Thu Jul 08 16:36:02 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (12)
Meine Schwester war nun wieder zurück nach Deutschland geflogen und ich trat meine vorerst letzte Reise an.
Da ich gerne die letzten 2 Wochen in "saus und braus" in Sydney verbringen wollte, musste ich vorher nochmal ein bisschen arbeiten gehen. So ergab es sich, dass ich erneut 600km ins Landesinnere fuhr, um nach Griffith zu gelangen.
Dieser Ort ist, ebenso wie bereits in meinem zweiten Australienblog über Shepparton berichtet, eine große landwirtschaftliche Farmerregion. Auch hier gabs mal wieder von Äpfeln, Birnen, Orangen....bis hin zu Zwiebeln und Karotten alles mögliche zum ernten.
Griffith ist eine recht coole Stadt, überall Backpacker und Farmer und genau richtig, um sich zum einen mal vom Getümmel an der Ostküste zurückzuziehen, zum anderen auch um ein bisschen Geld beim Arbeiten zu verdienen....denn hier mitten in der Pampa gibts eh nix, wofür man es ausgeben könnte...*gg*
Und die Region ist großer Anlaufpunkt für alle "Newbies"....daher war ich nach nun fast einem Jahr Aufenthalt ein "alter Hase" und konnte abends aufm Campingplatz die ein oder andere Geschichte erzählen. Bereits der Moment, wo ich mit meinem alten Geländewagen den Platz befuhr sprach Bände....alle standen mit offenem Mund rum und schauten interessiert zu mir rüber....
Nunja, genug des Eigenlobs.
Die erste Woche hier arbeitete ich in einer "Karottensortierfabrik". Möhren - hart, holzig, bitter im Geschmack und meist völlig deformiert - wurden hier an einem Fließband transportiert und mussten nach Größe sortiert und dabei vom oberen Teil (wo die Blätter raus kommen) getrennt werden. Wenn ich mich recht erinnere, wurden diese für Speißen und Karottensaft, der Ausschuß als Tiernahrung weiterverarbeitet.
Apropos Deformierung, ich darf vorstellen: Herr und Frau Karotte:
Auf dem Bild links ist auch an der Vorderkante des Fließbands eine aufstehende Blechkante zu sehen, hierauf wurden die Karotten geschlagen um den oberen Teil abzutrennen. Da es sich nicht um irgendein scharfes, sondern ganz gewöhnliches Baumarktblech handelte, ging die Tätigkeit ziemlich stark auf die Arme, insbesondere auf die Ellenbogengelenke. Da man nach geschaffter Menge bezahlt wurde, versuchte ich natürlich mal wieder der Schnellste von Allen zu sein. Nach ner Woche war ich reif für eine Reha-Behandlung, da ich kaum noch die Arme bewegen konnte.
Aber zum Glück war die Saison ohnehin grad zu Ende und ich nahm einen neuen Job, diesmal in einer "Zwiebel-Abpack-Fabrik" an. Auch hier liefen wieder über ein Fließband die Zwiebeln, mussten nach Größe sortiert und in die auch bei uns handelsüblichen Netze verpackt werden. Nur eben, dass es 50kg-Netze waren und diese anschließend auf Paletten 2m hoch gestapelt werden mussten.
Dreimal dürft Ihr raten, wer den schweren Teil der Arbeit übernommen hat....
Bereits beim Betreten der Arbeitshalle hat es einem für die nächsten 2 Stunden die Tränen in die Augen getrieben. Ich heule normalerweise schon beim normalen Zwiebelschneiden, aber die Arbeit hier stellte alles in den Schatten. Einzig der Firmenchef war da recht imun dagegen, sogar ganz im Gegenteil, er verspeißte die rohen Zwiebeln wie unsereins Äpfel ist!
Auch eine unschöne Sache durfte ich hier erleben, beim Abladen eines Trucks sprang der Fahrer vom Trailer und landete dummerweise auf einer Spanngurtöse, was dazu führte, dass er mit vollem Schwung umknickte und es ihm den Fuß regelrecht abgerissen hat. Das Schienbein stand nach vorne durchs Fleisch raus und der Fuß hing nur noch an einem kleinen Fetzen Fleisch.
Selbst die herbeigerufenen Rettungsdienste sagten, dass sie noch nie eine solch schlimme Fußverletzung gesehen hatten. Ein Anblick, der sich mir selbst heute noch beim bloßen Gedanken den Magen umdrehen lässt.
Aber davon abgesehen, war das Leben hier echt wunderbar relaxed und wir Campingplatzbewohner genossen an den freien Wochenenden die Zeit in einem etwas entfernt gelegenen Waldstück. Hier wurde gegrillt, die ganze Nacht über Lagerfeuer und Nacktbaden (scheiße....war ne verlorene Wette...) im angrenzenden Fluß gemacht. Einfach nur wunderbar zum entspannen, fast ein perfektes Strandfeeling mitten hier in der Einöde. Ein bisschen "rumposen im Gangsterstyle" gehörte natürlich mit dem passenden kultigen Auto auch dazu.
Aber alles Schöne hat irgendwann mal ein Ende und so rückte auch meine Visumbefristung unaufhaltsam näher. Da ich noch ein bisschen Zeit in Sydney verbringen wollte (Weihnachten stand vor der Tür), war es nun an der Zeit, Abschied zu nehmen. Abschied von allen hier auf dem Campingplatz neu gewonnen Bekanntschaften....und Abschied von meinem bis dahin so treuen Weggefährten Lanny. Um mir den Abschied jedoch etwas zu verschönern, schaffte ich es, den guten alten Wagen für nahezu das Doppelte zu verkaufen, wie ich ihn selber einst eingekauft hatte. Nochmals zur Erinnerung: das Dach war defekt und nur notdürftig repariert und auch sonst hatte der Wagen mittlerweile einiges an Strapazen hinter sich, war über Stock und Stein gejagt worden...
So konnte ich jedoch als "gemachter Mann" die restliche Zeit in Sydney gut über die Runden bringen.
Anschließend trat ich, vom neuen Autobesitzer noch zum Bahnhof gebracht, meine erste (und gleichzeitig letzte) Australienreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln an.
Und glaubt mir, 600km mit dem Zug durchs Niemandsland können wahnsinnig lang und einsam werden. So saß ich nun schweigend ans Fenster angelehnt und schwelgte in Erinnerungen, welche das letzte Jahr geprägt hatten. Gedanklich ging ich irgendwie nochmal meine komplette Reise durch, erlebte jeden einzelnen Moment nochmals im Schnelldurchlauf.
Ich hatte es geschafft...!!! Meinen lang gehegten Traum der Australienumrundung wahr gemacht und das alles mit eigenem Willen. Ich hatte wahnsinnig viel erlebt, ich hatte mich ein gutes Stück weit verändert, denke heute über gewisse Dinge einfach aufgrund meiner oft entbehrungsreichen Erfahrungen anders, als es mitunter die breite Masse tut. Aber ich kann sicherlich mit Fug und Recht behaupten, zu wissen warum ich eben so oder so denke und handel.
Ich habe Erfahrungen sammeln dürfen, welche mich wahnsinnig stolz machen und von denen ich gerne berichte. All dies ging mir auf dieser Fahrt durch den Kopf....und ja, ich gestehe, ich konnte es mir nicht verkneifen, die ein oder andere Träne auf dieser Fahrt zu vergießen. Denn eins war mir mit dem Verkauf von Lanny schlagartig bewusst: Mein Abenteuer war zu Ende.
All das Erlebte war vorbei und würde fortan nur noch in meinen Gedanken existieren. Der gute Lanny, der mich an all diese faszinierenden Orte gebracht hatte, ohne den dieses gigantische Abenteuer niemals in der Art möglich gewesen wäre...dass, was ich mit Australien verbinde, verbinde ich unweigerlich mit diesem Fahrzeug....und genau das war nun weg und ich allein.
Wenn immer ich heute an diese Zeit denke, lass ich dabei den australischen Sänger John Williamson laufen, und besser als er hätte ich es auch nicht sagen können: "It´s raining on the rock in a beautiful Country, and im proud to travel this big Land, like an Aboriginie".
Die letzten 2 Wochen in Sydney gingen recht schnell ins Land. Ich verbrachte die meiste Zeit wieder am Strand oder mit Vorbereitungen auf meine Rückkehr.
Dann kam Weihnachten....und das, liebe Blogleser, hat mal rein gar nix mit dem Weihnachten zu tun, wie wir es hier in Deutschland oder auch Europa kennen. Es ist australischer Hochsommer, es herrschen fast an die 40Grad im Schatten, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Aussies diesen Tag hauptsächlich am Strand verbringen und anschließend den Barbeque anwerfen.
Man ist mit Badehose und Flip-Flops unterwegs und im Radio läuft "Jingle Bells"....nein, eine wirkliche Weihnachtsstimmung will dabei nicht so recht aufkommen. Aber zumindest mal wieder eine Erfahrung wert gewesen.
Warum ich jedoch meinen Flug so legte, dass ich 2 Tage vor Sylvester abfliege, ist mir ehrlich gesagt bis heute ein Rätsel. Denn insbesondere das Feuerwerk in Sydney ist nachdem, was ich auf Videos gesehen habe, der absolute Wahnsinn, die gesamte Harbour Bridge steht dabei wohl in Flammen. Aber nunja, hat leider nicht sollen sein. Ein andermal ganz sicher!
So bestieg ich nun den Flieger um zum ersten mal nach gut einem Jahr wieder Fuß auf deutschen Boden zu setzen. Hinter mir lagen herrliche und unvergessliche Monate, Sommer/Sonne/Strand und Meer jeden Tag, ein unglaublich relaxtes Leben und wahnsinnig freundliche Menschen....
Und was lag vor mir?
Frankfurt/Main...Minus 11 Grad....und ein Zollbeamter, der mich früh um 5Uhr mit einem mehr als unfreundlichen "Morgen!" begrüßte. "Welcome back" sag ich da nur!
Ohje....wo war ich da nur gelandet... |
Thu Jul 01 12:19:55 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (13)
Da war ich nun angekommen im äußersten Nordosten....eine dreiviertel Umrundung Australiens lag bereits hinter mir....und vor mir das Paradies für jeden Ossi: Bananen, so weit das Auge reichte! Von daher war es natürlich für mich selbstredent, dass ich unbedingt auf einer Bananenplantage arbeiten wollte. Dies tat ich dann auch in dem kleinen Städtchen Innisfail, südlich von Cairns. Aber da endete das Paradies ganz plötzlich, denn das "Banana-Humping" gehört zu den mit Abstand körperlich schwersten Arbeiten, welche man machen kann. Und - mit etwas Pech - auch zu den tödlichsten.
Denn, neben mitunter giftigen Spinnen, nisten sich auch gerne Ratten in den Stauten ein (und damit sind keine europäischen Ratten gemeint, sondern Viecher in der Größenordnung eines Hasen!). Die selbst sind noch nicht das Problem, aber Rattenurin kann, insofern es in den menschlichen Körper gelangt, tödlich sein.
Nun mag man sich fragen "Wie zur Hölle soll man Rattenurin aufnehmen?". Ganz einfach: in dem man offene Wunden hat. So war leider auf der Farm, auf welcher ich nun anfing, erst 3 Wochen vorher ein englischer Backpacker gestorben, weil er dieses "Gift" über eine offene Wunde am Rücken abbekommen hatte. Da traf es sich natürlich hervorragend, dass ich mich just einen Tag vorher in Cairns noch frisch am Oberarm tätowieren lassen hatte.... Der Farmer war begeistert und wollte mich umgehend am ersten Tag wieder entlassen.
Also habe ich notgedrungen lange Kleidung tragen müssen und zusätzlich den Arm mit Folie umwickelt, damit die offene Wunde , was ein frisches Tattoo ja ist, nicht irgendwelchen Kontakten ausgesetzt ist. Nach einer knappen Woche war das aber zum Glück erledigt.
Oben erwähnte ich, dass die Arbeit mitunter zu den schwersten gehört. Auch dies ist leicht erklärt, denn so ein "Bananabunch" (komplette Staute) wiegt im Normalfall zwischen 60-80kg, besonders gute Exemplare sogar bis zu 120kg....und diese müssen, nachdem sie durch eine zweite Person mit einer Art Machete vom Baum abgeschlagen wurden, durch eine einzelne Person mit der Schulter aufgefangen und abtransportiert werden. Je nach Fallhöhe und Bunchgröße zwingt einen das recht ordentlich in die Knie. Das ganze bei herrlich erfrischenden 45Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit, die jeder Sauna spottet. Ich habe hier mitunter bis zu 10L Flüssigkeit am Tag zu mir genommen und einfach so wieder rausgeschwitzt.
Aber dennoch - oder gerade wegen? - dieser Strapazen hat mir dieser Job unheimlich Spaß gemacht. Es war mal wieder eine völlige Abwechslung zu meinem 8 Jahre gewohnten Bürojob in der Bank. Man musste nicht groß nachdenken, hatte keine Verantwortung und konnte den ganzen Tag an der frischen Luft und in der Sonne sein. Herz was willst Du mehr...!
