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Sternkreuzer

Fri Oct 18 18:43:39 CEST 2024    |    metrostinger    |    Kommentare (0)

Ich bin im überregionalen Aussendienst für einen Hersteller der Spielwarenindustrie tätig und betreue die Fachhändler in den Gebieten Bayern, Österreich, Baden-Württemberg und das südöstliche Sachsen (hier sind die A72 und die A4 meine Gebietsgrenzen) - kurz gesagt, mein Vertriebsgebiet erstreckt sich von Gleisdorf hinter Graz bis Bad Kissingen und von Weil am Rhein bis nach Görlitz.

Eine beachtliche Region mit eher überschaubarem Fachhändlerbestand, in der Regel habe ich 3-4 Kundenbesuche pro Tag (aber mit guten Umsätzen und ständig steigendem Marktanteil)

 

Meine durchschnittliche tägliche Fahrleistung liegt bei rund 400km., Montags habe ich Homeoffice, Dienstag - Freitag sind meine Reisetage.

Meine Chefs überlassen es mir, ob ich 4 Tage on Tour bin und dabei 3 mal im Hotel übernachte, solange ich nicht ohne Sinn und Verstand dauernd nur hin und her fahre.

 

Ich plane meine Touren nach dem Sternprinzip und versuche, möglichst viel vom Start- und Endpunkt Zuhause im Pfaffenwinkel im südlichen Oberbayern zu fahren, d.h. heisst zB Dienstags Raum Ulm, Mittwoch Chiemgau, Donnerstag Großraum München, Freitag Vorarlberg und Bodensee.

Warum mache ich das so? Ich möchte neben meinem Job, der oft genug erst einen Feierabend/Heimkehr nach 20.00 Uhr bedeutet auch noch ein Privatleben haben.

Ich bin nicht dafür gemacht, jahrein, jahraus nur aus dem Koffer zu leben...

Touren in weiter entfernte Bezirke (Schwarzwald, Wien, Steiermark/Kärnten, Sachsen) sind natürlich als Übernachtungsfahrten geplant, mindestens 1, idR aber 2 Übernachtungen.

Mit diesem System komme ich zwar rechnerisch pro Monat auf rund 2-3 Tankfüllungen mehr, spare aber im Gegenzug gut und gerne 8-10 Übernachtungen im Hotel ein...

 

So, nach diesem ganzen Vorgeplänkel nehm ich Dich jetzt einfach virtuell mit zu einem typischen Tag, wie oben erwähnt.

Montags bereite ich die Touren der aktuellen Woche vor und schließe die Touren der letzten Woche ab, d.h. Terminvereinbarungen, Besuchsberichte schreiben, Reisekostenabrechnung erstellen und allgemeine Bürotätigkeiten, je nach Maileingang und Bedürfnissen meiner Kunden.

 

Dienstag früh beginnt die Tour um 8.00 Uhr. Ich fahre auf der B17 von Schongau bis nach Landsberg, dort auf die A96 bis nach Memmingen und auf die A7 bis zum Dreieck Hittistetten bei Ulm.

Mein erster Kunde heute hat sein Geschäft in Senden in einem Einkaufszentrum.

Das Wetter ist gut, der Verkehr sogar erträglich, die Strecke ist in knapp 70 Minuten erledigt.

Im Radio (ich höre gerne Bayern 1) kommt gute Musik und ich freu mich immer mal wieder am kurzen Blick zu den Allgäuer Alpen, die auf der A96 gut zu sehen sind.

Mein Kunde öffnet erst um 10.00, ich hab sogar noch Zeit, mir beim Bäcker einen Cappuccino zu holen und kann ein wenig die Sonne genießen.

Das Gespräch beim Kunden dauert knapp 1 Stunde, es gibt viel zu bereden, obwohl aktuell dort wenig los ist. Der Kunde hat immer wieder Reklamationen, die unüblich sind, dem Thema muss auf den Grund gegangen werden.

