Sat Jan 08 10:31:27 CET 2011 | MT-Tom | Kommentare (2) | Stichworte: Cordoba, Dakar 2011, Race Touareg
Dakar 2011: MOTOR-TALK.deMein Telefon klingelt mich wach, orientierungslos tappe ich im stock dunklen Zimmer hin und her, um das irritierend Fremd klingende Stück Plastic zu orten. Als nach einigen Sekunden mein Kleinhirn endlich realisiert, das ich besser wach sein sollte und größerer Schaden droht, wenn es meinen Körper weiter im Schlafmodus durch das Zimmer stolpern lässt, übernimmt es kurzerhand die Kontrolle. Am anderen Ende der Welt und des Telefons ist meine Frau. Wir wollten telefonieren, denn 04:00 Uhr morgens Ortszeit, das ist in "der Heimat" ja schon um 08:00 Uhr. Es ist aber nicht um Vier, wie ich erschreckt sehe, sondern schon zwanzig nach vier. Hatte ich mir nicht eigentlich einen Wecker gestellt? Im Prinzip sind 20 Minuten ja nichts Schlimmes, mit der kleinen Ausnahme, das wir gestern besprochen haben heute um 04:30 Uhr zu starten. Nicht "erst zu treffen und packen und frühstücken und überhaupt..." Nein "...Rollende Räder!". Das gibt mir ziemlich genau 8 Minuten, in denen ich mit dem Telefon am Ohr durch mein Zimmer hektike und unkoordiniert meine noch herumliegenden Sachen, zum Glück nicht mehr viele, zusammensuche und in die Tasche werfe. Noch schnell Zähne putzen und dann ab nach unten in die Tiefgarage. Als ich um 04:31 Uhr vor dem Auto stehe realisiere ich, dass ich mir, wie immer, viel zu viel Stress gemacht habe. Irgendwie war klar, dass nicht Jeder da sein würde und so fahren wir dann gegen 05:00 Uhr auch endlich los. Später erfahre ich dann, dass neben mir noch knapp 100 Mio. andere iPhone Nutzer weltweit vom nicht funktionierenden Wecker mit ein paar extra Stunden Schlaf "belohnt" worden sind.
Dakar 2011: Fahrt nach CordobaDer Konvoi aus 10 Amaroks schlängelt sich durch das verschlafene Buenos Aires. Während die Fahrer ja gestern schon bis nach Victoria und heute die Etappe bis nach Cordoba fahren, müssen wir die gesamte Strecke in "einem Rutsch" bewältigen. Die Landschaft sieht zu Anfang aus wie in Brandenburg oder Mecklenburg Vorpommern. Weite Felder, ab und an ein kleines Wäldchen und ein leichter Wind, der alles schön in Bewegung hält. Schaut man genauer hin oder fährt durch ein Dorf oder eine Stadt werden die Unterschiede natürlich sehr offensichtlich. Als wir nach einigen Stunden Fahrt auf der „Autopista“ und etlichen Mautstationen ein kleines Restaurant am Rand der Autobahn sehen nutzen wir die Ausfahrt und machen Rast. Ausfahrt ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen. Eigentlich sieht es eher aus, als wäre ein Teil der Böschung an der Strasse, durch regelmäßigen Regen erodiert. Aber vor uns fährt noch ein anderes Auto ab, also sind wir „mutig“ und zirkeln die Offroad-Protzer schräg die kleine Böschung hinunter. Colt Seavers würde nur den Kopf schütteln, als wir die „1. Stuntmanregel: NIEMALS SCHRÄG DEN BERG HINUNTER FAHREN“ brechen und auch noch „überleben“
Dakar 2011: RastplatzAber, wie jeder weiß: "Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort!" Nach einem kleinen Imbiss mit Chorizo und Käse aus der Region wollen wir wieder los, um die letzten 100 Km zu fahren. Leider haben wir aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ausgerechnet unser Amarok springt nicht mehr an. Nach dem Anschleppversuche scheitern und auch alle anderen Kleinigkeiten die man noch so probieren und prüfen kann erfolglos bleiben, rufen wir die Mechaniker im Biwak zur Hilfe. Nach einer Stunde treffen Sie dann auch ein und nehmen den Amarok genau unter die Lupe. Später wird sich herausstellen, das ein defektes Relais verantwortlich für die Zündschwierigkeiten ist. Ein anderes Fahrzeug nimmt mich erst einmal mit ins Biwak.