Hier durfte ich dann auch endlich den wohl meistersehnten Kindheitstraum eines jedes Mannes erfüllen: Träcker fahrn! Mit dem gings über die Plantage um die geernteten Bunches zu transportieren. Ein riesen Gaudi das Teil. Hab damit gleich mal nen Lamborghini gerammt....aber das war zum Glück nur ein anderer alter Träcker auf der Farm.
Auch hier bekam ich mal wieder Dank meiner "deutschen Gründlichkeit" ein dauerhaftes Jobangebot. Aber nunja...so schön wie es hier bei der heiß begehrten "unter-dem-Ladentisch-Ware" auch sein mag, dass muss man nicht unbedingt dauerhaft machen. Zumal hier oben in Quennsland in der Regenzeit die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit noch weiter ansteigen...nee, nee....außerdem wollte ich ja irgendwann meine Australien-Umrundung beenden.
An einem freien Wochenende hatte ich mir dann vorgenommen, noch einen weiteren großen Outbacktrail mit dem Landcruiser zu unternehmen, hinauf zum Cape Tribulation, der absolut nördlichsten Spitze Australiens, von wo man aus sogar bis nach Papa Neuguinea sehen kann bei gutem Wetter. Leider stieß hier Lanny an seine Grenzen. Das Gelände, welches es zu durchfahren galt, war eine Mischung aus europäischen Mittelgebirgen und "Teletubby Wiesen-Hügellandschaft". Jedoch machte der Wagen bei steilen Anstiegen schlapp und wurde immer langsamer. Ich hatte vorher in Alice Springs das Fahrzeug mal in einer Werkstatt komplett durchchecken lassen, dabei wurde festgestellt, dass von den einst 6 Zylindern einer bereits komplett ausgefallen, und die anderen 5 im günstigsten Falle auf 50% liefen.....somit standen mir quasi noch 2,5 Zylinder für mein riesen Outbackschiff zur Verfügung, kein Wunder, dass er da bei solchen Steigungen nicht mehr vorwärts kam. Sehr schade und muss (und werde!) ich wohl irgendwann noch nachholen, aber vorerst beschränkte ich dann meine weiteren Fahrten auf mehr oder weniger flaches Gelände.
Hier trennten sich dann auch Daniels und meine Wege, denn sein Visum neigte sich dem Ende entgegen und er musste innerhalb von 3 Tagen nach Sydney gelangen, um seinen Flug zu erwischen. Verwundern wird es wohl kaum einen, dass ich am fünften Tag einen Anruf von ihm erhielt, dass er es natürlich nicht rechtzeitig geschafft hatte und nun ein paar Tage später heimfliegt.... *Chaot*
Auch ich machte mich weiter auf den Weg Richtung Süden, denn meine Schwester kam extra aus Deutschland und hatte ihren Urlaub so geplant, dass wir 2 Wochen zusammen von Brisbane nach Sydney reisen konnten.
Vorher machte ich jedoch noch einen Stopp in Nemos Heimat, dem berühmten Great Barrier Reef. Hier bestieg ich dann für 3 Tage ein kleines Segelboot, zu dessen Crew früher (muss Ende der 80er/Anfang 90er gewesen sein) kein geringerer als Prinz Charles gehörte und wir umsegelten die Whit Sundays, wohl eines der schönsten Inselgebiete. Ein Abstecher zum "White Heaven Beach" gehört natürlich ebenfalls dazu, dies gilt als der schönste Strand weltweit, jeden Tag wird hier bedingt durch Ebbe und Flut das Muster im Wasser neu angeordnet.
Anschließend ging es nun wie geschrieben direkt nach Brisbane, um meine Schwester in Empfang zu nehmen. Um die Wartezeit zu verkürzen, kümmerte ich mich um die Reparatur des defekten Daches. Nachdem ich bei angefragten Werkstätten Preise von um die 2.000Dollar zu hören bekam, entschied ich mich für eine "abenteuergerechte Do-it-yourself" Variante: Ich habe das Dach angehoben, ein paar Dosen Bauschaum (wie er zum Abdichten von Fenstern genommen wird) druntergesprüht und aushärten lassen, dann am Rand sauber abgeschnitten und mit ausreichend Silikon abgedichtet. Fertig war mein neues Dach!
In Brisbane buchten wir dann erstmal eine recht abenteuerliche Fahrt mit dem "Aqua Duck", ein Bus, umgebaut zu einem Amphibienfahrzeug, welches also sowohl zu Land, als auch im Wasser bestens vorwärtskommt. Das war dann mal eine Stadttour der anderen Art. Kann ich nur empfehlen, wenn Ihr mal die Gelegenheit dazu habt.
Um meiner Schwester jedoch auch ein bisschen Outbackfeeling zu zeigen, führte uns der nächste Weg nach Fraser Island, eine Sandinsel nördlich von Brisbane. Und das ist nicht nur irgendeine Insel, sondern die größte Sandanhäufung weltweit. Es gibt auf der gesamten Insel keine feste Erde und - um eine Vorstellung vom Ausmaß zu bekommen - die Insel besteht aus mehr Sand, als die gesamte Wüste Gobi überhaupt hat. Das Befahren ist daher ausschließlich mit einem Geländewagen möglich.
Wir verbrachten hier 3 Tage und 2 Nächte, um die Insel einmal komplett zu umfahren. Es ging auch diesmal wieder quer durch Flußläufe....vorbei an alten gestrandeten japanischen Luxuslinern und auch direkt in die Inselmitte, zum Lake Mckenzie, dem saubersten See der Welt. Ich habe noch nie im Leben so absolut blaues Wasser gesehen. ...und selten so viele Dingos. Welche sich dann nachts auch erstmal gemütlich über unsere gesamten Essensvorräte hergemacht haben. Und ich wunder mich noch, was da nachts unterm Auto so rumkratzt. Nunja, ich hoffe die Gummitierchen und vor allem das halbe Kilo Margarine haben geschmeckt....
Aber auch diese Zeit hat nun irgendwann mal ein Ende und so zogen wir weiter nach Süden, machten hier und da noch ein paar kleine Abstecher wie zum Beispiel nach Surfers Paradise oder zum "Most easterly Point of Australia" um dann in Sydney anzukommen. Zum einen, weil der Rückflug für meine Schwester von hier aus ging....zum anderen ein ganz besonderer Moment für mich persönlich...denn genau hier hatte vor fast 1 Jahr mein großes Abenteuer begonnen.
Das Gefühl, als ich mit dem Wagen in die Stadt reinfuhr und die Harbour Bridge überquerte ist einfach unbeschreiblich gewesen. Ich kann nicht abstreiten, dass das für mich ein recht sentimentaler Augenblick gewesen ist, hatte ich es ja nun endlich geschafft, meinen riesen Traum komplett zu verwirklichen. Ich war tatsächlich einmal komplett um den gesamten australischen Kontinent gefahren, war an Stellen gewesen, die kaum einer bisher gesehen hat, bin durch unzähliche kleine und große Abenteuer gestolpert, habe Menschen aus aller Herren Länder kennenlernen dürfen....und das alles auf eigene Faust. Ja, ich war verdammt stolz! Und bin es auch bis heute noch.
Aber noch war meine Zeit nicht zu Ende hier. Nach dem Heimflug meiner Schwester brach ich noch ein letztes Mal auf um im Landesinneren zu arbeiten.
Eine Reise, von welcher ich ohne Lanny wiederkehren würde... |
Tue Jun 22 21:53:42 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (13)
Vorwort: Für all diejenigen, die es eventuell nicht bemerkt haben, ich habe im letzten Artikel (Teil 6) unten in den Beiträgen noch 3 Videos eingefügt von selbst gefilmten Streckenabschnitten, welche mir persönlich als interessant und insbesondere zum Thema passend erschienen. Im jetzt folgenden Artikel werde ich das Video direkt im Text mit einbinden, damit es nicht untergeht.
Das erste richtige Outbackabenteuer lag nun hinter uns...wir waren nach gut 2 Wochen ziemlich geplättet, aber durch und durch glücklich. Insbesondere bei solch langen Zeiten fernab jeglicher Zivilisation, ohne Handyempfang, ohne Supermarkt um die Ecke und auch ansonsten beschränkt auf das absolut notwendigste, hat man sehr viel Zeit nachzudenken. Es kommen einem viele Fragen nach dem Warum? Weshalb? Wieso? ... man grübelt viel....und es verändert einen Menschen ein gutes Stück weit. So erging es zumindest mir.
"Geflüchtet" aus meinem spiesigen Bankerdasein, wo es mir einst über die Maßen wichtig war, jedes zweite Jahr ein anderes Auto zu besitzen, 3x im Jahr in Urlaub zu fliegen und mich auch sonst auf andere materialistische Dinge zu stürzen. Hier hatte ich jetzt jedoch einzig mein Zelt und einen uralten Geländewagen, lebte stellenweise von dem, was wir angelten, wusste nie, was am nächsten Tag passiert....und war der mit Abstand glücklichste Mensch auf Erden. Auch wenn ich heute wieder voll im "Businessleben" stehe, weiss ich nun, dass man auch auf ganz simple Art im Leben zufrieden sein kann.
Aber ok, wollen wir nicht zu sentimental werden...
Nach einem kurzen Ausflug über endlich mal wieder geteerte Straßen, unterwegs von Kununurra, dem ersten Örtchen nach den Kimberleys, in Richtung Katherine, südlich von Darwin, bogen wir gleich ins nächste große Abenteuer ab. Jetzt ging es in den weltbekannten Kakadu National Park und hier als erstes zu den "Twin Falls", einem doppelten Wasserfall, welcher nur mit Geländewagen, anschließend mit einem Boot und auf den letzten Metern nur noch zu Fuß erreichbar ist.
Hier in der Nähe sind übrigens auch die "Crocodile Dundee"-Filme gedreht worden, einige der Landschaftszenen sind 1:1 wiedererkennbar gewesen, nachdem ich mir letztes Jahr endlich mal die Filme angeschaut habe.
Der Weg dahin....wie sollte es anders sein...war mal wieder mehr als abenteuerlich. Diesmal galt es den bisher für uns tiefsten Fluß zu durchqueren....dass es gerade hier im Kakadu NP nur so von Krokodilen wimmelt, brauche ich vermutlich nicht extra zu erwähnen.
Wir hatten Glück, der Fluß hatte trotz allem nur Niedrigwasser, an schlechteren Tagen steht der Wasserspiegel in etwa auf Dachhöhe des im Hintergrund zu erkennenden Jeep Wrangler.
Wie man im Video sieht, solch eine Flußdurchquerung ist nicht ganz ohne, denn leider sieht man keinerlei Hindernisse, welche am Grund vorhanden sind und man kann nur auf gut Glück blind durchfahren. Daher schaukelt es mich auch stellenweise recht kräftig durch, denn einige der als "Straße" dienenden Platten am Grund hatten sich im Laufe der Zeit gehoben und standen nun etwas ungünstig im Weg.
Der Kakadu NP selber ist auch ohne solche Flußdurchquerungen unbedingt einen Abstecher wert. Es gibt überall versteckte Wasserfälle, an denen es sich herrlich baden lässt (insofern man mal darauf vertraut, dass Crocs lesen können und daher wissen, dass auf einigen Schildern steht, dass es in manchen Seen angeblich keine Artgenossen von ihnen gibt...) Davon abgesehen, gibt es hier, insbesondere im als "Arnheim Land" bezeichneten Teil noch echte Aboriginies, welche auch heute noch genauso leben, wie sie es von jeher kennen, nämlich in Höhlen und selbstgebauten kleinen Hütten. Wer also jemals die Gelegenheit hat, nach Nordaustralien zu kommen, sollte sich diese Region auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Hier verbrachten wir eine weitere gute Woche, mal wieder gespickt mit Anekdoten von Daniel, der diesmal an einem Flußufer versuchte Krokodile zu angeln...( ) bevor wir dann unser eigentliches Ziel Darwin erreichten.
Nachdem unsere Autos so viel Strapazen über sich ergehen lassen mussten, bekamen beide Landcruiser nun auch mal eine Wäsche.
Wie macht man das in Australien? Richtig: Auto leer räumen....alle Türen öffnen...und einmal von vorne nach hinten mit dem Kärcher durchgehen, Armaturenwäsche inklusive. Einfach nur genial, was diese robusten Fahrzeuge wegstecken. Ärger mich bis heute, dass ich von der Aktion weder Bilder noch Videoaufnahmen gemacht habe, das glaubt einem sonst kein Europäer. Nachdem auch das uralte Kassettenradio etwas zu viel Staub geschluckt hatte und seinen Dienst quittierte, wurde hier einfach Abhilfe mit WD40 geschaffen, welches in ausreichenden Mengen durch den Kassettenschacht gesprüht wurde...
Jaja, man muss sich nur zu Helfen wissen. ^^ Da dreht sich jedem Auto- und Tuningfreund der Magen um.
Darwin selbst, hmmm...mal wieder so eine Stadt, zu der ich keine richtige Meinung habe. Sie ist ganz OK, aber mehr als Zwischenstation für die "die aus dem Outback kamen" ist sie irgendwie nicht. Schön mal hier gewesen zu sein, schön aber auch nach 5 Tagen weiterziehen zu können. Also verschnauften wir kurz von den vielen kleinen Abenteuern, füllten unsere Proviantvorräte wieder auf und bestiegen erneut den Bock.
