Tue Dec 20 20:29:54 CET 2016 | MariusLola | Kommentare (11)
Nur ein Schleifchen fehlte ... Also, Euch kann ich es ja jetzt sagen: Ich bin letzte Woche 50 geworden und zum Geburtstag habe ich mir den Tesla geschenkt. Durch eine wundersame Fügung fiel der Auslieferungstermin auf dieses Datum und ich kann es vorwegnehmen: Es ist ein wahnsinnig tolles Spiel- äh ich meine Fahrzeug!!
Aber nun der Reihe nach:
Statistik des AMG nach der Fahrt Ich bin mit meinem AMG C55 zunächst am letzten Wochenende von Helsingborg in Südschweden nach Singen in Deutschlands Süden gefahren, oder sollte ich besser sagen: gebrettert. Von neun Stunden Fahrzeit auf 1,200 km werde ich mich künftig verabschieden müssen.
Die Abholung und erste Fahrten
In Stuttgart hatte ich um 14 Uhr den Abholungstermin und der Wagen war pico-bello vorbereitet: Ein Servicetechniker hatte zuvor noch eine Testfahrt gemacht und dann dem Lack den letzten Schliff gegeben. Ein junger Mann, der locker mein Sohn hätte sein können, hat dann die einstündige Einweisung gemacht - überhaupt sind beinahe alle Mitarbeiter dort gefühlt unter 35. Mein Wagen ist der erste, der von dieser Niederlassung mit dem neuen Autopilotsystem (AP 2.0) ausgeliefert wurde. Es ist von Tesla noch nicht freigeschaltet, so dass ich davon an anderer Stelle berichten werde. Auf der Autobahnfahrt von Stuttgart nach Singen hat es sehr lange Abschnitte ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich wollte als erstes wissen, ob der Batterie bei andauernder Schnellfahrt der Saft ausgeht. Ich kann alle Zweifler beruhigen: Tut er nicht! Die Kiste geht auf 200 in einem ähnlichen Tempo wie der AMG und hält es problemlos – auch wiederholtes Beschleunigen zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen. Allerdings geht das natürlich an die Reichweite und man kann es nur machen, wenn man nicht weiter als, sagen wir, 180 km durchheizen will und am Ankunftsort Zeit zum Aufladen hat. Die erste Frage meiner Schwester war: „Wo ist die nächste Tanke?“ Ich wies sie darauf hin, dass wir seit drei Generationen von Petroleum auf Strom umgestellt haben, und die Tankstelle zu Hause ist (gilt nur für Häuslebauer und Mieter mit toleranten Vermietern). Ich hatte mir einen Wallcharger von Tesla mitgenommen und mein freundlicher Elektriker hat ihn innerhalb der folgenden Tage installiert. Bei 22A Ladestrom dauert das Nachladen je nachdem zwischen 2 und 4 Stunden – diese Zeit verbringt man ja mindestens daheim nach einem Arbeitstag oder längeren Fahrten. Um es auch klarzustellen: Ein Vertreter, der täglich mehr als 300 km zurücklegt, sollte eher keinen Tesla fahren. Die ersten beiden Tage mit dem Tesla bin ich jeweils ca. 2 x100 km nach Zug in die Schweiz gefahren. Sehr angenehmes Dahingleiten auf der Schweizer Autobahn und entspanntes Stehen im Stau - der Wagen verbraucht keinen Strom für den Motor im Stillstand. Da ich zu Hause noch nicht laden konnte, war ein Ladestop von 30 min bei Dietlikon notwendig, um wieder auf 80% zu kommen.
Die grosse Reise nach Schweden
Ich bin bekennender Nachtfahrer und so rollte ich um 3 Uhr morgens (garantiert unbemerkt von den Nachbarn) aus der Ausfahrt. Im Navi war Seevetal bei Hamburg eingegeben und Tante Tesla plante zwei Ladestops ein. Tesla berechnet immer den nächsten Supercharger mit 10-15% Restladung (bezugnehmend auf die historischen Fahrgewohnheiten des Fahrer). Als ich stracks auf der Autobahn war, legte ich 160 km/h an, was nach kurzer Zeit eine Warnmeldung im Navi zur Folge hatte, da der nächste berechnete Lader sonst zu weit gewesen wäre (eine nähere Station wird nicht automatisch gesucht). In Stuttgart angekommen, bemerkte ich, dass das Navi die Reise via Karlsruhe ausgetüftelt hatte, was Blödsinn ist. Als ich Würzburg ansteuerte, befahl Das Navi, wieder nach Leonberg zurück zu fahren und nach kurzer Zeit war klar warum: Der eigentlich nächste Charger vor Würzburg war ausser Betrieb, so dass in Leonberg während 20 min „nochmal Schwung genommen“ werden musste. Merke: Manchmal besser auf Tante Tesla hören! Der zweite Halt hinter Würzburg wurde zum Schlafen genutzt und nach einer Stunde und satt voller Batterie ging es weiter nach Kassel. Hier muss ich das Navi entweder überhört haben oder, was ich mittlerweile eher vermute, es hat sich kurzfristig aufgehängt. Ich bin jedenfalls an der Ladestation bei Hannoversch Münden mit 12% Restladung vorbeigefahren (!) und zur nächsten Ausfahrt sind es 11 Kilometer. Da habe ich dann doch mal kurz geschwitzt und bin brav hinter einem Litauischen LKW im Windschatten geblieben und dann mit 8% am Lader angekommen. Kurz vor Hamburg nochmal ganz voll „getankt“ und mal die Höchstgeschwindigkeit angetestet: Bei 235 km/h wird die Anzeige rot und wegen zu viel Verkehr konnte ich nicht weiter gehen. Der Tempomat verweigert sich übrigens ab 180 km/h.
