• Online: 3.125

Fri Sep 14 09:44:31 CEST 2012    |    Oli Schwarz    |    Kommentare (2)

sommer-2012-024sommer-2012-024

Theoretisch gehöre ich zu der Gruppe der entspannten Fahrer. Es sei denn, es steht so ein Depp vor mir an der Kreuzung, und er schafft es einfach nicht, eine Lücke zu finden, um endlich mal abzubiegen. „Nun fahr doch, Du Idiot!“ brülle ich dann gegen den V8 an und am liebsten würde ich das Auto vor mir jetzt mit dem Camino etwas anschieben. Natürlich lasse ich das bleiben, obwohl ich das Springen vom 5-Meterbrett auch erst geschafft habe, nachdem ich zart gestupst wurde. Zurück zur Kreuzung: ich sollte da eher ruhig bleiben, schließlich ist der Grat zwischen zügigem Losfahren und Verlust der obersten Gummischichten der Hinterreifen ein schmaler. Für Kavalierstarts an der Ampel bin ich auch nicht zu haben, obwohl der Vortrieb des Caminos auf trockener Straße schon ganz schön beeindruckend ist, auch lautstärkemäßig. Meine Kinder können es überhaupt nicht verstehen, warum ich den Duellen auf der Straße aus dem Weg gehe, zumal sie sich sicher sind, dass wir mit unserem Camino gewinnen würden.

Ich finde es besser, in aller Ruhe das Blubbern des V8 zu geniessen und mich allenfalls still über die Unfähigkeit oder heißen Temperamente mancher Verkehrsteilnehmer zu wundern. Und auch meine Einstellung zum Einparken hat sich geändert. Ja, es gibt Leute, die das nicht gut können und ja, mit dem Camino ist mir das auch schon passiert. Achsstand und maximaler Lenkeinschlag sind da klar gegen mich. Im Hinblick auf Straßenbreite und Parkplatzabmessungen sind wir Europäer ziemlich bescheiden, das musste ich neulich in einem Parkhaus merken. Falls ihr mal nach Hamburg kommt: fahrt auf keinen Fall mit eurem Camino oder anderem US-Car mit ähnlich besch…. Wendekreis in das Parkhaus am Gänsemarkt! Dass ich da heil wieder rausgekommen bin, grenzt an ein Wunder. Wie schön da doch Baumärkte sind! Schade, dass nicht an jedem meiner Ziele einen Baumarkt um die Ecke liegt! Somit ist klar: mein Camino ist kein „daily driver“. Auch bei Regen und natürlich im Winter lasse ich ihn im Trockenen und so bleibt seine Haut zart und glatt, was meiner Haut leider mit zunehmendem Alter schwerer fällt. Allerdings würde ich auch nicht gern monatelang in einer Garage hocken.

 

Letztes Wochenende war ja mal endlich wieder Bilderbuchwetter und so haben wir am Tag des offenen Denkmals einen Ausflug in die schöne Lauenburger Altstadt in der Nähe vom Hamburg gemacht. Es hat eine ganze Zeit gedauert, einen entsprechend großen Parkplatz zu finden. Die Blumenkübel vorn im Bild haben wir ein wenig zu unseren Gunsten verschieben müssen.


Sun Jul 01 18:32:32 CEST 2012    |    Oli Schwarz    |    Kommentare (8)

Sehr wahrscheinlich können sich nicht alle muscle-car Liebhaber der Unterstützung ihrer Familien erfreuen. Meist legt der hausinterne Finanzminister sein Veto ein oder nach einigen Jahren der Duldung des Männerspielzeugs wird er auf einmal schwanger und spätestens dann ändert sich die Einstellung gegenüber einem V8. Zu laut für das Baby, zu teuer und denk mal an die Abgase! Nach kurzem Widerstand gibt der V8-Fahrer auf und verkauft. Angeschafft wird dann meist ein Auto mit 4 Türen und Heckklappe, sparsam, leise und langweilig. Zu allem Überfluss wird hinten oft noch ein Aufkleber angebracht, der Auskunft darüber gibt, wer sich an Bord befindet.