Nun ging es ins Landesinnere zum berühmtesten Wahrzeichen Australiens....dem Ayers Rock. Hier sollte ich dann aber eine Begegnung der etwas anderen Art haben. Und damit meine ich nicht die auf dem Weg liegende Alien-Gedenkstätte "Wycliffe Well", ein kleines Örtchen, wo angeblich mehrere UFOs gesichtet wurden und nun Pilgerstätte für tausende Alienfans ist....nein, meine Begegnung der Dritten Art ist die australische Polizei.
Von Darwin nach Alice Springs führte die einzige Strecke Down Unders, auf welcher man damals kein Tempolimit hatte. OK, konnte mir mit Lanny herzlich egal sein, denn der betagte Wagen fuhr selbst mit Anlauf bergab und Rückenwind nicht über 100km/h. Irgendwann kamen dann Beschränkungen auf "110"..."100" ..."90"...da ging ich dann vom Gas und lies den Wagen rollen...es folgten "70" und "60"....die hatte ich aber schon längst erreicht, zumindest stand die Tachonadel beim passieren des letzten Schildes exakt eine Nadelbreite über der 60-Markierung.
Aber der Wagen war ja ohnehin schon im ausrollen und so tuckerte ich mit gemütlichen 50km/h dann durch eine 20-Seelen-Community (es gab exakt 4 Häuser, 2 links und 2 rechts der Straße), als plötzlich ein Polizist hinterm Busch hervorsprang und mich zum anhalten aufforderte.
Beim nun folgenden Gespräch stellte es mir die Haare zu Berge! Polizist: "Sie wissen, warum wir sie anhalten?" Ich: (keiner Schuld bewusst) "Ähm...Nein?!" Polizist: "Because of Speeding!" Ich in Gedanken: "Speeding....Raserei???? mit einem uralten Geländewagen oder wie?" WTF....?!?!? Habe ich natürlich vehement abgestritten und war mir nach wie vor keiner Schuld bewusst. Ja...blabla...ich sei mit 6km/h zu viel am letzten Schild vorbei....(Moment, sagte er nicht was von "Speeding"?!). Das kostet nun 240Dollar und ich soll den Führerschein abgeben. Erwähnte ich bereits "WTF" ?!?!
In Australien kennt man bei sowas keinen Spaß und insbesondere Verkehrssünder werden teuer zu Kasse gebeten. Wir haben dann Ewigkeiten auf ihn eingeredet, ich durfte meinen FS behalten und wir haben alle zusammengelegt, um die (zum Glück ebenfalls mittlerweile runtergehandelte Strafe) zu bezahlen. Schwein gehabt...so schnell wird man zum "Verbrecher"!
Der Rest der Strecke verlief zum Glück reibungslos und wir erreichten Alice Springs mitten im "Red Center" von Australien.
Und das ist dann mal wieder so eine Stadt, die einfach nur rundum Spaß macht. Überall liegt noch der Flair längst vergangener Tage in der Luft, als hier noch der Diamanten- und Opalrausch herrschte. Da gibt es noch echte Saloons und an jeder Ecke wird man auf die ein oder andere Art an die alte Zeit erinnert.
Aber auch etwas anderes einmaliges und bekanntes gibt es hier. Wer Anfang der 90er Jahre mal die Serie "Flying Doctors" gesehen hat wird es kennen; die "School of Air" hat hier in Alice ihren Sendestandort. Für all die, welche damit nichts anfangen können, die School of Air ist eine Schule über den CB-Funk. In Alice sitzen die Lehrer am Microfon und geben auf diese Art Unterricht für all die quer durchs Outback verstreut wohnenden Familien. Es gibt ganz normalen Unterricht, Hausaufgaben und Noten, alles eben nur ein bisschen anders als wir das aus der Schule kennen. Die meisten Klassenkameraden haben sich bisher noch nie gesehen, dennoch gibt es Klassenfotos, zusammengesetzt aus einzelnen Passbildern der jeweiligen Schüler. Wer also in der Nähe ist, sollte sich dies auf gar keinen Fall entgehen lassen, das Sendehaus ist tagsüber für Besichtigungen freigegeben und man kann solch einer Unterrichtsstunde beiwohnen.
Von Alice aus haben wir uns nun auf den Weg zum großen roten Felsen gemacht, welcher jedoch auch nochmal weitere 500km entfernt ist. Entlang der Strecke liegen noch die "Devils Marbles" (des Teufels Murmeln), eine Steinformation, welche so, wie sie da steht, rein physikalisch gar nicht mehr stehen, sondern schon längst umgefallen sein müsste. Zum Glück wissen das die Steine nicht. Um einen Größenvergleich zu bekommen: Ein aufrecht stehender Mensch erreicht, wenn er auf dem ersten unteren Stein steht, gerade so die erste Rundung des Steins links im Bild.
Aber dann hatten wir es endlich erreicht...Ayers Rock...oder "Uluru" wie ihn die Einheimischen nennen. Der Moment, wo man dieses imposante Gebilde das erste Mal sieht, ist einfach unbeschreiblich. Es strahlt eine absolut majestätische und fesselnde Macht aus, kein Wunder, dass es für die Aboriginies das größte Heiligtum überhaupt ist. Man kann es mit Worten eigentlich gar nicht beschreiben, nein, man muss es wirklich erlebt haben.
Hier blieben wir 2 Nächte und 3 Tage um "the Rock" sowohl bei Tag als auch bei Nacht einmal erleben zu können. Die Naturschauspiele, insbesondere die Farbspiele, welche sich hier bei Sonnenaufgang darbieten, sind einfach nur atemberaubend, wenn der gesamte Ayers Rock plötzlich in einem grellen rot erstrahlt. Aber auch die Ansicht bei Nacht steht dem in nichts nach...egal wann und wie, dieses australische Wahrzeichen ist nicht umsonst DAS Symbol Down Unders schlechthin.
Aber auch hier wird man einmal mehr an die australischen Extreme herangeführt; während tagsüber die Temperaturen locker deutlich über 40Grad erreichen, sinken sie nachts bis kurz vor den Gefrierpunkt. Hier habe ich dann auch die kältesten Nächte meines Lebens verbracht, eingelullt in dicke Socken, 2 Paar Hosen und 3 T-Shirts. *brrrr*
Am zweiten Tag machten wir uns auf, um Ayers Rock zu besteigen. Dies sollte best-off in den frühen Morgenstunden erfolgen, da der Weg nach oben extrem beschwehrlich und zur Mittagszeit aufgrund der schon erwähnten Temperaturen dann kaum noch durchführbar ist. Der Weg zur oberen Kante erfolgt über eine Eisenkette, es ist verdammt steil und im oberen Streckenabschnitt geht es stellenweise fast senkrecht bergauf. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass man gute 2h bis nach oben benötigt. Leider gibt es hier jedes Jahr wieder Tote beim Besteigen, da sie den Halt verlieren und abstürzen.
Auch wir haben unterwegs viele Menschen überholt, welche völlig verzweifelt den Aufstieg aufgegeben hatten und nun verkrampft und mitunter sogar hysterisch dasaßen und sich keinen Schritt mehr vor noch zurück trauten.
Aber einmal oben angekommen, entschädigt einen die phänomenale Sicht über die Landschaft. Auch hier wieder einfach nur atemberaubend.
Und natürlich auch der Handyempfang. Im Umkreis von 500km in jede Richtung ist absolutes Niemandsland und es gibt weit und breit kein Mobilfunknetz....aber hier oben hat man vollen Empfang, herrlich. ^^ Das hab ich dann natürlich auch gleich mal genutzt, um meine Eltern gegen 3Uhr nachts deutscher Zeit aus dem Bett zu klingeln um mitzuteilen, wo ich mich denn gerade befinde. Jaja...für irgendwas muss der Handyempfang doch gut sein.
Daniel hatte übrigens mal wieder seine ganz eigene Art, um den Gipfelstieg zu "begießen"...
Von hier aus ging es nun wieder weiter, denn wir wollten rüber zur Ostküste ziehen. So machten wir uns aus dem Red Center auf, um den nordöstlichsten Teil Australiens, Cairns, zu erreichen.
Um mal wieder artgerecht zu reisen, bogen wir kurz überhalb von Alice nach rechts von der Teerstraße ab und begaben uns für weitere 3 Tage auf einen Outbacktrail. Da es hier jedoch nicht allzuviel zu sehen und zu erleben gab, fuhren wir meist von früh bis abends durch. So auch am zweiten Abend, wo wir bis nach Sonnenuntergang unterwegs waren, um möglichst viele Kilometer zu schaffen.
Als wir uns dann endlich entschieden, direkt neben der Strecke unser Nachtlager aufzuschlagen, war es bereits zappenduster. Die dann folgende Nacht hat jedoch selbst mir, mittlerweile "abenteuer-erprobten" ordentlich die Angst in die Knochen gejagt. Bereits die ganze Nacht über waren direkt in unmittelbarer Nähe herumlaufende und jaulende Tiere zu hören.
Als wir am nächsten Morgen das Zelt öffneten, wurde uns auch ganz schnell klar, welchen fatalen Fehler wir am Vorabend beim Zeltaufbau begangen hatten: wir campten mitten auf einem Tierpfad, welcher unter anderem auch einer großen Herde wild lebender Bullen als Weg zu ihrem morgendlichen Wasserloch diente.
Speedy Gonzales mäßig sprang ich aus dem Zelt und mit einem Satz aufs Autodach, wo ich erstmal sitzen blieb. Sicher ist sicher. Jedoch schienen die Tiere genauso verwirrt zu sein wie wir, denn sie beobachteten uns aus einiger Entfernung recht neugierig.
Nachdem wir in Windeseile zusammengepackt hatten, konnten wir unseren Weg nun unbeschadet fortsetzen, ebenso die Tierherde...
Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir dann Cairns im Bundesstaat Queensland, welcher auch als "Bananenrepublik Australiens" bezeichnet wird. Hier fühlte ich mich als Ossi natürlich gleich pudelwohl...überall gabs das begehrte "unter-dem-Ladentisch-Gut"...
... aber das ist eine andere Geschichte und wird erst beim nächsten Mal erzählt. |
Wed Jun 16 15:08:45 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (36)
Jedes herrliche Strandleben hat irgendwann mal ein Ende...und so begaben wir uns Ende August nun auf den Weg in den Norden Australiens, nach Darwin. Der Weg dorthin erfolgte wiedermal "fahrzeugspezifisch" nicht über Teerstraßen, sondern über die "Gibb River Road" (GRR) quer durch die Kimberleys, welche einst, vor Jahrmillionen mal ein Unterwasserriff gewesen waren. Eine Strecke, fast 700km lang und größtenteils ungeteert, optisch einer Waschbrettpiste ähnlich (sog. "Corrugations"). Sie gilt als eine der gefährlichsten und vor allem Mensch- und Materialzehrendsten Offroadstrecken der Welt. Was auch wir nach einiger Zeit leider feststellen mussten.
In der Regenzeit ist sie über viele Monate hinweg gesperrt und auch bei Trockenheit nur mit äußerster Vorsicht zu befahren. Der Untergrund ist stellenweise so schlecht, dass liegengebliebene Geländefahrzeuge mit gebrochenen Achsen oder gar auf dem Dach liegend, entlang dieser Strecke die Gefährlichkeit einen direkt vor Augen führen. Wer hier liegen bleibt, kann Dank nicht vorhandenem Mobilfunknetz recht lange auf den ADAC warten....
Damit Daniel und ich diese Tour nicht ganz allein machen müssen, haben wir uns als Begleitung Paul aus Holland gesucht, ein Typ, der aussah, als hätte er die letzten 20 Jahre im tiefsten australischen Busch gelebt. Eine optische Mischung aus Indiana Jones und Crocodile Dundee. Jaja....er wusste stets, sich figurbetont in Szene zu setzen....*lol*
Paul hatte bereits einen Geländewagen zerschrottet und war nun mit neuem fahrbaren Untersatz ebenfalls auf der Suche nach Leuten, die sich die GRR antun wollten. Gesagt, getan und los ging es!
Nun mag man denken: "warum ist diese Strecke so gefährlich? Soll man doch einfach langsamer und vorsichtiger fahren!" Wäre schön, wenn das möglich wäre...leider machen die zuvor schon erwähnten Corrugations ein normales gemütliches fahren nicht möglich, erst ab Geschwindigkeiten von ca. 80-100km/h kommt man einigermaßen rüttelfrei voran. Alles andere ist schlichtweg nicht fahrbar.
So war also jeder Kilometer ein echtes Abenteuer, denn es ist nicht ganz ohne, ein rund 3,5t-Geschoss bei solchen Geschwindigkeiten auf so einem miserablen Untergrund zu steuern. So konnten wir uns ganz glücklich schätzen, dass neben einem völlig zerfetzten Reifen uns nichts weiter passiert ist.
Betonung auf "uns"....denn Lanny hat es auf dieser Tour extrem stark mitgenommen und nach ca. der Hälfte der Strecke hatten die unwegsame Straße sowie der schwer beladene Dachträger plus ein bisschen Rost ihr übriges getan, und ich konnte den Wagen quasi als "Pseudo-Cabrio" benutzen, denn das Dach ließ sich dann von vorne bis fast zur Hälfte des Wagens anheben.
