• Online: 2.499

MXPhaeton

Blog vonMXPhaeton

Fri Jul 06 00:21:04 CEST 2018    |    MXPhaeton    |    Kommentare (38)    |   Stichworte: 18, Back to the roots, Fensterheber, Lupo, Phaeton, Volkswagen, VW, Waschanlage

20180706-01322820180706-013228

Hallo @all,

 

ich wollte einfach mal meine Freude kundtun/teilen über ein eigentlich doch recht triviales Ereignis.

 

Heute musste/sollte/durfte ich mit dem VW Lupo meiner "besten Beifahrerin der Welt" in die Waschanlage. Da sie zu dieser Zeit immer in einer mit Linden vollgepflanzten Allee parkt, sah Ihr "Klein Caruso" (sie hat ihn wirklich so getauft, derHerrgottweißwarumauchimmer... :)) auch dementsprechend aus und fühlte sich zudem auch recht adhäsiv an. Die Türen und die Heckklappe gingen jedenfalls nur noch mit sanfter Gewalt auf.

 

Er hatte es also bitter nötig und ich MUSSTE Zeit haben. Das sagten jedenfalls ihr Blick und der Tonfall als ich von der besten Beifahrerin der Welt die typisch weibliche, rhetorische Frage vernahm, ob ich den nicht Lust und Zeit hätte Klein Caruso durch den Autowellnesstempel zu bewegen.

 

Zum besseren Verständnis des geneigten Lesers ob der nun folgenden Zeilen, muss ich dazu sagen, dass ich als daily driver einen fast vollausgestatten VW Phaeton mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten und Helferlein mein Eigen nenne. Wohingegen Klein Caruso's einzige Sonderausstattung aus einer nicht funktionierenden Klimaanlage besteht. Der gesamte Rest ist manuell zu bedienen oder ganz einfach nicht vorhanden.

 

Der rhetorischen Frage der besten Beifahrerin der Welt zufolge, hatte ich also Lust und auch Zeit ;). Ich also nicht faul, den Schlüssel geschnappt, ab zum Auto und dort dann, souverän wie wir alten Autofahrerhaudegen nun mal sind, wie wild auf die Mitte des VW Schlüsselemblem getrommelt.

Dieses liederliche, kleine Türknöpfchen! Es bewegte sich nicht einen Millimeter und strafte mich einfach nur mit purer Ignoranz. Es wollte mich einfach nicht passieren lassen, obwohl ICH hier der Schlüsselmeister war.

Kurze Zwischenfrage: Wofür war eigentlich nochmal dieses längliche Metallteil an dem Schlüssel und dieser kleine Schlitz im Türgriff?

 

Soweit, so gut. Diese erste Hürde wurde von mir, mit der mir im Überfluss gegebenen männlichen Gelassenheit, eiskalt genommen. Die Türe hatte ich nun mit Mühe und einem Blutdruck "leicht" jenseits der180er Marke geöffnet bekommen. Und nein, ich hatte mich nicht aufgeregt, es lag alles bloß an diesem Lindenklebezeugs. Wirklich! Also reingezwängt in die Schüssel und los geht die wilde Hatz... Dachte ich zumindest!

 

Als erstes muss man, so verlangte es das Gesetz (glaube ich wenigstens), zumindest wollte es aber damals der Fahrlehrer so, die Sitzposition des Piloten optimal auf die Fahrzeuggegebenheiten abstimmen und die fahrrelevanten Elemente wie z.B. Sitz und Spiegel perfekt justieren.

"Kein Thema!" dachte ich bei mir und suchte erst mal die Memorytaste. Keine da. Stimmt, da war ja noch was, nämlich: Nichts!

Also machte ich mich daran wie der "Jäger der verlorenen Hebel" eben genau diese zu finden. Nach gefühlten 8 Stunden (Nein, ich habe keinen Hang zur Übertreibung...;)) hatte ich dann sämtliche Sitze, Gurte, Spiegel, Lenkräder, etc. welche für Ihr mein Vorhaben (wir erinnern uns, ich solltedurfte in die Waschanlage) von Nöten waren, so eingestellt dass es einigermaßen passte.