 

Bei mir war das nicht so! Den Aufkleber habe ich souverän verhindert, schlauerweise die Kinder erst mal etwas wachsen lassen und dann mit meinem Plan zugeschlagen. Damit hatte ich schon 2 Unterstützer mehr für mein Spielzeug und es gab so gut wie keinen Widerstand seitens der Regierung. Als ich dann endlich den für mich passenden Camino gefunden hatte, bekam ich sogar ehrliche Unterstützung. Mittlerweile habe ich allerdings einsehen müssen, dass mein Muscle-Car argumentativ von Vorteil sein kann, wenn ständig der Zalando-Postbote vorbeischaut. Und so haben wir also alle aus verschiedensten Gründen Spaß an unserem El Camino. Auch im Freundeskreis ist er gern gesehen und natürlich wird dann unter die Haube geschaut und eine Probefahrt gemacht. Und die ist für mich meist lustig.

 

Ich gebe zu, ich bin am Anfang auch extrem vorsichtig gefahren, denn wenn man sich hinter das Lenkrad setzt, fährt eine gehörige Portion Respekt mit. Zudem ist es anfangs auch schwer einzuschätzen, wie viel Gas man in einer Kurve geben darf ohne schwarze Striche auf die Straße zu malen oder auf einmal in der falschen Richtung zu stehen. Besonders, wenn man eilig losfahren will, tritt man schnell zu forsch aufs Gaspedal, was dann den Vortrieb eher verlangsamt. Wie auch immer, wenn sich also von rechts ein Auto am Horizont nähert, wartet der Probefahrer lieber noch ein wenig und lässt es vorbei fahren, bevor er langsam auf die Straße abbiegt. Es sei denn am linken Horizont ist auch etwas zu sehen. Das wird natürlich auch noch vorbeigelassen. Dann geht es endlich los. Die gelangweilte 3-Gangautomatik schaltet in solchen Situationen sofort nach dem Abbiegen nach oben und dann tuckern wir über die Landstraße. Der feinfühlige Probefahrer merkt jetzt, wie viel Spiel so eine Lenkung haben kann. Das macht es dem Camino auch viel leichter, seinen Kopf durchzusetzen. So kann er in trauter Zusammenarbeit mit unebenen Straßen ein wenig mitentscheiden, wo es hingeht. Der erfahrene Caminofahrer kennt solchen Ungehorsam natürlich, hat die Zügel straff in der Hand und gibt auch mal die Sporen, wenn es sein muss. Mein Camino weiß natürlich, dass er sich bei mir nicht viel erlauben darf, und so versucht er seine Spielchen eben lieber bei den Probefahrern. Obwohl Entspannung in meinen Augen anders aussieht, sind sie dann am Ende doch zufrieden oder ist es nur die Erleichterung, heil zurück gekommen zu sein? Das ideale Auto für einen Fahranfänger ist der Camino wirklich nicht! Ich muss zugeben, dass ich auch noch einige Verbesserungsvorschläge hätte, aber wenn ich bequem fahren will, leihe ich mir eben das Auto meiner Frau aus. Ob die Beachboys bei good vibrations wohl auch an einen 8-Zylinder mit viel Hubraum gedacht haben?

 

Heute war mal nicht Eis essen dran, sondern Tische und Bänke abholen.


Sat Jun 16 10:16:40 CEST 2012    |    Oli Schwarz    |    Kommentare (4)

el-caminoam-abend-5el-caminoam-abend-5

Sonntag, Sommer, Sonne und 26 °C, da fährt man gern mal mit seinem Camino aus. Also habe ich die Kinder eingepackt und ab zur Eisdiele. Vorher sind wir noch ein bisschen durch die Landschaft gekurvt und haben dann dem Tankwart eine kleine Freude bereiten wollen.

Es ähnelt manchmal ein wenig einem Spießrutenlauf, wenn man an einer gut besuchten Tankstelle vorfährt. Die Leute, es sind vermutlich die, die auch gern bei Unfällen gaffen, recken die Köpfe und glotzen uns unverfroren an. Als ob der Camino jetzt gleich etwas zu ihnen sagen würde oder Elvis Presley aussteigt. Während ich drinnen an der Kasse anstehe, sehe ich aus den Augenwinkeln, wie ein Mann auf dem Weg zu seinem Auto schnell noch einen Schlenker an unsere Zapfsäule macht und sich offenbar anschaut, wie viel wir getankt haben. Das wird ihn enttäuschen, vermute ich, und auch der Tankwart strahlt nicht gerade vor Glück. Gerade mal 20 Liter wollten noch in den Tank, bis es wieder zurückschwappte. Also peppen die Kinder die Rechnung noch ein wenig mit Star Wars-Karten und Kaugummizigaretten auf.