Aber nungut....auch dies war Teil des großen Abenteuers und ansonsten hielt Lanny absolut zuverlässig durch.
Wir machten auf der Tour Stopp an bekannten Stellen wie der "Windjana Gorge" oder auch "Tunnels Creek", einem begehbaren Unterwasserhöhlensystem. Um das Abenteuer jedoch ein bisschen zu erhöhen, bogen wir dann von der Gibb River Road nochmals nach Norden ab, um zu den "Mitchell Falls" zu gelangen.
An der letzten "Petrol Station" nochmals - zu horrenden Outback-Preisen - unsere Vorräte aufgefüllt, und dann verschwanden wir in einer großen Staubwolke. Wenn man bereits die GRR nicht als Straße bezeichnen kann, dann die nun folgende Strecke erstrecht nicht mehr. Der Weg wurde zunehmend enger, geröllhaltiger, und stellenweise unbefahrbarer. Am meisten Spaß machten jedoch die nun immer wieder anstehenden Flußdurchquerungen. Getreu der Devise "Wer stecken bleibt, wird von Crocs verspeist" galt es Augen zu und durch, stellenweise mit Wasser so hoch, dass es bereits unten zu den Türen hineinlief. (Dank Rostlöcher im Boden konnte es jedoch ungehindert wieder ablaufen.... )
Ebenso wie die Straßenqualität nahm auch der Komfort unserer Nachtschlafplätze ab, aber nunja, was will man mitten im Nirgendwo auch groß erwarten. Oft wurden einfach nur die Schlafsäcke vorm Auto platziert und das Moskitonetz drübergehangen...seltsame Geräusche nachts mehr oder weniger ausgeblendet.
Die Mitchell Falls selber sind ein kaskadenartiges Wasserfallsystem, völlig abgeschieden jeglicher Zivilisation. Das Schauspiel ist jedoch nur kurz nach der Regenzeit zu erleben, da in der Trockenperiode nicht mehr genug Wasser vorhanden ist. Baden ist hier übrigens auch nach Möglichkeit zu unterlassen....SchniSchnaSchnappi lässt grüßen... Aber das sollten wir bald selber herausfinden...
Nachdem uns der Weg hierher noch immer nicht genug war, beschlossen wir, bis ganz nach Norden zur Küste durchzufahren. Eine ausgeschilderte Strecke gab es nun gar nicht mehr, selbst in unserem 4WD-Routenatlas war außer einer hauchdünn gestrichelten Linie nix mehr eingezeichnet. Je näher wir der Küste kamen, desto unwegsamer wurde das Gelände, oftmals war ein Vorwärtskommen nur noch im Schritttempo und mit Geländeuntersetzung möglich. Aber das war nun endlich genau das, was ich all die Monate zuvor geträumt hatte: richtiges Abenteuer!
Wir erreichten die Küste und hier sah es aus, als wenn noch nie im Leben ein Mensch gewesen wäre. Erinnerungen an Dinosaurierfilme aus meiner Kindheit kamen mir bei diesem Anblick in den Sinn. Am nächsten Tag trafen noch 3 Einheimische ein, die meinten, dass sie so weit draußen noch nie Backpacker gesehen hätten und normalerweise sie die einzigen sind, die hier 2x im Jahr campen. Eigentlich auch kein Wunder, denn diese Stelle lag 1.200km von der nächsten Ortschaft entfernt! Wir verweilten hier insgesamt 2 Nächte und ließen so fernab jeglicher Zivilisation einfach mal die Seele baumeln.
Wie dem ein oder anderen eventuell aufgefallen ist, haben wir bisher nur "mitten im Nirgendwo" gecampt....gewisse alltägliche Dinge des normalen Lebens blieben da notgedrungen auf der Strecke, so gab es zum Beispiel seit Tagen bereits keine Dusche (wenn ich mal das waschen in einem umgekippten Tümpel voll mit Blutekeln außer acht lasse....) und wir waren daher heilfroh, endlich sauberes Wasser erreicht zu haben. Dass es sich hierbei um Salzwasser handelt, welches nach dem trocknen herrlich auf der Haut klebt, haben wir mal gekonnt verdrängt. Hauptsache erfrischendes Nass.
Was wir jedoch ebenfalls verdrängten war die Tatsache, dass die Gewässer hier oben im Norden Australiens sowohl Krokodil- als auch Haibevölkert sind. Die frischen Kroko-spuren am Strand, die der Größe nach zu urteilen auf ein besonders stattliches Exemplar hinwiesen, haben wir genauso ignoriert.
Um jedoch auf "Nummer sicher" zu gehen, stellten sich jeweils 2 Mann knietief ins Wasser und hielten nach Gefahren Ausschau, während der Dritte sich in der Zeit gewaschen hat. Völliger Nonsens im Nachhinein betrachtet, wenn man bedenkt, wie extrem schnell Krokodile sind....aber zu dem Zeitpunkt fanden wir das eine spitzen Idee.
Um den ganzen eins draufzusetzen...Daniel wäre nicht Daniel, wenn er nicht mal wieder aus der Reihe tanzen müsste. Gelangweilt vom rumsitzen begab er sich mit seiner Angelausrüstung zum Strand und war für die nächsten Stunden nicht mehr zu sehen. Bis auf einmal er völlig aufgelöst ankam, er hätte einen Hai geangelt.
Jaja, schon gut Daniel, Deine Geschichten kennen wir ja mittlerweile zu gut. *gäääähn* Frustriert zog er wieder ab....um 10min später wieder mit dem selben Satz auf der Matte zu stehen. Das Spiel wiederholte sich noch dreimal und irgendwann gaben wir nach, um uns das mal näher anzuschauen. Und Potz-Blitz, tatsächlich....der Freak hatte wirklich recht und einen 2,5m langen Hai an der Angel. Nicht riesig....aber für so eine Life-Erfahrung mehr als ausreichend. Das gute Tier sah aus, als stehe es auf Piercings, denn es hatte bereits 5 von Daniels Angelhaken im Maul stecken, bei den ersten 4 hatte er den Köder abgebissen und die Angelschnur zerrissen, beim fünften hatte Daniel stärkere Leine genommen und so den Hai ans Ufer gezogen. Jetzt war das Abenteuer wirklich perfekt!
Nachdem wir uns gegen die Tötung entschieden, wollten wir den Fang von seinen Haken befreien und zurück ins Wasser schieben. Einzig der Hai wusste das nicht und war daher recht angriffslustig.
Wer diese Geschichte nicht so recht glauben mag....ich hab irgendwo noch die Fotos und ein Video dazu gibt es ebenfalls.
Langsam machten wir uns auf den Rückweg und so verließen wir nach fast 2 Wochen die Kimberleys. Nunja....fast....denn unsere letzte Nachtstation wäre dann eventuell womöglich wirklich unsere allerletzte geworden.
Da wir wiedermal seit unserem letzten Duschen nun schon erneut mehrere Tage im Outbackstaub unterwegs waren, sprangen wir gleich nach unserer Ankunft auf einem kleinen Rastplatz in den angrenzenden Fluß, um ein herrliches sauberes Bad zu nehmen. Der Fluß war weniger Fluß als vielmehr ein fast stehendes Gewässer, Wassertemperatur super angenehm....so hielten wir es eine ganze Weile aus bevor es abends gemütlich ans Lagerfeuer ging.
Mit einer Taschenlampe bewaffnet ging ich nochmals zum Fluß zurück um ein abendliches Bad zu nehmen, als ich meinen Augen vor Schreck kaum traute: Im Wasser...aufm Wasser...im Gebüsch...am Ufer....einfach überall leuchteten mir im Schein der Taschenlampe kleine grüne Punkte entgegen. Hier wimmelte es einfach nur so von Krokodilen! Ok, das wars dann wohl mit meinem erhofften Bad und ich nahm die Beine in die Hand... |
Fri Jun 11 16:10:25 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (9)
Nachdem wir nun in Teil 4 die ersten "Offroad-Erfahrungen" sammeln konnten, geht es jetzt erstmal wieder auf geteerten Straßen - dennoch mindestens genauso menschenleer - weiter Richtung Norden nach Broome. Erneut über 3.000km. Warum auch immer, rückblickend leicht ärgerlich, haben wir einen Teil der Strecke leider im Schnellflug abgewickelt. Dadurch gingen uns einige interessante Nationalparks abseits der Strecke durch die Lappen, so z.B. der Kalbarri NP. Dennoch gab es auch so viel zu sehen und zu erleben.
An Board sind wir nun zu Dritt, neben Daniel und mir begleitet uns Fiona aus London. Nach der letzten größeren Stadt Geraldton ging es nun erstmal Richtung Monkey Mia, einem Resort, wo man vom Strand aus Delphine beobachten konnte. Auf dem Weg dahin lag noch "Shell Beach", wie der Name schon sagt ein Strand, der nur aus Muscheln besteht. Nicht nur ein paar, sondern Milliarden davon, im Laufe der Evolution fast zu Sand zerwaschen, aber so blendend weiß, dass es schon fast unerträglich ist.
Ebenfalls ein Highlight auf dem Weg waren die Stromatolithen ....die allererste Lebensform auf unserem Planeten. Hat schon etwas, seinen Ururururururur....vorfahren zu begegenen. Überall stiegen Luftblasen aus dem Wasser auf, da diese Lebensform Sauerstoff produziert.
Ein weiterer Stopp führte uns dann zu den sogenannten Blowholes....nein, das ist nichts unanständiges.... dafür aber etwas extrem faszinierendes. Hier mal ein Video, damit man einen Eindruck bekommt, wie sowas in etwa ausschaut. (Ist nicht mein eigenes, sondern nur ein auf youtube gefundenes).
Hierbei wird durch unter der Wasseroberfläche liegende Höhlensysteme Meerwasser hereingedrückt und dann trichterförmig durch eine sich immer weiter verengende Öffnung wieder herausgepresst. Unglaubliches Spektakal und sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Unter günstigen Bedingungen sind hier Fontänen mit bis zu 60m Höhe möglich!
Weiter ging es nach Coral Bay und Exmouth, von wo man perfekte Tauch- und Schnorchelausflüge entlang des Ningaloo Reef machen kann. Dies ist quasi das Gegenstück zum Great Barrier Reef an der Ostküste Australiens, jedoch nicht ganz so überlaufen. Und einmalig hier ist die hohe Dichte an Walen, die jedes Frühjahr vorbeizieht. Solch einen atemberaubenden Tauchgang mit einem Wal habe ich dann auf meiner zweiten Australienreise gemacht, daher werde ich später nochmal auf das Thema eingehen.
Wie immer gab es unterwegs auch skurille - zumindest für uns Europäer seltsame - Dinge zu sehen wie den hier gezeigten "kleinen" Minen-LKW. Ein ausgewachsener Mensch reicht übrigens in etwa bis auf Höhe Unterkante Felge.
Ebenso sicher wie ein Uhrwerk kam auch Daniel mal wieder auf eine haarsträubende Idee....als leidenschaftlicher Angler und Möchtegern-Abenteurer bestand er darauf kurz nach Port Hedland am "80 Mile Beach" ausgesetzt zu werden. Entfernung von hier aus rund 350km bis zu unserem Zielort Broome.... Den Rest der Strecke wollte er trampen und sich unterwegs von gefangenem Fisch ernähren. Nunja, wenn er es denn so will, von mir aus. Hatte ich endlich mal ein paar Tage Ruhe. Nach seiner Ankunft, die er für ca. 3 Tage später geplant hatte, wollte er sich per Handy wieder bei mir melden, damit ich ihn am Ortseingang abholen kann.
Es kam jedoch wie es kommen musste; nach rund 200km merkte ich, dass sein Handy bei mir im Auto lag. Der Kerl war anstrengender als ein Kleinkind, ständig musste man aufpassen, dass er nicht in neue Schwierigkeiten geriet. Nungut, also noch ein paar Tage mehr Ruhe vor ihm. Nach 5 Tagen fing ich dann an, systematisch alle Pubs in Broome nach Daniel abzugrasen und siehe da, ich wurde auch recht schnell fündig. *hicks* Stark torkelnd holte ich ihn gegen 11Uhr in der früh dort raus und erfuhr, dass er die Nacht auf dem Rasen einer Tankstelle verbracht hatte, bis er gegen 5Uhr morgens nass bis auf die Knochen Dank Rasensprängler erwachte und sich daraufhin in den Pub begab. *ohne Worte*
Broome ist "the Holiday-Town of Australia". Die Strände zählen zu den schönsten weltweit, das Wasser hat Badewannentemperatur und ist absolut sauber. Hier lässt es sich auf jeden Fall aushalten, daher folgten 6 traumhaft schöne Wochen unter Palmen. Auch mein 25. Geburtstag wurde ausgiebig am Strand gefeiert. Ein Ort, an den ich jederzeit wieder zurückkehren würde.