Nach dem Kundentermin fahre ich direkt zu nächsten Kunden in die Ulmer Innenstadt.

Dort einen Parkplatz zu finden ist manchmal ziemlich mühsam, so auch heute. Nach 2 Runden um den Block gebe ich auf und fahr ins Parkhaus, d.h. gute 10 Minuten Spaziergang. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen, die Wolken versprechen Regen.

Das 2. Kundengespräch ist angenehmer, der Händler kauft ein Aktionspaket und wir besprechen meine Wünsche und seine Möglichkeiten der Platzierung.

Mittlerweile hat es begonnen, leicht zu regnen und auf dem Weg zurück ins Parkhaus werd ich hübsch nass... Naja, nicht so toll, aber geschadet hat es auch noch niemand.

Mein 3. Kunde im Raum Ulm hat sein Geschäft in Elchingen, aber leider eine recht lange Mittagspause, das heißt, ich habe jetzt 2 Stunden Zwangspause...

Ich suche mir einen ruhigen Wanderparkplatz und nutze die Zeit, um mit meinem Kollegen, der Deutschland Nord bearbeitet, zu telefonieren. Dem gehts ganz ähnlich, auch er muss warten, bis sein Kunde am frühen Nachmittag den Laden wieder aufsperrt.

Ein Kunde aus Augsburg ruft mich an, weil er ein Problem hat. Wir vereinbaren, dass ich vor Ladenschluss noch bei ihm vorbeischaue.

Der Kundentermin in Elchingen ist angenehm aber nicht allzu effizient. Die allgemein vorherrschende Kauf- und Konsumzurückhaltung drückt bei einigen Händlern nicht nur aufs Gemüt, sondern auch auf die Liquidität. Die Inhaberin würde eigentlich die Aktion gerne kaufen, kann oder will sich diese aber aktuell nicht leisten.

Die Sorge, dass die Ware zu lange bei ihr liegt, ist nachvollziehbar.

Ich mache mich auf den Weg zur A8 und nach Augsburg und komme dort gegen 16.30 Uhr an.

Das technische Problem bei einem Artikel ist recht schnell gelöst und der Händler zufrieden, dass er wieder verkaufsfähige Ware hat.

Wenn ich schon mal da bin, machen wir auch hier gleich noch einen kleinen Deal und der Händler bestellt ein kleines Aktionspaket.

Um 17.30 bin ich wieder im Auto und fahre über die B17 nach Hause. Ankunft dort kurz vor 19.00 Uhr.

Jetzt noch kurz Mails checken und die Kundenbestellungen ins Werk senden, Feierabend kurz vor 20.00 Uhr.

 

Fahrstrecke heute ziemlich genau 300km, reine Fahrzeit knappe 4 Stunden, knapp 16 Liter Diesel verbrannt. Keine Staus (ein Wunder!), nur 2 x unnötig heftiger ausgebremst weil 1 PKW und 1 LKW-Fahrer beim Spurwechsel nicht genügend aufgepasst haben, auch nur 2 x von hinten deutlicher bedrängelt worden, weil ich mit bloß 160-170 km/h am Überholen war und der Kollege doch jeweils ganz gerne seinen 220er-Schwung beibehalten hätte und ich mich trotz Lichthupe unverschämterweise halt nicht ultimativ und sofort in Luft aufgelöst hab...

 

Alles in allem ein angenehmer Tag mit meist aufmerksamen Verkehrsteilnehmern, kein Starkregen oder Schneefall, keine Vollsperrungen, noch erträglichem großstädtischem Berufsverkehr, keine Strafzettel wg. Parkzeitüberschreitung oder Tempoverstösse.

Mein Octavia hat wieder einmal zuverlässig seinen Dienst erfüllt und mich angenehm und komfortabel an jedes geplante Ziel gebracht.

 

Morgen geht's ins Chiemgau, nach Altenmarkt, Waldkraiburg und Altötting. Da werden's am Abend dann rund 500km sein, dürfte auch a gute Stunde später werden...

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