Wed Apr 17 09:42:34 CEST 2024 | metrostinger | Kommentare (1)
Vergleich zweier älterer Premiumkombis
Mercedes C-Klasse 220 cdi vs BMW e91 320d
Beide Fahrzeuge waren nacheinander eine Zeitlang in meinen Besitz als familientauglicher Zweitwagen, im Alltag hauptsächlich von meiner Frau gefahren. Die C-Klasse war ein echtes Prachtstück, Mopf EZ `13, Avantgarde-Austattung, bis auf Komplett-Leder und Schiebedach echte Vollaustattung, zB, 7G-Plus, ILS, Command Plus Navigation, Verkehrszeichenerkennung, ACC Radargestützer Tempomat mit Abstandsregelung, Tote-Winkel-Warner, Parksensoren, Pre-Safe Plus Bremsassistent, Spurhalteassistent, usw. Leider war der schicke Benz nur für ein knappes halbes Jahr bei uns, dann stieg ohne Fehlermeldung die Ölpumpe aus und ein kapitaler Motorschaden bedeutete für uns seinen Exitus. Instandssetzungskosten lagen bei mindestens 8.5 T€, das war zuviel. Nach einem kurzen – wenig glanzvollen – Auftritt eines Audi A3 Sportback als Ersatz wurde dieser dann in den BMW gewandelt. Ein E91 aus der ersten Serie mit deutlich weniger Ausstattung, nennenswert ausser dem Multifunktionslenkrad nur noch das Panoramadach. Also auch, wenn es eigentlich unfair ist, weil der Mercedes als Avantgarde schon ab Werk die bessere und höherwertige Ausstattung mitbringt, hier gewinnt er eindeutig Mercedes 1 : 0 BMW
Die technischen Daten Mercedes C 220 cdi Leistung 170 PS Drehmoment 400Nm / 1.400 U/min 0 – 100 km/h 8,5 s Vmax 219 km/h Verbrauch ca 6 Liter D / 100km Gewicht 1.780 kg BMW 320d Leistung 163 PS Drehmoment 350Nm / 1.750 U/min 0 – 100 km/h 8,5 s Vmax 223 km/h Verbrauch ca 6 Liter D / 100km Gewicht 1.620kg Die Papierwerte sprechen eigentlich für den BMW, aber die Fahreindrücke (hierzu später mehr) relativieren das dann wieder Mercedes 2: 1 BMW
Der Aussencheck Beide Fahrzeuge sind Kombis der Mittelklasse und in den wesentlichen Abmessungen nahezu identisch. Beide Hersteller zählen zur Kategorie Premium, was einerseits eine eher gehobene Anspruchserwartung weckt, andererseits werden beide Fahrzeuge durch echte Langzeitqualitäten diesem Anspruch auch durchaus gerecht. Das Design ist natürlich Geschmackssache, mir hat der Mercedes aber besser gefallen. Beim BMW hat mich vor allem das vermeintlich schmalspurige Fahrwerk irgendwie immer gestört, weil die Räder nach meinem Empfinden zu tief in den Radhäusern stehen. Dass der Mercedes als Mopf auch an den Heckleuchten bereits LED hatte, darf man dem BMW nicht ankreiden, die höherwertigen Facelift e91 hatten das auch… Ein wirklich nettes und nützliches Gimmick beim BMW ist die separat zu öffnende Heckscheibe. Sehr praktisch, um mal schnell eine Handtasche oder einen Rucksack in den Kofferraum zu legen, ohne die ganze Heckklappe zu öffnen. Ein weiteres Unentschieden Mercedes 3 : 2 BMW
Die Innenräume Liegt’s an der Avantgarde-Ausstattung und/oder am Facelift? Der Mercedes macht einfach einen deutlich wertigeren Eindruck. Alles sieht eine Klasse besser aus, alles fasst sich eine Klasse besser an, alles fühlt sich eine Spur hochwertiger an. Der BMW macht nix falsch, nichts klappert oder knarzt, alles ist an der richtigen Stelle. Ja, er hat auch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel (dafür aber fast 150tkm weniger auf der Uhr)… Vorne sitzt man in beiden Fahrzeugen eindeutig wirklich gut und bequem. Die Sitze sind vielfach verstellbar (beim Mercedes elektrisch – Avantgarde…), die Sitzposition passt. Pedale, Lenkrad, Bedienhebel und Schalter sind gut erreichbar und ergonomisch richtig platziert. Hinten sitzt man erstaunlicherweise ebenfalls in beiden Fahrzeugen gut. Der Knieraum im BMW ist sogar etwas größer, die Kopffreiheit auf der Rückbank ist ebenfalls hier wie dort noch gut. Beide Rückbänke bieten auf den äusseren Plätzen bequemen Sitzkomfort, der mittlere Sitz ist in beiden Autos nur als Notsitz für kurze Strecken zu sehen. Im Kofferraum schlägt dann eher die Stunde des Mercedes. Zwar ist das Ladeabteil auch in der C-Klasse nicht überragend, aber dennoch deutlich größer und auch besser nutzbar als im BMW. Dort ist der Kofferraum kaum länger als in einem herkömmlichen Golf und zudem auch noch erschreckend niedrig… Das im Mercedes selbst der Kofferraum einen deutlich höherwertigen Eindruck macht, ist vielleicht wieder der Ausstattungslinie geschuldet. Punktsieg Mercedes Mercedes 4 : 2 BMW
Wichtigste Disziplin – Fahreindruck Die C-Klasse als 220 cdi läuft insgesamt etwas rauh, der Motor ist als Brummbär immer mit dabei. Aber dafür zieht dieser Motor wie ein Büffel und schiebt den Mercedes aus jeder (!) Drehzahl richtig vorwärts und bleibt dabei immer recht sparsam. Im Alltagsbetrieb pendelte sich der Verbrauch bei mir bei rund 6,5 L ein, aber auch eine 5 vor dem Komma ist recht problemlos zu realisieren, wenn man einfach im Verkehr mitschwimmt. Die 7-Gang Automatik ist einfach ein Traum, die Schaltvorgänge sind selbst bei voller Beschleunigung kaum spürbar und es liegt quasi immer der richtige Gang parat. Die Drehzahlsprünge zwischen den Gängen sind perfekt aufeinander abgestimmt. Bei Autobahntempo 130 ruht die Nadel im Drehzahlmesser bei knapp 2000 Umdrehungen. Die Lenkung möchte ich als perfekt bezeichnen. Angenehm leichtgängig beim rangieren aber beim Fahren durchaus mit einer gewissen Handwärme, die ein perfektes Gefühl vermittelt, was sich da zwischen den Vorderrädern und der Strasse abspielt. Der Mercedes ist absolut kurvenwillig und sehr dynamisch zu bewegen. Der Federungskomfort ist trotz Sportfahrwerk absolut toll. Langsam gefahren ist die straffe Dämpfung zwar spürbar, aber bei höheren Tempo federt der Mercedes auch Querfugen oder Bodenwellen locker weg. Die Fahrzeugneigung in Kurven bleibt minimal, Nickbewegungen beim scharfen Anfahren oder Abbremsen sind kaum feststellbar. Der Langstreckenkomfort in der C-Klasse liegt nur minimal hinter einer E-Klasse, lediglich die Windgeräusche sind etwas lauter. Das ILS Intelli-Light-System mit Bi-Xenon Scheinwerfern, Fernlichtautomatik und aktivem Kurvenlicht steht selbst ganz aktuellen Fahrzeugen in nichts nach. Die Fahrbahnausleuchtung ist wirklich grandios, der Gegenverkehr wird nicht geblendet. Wie die Lichtkegel in Kurven den Fahrbahnverlauf mitschwenkend ausleuchten, ist immer wieder aufs Neue faszinierend. Die Klimaautomatik funktioniert selbst an wirklich heißen Tagen sehr gut, die Heizung spricht im Winter sehr schnell an. Das Command Plus ist zwar nicht mehr ganz aktuell, aber lässt sich sehr gut nutzen und funktioniert dank Dreh-Drück-Steller auch während der Fahrt prima. Der Sound der Musikanlage ist in allen Lautstärken wirklich gut. Der Mercedes macht in jeder Minute einfach nur Freude und ist ein sehr souveränes und kompetentes Fahrzeug – auch lange Strecken sind bequem, genußvoll und ermüdungsfrei absolvierbar.