Quartier bezogen wir auf einem Campingplatz direkt gegenüber des berühmten "Cable Beach" und somit auch in unmittelbarer Nähe unseres neuen Arbeitgebers, dem teuersten Hotel am Platze, wo wir nun angestellt waren. Ja ich hatte es endlich geschafft....den Traum, den jeder in seinem Leben hat: vom Banker zum Tellerwäscher....! (oder war der Spruch doch irgendwie leicht anders? )
Sorgloser konnte das Leben echt nicht sein....früh um 10 Uhr ausm Zelt kriechen....direkt an Strand und bis 16 Uhr in der Sonne gebraten, dann direkt vom Strand ins Hotel und die Spätschicht bis nachts 1Uhr gemacht, zurück ins Zelt, 10Uhr wieder Strand.... tagein-tagaus. Im Radio lief "SchnieSchnaSchnappi"....ein vollkommen verblödeter deutscher Song, der es in Australien auf Platz 1 der Charts schaffte.....vermutlich dachten die Aussies, als sie im Lied etwas von "Krokodil" hörten, dass es sich um einen neuen Nationalsong handeln würde.
Aber wie bereits im vorherigen Teil angekündigt, Sicherheitsstandards sind nicht immer die höchsten und ich stellte meinen Körper erneut "freiwillig" auf die Probe mit einer Reinigungschemikalie. Zum säubern der Küche wurde eine grüne Flüssigkeit mit der Beschriftung "Acid" (=Säure) genommen, hiervon reichten wenige Tropfen auf einen 20L Eimer aus, um eine mehr als ausreichende Reinigungskraft zu erzielen. Dummerweise verkippte ich solch eine Flasche und der Inhalt ergoss sich mir über den rechten Unterschenkel, an welchem ich zu diesem Zeitpunkt mehrere Mückenstiche hatte. Diese lösten sich in Null-komma-Nix auf....und hinterließen fingernagelkopfgroße Löcher in der Haut. In den folgenden Tagen brannte sich das immer weiter durchs Fleisch. Ob das baden im salzhaltigen Meerwasser nun positiv oder negativ wirkte, kann ich als Nichtmediziner nicht beurteilen, die Schmerzen waren riesig, aber nach ca. einer Woche stoppte es, seither habe ich am rechten Fuß an den Stellen noch immer deutlich sichtbare Narben.
Achja....und jetzt weiss ich auch, was der Spruch "Wer anderen eine Grube gräbt..." bedeutet. Daniel fand es ganz witzig - um Eindruck bei den vielen englischen Damen zu schinden - ein riesen Loch am Strand zu graben, in welches ich mich dann hineinstellen sollte um wieder zugeschüttet zu werden. Nunja, nachdem man mir dann eine Grube grub, wollten plötzlich alle mit mir ein Foto und Daniel zog schmollend ab.^^ Auf dem ersten Foto nachstehend links unten bin ich der braungebrannte Typ ganz hinten auf der sandbank, da war ich gerade mal 2 Wochen am Strand....es folgten noch weitere rund 5 Wochen...man kann sich also vorstellen, wie herrlich braun ich anschließend war.
An einem freien Wochenende machten wir uns dann auf Richtung Norden entlang der Halbinsel "Cape Leveque", um mal wieder dem "Großstadtleben" zu entfliehen. War mal wieder ein klein bisschen Outbackfeeling und ich habe ein paar Lektionen hinsichtlich Fahren+Outback+Daniel gelernt. Zum Einen ist es wichtig, keine weißen Klamotten zu tragen, denn die wurden nie wieder so richtig weiß, egal wie oft ich die danach noch gewaschen habe. Zum anderen.....friedlich den Heimweg angetreten und nichts schlimmes ahnend...schrie Daniel plötzlich wie am Spieß "Stopp!!! Unbedingt anhalten!!!". Nach meiner heldenhaften Bremsung auf losem Untergrund sprang er ausm Auto, lief zum Kofferraum, packte sich ein Sixpack Bier und setzte sich wieder ins Auto, ich könne jetzt weiterfahren. Ähm....ja....WTF?!?!?!
Auch traf ich direkt am Strand einen alten Bekannten von mir: Dorie stand da plötzlich....der Zustand war noch ein bisschen schlimmer im Vergleich zu dem, wie ich den Wagen vorher verkauft hatte. Ich knipste ein letztmaliges Abschiedsfoto und war froh, wieder in meinen Lanny einsteigen zu können um den nächsten aufregenden Abenteuer entgegenzufahren... |
Sun Jun 06 00:13:11 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (13) | Stichworte: Australien, Dünen, Landcruiser, Outback, Perth, Toyota
Nach fast einer Woche Fahrt - weg vom für mich mehr als langweiligen Adelaide - war es nun endlich so weit. Die Sonne ging mittlerweile goldgelb unter und am Horizont zeichnete sich glitzernd die Skyline von Perth ab, umsäumt von Palmen und einem See. Wer die Geschichte vom "Zauberer von Oz" und dort die Beschreibung der Smaragdstadt kennt, wird in etwa wissen, wie ich mich bei diesem Anblick gefühlt habe. Zu Beginn ein kleiner Info-Exkurs in die unendlichen weiten von Perth und Umgebung, an denen jetzt wieder mal so deutlich wie bisher nie gezeigt wird, was für Extreme in Australien herrschen.
Perth, als Hauptstadt des australischen Bundeslandes "West Australia" (WA) gilt als "the most isolated Capital City in the World", also die abseits gelegenste Stadt der Welt, und zwar in Bezug auf die Entfernung zur nächsten Hauptstadt. Nach Süden kommt nichts außer der Antarktis, nach Westen nur der Indische Ozean bis rüber nach Afrika, im Norden liegt die nächste Hauptstadt erst in Indonesien, einzig Richtung Osten liegt Adelaide in rund 3.000km Entfernung.
Von vielen Australienreisenden habe ich im Vorfeld gehört "in den Westen zu fahren lohnt sich nicht....ist zu weit weg und nix los". Nunja, wer lieber an die Ostküste und damit stellenweise zu fast Ballermann-ähnlichen Verhältnissen will, sollte in der Tat nicht nach WA reisen. Ich für meinen Teil kann jedoch rückblickend sagen, wer nicht in WA war, hat das wahre Australien nicht gesehen. Nirgends auf der Welt kann man noch solche Wildnis, Einöde, unvorstellbare geografische/landschaftliche Erscheinungsbilder und vor allem Abenteuer erleben.
Das dieses Vorurteil vieler jedoch nicht von ungefähr kommt, liegt wohl auch in den folgenden Fakten begründet: WA hat die 8-fache Fläche von Deutschland, jedoch leben nur rund 2Mio Menschen hier, davon allein 1,6Mio nur in Perth! Weitere rund 200.000 Menschen leben in den recht fruchtbaren Regionen südlich davon...verbleibt ein minimaler Rest von weiteren rund 200.000 Menschen, welche sich auf eine Fläche 7mal so groß wie Deutschland verteilen. Gnade dem, der da mal eben schnell eine Tüte Zucker beim Nachbarn borgen will....
Aber genau das machte für mich "das wahre Abenteuer" aus....hier endlich sollte es losgehen und die bisherigen Erfahrungen in den Schatten stellen. Das ich mich hier nahezu "wie zuhause" gefühlt habe wird auch daran ersichtlich, dass ich in Perth fast das nächste viertel Jahr, und in WA selber ein gutes halbes Jahr zugebracht habe. Auch auf meiner späteren Australienreise kehrte ich erneut für mehrere Monate nach Perth zurück.
Jedoch stand ganz am Anfang wieder erstmal das Arbeiten auf einer Obstplantage. Den Job hatte ich aber Dank miesen Wetters und schlechter Bezahlung nach einer Woche bereits satt. Es folgte ein Versuch als "Hochseefischer"....Bezahlung bis zu 1.000AU$ pro Woche (!!!), leider fütterte ich recht unfreiwillig bereits an meinem ersten Probetag auf See mehr Fische als ich herausholte, sodass dieser lukrative Job leider auch nicht in Frage kam.
Dann aber sollte ich meinen Traumjob finden! Fässer in einer Wiederaufbereitungsanlage für landwirtschaftliche Düngemittel stapeln. Hierbei handelte es sich um große Plastikfässer, welche - nun leer - vorher Pestizite, Herbizite u.ä. Pflanzenschutz-, -wachstums- und -vernichtungsmittel enthielten. Diese wurden in riesigen Roadtrains täglich hundertfach angeliefert, mussten farblich sortiert und anschließend innen und außen für die spätere Wiederbefüllung gereinigt werden. Auch hier zeigte sich mal wieder die herzliche Art des Australier bei meinem ersten Tag in der Firma. Auf die Frage, woher ich komme und ich dies mit "Deutschland" beantwortete, zeigte man mir umgehend schwarz markierte Fässer und erklärte "Das ist das Zeugs, was ihr im ersten Weltkrieg gegen die Franzosen eingesetzt habt". Super....das war dann wohl auch geklärt. Wie immer offen und direkt die Aussies.
Nichtsdestotrotz sollte ich hier Dank meiner "deutschen Gründlichkeit" zu Höchstformen auflaufen. Übrigens eine Sache, welche alle Australier an den deutschen Arbeitern sehr schätzen. Ich konnte mich nun nach Herzenslust beim Fässer stapeln austoben und wurde so recht schnell zum "Lord of the Drums". Witzigerweise befand sich gleichzeitig in den australischen Charts ein Song "Sound of Drums" auf Platz 1 und wurde permanent gespielt.
Hier sortierte ich nun tagein, tagaus und wenn sich die Gelegenheit bot auch samstags meine mittlerweile heißgeliebten Fässer. Offensichtlich machte ich meine Arbeit so gut, dass man mir hier sogar eine dauerhafte Stelle anbot, also nicht nur auf beschränkte Zeit, sondern so richtig mit allem drum und dran, sprich fester Arbeitsvertrag inkl. mehrjähriger Aufenthaltsgenehmigung.
Definitiv eine Versuchung wert, aber mein Ziel, den Kontinent einmal komplett zu umrunden war noch nicht beendet, so musste ich leider, aber dankend ablehnen.
Nach einer Weile kam, was kommen musste.....beim öffnen eines der berühmt-berüchtigten schwarzen Fässer spritzte eine gute Ladung heraus (in allen Fässern war i.d.R. noch 2-3L Neige drin) und ich bekam das Zeugs in die Nase. Erst konnte ich ganz wunderbar frei durchatmen, dann dauerte es natürlich nur wenige Minuten bis mir das Blut strömte...Sicherheitsstandards sind nicht so relevant wie hier in Deutschland... Nunja, aber ein echter Indianer kennt keinen Schmerz, also weiter gearbeitet. Leider blutete das ganze noch mehrere Tage, jedoch irgendwann hörte auch das auf. Seither schnarche ich angeblich wie ein alter Sack. Über manche Dinge die einem passieren darf man glaub ich einfach nicht nachdenken...die ganze Sache hätte wohl auch verdammt gut ins Auge gehen können...an dieser Stelle sogar im wahrsten Sinne. Ich habs überlebt, das ist die Hauptsache.
Ähnlich grenzwertige Sachen sollten ab sofort ohnehin öfters an der Tagesordnung stehen....einzig ich wusste es noch nicht.
Um dem ganzen Arbeitsalltag zu entfliehen (hatte nun schon fast 2 Monate Fässer gestapelt) gönnte ich mir quasi einen "Urlaub im Urlaub" und flog für 2 Wochen nach Bali. Jaja, wer hat, der kann... War dann aber auch sehr froh, wieder in meinem geliebten Perth zurückzusein um meine Tour fortsetzen zu können.
Durch die Geschichten eines anderen Backpackerpärchens heiß gemacht, entschloss ich mich nun, "Dorie" gegen was großes handfestes und vor allem outbacktaugliches zu tauschen. Dorie verkaufte ich daher an 3 Kanadierinnen, natürlich für den selben Preis, wie ich die alte Kiste bereits 20TKM vorher gekauft hatte, nur mit ein paar Schäden mehr. Sie waren überglücklich und meinten, sie hätten bisher kein einziges Auto angeboten bekommen, was so gut in Schuss sei. Ähm....nunja....Frauen?! Kanadier?! *duck und weg*
Angeschafft wurde nun "Lanny" der Landcrusier , ein Toyota der Serie 60H, BJ1982, 6Zylinder mit 4.2L Hubraum und diesmal wirklich werksfrisch mit nur 210TKM auf der Uhr. Ein Fahrzeug, welches bereits beim puren Anblick Abenteuer vermittelt. Enorme Bodenfreiheit, riesiger Kuhfänger, Klappspaten und mehrere Reservekanister, umgebaut, sodass man die hinteren Reihen als Doppelliege nutzen konnte und vollgestopft mit allem nur erdenklichen Outback-Campingszubehör. Ein "Wüstenschiff" mit fast 3,5t Lebensgewicht, robust, einfache Technik und wohl nahezu unverwüstlich.
Um diesen nun deutlich teureren Wagen nicht ganz allein unterhalten zu müssen, habe ich Daniel kontaktiert und gefragt, ob er mit einsteigen möchte. So kam es dann, dass wir die nächsten Monate gemeinsam unterwegs waren. Das jetzt fahrtlich anvisierte Ziel hies Broome ganz im Norden von WA, mal wieder nur läppische 3.000km entfernt.