Dakar 2011: Race-TouaregAuf den letzten Kilometern nach Cordoba wird die Straße immer belebter. Überall stehen Menschen an den Seiten und winken uns zu. Als wir schließlich am Biwak ankommen sehe ich zum ersten mal, wie der Dakar Zirkus während der Reise aussieht. Überall stehen die Service-Trucks, Rennfahrzeuge und Zelte in kleinen oder größeren "Parzellen". Je nach Teamgröße kann so ein Areal 50 Quadratmeter oder gern auch 500 oder mehr Quadratmeter aufweisen. Der Bereich des Volkswagen Teams fasst ausreichend Platz für 8 Service-Trucks. Einen 40 Tonner für das Gepäck und den Media-Truck. Der enthält ein komplettes Schnitt-Studio und einen Satteliten-Uplink. Die Trucks formen quasi den äußeren Ring rund um das Lager. Im Zentrum stehen die Race-Touaregs unter je einem Zelt und werden von jeweils 8 Mechanikern betreut. Für die Journalisten steht im Media-Truck ein WLan für die Sat-Verbindung, einige UMTS-Router und Strom zur Verfügung. Hier treffe ich dann auch wieder auf die anderen. Heute war die erste Wertungsetappe, aber als wir im Biwak ankommen, sind die meisten Fahrer schon im Ziel. Das VW Team ist zufrieden. Sainz führt, gefolgt von Peterhansel, Al-Attiyah, Miller und De Villiers. Damit sind alle VW Teams unter den ersten Fünf!
Dakar 2011: CordobaNach einem kurzen Schlendern durch das Biwak geht es in die Innenstadt von Cordoba und in unser Hotel. Obwohl die meisten von der langen Fahrt und dem frühen Start sehr erschöpft sind nehme ich die Einladung von Timo an, mit einigen Bekannten aus Argentinien den Abend zu verbringen. Argentinien ist ja berühmt für seine Rinder und sehr gute Steaks. Aber heute gibt es nicht das „übliche Filetsteak“ sondern original Argentinisches Assado. Dabei handelt es sich um unterschiedliche Fleischsorten, die auf einem speziellen Holzkohle Grill zubereitet werden. Bis auf die Innereien schmeckt eigentlich alles sehr lecker. Auch eine Spezialität, aber überhaupt nicht lecker, ist ein Getränk das hier in der Gegend sehr gern getrunken wird. Die Einheimischen nennen es nur „Fernet“ und tatsächlich besteht es zum einen Teil, dem überwiegenden, aus Fernet-Branca und zum anderen Teil, dem sehr kleinen, aus Cola. Echte „Effekt-Trinker“ mischen das ganze in einer abgeschnittenen 2 Liter Cola Flasche und trinken auch direkt daraus, wie aus einem großen Becher. Ein Glas reicht mir und ich trinke es eigentlich nur aus Höflichkeit, den es schmeckt noch furchtbarer als Jägermeister-Cola. Aber sicher würden sich auch in Deutschland dafür Liebhaber finden Cordoba ist eigentlich eine Studentenstadt und hat viele kleine Bars und Kneipen. Die sind aber zur Zeit schlecht besucht, weil über Silvester natürlich Semesterferien sind. Trotzdem finden wir noch ein Plätzchen auf einer Terrasse an der Straße und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Lange klingt er natürlich nicht, denn die Müdigkeit und die Gewissheit des frühen Aufstehens am kommenden Morgen lassen sich auch mit Fernet nicht austricksen. Morgen geht es das erste mal direkt an die Strecke, ich bin gespannt und trotz der vielen Erlebnisse des Tages bin ich im Nu auf dem Weg ins Traumland.
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Sun Jan 09 13:23:04 CET 2011 | Standspurpirat10991
Oh ja, ich freu mich schon auf den Bericht "warum die Top-Teams vorne sind und eben Top-Teams sind...".
Gut, so ungefähr kann man sich das ja denken. Denk die Top-Teams investieren einfach am Meisten dafür.
Geld, Zeit und Top-Fahrer. Volkswagen ganz vorne dran, denk das ist schon mit ein Hauptgrund.
Aber bin trotzdem gespannt, welche Einzelheiten und "Geheimnisse" Du uns demnächst hier posten wirst...
PS: Versteh auch die Kritik von manchen Leuten nicht, die schimpfen weil sich VW in der Rallye dakar so engagiert und hier Geld "verschleudert". Das machen andere Hersteller ja auch. Ob Ferrari, Porsche, Audi oder Mercedes und natürlich auch viele andere Hersteller, fast alle sind irgendwie im Motor-/Rennsport mit dabei.
Jeder halt in ner anderen Rennserie, Volkswagen hat sich halt jetzt mal die Dakar "rausgepickt" und sahnt hier derzeit Erfolge ab.
Das Argument, dass im Grunde alle VW-Käufer dieses kostspielige Abenteuer mitbezahlen würd ich so nicht gelten lassen, weil es andere Hersteller auch nicht anders machen.
In diesem Sinne: Weiter so und noch viel Spass in der Wüste.
Tue Jan 11 14:44:30 CET 2011 | XC70D5
Danke für den Bericht, die Bilder und den Seitenhieb an alle iPhone-Nutzer
Gruß
Martin
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