Der 3er hat einen etwas leiseren Motor und ist insgesamt immer etwas sparsamer, im Schnitt je nach Fahrweise ca. 0,3 L/100km weniger. Liegts daran, dass es ein Handschalter war, oder ist BMW tatsächlich etwas effizienter? Allerdings vermittelt der Motor eben auch nicht so wirklich den Eindruck, dass er immer und überall sofort richtig Kraft zur Verfügung stellt, sondern erledigt seine geforderten Aufgaben eher etwas gemütlicher. Die etwas zögerlichere Leistungsabgabe in Verbindung mit den niedrigen Geräuschen führt dann dazu, dass ausgerechnet der BMW eher als Cruiser und weniger dynamisch gefahren wird. Die Strassenlage und die Lenkung sind gut, das verbaute Sportfahrwerk macht seine Sache sehr ordentlich und jederzeit mit dem nötigen und erwarteten Komfort. Kurven kann der BMW gut, ohne Zweifel. Da mein BMW bezüglich Ausstattung deutlich weniger zu bieten hatte als der Mercedes, ist das Thema Fahr- und Bedienkomfort natürlich eine unfaire Angelegenheit. Deshalb nur soviel: Die Schaltung ist okay, aber keineswegs so toll, wie immer berichtet und behauptet wird. Ich hatte nie das Gefühl, auf der Kardanwelle zu reiten… Die Heizung ist gut und spricht schnell an. Die Klimaanlage macht ihren Job ordentlich, aber muss eben auch ständig nachgeregelt wird. Auch lichttechnisch hinkt mein BMW natürlich ausstattungsbedingt hinterher – aber prinzipiell ist die Ausleuchtung für Halogen sowohl bei Abblend- als auch bei Fernlicht in Ordnung. Längere Etappen auf der Autobahn bringt man ermüdungsfrei und durchaus flott hinter sich – aber man bedauert es auch nicht, wenn man ankommt und aussteigt… Erneuter Punktsieg C-Klasse
Endstand Mercedes 5 : 2 BMW
Mein Fazit: Der Dreier ist für sich alleine betrachtet ein sehr gutes Auto und natürlich sehr viel hochwertiger, komfortabler und dynamischer als ein Focus Tournier oder Astra Caravan oder Ähnliches. Er macht nichts falsch und vermittelt durchaus den Eindruck „Premium“ – auch noch im gesetzten Alter.
Der Mercedes spielt aber schlicht eine Liga darüber (auch, wenn ich versuche, die ganzen Avantgarde-Goodies möglichst nicht vergleichend zu berücksichtigen), gefühlt fährt er besser, federt besser, kurvt besser, bremst besser und fasst sich überall einfach besser an. Das kann unter Umständen auch ein wenig daran liegen, dass die C-Klasse ein Facelift, der Dreier aber ein Vorfacelift ist.
Trotz Kombiheck – Lademeister sind beide nicht. Wer immer mal wieder einen großen Kofferraum benötigt, sollte sich anderen Fahrzeugen zuwenden, bzw bei BMW und Mercedes eine Klasse höher zu 5er und E-Klasse gehen. Dennoch würde ich – wenn die Entscheidung zwischen diesen beiden Fahrzeugen getroffen werden soll – der C-Klasse grundsätzlich und jederzeit den Vorzug geben. |
Wed Apr 17 11:49:48 CEST 2024 | pico24229
Kenne auch beide Modelle und kann ich alles so unterschreiben
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