Das erste Abenteuer wartete dafür gleich außerhalb von Perth auf uns. In den Sanddünen von Lancelin durfte Lanny gleich mal unter Beweis stellen, wie gut seine Geländetauglichkeit ist. Dieser Weg Richtung Norden führt direkt an der Küste durch ein riesiges Sahara-ähnliches Gebiet. Nur mit dem Unterschied, dass hier der Sand nahezu schneeweiß ist und einen perfekten Kontrast zu dem wie immer strahlend blauen Himmel bietet. So ging es Dünauf, Dünab los durch eine uns bis dahin völlig fremde und neue Welt abseit geteerter Straßen. Eine Fahrprüfung, die Lanny mit absoluter Bravour meisterte und uns nun zu den "Pinnacles" führte.
Hatten wir gerade eben erst eine neue Welt verlassen, tauchten wir sofort ein in die nächste, recht außerirdisch anmutende Landschaft. Ähnlich den "12 Aposteln" (siehe Blog Teil 3 ) an der Great Ocean Road waren auch hier durch Verwitterung weichere Sandschichten herausgeschwemmt und nur die härteren Segmente übrig gelassen worden. Dies führte dann zu einer Science-Fiction-gleichen Formation von wahllos herumstehenden Gesteinsspitzen. Soweit mir bekannt, wurde diese Landschaft auch in diversen Sci-Fi-Filmen als Grundlage für "außerirdischere Planeten" eingesetzt.
Mit diesen außergewöhnlichen Landschaften verabschiede ich mich für heute und hoffe, Euch mal wieder etwas interessanten Lesestoff gebracht zu haben. |
Mon May 31 14:46:40 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (9) | Stichworte: Formel 1, Outback, Roadtrain, Verkehrszeichen
Nach meinem ersten Ausflug in die Arbeitswelt und zu einheimischen (Trink-)Gewohnheiten, kehrte ich nun zurück in die Großstadt Melbourne und quartierte mich direkt am Strand in einem Hostel ein. Die meisten Tage verbrachte ich ziemlich "lazy", hing Sushi-essend in der Stadt rum, feierte das chinesische Neujahrsfest und wartete auf das große Spektakel, welches seine Schatten bereits voraus warf: Das Formel1-Auftaktrennen im Albert Park!
Hier wird wieder jeder Mann zum Kinde und egal ob man sportbegeistert ist oder nicht, aber diese Show reisst einen einfach mit. Bei einem Eintrittspreis von nur 99AU$ (rund 60€ damals) auch nicht verwunderlich, echt ein unschlagbarer Preis für die freien Trainingsläufe am Donnerstag sowie für das Rennen am Sonntag, welches durch verschiedene andere Rennen wie z.B. der V8-Serie oder auch dem Oldtimerrennen eingeläutet wurde. Bereits am Mittwoch vor dem Rennen wurde die gesamte City gesperrt und es gab ein Showfahren quasi "zum anfassen" der F1-Boliden mitten durch die Innenstadt. Einfach nur spektakulär.
Meine riesige BMW-Williams-Fahne schwingend stand ich natürlich in der allerersten Reihe und erweckte dadurch die Aufmerksamkeit eines australischen TV-Senders. Nachdem mir die Reporterin 5x die selbe Frage stellte, ich diese jedoch aufgrund des Motorenlärms nicht verstehen konnte (oder lag es noch immer an meinem grottenschlechten Englisch...?! ) gelangte dieser Mitschnitt leider nie ins öffentliche TV und meine steile Leinwandkarriere war vorbei, bevor sie begonnen hatte...
Das Rennen selber war natürlich auch eine umwerfende Erfahrung, wahnsinns Stimmung, zig Tausende Menschen auf einem Haufen und gute Laune soweit das Auge reicht. OK, man sieht, es gab doch zumindest einen Menschen, der sich davon nicht beeindrucken lies. Sei ihm der Schlaf gegönnt.
2 Tage später brach ich aber auf, um meinen unbekannten Weg um den Kontinent herum fortzusetzen. Meine Mitfahrbesatzung hatte ich gegen ein deutsch-irisches Pärchen getauscht, wodurch ich nun endlich gezwungen war, permanent englisch zu sprechen. (Kann man irisches englisch eigentlich überhaupt als "englisch" bezeichnen?!) Übrigens ein Vergleich, welcher mich später auf meiner Reise noch öfters in kleinere Schwierigkeiten brachte. Was müssen die Iren das auch so verdammt genau nehmen, wenn man sie als "Engländer" bezeichnet...^^
Von Melbourne aus ging es los Richtung Adelaide, entlang der "Great Ocean Road", einem Streckenabschnitt, auf welchem sich die Straße wunderschön entlang einer atemberaubenden Küste schlängelt. Hauptattraktion sind die "12 Apostels", eine Säulenformation, welche sich bildete, aufgrund der starken Brandung die weichere Erdteile weggeschwemmt und nur die versteinerten Bereiche stehen lies. Der Name sagt es, es waren mal 12, zu meiner Zeit standen davon noch 8, wenige Tage später ereilte einen Apostel das gleiche Schicksal, welchem auch die anderen vorher schon erlegen waren; er gab der Brandung nach und versank im Meer.
Adelaide selbst...nunja, wie soll ich es sagen...für mich wohl eine Art "Schicksalstadt"...langweilig ohne Ende, zumindest für mich persönlich. Nicht viel los, spätestens 18Uhr werden die Gehwege hochgeklappt, einzig zum Saint Patricksday (dem irischen Nationalfeiertag) war die Hölle los. Zumindest in den Pubs. Meinen irischen Begleiter konnte man mehrere Tage lang nicht mehr ansprechen. *hicks*
Erneut nahm ich Arbeit auf einer Apfelplantage an...und begrub damit mein Schicksal, denn ich traf den nervigsten, großmauligsten, unkoordinierdesten und vor allem chaotischten Typen: Daniel! Ein Typ, der alles schon erlebt haben will, alles natürlich 3x besser, und wenn nicht selber erlebt, dann aber jemanden kannte, dessen Onkel einen Bruder hatte, der beim Schwager mal gehört haben will... Ein Typ, bei dem man echt permanent nur den Kopf schütteln konnte.
Tja, was soll ich sagen...wir wurden sofort "Best Mates"...vermutlich, weil wir absolut gegensätzlich waren. Konnte ja keiner ahnen, dass wir dann noch zufällig die nächsten 7 Monate auf gemeinsamer Tour verbringen.
4 Wochen gingen hier in Adelaide recht unspektakulär, dafür mit vielen Äpfeln ins Land. Unterbrochen nur durch immer wiederkehrende Anekdoten aus Daniels bewegtem Leben sowie 2 Französinnen, welche ebenfalls auf der Farm arbeiteten und bei jedem Frosch der in den Bäumen saß irgendwas von "déjeuner" (Mittagessen) riefen. Ebenso stellte ich erneut mein perfektes Englisch unter Beweis, als ich nach der Bedeutung von "Good onion" ("gute Zwiebeln") fragte. Ein Ausdruck, welchen ich nun mehrfach gehört hatte, wenn jemand etwas positives erzählte. Einzig der Zusammenhang zu den Zwiebeln blieb mir schleierhaft. Also fragte ich....und erntete nur fragende und verständnislose Gesichter, nein war man sich einig, sowas habe man hier garantiert noch nie gesagt. Irgendwann stellte sich heraus, dass der Spruch "good on you" lautet, was soviel wie "gut für dich" bedeutet. Nunja, ich hatte die Lacher zumindest mal wieder auf meiner Seite.
Erneut wechselte ich meine Mitfahrer, ab jetzt waren Daniel und Mika aus Finnland mit dabei. Ein Kerl wie ein Wikinger....und mindestestens genauso viele Abenteuer hatte er auch schon erlebt. Unser Ziel war Perth, die Hauptstadt ganz im Westen Australiens. Und von Adelaide auch nur lächerliche 3.500km entfernt.
Wer nun denkt "das sitzt man doch in 2 Tagen ab", der irrt gewaltig. Denn wir benötigten eine geschlagene Woche um unser Ziel zu erreichen.
Man darf hier als Europäer nicht den Fehler machen und in "deutschen Autobahnen" denken, wo man mühelos 1.000km in ein paar Stunden abspulen kann. Nein, ganz das Gegenteil ist hier der Fall. Wenn es gut läuft, sind am Tag zwischen 300 und max. 500km drin, letzteres aber nur, wenn man nicht all zu viele Stopps einlegt. Das liegt zum einen daran, dass in Australien ein Tempolimit von max. 100km/h (manchmal auch nur 90km/h) herrscht und man verdammt gut beraten ist, dieses auch einzuhalten. Zum anderen ist es extrem anstrengend den ganzen Tag nur stur geradeaus zu fahren. Keine Kurve, kein Hügel, keine Bäume, kein Gegenverkehr. (die meisten Verkehrstoten in Australien sind auf einschlafen am Steuer zurückzuführen! )
Und da kommen wir zur "Longest straight Road". Ein Streckenabschnitt, so lang und kerzengerade, dass man ihn angeblich auch aus dem Weltall sehen kann. Und wenn man denkt, es ist nach fast 150km endlich mal Abwechslung in Aussicht, ja dann hat man sich getäuscht. Es wird zwar kurz vor Ende der 90 Mile Road durch mehrfache Verkehrsschilder darauf hingeweisen, dass man nun mit erhöhter Vorsicht weiterfahren soll, da eine Kurve kommt....ähm...nunja....lassen wir australische Straßenbauer einfach mal in dem Glauben, sie hätten da wirklich eine Kurve hingebaut. Mehr als eine Abweichung von nur wenigen Grad ist das, was da kommt, nicht wirklich, nur um danach auf weiteren knapp 100km absolut kerzengeradeaus zu verlaufen. Alle hier gezeigten Straßenbilder wurden übrigens im Abstand von mehreren hundert Kilometern aufgenommen. Aber wie man sieht, sieht man nix, was dann auch die Eintönigkeit beim Fahren erklärt.
Dies führte dann sogar so weit, dass ich während der Fahrt glaubte, Häuser auf der Straße sich bewegen zu sehen. Von meinen beiden auf der Rückbank dösenden Mitfahrern erhielt ich nur ein "Jaja Martin, ist gut...". Aber nun hatte ich endlich mal recht. Was man eben nicht so alles mitten im Nirgendwo zu sehen bekommt. Übrigens, auch dies ein gewaltiger Unterschied zu europäischen Straßenverhältnissen: das Überholen eines solchen rechts zu sehenden Roadtrains beansprucht bis zu 2km, um daran vorbei zu ziehen. Auch eine Sache, an die man sich erstmal gewöhnen muss. (Vielleicht haben die deshalb so elend lange gerade Straßen^^)
Und wenn wir nun schon bei skurillen Dingen im Outback sind, anschließend mal ein paar mehr als merkwürdige Hinweisschilder, welche mir so vor die Linse gekommen sind. Da wird zum einen 500km (!!!) vorher auf eine Grenze hingewiesen, oder dass man sich mitten in der Wüste Wale anschauen soll. Ebenso geben die Entfernungen auf den Schildern einen ersten Vorgeschmack darauf, welche unvorstellbaren Weiten auf diesem Kontinent herrschen.
Damit verabschiede ich mich erstmal mit meinem dritten Teil auf dem Weg nach Perth, von wo aus dann das Abenteuer erst so richtig losgehen sollte! Seid also gespannt, es wird hier in Kürze ausgiebig weitergehen. |
Thu May 20 13:40:44 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (20) | Stichworte: Australien, Auto, Campen, Camping, Ford, Melbourne, Sydney, Zelt
Nachdem es im ersten Teil meines Blogs um das ganze "vorher" ging, habe ich nun mein Traumziel erreicht. Ab jetzt werde ich hier von meinen ereignisreichen, spannenden, teils skurilen Erfahrungen und Erlebnissen Down Under berichten.
Ein fast nicht endend wollender 24h-Flug liegt hinter mir...kurzer Zwischenstopp in Singapoore, dann weiter Richtung Sydney, direkt hinweg über das wenige Tage vorher durch den Tsunami völlig zerstörte Indonesien, welches selbst aus luftiger Höhe einen Anblick des Grauens bietet.
Aber dann habe ich es endlich geschafft, ich setze zum ersten mal im Leben Fuß auf die andere Seite der Erde. Hier liegt sie also, meine ungewisse Zukunft. Jedoch bin ich im Moment viel zu erschlagen, um mir viele Gedanken machen zu können, schließlich hatte ich bereits die letzten 2 Nächte in Deutschland vor Aufregung kaum geschlafen, dann bereits einen vollen Tag noch in Frankfurt hinter mir und während des Fluges war auch nicht wirklich an viel Schlaf zu denken, daher war ich nun fast 48h nonstop wach, aber dank Zeitverschiebung von 12h zwischen Australien und Deutschland war es nun später Vormittag, dazu 35Grad und strahlender Sonnenschein. *Herrlich*
Daher war es dann auch nicht verwunderlich, dass ich kurz nach meinem Check-in im Hostel wie ein Stein ins Bett fiel und erst am nächsten Tag wieder erwachte...nur um dann festzustellen, dass man mir bereits das Handy geklaut hatte. Prima, das ging ja gut los...
