Fri Dec 30 00:14:58 CET 2016 | British_Engineering | Kommentare (13)
Yes, I like them. Für amerikanische Autos habe ich einiges übrig. Wer kann sich schon der Faszination einer Corvette, eines Firebird oder eines Cadillac entziehen? Noch viel mehr interessieren mich aber die US-Alltagsfahrzeuge der 80er und 90er Jahre. Autos, die hierzulande keine echte Anhängerschaft haben, weil sie kaum bis gar nicht den Weg nach Europa gefunden haben, und die in ihrer Heimat einfach Verbrauchsware waren. Ein Dodge Shadow wurde eben bei Uncle Sam in fünfter Hand ohne große Emotionen zu Ende gefahren und dann zügig durch den nächsten billigen Gebrauchten ersetzt. Heute also ein Mal Schrottplatz mit den Big Three.
Ford Taurus:
… Du willst in allem besser sein Größer, schneller, weiter, Amerika Ich habe Angst vor deiner Phantasie Vor deinem Ehrgeiz, Amerika Oh Amerika …
sang Herbert Grönemeyer im Jahre 1983. Sein Text erzählte dann von Raketen, mit denen die USA ihre Militärpräsenz am Eisernen Vorhang verstärken wollten. Die Pershing II-Raketen lassen wir mal außen vor, an Grönemeyers Worten über den US-amerikanischen Ehrgeiz und Tatendrang ist aber einiges dran. Bis in die 60er Jahre waren die USA im Automobilbau tonangebend gewesen. Ob Turboaufladung im PKW (zuerst 1961 im Oldsmobile Jetfire), Sicherheitsgurt, elektrische Fensterheber oder Servolenkung – viele Innovationen kamen aus den USA.
Im Laufe der 70er hatten die Amis dann viel Boden verloren. Typen wie Chevrolet Malibu, Ford Pinto, Ford Mustang II oder Dodge Aspen / Plymouth Volare waren weit dann davon entfernt, Europas oder Japans Autoherstellern Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Uncle Sam und viele andere Amerikaner kehrten den Großen Drei aus Detroit den Rücken und kauften Fahrzeuge wie Toyota Cressida oder Audi 5000. Auf letzteren zielte der aerodynamisch gestylte Taurus, der ab Dezember 1985 ausgeliefert wurde. Der Wagen war nicht nur der erste Ford der amerikanischen Mittelklasse mit Frontantrieb, sondern setzte auch die zwei Jahre zuvor eher zaghaft mit dem Ford Tempo begonnene Formensprache mutig fort. Die Presse flocht dem Taurus wahre Lorbeerkränze. Die Geräumigkeit war nichts Besonderes, hier hatten bereits andere Amerikaner Maßstäbe gesetzt. Lobende Worte für das agile Fahrverhalten und die Kurvenfreudigkeit des Wagens bedeuteten jedoch eine neue Ära. Genauso wie die bewundernden Wortmeldungen über die Ergonomie des leicht bogenförmigen Armaturenbretts mit seinen „erfühlbaren“ Schaltern. Trotzdem war der Taurus im Innersten seiner Seele ein echter Amerikaner geblieben – je nach Version mit Lenkradautomatik, durchgehender vorderer Sitzbank und jeder Menge Veloursstoff.
Etwas weniger progressiv gab sich Ford bei den Motoren. Die Basismotorisierung war ein 2,5 Liter-Vierzylinder mit obenliegender Nockenwelle und je nach Baujahr 89PS bis 106PS. Dieses Triebwerk baute auf dem 2,3 Liter-Motor des Ford Tempo auf. Deutlich häufiger wurden der 3 Liter-Grauguss-V6 mit zentraler Nockenwelle und 142PS sowie der ab Modelljahr 1988 zusätzlich lieferbare exakt gleichstarke 3,8 Liter-V6 mit wuchtigem Drehmoment und besonderer Laufruhe geordert. Zum Modelljahr 1989 kam noch ein zusammen mit Yamaha entwickelter 3-Liter-V6 mit 24 Ventilen und 223PS hinzu. Er wurde ausschließlich in der Sportlimousine Taurus SHO verwendet. Mehr als 2 Millionen Exemplare verließen bis zum Auslaufen der ersten Taurus-Generation die Bänder.
