Wed Oct 23 10:04:31 CEST 2019 | MindFuck | Kommentare (13)
Stellt euch vor, Mai 2017. Es gibt da einen fahrbaren Untersatz, von dem ihr auf eurem alten Rechner entdeckt habt, dass ihr als Kind schon Bilder davon gespeichert habt, und habt einen Haufen Ersatzteile für eben dieses herumstehen. Neues Zündmodul, neue Bremsleitungen, sogar eine neue Windschutzscheibe konntet ihr günstig auftreiben. Was wäre euer erster Gedanke? Richtig, meiner auch.
Los gehts!
Zu aller erst möchte ich klar stellen, dass mir nur wichtig war, dass das Auto technisch gut ist. Um die Optik wollte ich mich im Laufe der Zeit kümmern.
Nachdem mein Vater als gelernter Maschinenbauer relativ gut Schweißen kann, durfte er sich gleich an den Radkästen und dem Schweller austoben, bevor es weiter an den mechanischen Part ging. Da der TÜV ja etwas gegen gesprungene Scheiben hatte, und ich von einem deutschen US-Car-Teilehändler günstig eine Neue erwerben konnte, ließ ich mir einfach eine Schicken. Ungefähr eine Woche nach Aufgabe der Bestellung erreichte mich jedoch ein Anruf, dass die Scheibe, welche ich bestellt hatte beim Verladen zu Bruch ging. Gut, passiert, schicken ne Neue raus. Ungefähr wieder eine Woche später, selbe Nachricht, selber Vorgang, bisschen Nervig aber alles gut. Wieder streicht eine weitere Woche ohne Scheibe ins Lande, ich ruf den Händler an. Dieser wisse jedoch auch nicht, was mit meiner Scheibe passiert sei, er würde sich jedoch umgehend darum kümmern. Als mich dann später am Tag eine Mail erreicht traue ich meinen Augen nicht. In dieser Mail war ein Foto von einem länglichen, relativ hohem Karton. Am unteren Ende des Kartons stehen aber Staplerzinken hervor. Ein Schelm wer böses denkt. In einem darauffolgendem Telefonat wurde mir erklärt, dass eine neue Scheibe nicht mehr auf Lager wäre, ich jedoch mit einem Nachlass eine Scheibe zweiter Wahl haben könne. Gesagt, getan, ein Drittel gespart. Diese letzte Scheibe kam letztendlich doch an und wurde von einem Freund und mir verklebt. Jetzt nur noch an der einen Ecke ganz leicht hindrü... Knack.
Puh, ich muss sagen, an diesem Zeitpunkt hätte ich den Wagen fast aufgegeben..
Zum Glück war der Buick mittlerweile in der Sammlungsversicherung mit aufgenommen worden und nach einem netten Telefonat zeigte sich die Gesellschaft kulant. Man schickte mir einen Wagen des Unternehmens mit dem relativ eindringlichen Slogan vorbei. Als dieser beim dritten Termin endlich vor Ort auftauchte, wurde auch schnell und unkompliziert die Scheibe getauscht. Immerhin schon mal ein großer Punkt weniger auf der Liste!
Als nächstes waren die Bremsleitungen dran, was sich jedoch auch als schwierig herausstellen sollte. Bei kleinsten Berührungen sind die alten Bremsleitungen, sofern noch vorhanden, wie in einem schlechten Comic zu Staub zerfallen. Das bedeutet, dass die neue, ungebogene und ungebördelte Leitung komplett nach Gefühl zurechtgebogen werden musste. Sinnvoll ist es natürlich auch, wenn vorm Bördeln die Mutter auf die Leitung gesteckt wird, da es sonst zu Komplikationen beim Verbau kommen könnte. Nach Entlüften der Bremsen und Verbau des neuen Zündmoduls mitsamt Kerzen und Kabel konnte das Fahrzeug endlich auf eigener Achse gefahrlos bewegt werden. Die erste Fahr verlief ganz gut, nichts ausgeschlagen, Fahrwerk weich und schaukelig wie man es sich bei einer großen, amerikanischen Limousine vorstellt. Motor ist durchzugsstark, das Getriebe schaltet kaum merkbar, auch der Overdrive funktioniert. Einzig die Reifen waren aufgrund des Alters etwas hart, aber weder brüchig noch abgefahren. Der Blinker war etwas langsam, aber das sollte den TÜV nicht stören, also ab dafür! Auch wenn er mir geringe Mängel aufgeschrieben hat, so hat der Buick trotzdem die Hauptuntersuchung im ersten Anlauf gemeistert. Und ich war immer noch weit unter meiner Budgetgrenze. So entschied ich mich dazu, den Park Avenue so wie er war ein bisschen zu fahren. Gut gereinigt sah er auch im Innenraum bei weitem nicht mehr so schlimm aus. Die abgeplatzten Lackstellen an den Stoßstangen wurden natürlich höchst-professionell mit passendem Lack aus der Dose ausgebessert. Immerhin hatte ich TÜV bis Juni 2019 und wollte erst mal sehen, ob sich das Auto bewährt.
