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Matthias123

Blog vonMatthias123

Sat Oct 20 21:12:16 CEST 2018    |    Matthias123    |    Kommentare (10)

Nach den ersten 250 km mit meinem Neuen möchte ich gerne meine ersten Fahreindrücke schildern. Ich werde mich auf Motor und Getriebe beschränken. Die letzten beiden Jahre bin ich einen Audi A4 (B9) Limousine mit dem 3 Liter V6 Diesel mit 272 PS und der 8-Gang-Automatik von ZF gefahren und werde einige Vergleiche zu diesem Auto ziehen.

 

1. Verzögerungen durch WLTP-Zertifizierung

 

Bestellt habe ich am 24. Mai 2018 mit Aussage Liefertermin August. Das wurde in der Auftragsbestätigung vom 20. Juli nochmals bestätigt. Aber zwei Tage vor der geplanten Abholung in Sindelfingen Anfang September hat mich mein Händler angerufen und alles abgeblasen: das Auto sei zwar fertig gebaut, aber für die Distribution gesperrt. Mercedes komme mit der Zertifizierung nach WLTP nicht hinterher. Er hat dann die Auslieferung kostenfrei für mich auf Lieferung zum Autohaus umgestellt.

Knapp fünf Wochen später dann der Anruf, die Sperre sei aufgehoben, jetzt dauere es aber noch bis zu zwei Wochen, bis das Auto da sei, da die Speditionen mit den Auslieferungen nicht hinterherkämen. Genau zwei Wochen später konnte ich das Auto dann entgegennehmen.

 

2. Motorsound

 

Im Stand ist der Motor im Innenraum so gut wie nicht zu hören (s. Video). Sobald man etwas Gas gibt, hört man im Hintergrund den typischen 6-Zylinder-Sound, der sonorer, tiefer und grummeliger ist als der des V6 im Audi. Während der Fahrt hält sich der Motor auch sehr schön im Hintergrund und klingt immer sehr gut (satter 6-Zylinder-Klang). Nur wenn man richtig viel Gas gibt, wird er deutlich vernehmbar.

Von außen klingt er anscheinend besonders gut, denn meine Nachbarin hat mich heute bei der Ausfahrt aus meinem Grundstück angehalten nur um mir zu sagen, wie toll der Motor klingt.

 

Hier die beiden Videos (1080p HD):

Motorsound von innen:

 

 

Motorsound von außen:

 

 

3. Getriebe

 

Die 9 Gang-Automatik ist sehr gut auf diesen Motor abgestimmt, der sein maximales Drehmoment ja schon bei 1.200 U/min anliegen hat und dieses dann bis 3.200 U/min hält. Daher ist kein hektisches Zurückschalten nötig, wenn man z.B. am Ortsende auf 100 km/h beschleunigt. Er zieht ganz souverän von unten heraus unter Ausnutzung des hohen Drehmoments bei geringer Drehzahl. Gleiches gilt auch am Ende einer Baustelle auf der Autobahn (von 80 auf 130 km/h). Die Schaltvorgänge selbst sind fast immer butterweich und kaum spürbar, nur sehr selten fühlt man (v.a. beim Zurückschalten, und hier besonders von Fahrstufe 4 auf 3 oder von 3 auf 2) einen ganz leichten Ruck - aber das war bei der 8-Gang-Automatik von ZF auch nicht anders.

Im Vergleich zur 8-Gang-ZF schaltet mir die Automatik aber zeitweise noch zu spät hoch. Selbst bei warmem Motor, gerader Strecke und wenig Gas wird beim Beschleunigen manchmal erst bei 2.000 U/min (oder noch später) weitergeschaltet. Außerdem kann ich bestätigen, was @manatee bereits geschrieben hat: Eine Gaswegnahme führt nicht gleich zum Hochschalten wie bei der ZF-Automatik, sondern es vergehen erst 2-3 Sekunden bis zum Weiterschalten.

Ansonsten sorgen die 9 Gänge natürlich immer für ein niedriges Drehzahlniveau. Folgende Drehzahlen habe ich gemessen (jeweils im 9. Gang):

  • bei 120 km/h: 1.400 U/min
  • bei 130 km/h: knapp 1.500 U/min
  • bei 160 km/h: 1.900 U/min

Absolut begeistert im direkten Vergleich mit dem Audi bin ich von der perfekten Funktionsweise der Start-Stopp-Automatik. Der erneute Motorstart verläuft so schnell und ohne jegliche Vibration, dass ich nicht verstehe, warum immer noch einige das System direkt nach dem Motorstart ausschalten. Beim Audi war der Start mit deutlichen Vibrationen verbunden und v.a. nach der Aktivierung des Hold-Assistenten war das Anfahren extrem ruckartig, egal, wie wenig Gas man gegeben hat. Das ist beim Mercedes absolut butterweich, ich bin wirklich begeistert davon. (À propos Hold-Assistent: Hier muss ich mich noch umgewöhnen. Beim Audi war der sofort aktiviert, wenn die Start-Stop-Automatik den Motor abstellte und man etwas stärker auf die Bremse ging. Beim Mercedes aktiviert sich das Hold-System erst nach ein paar Sekunden, bis die Anzeige "Hold" im Display aufleuchtet. Wenn man vorher vom Gas weggeht, springt der Motor an und das Auto fährt sofort los.)

