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Sun Nov 09 13:59:52 CET 2014    |    PS-Schnecke26897    |    Kommentare (67)    |   Stichworte: 9. November 1989, BRD, Bundeswehr, DDR, Mauerfall, Mauer in den Köpfen überwinden, NVA, Stasi, Transit, Wiedervereinigung, Zeitgeschichte, Zonenrand

Als Einstimmung in diesen Artikel ist nicht nur das Bild zum Buch: "Fragen an die deutsche Geschichte - Ideen, Kräfte, Entscheidungen - Von 1800 bis zur Gegenwart" (Autor: Deutscher Bundestag) gedacht, sondern auch dieses Video: "Schabowskis Zettel" - die ungewöhnliche Geschichte der DDR.

Und bitte: redet von "Friedlicher Revolution"! Der Begriff "Wende" wurde von Egon Krenz geprägt.

Was ein Glück, es wurde nicht geschossen!

Das Phoenix-Video bei Youtube gibt einen zeitlichen Verlauf der Ereignisse des 9.November 1989 wieder.

25 Jahre ist es her, seit der Eiserne Vorhang sich öffnete: In der Nacht des 9. November strömten Tausende Bürger der Ex-DDR gen Westen titelt Echo-Online. Ich gehöre zu denen, die den Mauerfall bewusst miterlebt haben, ein "Wessi", im Westen aber grenznah.

Am 9. November 1989 war ich ich einer Kaserne in Göttingen, nicht unmittelbar persönlich von den neuen Reisefreiheiten betroffen (Für mich gab es keine unmittelbaren sofortigen Auswirkungen - ich durfte ja Reisen, nur halt nicht in die "DDR"). Einzige Einschränkung war: nicht mehr als 1000m in Uniform der Bundeswehr an die "Innerdeutsche Grenze". Zivil konnte man natürlich an den Grenzverlauf dicht herantreten. (Manchmal war der Verlauf aber nicht eindeutig erkennbar.)

Für viele gab es an diesem Tag keinerlei Anzeichen, das etwas noch außergewöhnlicheres als die Proteste und die Demonstrationen passieren würden.

 

Die Bildzeitung (online zum Nachblättern) hatte gestern eine Sonderausgabe zu diesem Tag zustellen lassen, Auflage 40 Millionen.

 

Aus der Geschichte lernen, konnten schon die alten Chinesen

Dort ist ein ähnliches Zitat von Konfuzius (...ich halte ihn für einen weisen Mann) angefügt "Erzähle mir die Vergangenheit, und ich werde die Zukunft erkennen."

Wer mehr Zeitgeschichte möchte, sollte mal zur Bundeszentrale für politische Bildung zum "Schicksalstag 9. November" gehen.

Wer ein bisschen blättert, wird schnell erkennen, an vorherigen 9. Novembern gab es auch andere, aber unsägliche Ereignisse, so den Hilterputsch 8./9. November 1923 und die Reichsprogromnacht am 9. November 1938. Die Putschereignisse 1918 sehe ich als Wegbereiter der Nationasozialistischen Diktatur, im Anschluß - bis zum Ende der "Weimarer Republik" - gab es viele Fehlentscheidungen der damaligen Politiker, die diese Diktatur erst ermöglichten.

Geschichte wird dokumentiert. Ist nachlesbar, führt (wenn man sie denn kennt überhaupt kennt) natürlich zur Bewertung der Ewiggestrigen und Nazis, ich kann auch nur zitieren: "wehret den Anfängen."

Das Zitat wird laut Wikipedia heute gebraucht, um vor verderblichen Entwicklungen zu warnen.

Wer den 9. November als zukünfigen Nationalfeiertag statt des 3. Oktobers möchte, sollte diese unsäglichen November 1923 und 1938 immer mit erwähnen!