So fuhr ich dann knapp 1,5 Jahre ohne Probleme. Alles lief ganz gut, fast zu gut, für einen Wagen, der knapp ein Drittel seines Lebens in einer Garage gestanden hat. Vor dem zweiten Einwintern hab ich nochmals alle Flüssigkeiten gewechselt, sonstige Liqui Moly Motor- und Kühlerspüler ausprobiert und zumindest gefühlt gute Ergebnisse erzielt. Das Auto wurde in einer verschlossenen Scheune abgestellt, alle Fenster geschlossen, abgedeckt und sich in der geschützten Umgebung vermeintlich sich selbst überlassen. Als ich im März dann den Wagen wieder aufsuchte, so musste ich mit Entsetzen feststellen, dass der Innenraum mit einem beißend-süßlichen Gestank gefüllt war. Die Polster waren verschmutzt und haben sichtlich gelitten, genauso der Teppich. Aus diesem haben zum Teil Stückchen gefehlt, überall lagen kleine, schwarze Köttel und Schaumstoffreste herum.
Ich hatte wohl ziemlich fleißige Mäuse. |
Wed Oct 23 10:34:10 CEST 2019 | Trennschleifer168
Also da muss ich sagen, nach der dritten Scheibe hätte wohl jeder überlegt aufzugeben...
Aber sonst top! Schönes altes Auto, in meinen Augen auch noch lange nicht Schrottreif! Solange die Reparaturen nicht den Kosten Rahmen sprengen kann man an so etwas noch viel Freude haben .
Das mit den Mäusen ist natürlich Schade, aber so sind die halt...
Wed Oct 23 12:30:56 CEST 2019 | Trottel2011
Heisst heutige Buicks sind nicht zum Fahren gedacht?
Wed Oct 23 13:00:05 CEST 2019 | MindFuck
Wenn du die Opel mit Buick-Emblemen als eigenständig ansiehst..
Wed Oct 23 13:18:58 CEST 2019 | Trottel2011
Gibt ja genug Buick die keinen Opelschriftzug auf anderen Märkten tragen
Wed Oct 23 19:17:08 CEST 2019 | Dynamix
Das mit der Scheibe ist echt mal so ein Fall von Murphys Law Schön das du den Wagen wieder aufgebaut hast. Das mit den Mäusen ist echt fies, auf dem Land aber leider keine Seltenheit. Auch die Amerikaner haben da nicht selten Probleme mit. Was da beim entkernen teilweise an Mäusekot zum Vorschein kommt ist nicht mehr feierlich, vor allem weil die Biester dann noch nebenher alle möglichen Kabel, Leitungen und Interieurteile anknabbern und entkernen.
Hatte auch schon Mäuse in meiner eigenen Garage, die haben sich aber zum Glück nur an den Pappkartons und ein bisschen herumliegendem Plastik verlustiert aber die haben über den Winter auch alles vollgekackt. Denke die fühlen sich von der Wärme angezogen, da die Garage direkt über dem Heizraum liegt.
Thu Oct 24 08:53:08 CEST 2019 | MindFuck
Ist generell ziemlich ärgerlich, ein komplettes Auto entkernen zu müssen. Dann aber für so seltene Kisten was zu finden grenzt oft an ein Ding der Unmöglichkeit
Thu Oct 24 12:56:27 CEST 2019 | Dynamix
Jepp, gerade Innenraumteile aber das Problem hast du bei deutschen Youngtimern genauso. Neu gibt es den Kram spätestens mit der Produktionseinstellung nicht mehr. Das es Technikteile gibt liegt dann oftmals an der Tatsache das Motoren und Getriebe in unzähligen anderen Modellen gelandet sind und der Bedarf auch einfach größer ist.
Bei Innernaumteilen das Gegenteil:
Meistens für jedes Auto hoch speziell und wenn man sowas pflegt geht es für gewöhnlich nicht kaputt. Und wenn es doch mal kaputt geht steht man blöd da.
Thu Oct 24 14:00:52 CEST 2019 | Faltenbalg135484
Ja, Mäuse sind eine sehr ärgerliche Plage. Haben sich mal während ich im Winter längere Zeit nicht daheim war über meine Dachgeschosswohnung hergemacht. Als ich nach zwei ywochen wiederkam bin ich fast aus den Latschen gekippt. Die Biester nagen sich einfach überall durch. Man darf denen halt nix anbieten: Auf dem Wohnzimmertisch habe ich eine Süßigkeitenschale stehen lassen, die wohl zusätzlich zur Wärme den Anreiz gab... Letztendlich half dann nur ein Umzug, denn meinen Spülschwamm, der halt doch noch nach Lebensmitteln roch, haben sie einen Monat später dann als Ziel ihrer Aktion ausgemacht..
Thu Oct 24 14:52:56 CEST 2019 | pico24229
Sehr schickes Auto, würde mir auch gefallen.
Das mit den Mäusen ist kriminell!
Fri Oct 25 08:58:56 CEST 2019 | MindFuck
Man hat nur Glück, wenn es eine Liebhaberszene in irgend einer Form gibt. Weil wo die ist, gibt es auch immer Leute, die Autos schlachten und Teile verkaufen. Trotzdem ärgerlich, wenn man dann auf Features verzichten muss, weil es keine passende Ausstattung gibt.
Fri Dec 03 13:27:47 CET 2021 | Dynamix
Ich glaube ich habe dein Auto gerade beim Carranger gesehen Auf das Video habe ich jetzt echt Monate gewartet!
Und wo ich das Video so sehe ist mir der Aztec aufgefallen und erst jetzt schnalle ich das der auch von dir sein müsste
https://www.youtube.com/watch?v=_CU5wkDH1Io
Fri Dec 03 13:58:25 CET 2021 | ToledoDriver82
Jo, ging mir vorhin auch so
Mon Dec 06 09:47:20 CET 2021 | pico24229
Habe ich auch gesehen, hammer auto nach wie vor Besonders das Interieur gefällt mir
Deine Antwort auf "Buicks were meant to be driven"