Zu den Fahrprogrammen: Ich fahre nur in C. Bei E ist die Gasannahme so verzögert, dass man den Eindruck hat, der Motor sei in seiner Leistung deutlich gedrosselt worden. Das Hochschalten erfolgt zwar früher als in C, aber das Fahren macht auch deutlich weniger Spaß. Ich achte schon auf umweltbewusstes Fahren, aber das ist auch mir zu viel des Guten. In S und v.a. S+ sind mir die Drehzahlen dauerhaft zu hoch und das Hochschalten erfolgt zu spät. In S+ ist auch die Leerlaufdrehzahl deutlich erhöht (s. Video) und das Zurückschalten erfolgt sehr früh. Allerdings ist die Gasannahme in diesen beiden Programmen sehr direkt und so hat man das Gefühl, jederzeit die 340 PS sofort zur Verfügung zuhaben. In S+ senkt die Air Body Control das Fahrzeug übrigens auch ein Stück ab. Das hört man, wenn man den Schalter betätigt.

 

4. Leistung

 

In jeder Lage und bei allen Drehzahlen hat dieser Motor immer mehr als genug Kraftreserven. Das sehr breite Drehzahlband ist eine wunderbare Sache, v.a. weil das Getriebe genau darauf abgestimmt ist. Bei niedrigen Drehzahlen profitiert man vom hohen Drehmoment, bei höheren Drehzahlen von den vielen PS. Die Mehr-PS im Vergleich zu meinem Audi merkt man besonders bei höheren Geschwindigkeiten, wo der Durchzug deutlich besser ist. Außerdem gibt es keinerlei Anfahrschwäche ("Turboloch"), die ich beim Audi schon hatte: beim Gasgeben aus dem Stand oder beim Zurückschalten gab es immer erst eine Gedenksekunde, bevor es richtig zur Sache ging (der V6 von Audi ist auch ein klasse Motor!). Aber beim E400d geht es sofort aus dem Stand voll los. Irgendwo in einem Thread wurde glaube ich etwas anderes geschrieben, aber aus dem direkten Vergleich mit dem V6 von Audi heraus kann ich nur sagen, dass es nicht einmal den Anflug einer Anfahrschwäche gibt.

Vibrationen sind ebenfalls nicht spürbar, v.a. nicht im Stand.

 

5. Ökologie vs. Ökonomie

 

Nach den ersten 250 km liegt mein Durchschnittsverbrauch bei einem Mix aus Stadtverkehr, Landstraße und etwas Autobahn bei 6,6 ltr./100 km. Das ist bei dem Gewicht und der Leistung erstaunlich niedrig. Auf meiner "Referenzstrecke" zur Arbeit habe ich bei gleicher Fahrweise ca. 0,3 ltr. weniger verbraucht als mit meinem Audi, und das, obwohl der Mercedes noch funkelnagelneu ist und 300 kg mehr wiegt. Das Verhältnis von Verbrauch zu Leistung ist also sehr gut.

Zum Thema Gewicht: Im Konfigurator ist der 400d mit 1.905 kg angegeben, in meiner EG-Übereinstimmungserklärung steht als "Tatsächliche Masse des Fahrzeugs" aber 2.035 kg. Schon Wahnsinn, was die Sonderausstattung ausmacht. Bei mir sind es wohl v.a. das Panoramadach und das Akustik-Komfort-Paket. Nach NEFZ liegt der Verbrauch bei 5,8 ltr./100 km (154 g/km CO2), nach WLTP bei 6,9 ltr. und 181 g. Damit beträgt die KfZ-Steuer nicht mehr € 403, sondern € 457 pro Jahr. Die NOx-Emissionen sind mit 53,6 mg/km angegeben und damit auch sehr niedrig. Der Motor ist also bei hoher Leistung trotzdem sparsam und einigermaßen sauber.

Der AdBlue-Verbrauch wird wohl etwa beim Doppelten verglichen mit dem A4 liegen (dort ca. 1-1,2 ltr./100 km), aber wenn dadurch die Abgase sauberer werden, ist das ja in Ordnung. Außerdem ist bei mir um die Ecke eine Tankstelle mit Pkw-Zapfsäule für AdBlue, welches dort nur 50 Cent pro Liter kostet.

 

6. Vorläufiges Fazit

 

Jedem, der diesen Motor schon hat (egal, ob in einer Limousine, einem Kombi oder AT) kann man nur gratulieren. Alle Wartenden können sich auf einen klasse Motor freuen, der sehr viel Spaß macht. Es dürfte sich wohl um einen der besten Sechszylinder-Diesel aller Zeiten handeln - definitiv der beste, den ich bisher hatte (es ist der vierte). Der Audi mit dem 272PS V6 war auch klasse, ebenso der Jaguar XF mit seinen 275 PS. Aber der E400d kann einfach alles noch eine Idee besser.

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