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Meehsters gesammelte Erfahrungen

Willkommen in Meehsters Welt! Hier ist Platz für Erfahrungen, Erinnerungen, Theorien, Gedanken und Gedankenexperimente aus dem Hause Meehster - und vor Allem für Verrücktheiten ;)

Sat Sep 11 17:00:36 CEST 2010    |    Achsmanschette51801    |    Kommentare (15)    |   Stichworte: 11.09., Grambke, Tod, Trauer

Hallo, liebe Zielgruppe!

 

Dieses Mal werde ich etwas persönlicher. Auch mein persönliches Schicksal hat am 11.09. einen wichtigen Wendepunkt. Es handelt sich bei "meinem" 11. September allerdings um ein anderes Jahr als bei "dem" 11. September, um den es sich in den beiden anderen Artikeln dreht. Wir schrieben nämlich das Jahr 1992.

 

Die Sache hat eine etwas längere Vorgeschichte und die Kirche in Bremen-Grambke hat auch etwas damit zu tun. Sowohl sehr indirekt mit der Vorgeschichte als auch sehr direkt mit den Ereignissen an eben jenem 11. September 1992.

 

Fange ich an. Ich bin ein Scheidungskind. Bis hierhin nichts Besonderes, viele Leute haben geschiedene Eltern. Meine Mutter hat sich Ende 1990 von meinem Vater getrennt. Die Gründe dafür sind jetzt nicht wichtig. Wichtiger ist, daß ich meinen 13. Geburtstag 1991 bei meinen Großeltern mütterlicherseits in Bremen-Lesum gefeiert habe und ich meine Mutter an diesem Geburtstag nicht zu Gesicht bekommen habe. In der Folgezeit wurden meine Brüder und ich auch dort "zwischengelagert", während unser Haus in Grambke schon verkauft (oder kurz davor) war und meine Mutter immer bei ihrem damaligen Freund ihre Zeit verbrachte. Mein Kinderzimmer mit Blick auf die Kirchturmuhr der Grambker Kirche vermisse ich noch immer irgendwie.

 

Im Scheidungsverfahren führte meine Mutter einen regelrechten Krieg über die Herrschaft über uns drei Kinder. Mein Vater "spielte" mit und fuhr mit uns nach HB-Oslebshausen ("Wohlers Eichen" ist Leuten aus der Gegend sicher ein Bergiff), um uns zu zeigen, wo unsere Mutter mit uns hinziehen würde usw.

 

Letztendlich gewann sie den Krieg um die Herrschaft über uns Kinder und wir zogen nicht nach Oslebshausen, sondern nach Marßel (was in vielen Augen sicher auch nicht unbedingt viel besser ist ;))

 

Das Entscheidende kommt langsam. Als wir mit unserer Mutter zusammenwohnten, erteilte sie uns ein Umgangsverbot nicht nur mit unserem Vater, sondern auch mit dessen gesamter Familie. Dies hielt mich aber nicht davon ab, regelmäßig meine Großeltern väterlicherseits zu besuchen. Im Sommer 1992 besuchte ich zudem sehr oft meine Urgroßmutter, die Mutter von meiner Oma väterlicherseits. Wenn ich jetzt davon berichte, habe ich noch den Geschmack ihrer Marmeladenbrote im Mund, die sie mir damals machte *in schöner Erinnerung schwelg*.

 

Leider ist diese Urgroßmutter am 05.09.1992 gestorben, kurz bevor wir auf eine Klassenfahrt nach Rostock fuhren - die übrigens mein Opa väterlicherseits bezahlt hat. Ja, zum Zahlen war die Familie meines Vaters noch gut. An dem Sonntag, den 06.09.1992 war ich noch einmal bei meinen Großeltern und sie haben mir vom Tod meiner Urgroßmutter erzählt.

Nichtsdestotrotz fuhr ich am nächsten Tag mit nach Rostock.

