flußläufe....vorbei an alten gestrandeten japanischen Luxuslinern und auch direkt in die Inselmitte, zum Lake Mckenzie, dem saubersten See der Welt.

Ich habe noch nie im Leben so absolut blaues Wasser gesehen.

...und selten so viele Dingos. Welche sich dann nachts auch erstmal gemütlich über unsere gesamten Essensvorräte hergemacht haben. Und ich wunder mich noch, was da nachts unterm Auto so rumkratzt. Nunja, ich hoffe die Gummitierchen und vor allem das halbe Kilo Margarine haben geschmeckt.... :D

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber auch diese Zeit hat nun irgendwann mal ein Ende und so zogen wir weiter nach Süden, machten hier und da noch ein paar kleine Abstecher wie zum Beispiel nach Surfers Paradise oder zum "Most easterly Point of Australia" um dann in Sydney anzukommen.

Zum einen, weil der Rückflug für meine Schwester von hier aus ging....zum anderen ein ganz besonderer Moment für mich persönlich...denn genau hier hatte vor fast 1 Jahr mein großes Abenteuer begonnen.

 

Das Gefühl, als ich mit dem Wagen in die Stadt reinfuhr und die Harbour Bridge überquerte ist einfach unbeschreiblich gewesen.

Ich kann nicht abstreiten, dass das für mich ein recht sentimentaler Augenblick gewesen ist, hatte ich es ja nun endlich geschafft, meinen riesen Traum komplett zu verwirklichen. Ich war tatsächlich einmal komplett um den gesamten australischen Kontinent gefahren, war an Stellen gewesen, die kaum einer bisher gesehen hat, bin durch unzähliche kleine und große Abenteuer gestolpert, habe Menschen aus aller Herren Länder kennenlernen dürfen....und das alles auf eigene Faust.

Ja, ich war verdammt stolz! Und bin es auch bis heute noch.

 

Aber noch war meine Zeit nicht zu Ende hier. Nach dem Heimflug meiner Schwester brach ich noch ein letztes Mal auf um im Landesinneren zu arbeiten.

 

Eine Reise, von welcher ich ohne Lanny wiederkehren würde...


Thu Jul 01 12:52:16 CEST 2010    |    G0lf-V-GT

wahnsinn...es ist ein traum deine storys zu lesen und diesmal hast du die besten Fotos ever drinnen.Ein wunderschöner traumhafter strand...es ist alles soooo toll :(

 

wenn ich die ganzen Fotos sehe...einfach wahnsinn.

 

meintest du dass du mir die Fotos mal alle zukommen lassen kannst...also von der ganzen Landschaft,sehenswürdigkeiten.auf cd/dvd...internet-upload etc. ? falls ja PM mich :)

Thu Jul 01 13:38:34 CEST 2010    |    MartinSHL

oh jetzt hätte ich ja fast die reparatur meines "cabriodaches" vergessen...habs oben noch mit eingefügt. :)

Thu Jul 01 13:57:45 CEST 2010    |    JWck

Das Foto des Lake Mckenzie ist absolut beeindruckend, auch der Rest der Fotos und Berichte ist grandios!

Du weckst mit deinen Berichten eine extreme Reiselust!

Thu Jul 01 19:52:15 CEST 2010    |    Warmmilchtrinke

Toller Bericht und schöne Fotos.

Ich werde voraussichtlich im Februar mit meiner Freundin hin fahren, wir möchten dort den Südosten durchqueren in 5-6 Wochen :)

Vielleicht hast du irgendwelche guten Tipps für mich? (per PN ;) )

Thu Jul 01 21:00:21 CEST 2010    |    andyrx

toller Bericht mit noch tolleren Bildern....chapeau;)

 

mfg Andy

Thu Jul 01 21:31:37 CEST 2010    |    Dr Seltsam

Da kriegt man Sehnsucht dorthin zu fahren. Manoy, musst du son Fernweh mit deinem super Berricht hier auslösen!? :D :)

 

Und bin auf den nächsten Teil gespannt wie es mit dem armen Bauschaumauto weitergeht bzw zu Ende geht...

Fri Jul 02 08:31:45 CEST 2010    |    MartinSHL

@warmmilchtrinker: wo genau gehts im südosten hin?

vermutlich zwischen sydney und meldbourne unterwegs?

Fri Jul 02 22:09:07 CEST 2010    |    Warmmilchtrinke

Wir wollten die Küste von Brisbane bis Adelaide fahren. Wir hoffen, dass wir viel schaffen. Wenn es nicht geht, dann ist es aber auch nicht schlimm, dann fahren wir halt nicht ganz so weit.

Sat Jul 03 23:40:32 CEST 2010    |    MartinSHL

von Brissi bis adelaide ist zwar nen gutes stück, aber sollte in 5 wochen gut zu schaffen sein.

hier und da mal nen abstecher, nur eben nicht an einer stelle eine woche bleiben, dann passt das ganz gut denke ich.

Tue Jul 06 14:56:44 CEST 2010    |    MaCaddyGyver

@Warmmilchtrinke:

Nachdem ich - 1992 - auch in Australien war, meine Empfehlung: auf jeden Fall die Great Ocean Road anschauen, die hatte Martin ja auch schon im Programm. Bei mir war aber in Melbourne Schluss und die G.O.R. nur noch ein kleiner Ausflug. Ich hab außerdem auch noch die Pinguine auf Phillip Island angeschaut, die waren goldig - auch in der Nähe von Melbourne.

Was auch witzig ist, ist Coolangatta / Tweed Heads. Die beiden Orte grenzen zwar direkt aneinander, da aber Coolangatta zu Queensland (Qld.) gehört und Tweed Heads zu New South Wales (NSW), haben sie im (australischen) Sommer verschiedene Zeiten, da NSW Sommerzeit hat und Qld nicht. Man kann also (in der Boundary Street) gleichzeitig in zwei verschiedenen Zeiten unterwegs sein: links 14:00 Uhr, rechts 15:00 Uhr... ;)

 

Sydney muss natürlich auch dabei sein, zumindest mal Harbour Bridge und Opera House anschauen. Bei Nacht den Sydney Tower und so betrachten ist auch klasse. Wenn man dort Zeit hat, einen kleinen Abstecher in die Blue Mountains und die Three Sisters besuchen.

 

Ach, ich will am liebsten gleich ins Flugzeug steigen und wieder hin! :D

Tue Jul 06 15:18:57 CEST 2010    |    MartinSHL

dem habe ich nichts hinzuzufügen.... :D

Tue Jul 06 16:38:49 CEST 2010    |    Warmmilchtrinke

Klingt Super.

 

Die Great Ocean Route ist damit fest gebucht :)

Sydney ist ohnehin Pflicht, gilt es doch als die nicht formelle, aber "heimliche Hauptstadt" Australiens.

Ich sehe schon, da werden wir einiges zu Gesicht (oder vor die Linse) bekommen.

 

Zu Weihnachten kaufe ich mir voraussichtlich eine Superzoom-Kamera. Ich denke, es lohnt sich schon für diese eine Reise :)

 

Vielen lieben dank für eure Tipps, da steigert die Vorfreude weiter.

Thu Jul 08 16:38:57 CEST 2010    |    MartinSHL

Deine Antwort auf "Teil 8: Ein Ossi im Paradies!"

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Jahrgang 1980, schon von klein auf eine Leidenschaft für alles mit Rädern entwickelt. Erst wurde das Fahrrad gepimpt, später die Autos. :D

Auch beruflich voll dem Automobil verschrieben.

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