Aber was solls, ich war hier, und das allein zählte. Die nächsten Tage gingen mit viel Sightseeing (Sydney Harbour Bridge/Opera/Sydney Zoo/...), Sonnenbaden am berühmten Bondi Beach und einigen noch zu klärenden Behördengängen ins Land. Schließlich musste man sich ja auch um ein Konto, eine Steuernummer und diverse andere Sachen kümmern. Unter anderem ja auch um ein neues Telefon...
Wenngleich ich sagen muss, dass Sydney eine gigantische Superlative ist im Vergleich zu allem, was ich bisher erlebt hatte, so packend, fesselnd, spannend und abwechslungsreich, dass man wohl Monate hier verbringen hätte können, packte mich dennoch nach nicht ganz 2 Wochen die eigentliche Abenteuerlust, schließlich war ich ja den weiten Weg gekommen, um etwas zu erleben, um das große unbekannte Land zu entdecken.
Nur wie stellt man das am Besten an? Richtig, mit einem eigenen Auto....das war auch schnell gefunden, schließlich gibt es die gerade in den Backpackerhochburgen wie Sand am Meer, jeder hat was zu verkaufen. So kam es dann, dass ich nach wenigen Tagen stolzer Besitzer meines ersten eigenen australischen Fahrzeugs war:
Ein Ford Falcon Stationwagon, mit seinen knapp 320.000km die er gerade runter hatte war er also für austral. Verhältnisse quasi erst eingefahren. 3,9L Hubraum, Automatik und Platz ohne Ende! Ach ja, und natürlich eine Klimaanlage, welche nicht funktionierte...^^ Wie man auf dem Bild links erkennen kann, befand sich der Wagen auch sonst in einem fast perfekten Neuzustand. (In good old Germany hätte es vermutlich hierfür keinen TÜV mehr gegeben...aber hier war eben alles ein bisschen anders) Getauft wurde das gute Stück "Dorie" in Anlehnung an "Findet Nemo", der ja auch in Australien spielte.
Nun konnte es endlich losgehen ins lang ersehnte Abenteuer....ähm...wobei...nein...auch hier hatte ich mal wieder etwas vergessen: Es ist ein mir bis dato unbekanntes Auto, mit einem Lenkrad auf der falschen Seite, Automatik (welche ich bis dahin noch nie im Leben gefahren bin), Blinker und Scheibenwischer seitenverkehrt zu europ. Modellen....und am allerschlimmsten; es war Freitag Mittag Rush-Hour in einer mir völlig fremden Großstadt mit Linksverkehr...*aaaargh* Nungut, Augen zu und durch!
Mit Verpflegung und Campingausrüstung vollgepackt bis unter die Dachkante machte ich mich mit 2 weiteren Mitfahrern auf den Weg Richtung Süden und die Skyline von Sydney wurde alsbald immer kleiner im Rückspiegel. Ich konnte es innerlich fast nicht glauben, aber jetzt ging es endlich los. Vor mir lag das ehrgeizige Ziel, den Kontinent einmal komplett auf eigene Faust zu umrunden...rund 50.000km pures Abenteuer!
Aber halt...da gab es ein Problem... ich HASSTE Camping (shit...hätt ich mir das nicht vorher überlegen sollen?! *grübel*). Egal, was solls, das gehörte nun eben auch dazu. Aber als Autoeigentümer nahm ich mir erstmal das Recht raus, meine beiden Begleitungen im Zelt pennen zu lassen, während ich im Kofferraum schlief....der Ford war ja zum Glück groß genug für 2 Leute.
Unser erstes großes Ziel hies Melbourne, jedoch liesen wir uns sehr viel Zeit bis dahin, bogen immer mal wieder links oder rechts von der Strecke ab, blieben hier und da mal ein paar Tage länger, verweilten in traumhaft schönen Ortschaften wie Eden oder auch Lakes Entrance. Gestört wurden solche idyllischen Momente immer nur durch wild hupende Verkehrsteilnehmer, die mir mehrfach zu verstehen gaben, dass ich auf der falschen Seite unterwegs bin. Tja, die Macht der Gewohnheit war wohl offensichtlich anfangs doch recht stark...
...bis kam, was kommen musste....mitten in der Pampa fing "Dorie" aufgrund eines gerissenen Keilriemens an zu kochen...somit tat sie es dem Wetter gleich, es herrschten stickige an die 40Grad, die Sonne brandte gnadenlos vom Himmel und das einzige, was sich durch diese Bedingungen nicht abhalten lies, waren unzählige Fliegen, die sich auf einen stürmten, sobald man das Auto verließ. So ergab es sich jedoch, dass ich den ersten echten Kontakt zu einem waschechten Australier bekam, als er mit seinem Geländewagen die Straße entlang kam und mit einem freundlichen "G´day! " sofort seine Hilfe anbot. Auf gute alte Art nahm er einen alten Stofflappen und ersetzte den Riemen...hielt bloß leider nicht ^^. Also fuhr er mich in die nächste Stadt, wo ich in einer Werkstatt Ersatz besorgte, fuhr mich auch wieder zurück zu meinem Wagen und reparierte mir alles. Danach verabschiedete er sich mit einem freundschaftlichen Händedruck. Dies ist eine Sache, wie man sie in nahezu jedem Einheimischen findet....super freundlich, super hilfsbereit...man muss sie einfach lieben, die "Ozzis".
Nun konnte es weiter Richtung Melbourne gehen, Australiens zweitgrößte Millionenmetropole, welche Sydney in nichts nachstehen, jedoch nicht ganz so "businesslike", dafür aber mehr kulturell sein sollte. Selbstverständlich gab es auch hier erstmal ein bisschen Sightseeing wie den Federation Square, Flinders Street Station oder auch St.Kilda, einer der bekanntesten Strandregionen von Melbourne. Hierzu dann im nächsten Blogartikel mehr, denn nach Melbourne bin ich ein zweites mal gekommen, da ich unbedingt das Auftaktrennen der Formel 1 live erleben wollte.
Nach nun über 3 Wochen, einem Autokauf und vielen Ausflügen neigte sich mein erstes Erspartes dem Ende entgegen. es gab zwar noch eine Reserve, aber das Visum nennt sich ja Work&Holiday, also warum nicht auch mal nach einer Finanzaufbesserung Ausschau halten. So ergab es sich, dass ich einen Job in der rund 200km nördlich gelegenen Stadt Shepparton auf einer Obstplantage erhielt. Ja...richtig gelesen: der Banker fängt mit Obstpflücken an. Endlich werden die Finger beim Arbeiten auch mal schmutzig. *lol*
Der Job selber ist leicht erklärt: Pflücke soviel du kannst in so wenig wie möglich Zeit. Sogenannte "Bins" (Kisten) müssen gefüllt werden, Bezahlung erfolgt pro Kiste, wer also schnell ist und die meisten Bins füllt, verdient am meisten. Aufstehen 5Uhr früh, spätestens 6Uhr aufm Feld, um nicht in der vollen Mittagssonne arbeiten zu müssen...*ächz* (wo waren nur meine schönen Bürozeiten 8-16uhr?) Zu ernten gab es fast alles; Äpfel, Birnen, Pflaumen, Orangen, ...
Da ich bisher nur mit Deutschen gereist war, ergab sich für mich leider nicht viel Gelegenheit, mein Schulenglisch einzusetzen, bzw. sogar aufzubessern. Hier jedoch war alles Multi-Kulti, angefangen von uns Deutschen, über Engländer, Iren, Franzosen, Finnen, Holländern ... und eben auch Einheimischen arbeitete alles und jeder auf solch einer Plantage. Nun konnte ich auch endlich englisch sprechen....dachte ich....jedoch wurde jegliche Art von Konversation bereits im Keim erstickt, da ich, um Antworten hätte zu können, überhaupt erstmal das Gesagte verstehen hätte müssen. Wie dem geneigten Leser auffällt, gibt es hier ein paar zu viele Variablen in Form von "hätte, wäre, wenn"...
Nachdem ich dann meinen Gesprächspartner fragte, aus welchem Land er denn käme, und die Antwort, soweit ich das interpretieren konnte, etwas mit "Australia" enthielt, glaubte ich zuerst noch daran, dass er mich auf den Arm nimmt. Denn das, was ich hörte, war von meinem Schulenglisch so weit entfernt, wie der Pluto von der Erde. (Jedoch hätte mir spätestens dann, als er zwischendurch vom billigen australischen Bier bereits leicht schwankend aufstand, um ein Fahrrad zu fahren, welches mittels Umlenkrollen immer genau das Gegenteil von dem machte, wohin man eigentlich lenkte, klar sein müssen: das kann nur ein Australier sein! ) Jaja, die haben aufm Land offensichtlich nicht allzuviel zu tun, daher kommt man wohl auf solch skurilen Erfindungen...
Mittels Wörterbuch verliefen die dann folgenden Gespräche zum Glück einigermaßen verständlich, wenngleich ich ihm immer mal wieder das Wort "mumbling" in meinem Dictionary zeigen musste, was "nuscheln" bedeutet.
So hatte ich nun also endlich mein erstes kleines Stück von Australien erkundet, Einheimische kennengelernt und das Arbeitsleben erfahren. Jedoch hielt es mich hier nicht lange und nach rund 2 Wochen kehrte ich zurück nach Melbourne und zur Formel 1, und anschließend in die ersten richtig unbewohnten Regionen. So langsam lernte ich, in einem fremden Land auf eigenen Füßen zu stehen...
Fassen wir zusammen: - Englisch ist nicht immer Englisch - Wenn es heisst "Linksverkehr", dann ist damit auch LINKS gemeint! ^^ - Polen gibt es auch in Australien (*scherz*)
To be continued... |
Mon May 17 18:36:08 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (29) | Stichworte: Australien, Down Under, Meer, Palmen, Qantas, Sonne, Strand, Umzug, Urlaub
Hallo MT´ler, Abenteurer, Auswanderer, Neugierige, "Möchtegern-Crocodile-Hunters", usw., dies wird mein Blog über mein Leben am anderen Ende der Welt. Im ersten Artikel werde ich über die Anfänge, Hintergründe und Gedanken, welche mich seinerzeit beschäftigten, schreiben. Folgen werden dann weitere Artikel über meine abenteuerliche Zeit in Down Under, wo ich die besten 1,5 Jahre meines Lebens bisher verbringen durfte.....ich hoffe, dass es viele interessierte Leser geben wird, spannend ist und wird es auf alle Fälle.
Wo fängt man solch eine Geschichte an? Am besten gaaaaaaanz bis vorne: Es war einmal, in einem kleinen Städtchen mitten im Thüringer Wald ein junger Kerl Anfang 20, nennen wir ihn einfach "Martin". Er hatte Träume von der großen weiten Welt....von aufregenden Abenteuern...gefährlichen Kämpfen....nunja, das übliche "Männergespinne" eben.
Was will man groß erzählen, das Leben in einer (aus meiner damaligen Sicht) langweiligen Kleinstadt, wo man jeden Freitag abend zur selben Uhrzeit die selben Menschen in Begleitung stets der selben Personen am selben Ort sieht, kommt schnell Langeweile auf. Beruflich war zwar der Job in einer Bank recht sicher, aber auch da übertönte das alltägliche Einerlei.
So entstand tief im Inneren der Gedanke, etwas "großes und aufregendes im Leben zu machen, wovon man noch seinen Urenkeln erzählen konnte". Nur was tun?
So kamen und gingen einige mehr oder weniger sinnvolle Ideen, bis für mich klar war, was ich will: Es muss im Ausland, einen Hauch von Abenteuer vermitteln, am besten Englischsprachig sollte es sein und wenn ich schon Wünsche habe, dann bitte auch Sonne, Strand und Meer.
Was blieb also übrig:
Nun galt es also, sich um die Vorbereitungen zu kümmern....es war Frühling 2004...also am besten mal all seine ungeordneten Verhältnisse bis Jahresende auf die Reihe bringen und mit dem großen Abenteuer dann 2005 loslegen.
Als erstes: die Eltern! Ich wusste, ich hatte irgendwas wichtiges an der Planung vergessen...^^ Von anfänglichen Schockreaktionen wie "Das kommt überhaupt nicht in Frage!"....über "Das ist nicht dein ernst!"....blieb Ihnen nach einer Weile nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass es mir sehr ernst mit dem Thema war. Ein letzter verzweifelter Versuch kam von meiner Mutter mit dem Satz "Kann es nicht wenigstens die Schweiz sein?" Nette Idee, aber irgendwie mangelt es diesem Bergvolk an Palmen+Meer...kam also nicht in Frage.
So kam es also, dass ich kurz nach diesem Entschluß meine Wohnung auflöste. Jedes einzelne Möbelstück wurde verkauft, alles was auch ansonsten nicht niet und nagelfest war wurde zu Geld gemacht, damit ich zumindest ein bisschen Taschengeld auf die große Reise nehmen konnte. Ich zog für das nächste halbe Jahr ins Gartenhaus meiner Eltern, wechselte um Geld anzusparen vom Auto aufs Fahrrad und verbrachte einen Sommer, welcher gedanklich bereits vom großen Abenteuer geprägt war.