Oldmobile Custom Cruiser:
Boston, Massachusetts – San Francisco, Kalifornien: 3.098 Meilen Jersey City, New Jersey – Des Moines, Iowa: 1.103 Meilen Detroit, Michigan – El Paso, Texas: 1.762 Meilen
Uncle Sam hatte in seinem Heimatland immer wieder lange Strecken zu fahren. Was ist in diesem Zusammenhang schöner, als auf dem Highway den linken Ellenbogen auf die Fensterbrüstung zu legen, den Tempomat zu aktivieren und das weitere Geschehen einem 5 Liter-V8-Motor nebst einer butterweich schaltenden vierstufigen Automatik zu überlassen? Uncle Sam stieg aus seinem 1991er oder 92er Oldsmobile Custom Cruiser nach tausend und mehr Meilen fast entspannter aus als er eingestiegen war. Der Charakter dieses 5,52m langen und 2,04m breiten Riesenkombis lässt sich am ehesten als rollendes Sofa mit angebauter Lagerhalle beschreiben. Er ist ein Vertreter der letzen Generation der Full Size-PKWs von General Motors. Als solcher ist er eng mit dem Chevrolet Caprice und Buick Roadmaster verwandt, wird aber anders als diese ausschließlich als Kombiversion geliefert. Eine Besonderheit ist das serienmäßige Vista Roof, ein Einsatz aus getöntem Glas über den Rücksitzen. Wie bei den Vorgänger-Baureihen ist auch wieder eine Ausführung mit dritter Sitzreihe lieferbar.
Auf die Dauer zog es Uncle Sam vor, sein Auto eher selbst zu fahren als von ihm gefahren zu werden. Und 170 bzw. 180PS erschienen ihm in einem großen Familienwagen auch nicht als das letzte Wort. Außerdem hatten sich einige Nachbarn und Freunde jetzt solch hochgebockte Riesenfahrzeuge zugelegt, die aussahen, als könne man mit ihnen einen Feldweg bezwingen. Da wollte Uncle Sam nicht abseits stehen und kündigte dem Custom Cruiser die Freundschaft auf. Seine Produktion endete im Juni 1992.
Dodge Shadow: Ob schnell mal ein neues Holzfäller-Hemd oder ein paar Gartenstühle. Der Weg führte Uncle Sam stets zu Woolworth. Hier gab es alles. Nichts für die Ewigkeit Gemachtes, aber auch keinen Schrott.
„Woolworth zum Fahren“ hätte das Motto der Baureihe Dodge Shadow / Plymouth Sundance sein können. Vorgestellt im März 1986, ursprünglich als Nachfolger für Dodge Omni und Plymouth Horizon, wurde ihnen dann wegen der Weiterproduktion der angejahrten Zwillinge Omni / Horizon die Rolle als moderne Kompakt-Limousine mit Heckklappe zugewiesen. Zunächst war nur Chryslers allgegenwärtiger 2,2 Liter-Motor lieferbar, wahlweise mit oder ohne Turbo. Wie ein Großteil der neueren Kreationen des Chrysler-Konzerns basierte auch der Dodge Shadow auf zeitgemäßer K-Car Technik mit Frontantrieb und quer eingebautem Motor. Es gab Versionen mit drei oder fünf Türen. Die dreitürige, sportlich ausstaffierte ES-Version des Dodge Shadow durfte sich ab Anfang 1988 an einer Exkursion von Chrysler nach Europa beteiligen. Sie firmierte hier als Chrysler ES und sollte vor allem dem VW Scirocco und Volvo 480ES Kunden abspenstig machen. Allzu gut gelang das aufgrund des Newcomer-Status (bis in die 70er Jahre hatte der Pentastar ja auf ursprünglichen Simca-Produkten geprangt) und dem sehr weitmaschigen Händlernetz sowie einigen Defiziten auf dem Fahrwerks-Sektor nicht. Immerhin sah der Wagen ansprechend aus, verfügte über eine komplette Serienausstattung sowie elastische Motoren mit vernünftigen Verbrauchswerten.
1997 schlossen die letzten Woolworth-Kaufhäuser in den USA. Das bis in die späten 70er Jahre größte Kaufhausunternehmen der Welt ist heute in der Neuen Welt weitestgehend vergessen. „Woolworth zum Fahren“ hatte bereits drei Jahre früher das letzte Stündlein geschlagen. Im März 1994 wurde die Produktion des Pärchens Shadow / Sundance eingestellt. |
Fri Dec 30 01:05:32 CET 2016 | Schattenparker136930
Wenn du solche Autos magst, kann ich dir nur den YouTube Channel 'RegularCars' empfehlen!
Fri Dec 30 01:28:58 CET 2016 | Fensterheber169
Bin etwas verwundert das der Custom Cruiser nur so kurz gebaut wurde. Dachte immer der würde wie der Roadmaster und der Caprice/ Caprice Estate bis zum Ende der B Bodys 1996 gebaut. Wirklich schade. So ein Auto hätte ich wirklich gern. Da ist mein Volvo mit knapp unter 5m ein Winzling und bei dem sagen schon alle es sei ein Schiff. ;P
Fri Dec 30 12:32:20 CET 2016 | Ascender
Regular Cars ist witzig.