 

Die zwischenmenschlichen Kontakte an der Tankstelle beschränken sich normalerweise auf eine einzige Frage: was verbraucht er denn? Das ist für mich einfach zu beantworten und sage den Leuten dann immer: so viel Sie möchten. Und tatsächlich hat man es im Fuß, wie viel man verbrauchen will. Von 12 l bis 30+ gibt es freie Auswahl. Und es macht natürlich einen Unterschied, ob man 20 Sack Zement hinten drauf hat oder leer fährt. Aber seien wir mal ehrlich, die Karre ist doch nicht zum Transportieren da und der Verbrauch interessiert mich echt einen Sch….. Am coolsten ist es, wenn man die scheinbar in unbegrenzter Anzahl vorhandenen Pferdchen unter der Haube nicht antreibt, sondern mit 50 Meilen durch die Gegend cruist. Zu langsam ist aber auch nicht schön: Tempo 30-Zonen mögen wir überhaupt nicht, und ich stelle mir vor, dass die Bremsen in einem solchen Gebiet so ähnlich leiden, wie die von Michael Schuhmachers Formel 1 Boliden am Ende der langen Geraden.

An der Eisdiele parken wir ganz hinten am entlegensten Teil des Parkplatzes und entgehen so der ganz großen Aufmerksamkeit. Und das Einparken fällt relativ leicht, da wir gleich 2 Parkplätze belegen können. Nur von der Länge reicht es nicht ganz, vorne müssen wir die Hecke mit der Schnauze ein wenig zurückschieben. Von der Seite sieht es fast so aus, als ob der Camino jetzt ein wenig grasen möchte, während wir im Saloon sind. Nachdem ich die Debatte um die Anzahl der Eiskugeln verloren habe, sitzen die Kinder später mit baumelnden Beinen auf der aufgeklappten Heckklappe und kämpfen tapfer gegen die Eismassen an. Ein Opa will wissen, ob das ein amerikanisches Auto sei und meine Tochter antwortet entrüstet: das ist ein El Camino! Der Opa nickt zufrieden und obwohl er jetzt nicht wesentlich schlauer sein kann, stellt er keine weiteren Fragen. Will er denn nicht wissen, was die Kiste verbraucht? Oder hat er das letzte Mal getankt, als der Liter 30 Pfennig kostete? Er steht einfach nur da und wackelt leicht mit dem Kopf. Schaufensterkrankheit geht es mir durch den Kopf und bevor ich den V8 wieder anschmeiße, sollte der Opa ein Stück weg sein, sonst fällt er vor Schreck noch hin oder es platzt ein Gefäß im Kopf.

 

Beim Zurücksetzen aus dem Parkplatz muss der Camino ein ordentliches Stück Hecke rausgerissen haben, denn Zuhause angekommen ist er vorne geschmückt wie ein Pfingstochse. Hinten zwischen der Ladefläche und der Klappe ist eine klebrige Flüssigkeit in die Ritzen gelaufen, was ich aber erst erkenne, nachdem ich mich über die vielen Wespen gewundert habe, die da rumschwirren. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass man ein Pferd nach dem Ausritt ja auch nicht einfach so in den Stall stellt, sondern gewisse Wartungsarbeiten sind noch erforderlich. Da hat sich für den Caminofahrer nicht viel verändert! Hat aber trotzdem Spaß gemacht, unser Ausflug zur Eisdiele.