Am nächsten Tag ging es dann via Puttgarden durch Dänemark nach Schweden. Ich habe eine Langstrecken-Reisegeschwindigkeit von 130 km/h ermittlelt, die einen guten Kompromiss zwischen Reisedauer und Ladedauer bedeutet: Dann kommt man halbwegs flott voran und muss nicht zu lange laden.
Fazit nach 2.000 km
Der Tesla S ist ein absolut gelungenes und sehr ordentlich verarbeitetes Auto; da gibt es nichts zu rütteln. Ich finde es bewundernswert, dass ein so junger Autohersteller bereits dermassen solide Fahrzeuge baut. Man kann an allem was mäkeln, aber das könnte ich an einem Mercedes, Audi oder BMW problemlos auch. Die Eindrücke beim Fahren mit einem e-Auto sind umwerfend: Die Beschleunigung erfolgt lautlos und zugleich ungeheuer kraftvoll; das muss man erlebt haben, um mitreden zu können. Auch die Elastizität ist einem Oberklassefahrzeug absolut ebenbürtig. Was meinem Fahrverhalten persönlich sehr entgegenkommt, ist das Verzögern, wenn man vom Gas geht. Dann wird Energie wie bei einem Dynamo zurück in die Batterie geladen und gleichzeitig spart man Bremsbeläge. Ich habe auf der Langstrecke durch vorausschauendes Fahren höchstens 2-3 Mal die Bremse benutzt. Was natürlich grosse Klasse ist, ist die Tatsache, dass mich die Fahrt keinen Cent an Sprit gekostet hat; auf der Hinfahrt mit dem AMG habe ich 220 Euro abgedrückt...- wer oft Langstrecken fährt und seine Fahrgewohnheiten etwas umstellt, kann da echt profitieren; allerdings nur mit Fahrzeugen, die in 2016 bestellt werden (später ist das unbegrenzt kostenlose Laden vorbei). Sobald die gewünschte Ladeleistung erbracht ist, wird eine Info auf die Tesla-App geschickt; das ist praktisch, wenn man etwas Essen oder Einkaufen ist. Mit der App können auch Befehle an das Auto gesendet werden (z.B. Dach öffnen, Klimaanlage auf gewählte Temperatur einstellen oder die Lichthupe aktivieren). Etwas irritierend ist der Blick aus dem Rückspiegel: Aufgrund der Krümmung der Heckscheibe sieht jedes Auto irre breit und flach aus und wenn es dann überholt, ist es ein braver Polo...- daran muss ich mich noch gewöhnen. Das derzeit einzige Manko, das mich sehr stört, ist dass das Navi manchmal einfriert. Dann ist absolute Stille im Cockpit und Stillstand auf dem Display. Ich muss mal im Forum nachforschen, ob das eine bekannte Schwäche ist.
Was mich erstaunt hat, war die Tatsache, dass ich in ganz Deutschland weder auf der Hin- noch Rückfahrt einen einzigen Tesla gesehen habe; nicht mal einen Norweger oder Dänen am Supercharger. Ich habe die letzten sieben Jahre im Ausland verbracht, aber ist denn der Tesla tatsächlich immer noch so ein Exot hier? In Schweden oder Dänemark sehe ich auf 100 km Autobahn (zwischen Helsingborg und Kopenhagen) zwischen 2 und 5 Fahrzeugen. Als ich mal in Bergen in Norwegen war, habe ich binnen zwei Stunden mindestens ein Dutzend Tesla's entdeckt (und noch viel mehr Nissan Leaf, Renault Zoe und BMW i3). Ich hoffe, dass es hierzulande zunehmend Neugierige gibt, die zumindest mal eine Testfahrt mit einem E-Auto machen. Aber nochmal zur Klarstellung: Ich bin nicht von Tesla bezahlt, dass ich hier schreibe, noch will ich irgendjemanden vom Fahren seines/ihres Verbrenners abbringen. Ich gebe eben nur meine frischen Erfahrungen wieder. Danke für Euer Interesse. |
Wed Dec 21 08:24:38 CET 2016 | Duftbaumdeuter49470
Ich hoffe mal ich bekommen deinen Tesla mal zu Gesicht bin öfters dort unten im Süden weil ich von dort komme.