Fri Dec 30 21:15:05 CET 2016 | ToledoDriver82
Der Oldmobile Custom Cruiser ist aber auch ein toller Kombi
Fri Dec 30 21:55:34 CET 2016 | Turboschlumpf6
http://suchen.mobile.de/fahrzeuge/details.html?id=237427302
Auch so ein Fall! Ich finde ihn cool!
Fri Dec 30 22:19:24 CET 2016 | British_Engineering
Danke für den Link zu dem zu verkaufenden Chrysler GTS. Den finde ich in der Tat auch sehr interessant. In einem solchen Chrysler GTS habe ich kurz nach dem deutschen Verkaufsstart bei unserem lokalen Chrysler-Händler in Celle drin sitzen dürfen. Mir gefiel das Auto schon damals in der Vor-Führerschein-Zeit ausgezeichnet.
Schön, das einige wenige Exemplare dieser Baureihe überlebt haben. Ob der Wagen nun einmalig in Deutschland ist wie der Verkäufer sagt, vermag ich nicht zu beurteilen. Selten ist er auf jeden Fall. Ich kannte bis vor drei, vier Jahren noch einen Chrysler GTS in Hannover, aber das Exemplar scheint jetzt auch weg zu sein.
Fri Dec 30 22:51:48 CET 2016 | VolkerIZ
Kennt noch jemand Auto-Meyer in Hohenwestedt? War mal eine BMW-Vertretung, machte aber das große Geld mit Mercedes-Jahreswagen. Als das alles nicht mehr so lief, hatte er noch ein paar Jahre Chrysler im Angebot: ES, GTS, usw. und auch den Chrysler-Jeep. Gekauft wurden aber nur der Voyager und ein paar Le Baron Cabrios. Wenn ich genau überlege, habe ich die anderen Modelle da als Neuwagen so ziemlich das letzte Mal gesehen.
Schöner Artikel im Übrigen, mit dem man nun so überhaupt nicht gerechnet hat!
Sun Jan 01 19:28:04 CET 2017 | Faltenbalg135484
Ich bin etwas erschrocken wie lieblos das Taurus-Interieur war... gut, die Qualität der Amis war innen meistens nicht besonders, aber der ist schon ziemlich hässlich.
Der edle Bruder, der Mercury Sable, war da schon etwas besser gemacht, obwohl es an sich das selbe Design war. Und der war ja damals sehr futuristisch mit seinem durchgehenden vorderen Leuchtenband.
Leider haben kaum welche überlebt, und wenn doch, sind sie fahrende Grotten die in der letzten Phase ihrer Abwirtschaftung sind, oft mit schlechten Reparaturen verhunzt.
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Mon Jan 02 12:20:42 CET 2017 | Dynamix
Hach ja, der Taurus hat schon was. Der Crown Victoria hatte ja das gleiche Gesicht für das 92er Modelljahr bekommen. Schade das man dieses ab 93 durch den hässlichen Chromgrill ersetzt hat. Fand die Taurus Optik deutlich stimmiger!
Beim Custom Cruiser kann ich mir gut vorstellen das der sich einfach nicht gut verkauft hat. Wer billig wollte hat eh zu Chevrolet gegriffen (den Caprice Kombi gab es im Gegensatz zum Sedan nur mit sehr wenig Ausstattung) und wer volle Hütte wollte hat gleich zum Roadmaster gegriffen. Denke das der Custom Cruiser da keine sehr großen Kundenkreis angesprochen hat.
Mon Jan 02 14:44:57 CET 2017 | pico24229
Sehr cooler Artikel. Diese Fahrzeuge finde ich auch sehr interessant, wobei der Sundance schon hart ist...
Tue Jun 20 10:33:08 CEST 2017 | Spannungsprüfer136022
Hatten wir schon den Plymouth Horizon / Dodge Omni aka Talbot Simca Horizon?
Tue Sep 05 15:53:29 CEST 2017 | Spannungsprüfer136022
Amis, als Neuwagen in pflegender Hand, als Gebrauchter ......na ja die üblichen Verdächtigen halt.......
Sat Jan 27 23:20:34 CET 2018 | Creeper45
Hatte mal nen 84er Custom Cruizer mit der Chrommaske.
Heckscheibe ging elend langsam hoch, weil das Fett harzig geworden war
Innenraum roch merkwürdig, weil mir das DOT am Bremspedal runterlief (aber er bremste wie Anker werfen wenns drauf ankam!)
aber irgendwie geil das ganze. Bin damit nach München, hin stop-and-go, 17 Liter, zurück gerollt, Buckel bei Frankfurt genutzt, 13 Liter
Der Nachfolger hatte Glück mit m Kennzeichen, der lachte sich kaputt wenn man ihn für Quincy hielt. Vielleicht rollt der ja noch in Großefehn...Tochter hat garantiert auch den Lappen, nach den Jahren...
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