 

So ließ ich den PS Boliden dann an und leise vor sich hin brabbeln. Alsdann, das ungewohnte linke Pedal durchgetreten, den Knüppel auf 1 geschmissen, das linke Pedal "gefühlvoll" kommen gelassen und etwas, zugegebenermaßen hoppelnd (Meine beste Beifahrerin der Welt hatte mit Sicherheit "Hasensprit" getankt), lies ich die geballte Leistung welche das Aggregat zur Verfügung stellte, von der Leine. Brachial wurde ich in den Sitz gepresst und konnte die Fuhre gerade so aus der Einfahrt bugsieren. Trotz handgerührtem Getriebes und des ungewohnten, ich nenne es mal: "Zuvielpedal", konnte ich den Lupo in sein natürliches Geläuf pilotieren. Den Kölner Stadtverkehr!

 

Dort, an der ersten roten Ampel auf die ich nun langsam zurollte, rappelte es auf einmal brutal aus dem Maschinenraum so dass sich das Fahrzeug aufs heftigste schüttelte und ich glaubte es wäre ein Erdbeben der Stärke 1000 auf der Richterskala. Mit einem kleinen Hüpfer des Autos quittierte das Triebwerk leidenschaftslos seinen Dienst. Was sollte nun das? Hatte vielleicht der Hasensprit etwas damit zu tun? Selbstverständlich war hier meine beste Beifahrerin der Welt schuld, weil ICH hatte ja nichts gemacht! Auch keinen Hasensprit getankt! Richtig, ich hatte NICHTS gemacht!

Urplötzlich kamen mir die Erzählungen der Alten wieder in den Sinn und ich begann mich vage zu erinnern.

Den alten Legenden nach soll es so sein, dass man kurz vor dem Anhalten das "Zuvielpedal" durchtreten müsse um dem ansonsten unvermeidbarem Absterben der Maschine ein Schnippchen zu schlagen.

 

In dem Bewusstsein auch diese Hürde ohne weitere Erdbeben genommen zu haben, da ich die Regeln der Alten und Legenden nun befolgte, glitt ich Katzengleich durch den Kölner Berufsverkehr. Das Ziel Autowellnesstempel fest vor den Augen und den Wunsch meiner besten Beifahrerin der Welt im Sinn. Allerdings nicht ohne den Versuch, die High End Audio Hi-Fi Anlage der besten Beifahrerin der Welt auf dem Weg dorthin, noch extremst feinzutunen. Das Ergebnis war Exorbitant. Sagen wir mal so: "Eine geschüttelte Dose Schrauben klingt verlockender..!"

 

Ich rollte, nur wenige Augenblicke später, auf eine kesse, junge, Kassiermaid des Autowellnesstempels zu und brachte den Boliden in einer, wie ich finde, höchst Kassiermaidbeeindruckenden Weise, neben jener solchen zum Stehen. Ohne Erdbeben aber dafür mit einem weißer Flagge schwenkendem Drehzahlbegrenzer. "Das muss doch ziehen bei diesen jungen Dingern?" dachte ich bei mir und es schien auch funktioniert zu haben denn sie sprach mich an. Also zumindest sah ich dass sich ihr Mund bewegte aber ich hörte sie nicht.

Sie schaute mich mit großen Augen an und zeigte auf meinen Schritt. Dann machte Sie obendrein noch eine rotierende Handbewegung und lächelte mich dabei an. Ich dachte nur: "Junge, die hast du aber mächtigst beeindruckt". Mit Gorillamässig geschwollener Brust und vermutlich, sehr dumpfem, verständnisslosem Gesichtsausdruck saß ich nun da bis bei mir ganz langsam der Groschen fiel und ich das immer noch geschlossene Fenster als Sprachbarriere identifiziert hatte.

 

Nun wollte ich ja nicht dumm dastehen und drückte ganz cool den Taster für... Welchen Taster eigentlich? Da war kein Taster, nur so ein Arm mit rundem Nuppsi welcher ziemlich emotionslos an der Türpappe rumhing.