Tue May 08 09:37:16 CEST 2012    |    Oli Schwarz    |    Kommentare (11)

Autos sind in mancher Hinsicht so ähnlich wie Menschen: wenn sie in die Jahre kommen, treten zunehmend irgendwelche Krankheiten auf. Allerdings ist das Austauschen von defekten Bauteilen beim alten Auto wesentlich einfacher als bei uns Zweibeinern. Nur dass man es leider immer bezahlen muss. Und mein El Camino läßt sich gern mal ein neues Teil spendieren. Das nervt gewaltig! Er wollte schon einen neuen Kühler, mit seinem Anlasser war er auch nicht so recht zufrieden und die Wasserpumpe war schuld daran, dass wir auf der Straße eine Spur hinterließen wie ein Kieslaster in der Kurve. Dann hat er neulich noch frisches Oel bekommen und demnächst wird die Sitzbank in ein schickes neues Lederkleidchen gezwängt. Da rollen sie hin, die Euros. Aber wenn ich dann den Schlüssel umdrehe und der V8 zum Leben erweckt wird, sind wir wieder Freunde. Und die in der Nähe parkenden Autos machen sich respektvoll mit ihren Alarmanlagen bemerkbar. Ich frage mich, wozu der Vorbesitzer Lautsprecher in die Türen eingebaut hat. Die Musik wird vorne unter der mächtigen Motorhaube erzeugt. Sie besitzt fast mehr Blech als mein gesamter Polo. Damit auch alles reinpasst, braucht sie nach oben noch eine Auswölbung, obwohl mein Camino nur einen small block drin hat, sehr zum Verdruss meines Sohnes. Denn schließlich suggeriert doch der Name eine gewisse Niedlichkeit. Mein Sohn würde natürlich einen big block bevorzugen und sein zukünftiger El Camino wird selbstverständlich einen solchen Angeber unter der Haube haben. Nun ist es keineswegs so, dass ein small block weniger Hubraum haben muss, als sein großer Bruder, gemeint ist hier nur die Länge des Motorblocks. Aber big klingt eben besser als small, außer es geht um Hüftumfang oder schwarze Kleidungsstücke.

 

Ich bin mit dem small block voll und ganz zufrieden! Und trinken kann er schließlich wie ein Großer! Wenn wir mal ausblenden, dass das Getränk nicht umsonst ist, gibt es da noch ein weiteres Problem an der Zapfsäule. Irgendwie harmonieren Zapfpistole und Tanköffnung nicht so gut. Man kann den teuren Saft nur langsam und vorsichtig einlaufen lassen und wenn der Tank endlich fast voll ist, schwappt es auch gerne mal nach draußen. Insgeheim denke ich beim Tanken immer, wie weise es war, den Motor ausgemacht zu haben, denn sonst würden sich Angebot und Nachfrage möglicherweise die Waage halten. Warum man in einem Land, wo normalerweise alles eine Nummer größer ist, einen so kleinen Füllstutzen eingebaut hat, ist mir ein Rätsel.

 

Andere für uns Europäer unverständliche Eigenarten kann ich aber gut nachvollziehen. Wenn man nicht gerade mit 50 Meilen und praktisch Standgas durch die Gegend cruist, sondern das Tier unter der Haube mal brüllen lässt, will der Camino gern nach links oder rechts in den Graben ausbrechen. Zweifellos ist das noch ein Erbe des Wilden Westens, denn der Umstieg vom Hengst auf einen Camino sollte dem Cowboy wohl möglichst leicht gemacht werden. Und so ist es ratsam, die Zügel fest in der Hand zu halten, wenn man mit dem Camino ausreitet. Besonders gut merkt man das an einer roten Ampel: Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Bremse jeden Moment ihren Kampf gegen den Vortrieb verlieren wird. Und da Cowboys wohl selten rückwärts reiten mussten, ist es kein Wunder, dass auch der El Camino nicht gerne rückwärts fährt. Wenn man das wirklich einmal tun muss, sollte man jemand dabei haben, der einem hilft. Schließlich ragen schon mindestens 2-3 Meter Auto auf die Straße, bevor man erkennen kann, ob frei ist. Und hören, ob was kommt, dürfte bei laufendem Motor auch für Abhörspezialisten eine Herausforderung sein. Reiten im Regen war wohl auch nichts für Cowboys, denn auf nasser Fahrbahn will der Camino gar nicht gern gehorchen. Ich vermute, bei Regen hat man hat früher das Pferd nur an der Leine geführt und schnell in den nächsten Stall gebracht. Im Zeitalter der Benzinkutschen sollte dieser schöne Brauch nicht verloren gehen. Am schönsten ist es eben, wenn die Sonne scheint, auch im Chevrolet. Scheibe runter und blubbern lassen.