 

Am Freitagmorgen, dem 11. September, kamen wir zurück. Ich stiefelte zuerst zu meinen Großeltern mütterlicherseits, denn sie wonten nur einen Steinwurf von der Schule weg, wo wir aus dem Bus stiegen und mein Opa war zu Hause, währen meine Oma noch bei der Arbeit war. Mein Opa sagte mir, daß meine Uroma an dem Tag beerdigt werden sollte und ich sollte da hinfahren, ich würde auch noch pünktlich kommen. Er gab mir Omas Fahrrad mit und ich fuhr damit nach Grambke zur Grambker Kirche, wo die Trauerfeier stattfinden sollte. Es war die erste Trauerfeier, an der ich in meinem Leben teilnahm und ich habe geheult wie ein Schloßhund.

 

Draußen am Grab, der Sarg war gerade abgelassen und die nächsten Verwandten begannen, mit einer Schaufel Erde in das Grab zu schaufeln, geschah das, was in meinem jungen Leben alles auf den Kopf stellte: Meine Mutter kam angerannt. Sie keifte und schrie und zog mich mit Gewalt aus der Trauergesellschaft raus.

 

Ab diesem Moment habe ich meine Mutter nicht mehr ernstgenommen und auch nicht mehr ernst nehmen können. Seitdem war für mich erst einmal grundsätzlich alles falsch, was sie gesagt und getan hat.

 

Seit einigen Jahren kann ich darüber reden, aber auch das hat eine ganze Zeit gedauert. Mein Schatz hat die Geschichte erst nicht geglaubt, was sich inzwischen geändert hat. Meine Tante (die Schwester meiner Mutter) hat gesagt, daß es erschütternd ist. Vor allem ist für sie erschütternd, daß sie sich nicht wundert, daß es so abgelaufen ist. Es gibt einige Stimmen in eine solche Richtung.

 

Voe einiger Zeit habe ich meine Mutter auf die Sache angesprochen. Sie glaubte noch immer, völlig richtig gehandelt zu haben.

 

Heute ist es 18 Jahre her und es beschäftigt mich noch immer und ich glaube, so lange meine Mutter ihr Fehlverhalten nicht einsieht, werde ich die Sache auch nicht ganz verarbeiten können.

 

 

Bildquelle: Joern M ; http://de.wikipedia.org/w/index.php?...


Sat Sep 11 18:41:20 CEST 2010    |    saurer Kraut

Hallo,

 

ich finde es bemerkenswert wie offen und ehrlich du über deine Erlebnisse schreibst.

 

Sprechen bzw schreiben ist das beste Mittel zur Verarbeitung solcher Erfahrungen. Denke du kannst deine Liebsten bestimmt immer wieder mit diesem Thema konfrontieren, wenn es dir gerade durch den Kopf geht. Also raus damit!!!

 

Mfg

Sat Sep 11 21:20:11 CEST 2010    |    Eue

Ich bin auch geschieden aber meine holde Exfrau und ich waren uns in Sachen Kinder von anfang an einig das die zwei am wenigsten darunter leiden dürfen ( sofern man das überhaupt sagen kann ), egal welche Differenzen zwischen den Partnern herrschen, in Bezug auf die kids muss man drüber stehen, zumindest bei uns klappt das sehr gut, ich kann meine 2 sehen wann immer ich will, und sie können bei mir sein wann immer sie wollen.

Das Verhalten deiner Mutter ( ohne dir jetzt nah treten zu wollen ) find ich unter aller Sau :mad:, hattest du wenigstens trotzdem Kontakt zu deinem Vater ?

 

 

Gruß Eue

Sat Sep 11 21:31:39 CEST 2010    |    Trennschleifer47434

Hallo,

 

Ja . bin selbst ein Scheidungskind und kann das was Du schreibst voll nachvollziehen.

Auch meine Mutter hat um uns zwei gekämpft und natürlich gewonnen - meinen Vater habe ich gute 12 Jahre nicht gesehen...