Der Sommer ging, der Herbst kam, und damit auch die Entscheidung, die ich bisher immer vor mir hergeschoben hatte, weil sie das ganze auf eine gewisse Art endgültig machte: Die Kündigung bei meinem Arbeitgeber...
Nachdem das jedoch erledigt war, vergingen die letzten paar Wochen wie im Flug und das Abreisedatum rückte immer näher. Flugticket war bereits gebucht, die paar wenigen Habseeligkeiten, welche ich nicht zu Geld gemacht hatte waren in einem großen Rucksack verstaut, die Abschiedsfeier war eine riesen Party...wenngleich einem da bewusst wird, dass man all diese Menschen für sehr lange Zeit nicht mehr sehen wird.
Und dann war er da: der 11. Januar 2005....23.55 Uhr Abflug von Frankfurt/Main mit einer Boing 747-400 von Qantas. Ein Flugzeug so riesig, wie ich es bis dahin noch nicht gesehen hatte. Unter tränenreichen Abschied hieß es dann "Boarding complete" und ich startete mein persönliches großes Abenteuer, hinein in ein neues, aufregendes, und vor allem unbekanntes Leben. Ungewiss dessen, was da vor mir liegt, was alles auf mich zukommt und wie es dort sein wird.
24 Stunden Flug mit viel Zeit zum nachdenken....viel Zeit zum 5xmaligen Anschauen aller Boardfilme...und viel Zeit um sich den Gang zum Board-WC zu verkneifen, da man dummerweise bei der Sitzverteilung einen der mittleren Plätze in einer Viererreihe erwischt hatte....
Im nächsten Artikel erfahrt ihr dann, welche Startschwierigkeiten man so alles in einem fremden Land hat, warum eben doch kein englisch in Down Under gesprochen wird...und vor allem, wie schön es ist, auf der verkehrten Seite Auto zu fahren...insbesondere dann, wenn man der einzige ist, der auf der verkehrten Seite fährt...
To be continued...
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Thu Jul 22 11:10:51 CEST 2010 | MartinSHL | Kommentare (37)
Da stand ich nun...einsam und verlassen am Frankfurter Flughafen.
Es war gerade 6 Uhr und meine Laune auf einem absoluten Tiefpunkt.
Die Tatsache, dass ich wenige Stunden vorher bei 42Grad in Sydney den Flieger bestiegen, und nun bei Minus 11Grad selbigen wieder verlassen hatte, dazu bekleidet nur mit T-Shirt und sommerlicher Hose, machten meine Laune auch nicht besser.
Auch der Fakt, dass mein Gepäck über mehrere Stunden hinweg verschollen blieb und ich dadurch einen Anschlußzug nach dem anderen verpasste, erhellten meine Laune nicht wirklich.
Vom unfreundlichen Zollbeamten ganz zu schweigen...
Endlich in der Heimat angekommen, gönnte ich mir ein paar Stunden Schlaf um dann abends zum ersten Mal nach 1 Jahr wieder mit allen Freunden gemeinsam was trinken zu gehen.
Doch hier traf mich gleich der nächste "Kulturschock":
Hatte ich vor einem Jahr meine Stadt verlassen, weil mir das gesamte Leben dort zu langweilig und eintönig erschien, musste ich nun feststellen, dass nach solch langer Zeit sich absolut nix geändert hatte.
Man konnte noch immer exakt die Uhr danach stellen, wer mit wem zu welchem Zeitpunkt das Lokal betrat.
Es war so, als wäre ich nie weggewesen, als wäre hier in diesem Städtchen die Zeit einfach für ein komplettes Jahr stehen geblieben.
Ich mein...klar, Wunder hatte ich auch nicht erwartet, aber wenigstens irgendwas Neues, irgendeine klitzekleine Veränderung....aber nein, es war einfach alles genau so wie eh und je.
Ich war schockiert!
Die nächsten Tage gingen ins Land mit diversen Erledigungen, ich war vorläufig erstmal wieder in mein altes Kinderzimmer im Haus meiner Eltern eingezogen bis ich wusste, wie es weitergehen wird.
Und um versichert zu sein, musste ich mich natürlich auch erstmal beim Arbeitsamt melden.
Hier war es dann mit meiner Freude über "Back in good old Germany" dann endgültig vorbei.
Wo man hinschaute sah man nur triste Gesichter, kein Lächeln, jeder war mit sich selbst beschäftigt, kein fröhliches "G`Day!" oder "How you Doing?". Alles grau in grau....sowohl das Wetter als auch die Menschen selber. Und natürlich Papierkram ohne Ende zum ausfüllen.
Ach wie schön war doch das unbeschwerte Leben in Down Under gewesen, wo jeder Antrag maximal aus einer DIN A4-Seite bestanden hatte.
Es gingen weitere Tage ins Land und es kam irgendwann die Frage aller Fragen, welche nur eine Mutter stellen kann:
"Und wie geht es nun weiter?"
Ich gab die einzig logische Antwort: "Ich fliege zurück!"
Die Reaktion meiner Mutter war ziemlich identisch mit der, welche sie bei meiner ersten Entscheidung schon zeigte.
Gesagt, getan. Ein Mann ein Wort....und so saß ich kurze Zeit später wieder im Flieger Richtung Australien.
Diesmal hatte ich einen alten Klassenkameraden von mir dabei, welcher auch unbedingt dieses Abenteuer erleben wollte.
Zielflughafen war diesmal direkt Perth, die Stadt, in welcher ich mich ja von Anfang an "wie zu Hause" gefühlt hatte, daher war es die naheliegendste Entscheidung, auch hier wieder zurückzukehren.
Wie bereits in einem vorhergehenden Artikel erwähnt, hatte man mir ja bei den Fässern seinerzeit einen Festjob angeboten gehabt, da ich aufgrund meiner Arbeitsweise wohl recht positiv aufgefallen war.
Somit führte mich mein erster Weg direkt einen Tag nach Ankunft wieder zu den Fässern, wo man mir bereits mit offenen Armen entgegen kam und ich herzlich empfangen wurde.
So trat ich nun meine zweite "Fässer-Stapel-Karriere" an und auch mein Kamerad durfte umgehend hier arbeiten.
Allen anderen dort tätigen Backpackern wurde verkündet, wer ich bin und das bitte ab sofort alle nach meinen Maßstäben zu arbeiten hätten...
Herrlich, ich war zurück!
Jedoch trennten sich die Wege von mir und meinem Kumpel recht schnell. Das Arbeiten hatte er nicht wirklich erfunden und jeden Tag um 5Uhr aufstehen war auch nicht so sein Ding.
Daher suchte ich mir nach 2 Wochen ein kleines Haus, wo ich mit anderen Backpackern WG-mäßig lebte.
So gingen die nächsten anderthalb Monate ins Land und ich war wieder "Lord of the Drums" in einem völlig unbeschwerten Leben.
Herz, was willst du mehr.
Doch dann hatte ich eine Begegnung, welche es mir kalt den Rücken runterlaufen lies.
Es war kurz nach 5 Uhr morgens und ich war mit meinem Mietwagen wie immer auf dem Weg zur Arbeit, als ich mich einer Straßenunterführung näherte.
Schon von weitem sah ich das unter der Brücke geparkte Fahrzeug, ein großer Koloss, welcher sich schwarz in der Nacht abzeichnete.
Ich war noch mehrere hundert Meter entfernt, und hatte dennoch bereits Gänsehaut am ganzen Körper.
Ganz langsam stieg in mir ein seltsam vertrautes, aber dennoch gleichzeitig befremdliches Gefühl in mir auf.
Irgendwas stimmte hier nicht....
Aber noch bevor ich in Sichtreichweite kam war mir klar:
Das kann nur LANNY sein!!!
Jetzt mag man mich für bescheuert erklären, schließlich gibt es diese alten Landcruiser gerade in Australien wie Sand am Meer und einer sieht aus wie der andere....aber dennoch; ich wusste es, dies war MEIN alter treuer Wegbegleiter!
Ich hielt sofort an und stand einfach nur reglos für eine Weile da und starrte den Wagen an.
Der Anblick, welcher sich mir jedoch bot, war alles andere als freudig.
Den Wagen hatte es übel zugerichtet und er sah jetzt aus wie ein Polo Harlekin.
Ein paar Tage später machte ich den Besitzer ausfindig und unterhielt mich lange mit ihm.
Das Fahrzeug hatte in der Stadt einen Zusammenstoß mit einem Linienbus und wurde dabei schwer beschädigt.
Zusätzlich wurde kurz danach eingebrochen und die Scheiben eingeschlagen, die Zylinderkopfdichtung hatte ebenfalls ihren Geist aufgegeben.
Von dem einst für mich persönlich so gewaltigen Landcruiser war nur noch ein Häufchen Altblech übriggeblieben.
Da ich wie auch damals schon, Dank vieler Überstunden und Wochenendschichten bei den Fässern recht gut Geld verdiente, nahm ich mir wieder ein bisschen Zeit zum reisen und machte mich erneut entlang der Westküste auf den Weg. Diesmal jedoch nur mit einem Mietwagen.
Erster Stopp war erneut Lancelin mit seinen Sanddünen, welche ich seinerzeit bereits mit Lanny durchquert hatte.
Als leidenschaftlicher Snowboarder konnte ich es mir hier natürlich nicht nehmen lassen, mal das Sandboarding auszuprobieren.
Man kann sich gar nicht vorstellen, wo man hinterher alles Sand am Körper haben kann....
Auch die Pinnacles lagen wieder auf meinem Weg und sind immer einen Zwischenstopp wert.
Weiter gings Richtung Norden, wieder vorbei an den Blowholes, Monkey Mia (das Delphinresort) und Shell Beach, Endziel sollte das auch schon im Vorjahr besuchte Ningaloo Reef bei Exmouth sein.
Hier begab ich mich dann auf einen der bis heute faszinierendsten - und gleichzeitig respekteinflößendsten - Tripps meines Lebens; einem Tauchgang mit Walen.
Alleine schon so weit draußen auf dem offenen Meer zu sein, dass man nirgends mehr Land erblicken kann, ist schon mitunter leicht gewöhnungsbedürftig (der Film "Open Water" lässt grüßen^^), dort dann aber auch noch das Boot zu verlassen und ins Wasser zu springen, erforderte schon etwas Überwindung.
Doch das, was dann folgt, entschädigt einfach für alles und ist an ergreifenden Momenten kaum zu überbieten.
Stilvoll, lautlos und absolut majestätisch gleitet aus den blauen Tiefen dieser König des Meeres empor.
Ein Wal von 15m Länge und wir als verschwindent kleine Menschen völlig ungelenk und unbedeutent daneben.
Hier wird einem erstmal bewusst, wie klein der Mensch doch eigentlich ist. Und das nicht nur auf die Körpergröße bezogen, sondern generell auf sein Handeln und Erscheinen.
Man hält unweigerlich den Atem an, hat wahnsinnigen Respekt vor diesem riesigen Geschöpf und kann einfach nur staunend und respektvoll zuschauen.
Ein definitiv empfehlenswertes Erlebnis, welches ein Stück weit prägt und man vor allem auch mal einen Einblick, in eine sonst verborgene Welt bietet.
Nach diesem Tripp ging es zurück nach Perth und später Anfang Sommer auch wieder zurück nach Deutschland.
Diesmal war ich emotional nicht so aufgewühlt und freute mich sogar auf meine Rückkehr.
Es war herrliches Wetter bei meiner Ankunft in Frankfurt und irgendwie hatten die letzten Monate Australien nochmal gut getan, um innerlich meinen "australischen Seelenfrieden" zu finden.
Ich konnte dadurch positiv mit dem Thema abschließen ohne das Gefühl zu haben, dass ein Teil von mir unten geblieben wäre.
Ich war voller Tatendrang und wollte nun zielstrebig in die Zukunft blicken.
Jedoch lies ich es mir nicht nehmen, den gesamten Sommer 2006 erst noch ausgiebig im Freibad zu verbringen, so viel Zeit musste sein.
Auch hier musste ich mich natürlich aus Versicherungsgründen erstmal wieder beim Arbeitsamt melden, welche natürlich nix besseres zu tun hatten, als mich in einen Englischkurs zu stecken... *lol*
Nunja, hat dennoch Spaß gemacht, der aus London stammende Dozent und ich waren die Einzigen, die sich fließend unterhalten haben, während alle anderen dumm dreinschauten.^^
Der Sommer ging ins Land und ich fing Ende Herbst an, mich wieder zu bewerben.
Aus der (für mich persönlich) langweiligen Kleinstadt wollte ich unbedingt weg, nachdem ich nun die große weite Welt gesehen hatte und zurück in eine Bank wollte ich auch nicht unbedingt.
So verschlug es mich dann im Winter 2006/2007 ins Rhein-Main-Gebiet, wo ich bis heute auch noch lebe.
300km von meiner Heimat entfernt....16.000km von der Heimat meines Herzens entfernt...aber in Gedanken immer dort.
Der zurückliegende Teil meines Lebens wird immer Bestandteil in meinem Denken, Handeln, Tun sein.
Ich schwelge oft und gerne in den abenteuerlichen Erinnerungen und weiss....irgendwann werde ich wieder zurück sein.