By the Way sehr schönes Auto würde mir auch gefallen wenn ich das nötige Kleingeld hätte dazu
Wed Dec 21 09:49:10 CET 2016 | izyman
Seit dem ich den Tesla X probegefahren habe, kann ich mir nicht mehr ohne weiteres vorstellen ernsthaft einen Wagen mit Verbrennungsmotor zu kaufen. Super Konzept, viel Platz, ordentlicher Komfort, super Personal und richtig Schub ohne Lärm. Einfach genial!
Wed Dec 21 11:41:47 CET 2016 | Spiralschlauch20617
Wie funktioniert denn das ganze Thema mit dem Akku? Wird das Auto intensiv genutzt, so hat das viele Lade-/Entladezyklen zur Folge. Was passiert denn in 1 - 2 Jahren, wenn Du dein Fahrzeug mindestens jede Nacht an den Strom hängst? Nimmt da die Kapazität merklich ab? Kenne es nur von meinem Smartphone. Pünktlich nach ca. 1 Jahr gibt der Akku den geist auf. Im Neuzustand kann man das Gerät bis zu 2 tage nutzen. Zum Schluss hält das Gerät mit Glück noch 8 h durch.
Wed Dec 21 21:38:35 CET 2016 | MariusLola
@ DruLuc: Das ist eine berechtigte Frage. Tesla gibt 8 (!) Jahre oder 200,000 km Garantie, dass der Akku dann noch mindestens 80% Kapazität hat. Nun ja, es gibt den Tesla S noch gar nicht so lange, aber mir sind noch keine Horror-Stories zu Ohren gekommen, dass der Akku nach 2 Jahren die Grätsche macht.
Es sind m.E. zwei Dinge zu beachten:
1) Du solltest den Akku nie total voll oder total leer haben. Beides ist nachteilig und verkürzt die Lebenszeit (des Akkus). Während es relativ einfach ist, den Akku leer zu fahren (es gibt immer eine Sicherheitsmarge, die systemseitig ein komplettes Leerfahren verhindert), ist es aufwändig, den Akku komplett voll zu laden (es braucht tatsächlich lange, um die letzten 20% hinein zu pressen). Daher sollte das normale Ladeniveau 80% (in sehr kalter Umgebung weniger) betragen und die 100% nur bei sofortigem Abruf genutzt werden.
2) Hohe Temperaturen sind auch Gift für den Akku: Daher sollten Beschleunigungsorgien bei 30 Grad eher vermieden werden. Bei einem Verbrenner gilt es ja auch ein paar Dinge zu beachten, wenn Du die Lebensdauer erhöhen willst (in der Kaltlaufphase kein Vollgas usw.).
Thu Dec 22 10:16:23 CET 2016 | Reifenfüller50854
Also in Berlin sieht man nicht jeden Tag einen Tesla, aber schon so oft, dass man mittlerweile weiss, aahhh ein Tesla Model S.
Thu Dec 22 11:46:24 CET 2016 | Spiralschlauch20617
Danke für die Antwort zum Thema Akku.
Spannend finde ich die Elektroautos ja. Sie sind leider weit außerhalb meines Geldbeutels. Und selbst wenn es der dann her geben würde, wäre ein Tesla nicht in der engeren Wahl, da mir z.B. schon das Karosseriedesign nicht sonderlich zusagt.
Thu Dec 22 16:11:31 CET 2016 | hirschgeweih
Schön zu hören, dass Du Deine erste Fahrt nach Schweden erfolgreich absolviert hast!
Ich war vergangenen Monat in Bergen und fand es erstaunlich, wie viele Elektroautos dort rumfahren.
Zum Beispiel auch eGolf. Bei uns sieht man bis auf einen Vorführer ab und an nirgendwo einen.
Selbst Hybrid sind schwer zu Gesicht zu bekommen, zum Glück sehe ich wenigstens meinen täglich :-)
Aber Tesla ist hier ein wirklich selten gesehener Anblick...
Sat Dec 24 16:29:21 CET 2016 | Multimeter48539
Das ist alles wunderbar solange das einige wenige machen. Aber wie sieht das aus beim Ferienbeginn in NRW wenn geschätzte 1 Mio. sich zugleich auf den Weg Richtung Teutonengrill machen? nach ca. 300 bis 400km sollten dann die entsprechende Anzahl E-Autos aufgetankt werden!
Wed Dec 28 22:35:50 CET 2016 | Fensterheber169
Also ich weis ja nicht wo du fährst. Hier im Raum HN/SHA sieht man täglich in. einen. teils 3-5 Stück. Meistens in grau, weis, schwarz und rot
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