 

Und jetzt stehe ich selbst kurz vor der Scheidung - zum Glück könnte ich mit meiner Frau vernünftig reden und meinem Sohn ein ähnliches Schicksl wie mir ersparen. Er wird bei mir bleiben aber seine Mutter darf ihn jederzeit besuchen und auch auf Urlaub fahren.

 

Ich hoffe er kann uns das verzeihen und leidet selbst nicht darunter.

 

Gruß

Sat Sep 11 21:32:35 CEST 2010    |    Achsmanschette51801

Ja, ich hatte und habe immer noch Kontakt zu meinem Vater. Auch den Kontakt zu dessen Eltern habe ich bis zu deren Ableben nie abreißen lassen.

 

Bei meiner Tochter ist es auch so, daß Ex und ich nie auf die Idee kommen würden, ihr den Kontakt mit der anderen Seite zu verbieten oder auch nur auf dem Ex rumzuhacken, wenn sie dabei ist. Wir haben uns getrennt, weil es damals nicht mehr lief. Da kann die Kleine nichts für.

Sat Sep 11 22:53:27 CEST 2010    |    krebsandi

sorry falscher Eintrag

Sat Sep 11 23:03:44 CEST 2010    |    Achsmanschette51801

Kann passieren.

Sat Sep 11 23:30:24 CEST 2010    |    Trennschleifer47434

Zitat:

Bei meiner Tochter ist es auch so, daß Ex und ich nie auf die Idee kommen würden, ihr den Kontakt mit der anderen Seite zu verbieten oder auch nur auf dem Ex rumzuhacken, wenn sie dabei ist. Wir haben uns getrennt, weil es damals nicht mehr lief. Da kann die Kleine nichts für.

Nun ja - zum Glück haben sich die Zeiten geändert. Vor 35 Jahren war es offensichtlich noch üblich die Kinder zu manipulieren (Papa ist böse...)... Musste das - wie gesagt - am eigen Leib erfahren.

 

Jetzt muss ich meiner Mutter klar machen, dass Sie niemals auch nur ein böses Wort über meine (bald) Exfrau verlieren darf - sonst verliert sie Ihren Enkelsohn. Ich hoffen nur Sie kapiert das.

 

Gruß

Sun Sep 12 00:17:32 CEST 2010    |    Achsmanschette51801

Meine Mutter hat meine 13jährige Tochter bisher nie zu Gesicht bekommen. Und ich glaube, das wird noch eine ganze Zeit so bleiben. Zumindest solange sie keine Einsicht zeigt. Meine Kleine hat den Wunsch eines Kennenlernens bisher auch nicht geäußert.

Sun Sep 12 12:16:22 CEST 2010    |    andyrx

leider werden Kinder nur zu oft instrumentalisiert um in einem Scheidungskrieg die besseren Karten zu haben....solche Elternteile handeln unverantwortlich und schaden ihren Kindern sehr nachhaltig,so etwas gehört unterbunden und auch bestraft:mad:

 

mfg Andy

Mon Sep 20 12:36:13 CEST 2010    |    där kapitän

Hm, nun bin ich glücklich verheiratet und meine Frau und ich möchten nächstes Jahr Kinder.

Hoffentlich bauen wir nicht auch so einen Mist.

 

Ich bin mir relativ sicher, dass die Entscheidung für Kinder richtig ist. Immerhin kennen wir uns eine halbe Ewigkeit.

Aber was heißt das schon, wiederum.

 

Das ist immer doof, Gut-Böse-Spielchen. Es gibt immer zwei Seiten an so einer Sache. Da sollte die Mutter auch den A- in der Hose haben, sich dem klar zu werden.

 

Aber so sind Menschen manchmal, wenig von der Vernunft gesteuert.

 

cheerio

Thu Sep 23 16:40:37 CEST 2010    |    Mimro

Meine Eltern haben sich etwas früher scheiden lassen und ich bin ihnen unglaublich dankbar, dass sie ihre Differenzen nicht auf meinem Rücken ausgetragen haben bzw. bin sogar froh, dass sie diesen Schritt gemacht haben, da das Zusammenleben zu Dritt am Schluss unerträglich war...