 

Wenn eine Harley oder einer dieser Schuhkarton-ähnlichen Vans entgegenkommen, wird man im Camino als einer der wenigen verbliebenen Cowboys auf der Straße erkannt und freundlich gegrüßt. Omas und Frauen mit Kinderwagen haben hingegen Angst vor uns, männliche Jugendliche mit türkischen Wurzeln kriegen den Mund oft schwer zu. Ja, an einem El Camino scheiden sich wahrlich die Geister. Hatte ich die Grünen schon erwähnt? Mein Auto ist sozialökologisch nicht ganz korrekt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wir beide mögen auch kein E10 und würden endlich mal mehr Leute einen Camino fahren, würde das hoffentlich auch eine spürbare Auswirkung auf das viel zu kalte Klima in Mitteleuropa haben. Endlich habe ich verstanden, warum im Wilden Westen so oft die Sonne scheint. Aber andererseits ist es gerade das Schöne an dem Camino, dass nicht jeder einen hat und er nicht aussieht, wie der automobile Einheitsbrei der Gegenwart. Und die Ladefläche ist wirklich praktisch. Ich könnte, wenn ich denn wollte, meinen Polo überall mit hinnehmen. Sollte mein Fahrtziel in einer Gegend mit engen Straßen, spitzen Kurven oder knapp bemessenen Parkplätzen liegen, würde ich den Camino einfach draußen vor der Stadt anbinden und dann mit dem Polo weiter fahren. Na ja, das ist jetzt ein wenig übertrieben, aber mit dem Fahrrad habe ich das schon gemacht. Man kann also viel mehr mitnehmen, als auf einem Pferd. Das muss wohl letztlich auch der Grund gewesen sein, von vier Beinen auf vier Räder zu wechseln. Ich finde es im Camino wesentlich bequemer als im Sattel. Wenn er nicht diesen lauten prolligen Auspuff hätte, wäre er mir noch sympathischer. Wie ich meinen Camino kenne, wird er bestimmt auch irgendwann einen neuen Auspuff haben wollen. Dann baue ich ihm zwei Rohre runter, die nach hinten abblasen, ist ja beim Pferd auch so ähnlich. Ich hoffe, der V8 brüllt anschließend nicht mehr ganz so laut und ich muss nicht befürchten, dass wir eine Oma so erschrecken, dass sie sich den Schenkelhals bricht.

 

Irgendwie ist mein Plan nicht aufgegangen. Ich wollte einen großvolumigen V8 haben ohne aufzufallen wie ein Corvettefahrer. Ich habe mir eingebildet, der Camino sei ein cooler Typ und ich könnte auf hohem Niveau meinen Hang zum Understatement ausleben. Das klappt mit so einem Tier nicht. Ich muss mich daran gewöhnen, in einen Topf geworfen zu werden mit den Jungs, die irgendeine Unzulänglichkeit ausgleichen wollen, indem sie ein großes Auto fahren. Die Hälfte der Leute denkt vermutlich: so ein Angeber. Die andere Hälfte denkt an die Ökobilanz oder irgendwelche Emissionen und nur die 0,05% der türkischen Männer unter 30 haben Verständnis für mich. Und natürlich meine Frau und die Kinder. Sie finden den Camino cool, nicht zu protzig, aber ziemlich muskulös. Nicht umsonst gehört er zu der Gattung der muscle-cars. In Amerika ist es einfacher mit so meinem Teil, da würden wir nicht so negativ auffallen, weil es da auch keine Claudia Roth oder ähnlich abartige Zeitgenossen gibt, die uns ein schlechtes Gewissen einreden wollen. Schließlich trennen wir schon brav unseren Müll, lassen das Licht nicht unnötig lange brennen (okay, meine Frau arbeitet noch an diesem Problem) und fliegen nicht mal eben für ein verlängertes Wochenende nach Barcelona. Kommen wir wieder zurück zu unserem Chevrolet El Camino: potent, durstig, laut. Kurzum: ein cooler Typ.

el-camino-am-abend-2el-camino-am-abend-2


Blogautor(en)

Oli Schwarz Oli Schwarz