 

Da mir in meiner, doch zugegebenermaßen etwas "leicht", panikartigen, Ratlosigkeit nichts Besseres einfiel, rief ich erst mal die Feuerwehr, die Polizei, das SEK und das THW. Mutti hatte ich schlichtweg einfach vergessen!

 

Nachdem mein Dach durch die Feuerwehr entfernt worden war, der nette Schutzmann mir, unter weiträumiger Absicherung durch das SEK, erklärt hatte wozu dieses Ärmchen mit Nuppsi dient und das THW mein zuvor abgetrenntes Dach wieder angeschweißt hatte, war ich der Dinge die da kommen würden gewappnet und konnte mein Fenster öffnen um der netten Kassiermaid meine Wünsche mitzuteilen.

„Einmal mit allem und scharfer Soße bitte“ schmetterte ich ihr im Brustton der Überzeugung entgegen. „Gerne“ lächelte sie mich, verschmitzt wie ein tschechisches Knettmännchen, an und fragte ob sie denn mal Hand an meine Antenne legen dürfe.

 

Der Aufschlag meiner Kinnlade auf den Boden war im Umkreis von mindestens 17 Km zu hören. Sie fasste trotzdem geschickt und sehr routiniert zu, einfach so ohne abzuwarten und reichte mir meine Dachantenne durchs Fenster in den Wagen.

Ich bezahlte und mit einem Blick, welcher ähnlich dem einer Kuh wenn’s donnert war, hoppelte ich in den Wellnesshimmel für Klein Caruso.

 

Welch eine Freude für den kleinen Kerl. Er wurde geduscht, abgeseift, nochmal geduscht und geföhnt. Dann innen gereinigt und zum Schluss wurde er noch mit weichen Tüchern überall sanft massiert.

Jetzt hatten wir beide es geschafft! Er sah besser aus als ein männliches Unterhosenmodel jemals aussehen könnte und ich konnte die Dankbarkeit meiner besten Beifahrerin der Welt schon fast körperlich spüren.

So beflügelt schwang ich mich in den kleinen Strahlemann und fand eine CD mit Musik aus den 80er/90ern. Flugs wurde die CD der Atemlostante entfernt, oder war es Beatriks Eklig? Sch...egal! Sie wurde jedenfalls aus dem Player befördert (nun weiß ich auch warum das vorher so nach Dosenschüttelschrauben geklungen hatte) und „richtige Musik“ eingespielt.

 

Köln, knapp 30°C Außentemperatur, gefühlte 100°C Innen, die vollkommen untermotorisierte aber saubere Keksbüchse unterm Hintern, das Fenster weit offen, die Musik der Jugend im Ohr, den vorbeifliegenden Mädels unauffällig auf die Miniröcke glotz… Nein, natürlich volle Konzentration auf den Verkehr, so kachelte ich nach Hause zur besten Beifahrerin der Welt.

Und auf einmal war ich wieder 18. Alles war wie früher! Sämtliche Dinge musste man wieder selber machen, kuppeln, schalten, Fenster kurbeln, usw. Autos mit Klima gab’s nicht. Unser Budget war zu klein aber man war stolz wie Bolle auf sein erstes eigenes Auto und noch besser war es wenn man samstags die Karre gewaschen hatte und sich mental schon auf den Diskoabend eingroovte. Haargenau so fühlte ich mich in diesem Moment und es war einfach Toll! "Back to the roots" eben.

 

Zuhause gab es für mich, den unerschrockenen Recken und Hüter des Klein Carusos, einen dicken Schmatzer von der besten Beifahrerin der Welt und sie und Klein Caruso strahlten um die Wette.

 

Und wenn ich so darüber nachdenke.., ich glaube ich muss Morgen mal dringend mit Klein Caruso in die Waschanlage... ;):D

 

LG

 

MXPhaeton

 

 

Über Kommentare zu meiner kleinen Geschichte würde ich mich sehr freuen.

 

(Bitte keine zum Thema Rechtschreibung, denn wer Rechtschreibfehler findet darf sie gerne behalten)

Hat Dir der Artikel gefallen? 32 von 33 fanden den Artikel lesenswert.

Blogautor(en)

MXPhaeton MXPhaeton