 

Seit der Scheidung hab ich (bis auf eine kurze Auszeit in der Pubertät :D) ein sehr gutes Verhältnis zu beiden Eltern und kann nur sagen, dass ich von der Scheidung nur profitiert habe...

 

Also wenns geht ist es für die Kinder sicher besser, wenn die Eltern zusammen bleiben, aber wenn man sich trennt sollte man halt einfach nicht vergessen, dass die Kinder ein gemeinsames "Werk" waren und dass man auch mal was füreinander empfunden hat....

 

VG Mimro

Sun Jan 23 20:12:35 CET 2011    |    Steam24

Auch ich gehöre zu denjenigen, die das Verhalten deiner Mutter bei der Beerdigung nicht nachvollziehen können. Man kann es sich einfach nicht vorstellen - bei einer Beerdigung. Vielleicht wird sie irgendwann über die Hintergründe sprechen oder sich sogar dafür entschuldigen - ich wünsche es euch. Dass sie keinen Kontakt zu ihrer Enkelin hat, ist für sie bestimmt nicht einfach. Auch spricht aus deinen Schilderungen, dass zwischen euch beiden der Umgang nicht einfach ist.

 

Ich habe in meinem eigenen Leben Situationen erlebt, die in gewisser Weise vergleichbar sind. Man erfährt seitens eines Menschen, dem man vertraut, eine Behandlung, die einfach nicht geht. Dann muss man ein "Stop" setzen, mitunter um den Preis, dass der Kontakt abbricht oder auf sehr niedrigem Niveau einfriert. Das ist oft bedauerlich, aber mitunter gibt es keine gangbare Alternative. Es ist oft eine Frage von Vertrauen oder auch Respekt.

 

Ich habe große Achtung vor der Art, wie Du von der Sache erzählst und wie Du damit umgehst.

Sat Jan 29 01:32:26 CET 2011    |    Achsmanschette51801

Daß meine Mutter keinen Kontakt mit ihrer Enkelin hat, stört sie sicher nicht weiter. Sie weiß ja nicht einmal, daß sie eine Enkelin hat. Zumindest nicht, wenn meinen Blog hier nicht liest.

 

Eigentlich ist es schon schade, daß es so ist. Andererseits ist es vielleicht für beide Seiten besser so. Die Befürchtung, daß sie sich einmischen würde, ist auf jeden Fall da.

 

Bei der Situation damals können sich viele nicht vorstellen, wie es ist und daß so etwas überhaupt so passieren kann. Daß ihr Verhalten kaum wer nachvollziehen kann, kann ich wiederum sehr gut nachvollziehen. Ehrlich gesagt kann ich mir vergleichbare Situationen aber nicht vorstellen. Ich denke, diese Art des Vorgehens ist eher recht einzigartig.

Tue Sep 11 19:01:00 CEST 2012    |    Achsmanschette51801

Heute haben wir den 20.Jahrestag dieses Ereignisses. Es geht mir noch immer nah und ich glaube nicht, daß es ganz weggeht.

Thu Dec 27 23:34:47 CET 2012    |    Bayernlover

Diese Geschichte ist so unvorstellbar, dass ich sie eigentlich nicht glauben möchte. Aber ich muss akzeptieren, dass es Dinge gibt, die einem auf den ersten Blick total absurd erscheinen. Dass deine Mutter dich von der Beerdigung wegzieht, ist eines davon.

 

Auch ich bin Scheidungskind, aber momentan pflegen wir alle ein normales Verhältnis miteinander. Ich hatte auch damals nie das Gefühl, instrumentalisiert zu werden. Aber als Kind kann man das auch schwer einschätzen (als die Trennung losging, war ich ca. 12 Jahre alt)

Deine Antwort auf "Der 11. September - Teil 3 - Auch mein persönliches Schicksal hat den 11.09. als Wendepunkt"

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