 

Ich komme auf die beiden Helmuts der deutschen Politik zu sprechen: Schmidt und Kohl

"Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten." Quelle

Ein Mann mit Händen, wie Kohleschaufeln so groß, mit festem Händedruck. Das war mein erster Eindruck, als ich ihm persönlich zum ersten Mal begegnet bin (das war 1976, später zuletzt in der Paulskirche in Frankfurt bei einer Veranstaltung, Gorbi kam leider nicht, seine Frau war kurz voher verstorben). Heutige Warnungen von Gorbatschow entbehren leider nicht der Grundlage...

Leider habe ich Helmut Schmidt bisher nicht kennengelernt. Er war Wegbereiter des Nato-Doppelbeschlusses.

Helmut Kohl hat ihn durchgesetzt. Ich war in der Folgezeit des Nato-Doppelbeschlusse auf etlichen Demos... auf der richtigen Seite natürlich...

Bei den "Montagsdemos" am Flughafen Frankfurt waren Sohnemann und ich dieses Jahr zweimal. Er ist flugzeugaffin - ich auch. Wir waren dort, da ich es für notwendig hielt, ihm zu erklären, was Demonstrationen sind. Wir waren auch schon auf anderen öffentlichen Sitzungen gewählter Gremien auf Stadt, Kreis, Landesebene. Den Bundestag haben wir auch schon besucht.

Ich wünsche beiden Helmuts noch viele glückliche Lebensjahre...

 

Es gab außer diesen beiden Politikern, die geschichliche Zusammenhänge verstanden noch mehr.

Dabei sind auch zu nennen: Willy Brand und Egon Bahr, als Vorbereiter der Veränderungen, die letztendlich stetig zu Veränderungen in der Ostpolitik und damit zwischen den beiden Macht-Blöcken führten. "Wandel durch Annäherung" genannt.

 

Ich könnte fast ewig weiterschreiben, es gäbe so viel zu berichten und erzählen.

Eine tiefe Freude und Genugtuung hatte mich an diesem Tag und in der Folgezeit erfüllt.

Allerdings gibt es bessere Zeitzeugen, als mich aus dieser Situation.

Ich gehöre halt nur zu denjenigen, die ab Mitte der 70-er Jahre mehrfach in die "DDR" eingereist waren, wusste, dass es Transitstrecken nach Berlin gab (durfte ich dann irgendwann Mitte der 80-er-Jahr nicht mehr nutzen), ich wusste schon so um 1976 von einem angeheirateten Stasioffizier meiner Ostverwandschaft, von Westberlin 1978 erstmals mit einer Tagesreise nach Ostberlin eingereist ist, einige ehemalige Soldaten der NVA (scherzhafter Bundeswehrjargong: das waren die Jungs mit der "falschen Feldpostnummer") kennen und schätzen gelernt hat, einen ehemaligen Angehörigen des Wachregimentes Feliks Dzierzynski der NVA (der Stasi unterstellt. Dazu ein kleines Schmankerl: wenn die Vopos in Ost-Berlin mal einen besoffenen Soladaten anhielten, Fenster zu lassen, Stasiausweis an die Winschutzscheibe und weiterfahren war die Devise...), einen ehemaligen Regimentkommandeur der "Grenztruppen der DDR" habe ich kennen gelernt (...nur nebenbei: Er war stolz auf seinen blauen DDR-Personalausweis, hat ihn mir mal in die Hand gegeben, ich sagte ihm sofort nach durchbätten, er wäre Militäberater im Jemen gewesen, nur so seien die Stempel zur unbegrenzten Aus- und Wiedereinreise zu erklären... Stolz hat er mir ein paar Monate später dann seinen neuen Bundespersonalausweis gezeigt, da war er wirklich in der gesamtdeutschen Bundesrepublik angekommen...

...nur mal so ganz nebenbei: auch über uns "Wessis" gab es Akten bei der Stasi, ich habe Eiblick genommen...

Für mich gibt es inzwischen keine Ossis und Wessis mehr.

Die Jungs mit der falschen Feldpostnummer waren natürlich auch staatstragend haben bei der friedlichen Revolution die Füße still gehalten, obwohl rund um Berlin einige regimente aufgestllt wurden, bereit zum Zuschlagen. Was ein Glück, sie einzusetzen, das hatte niemand entschieden.

Mir wurde auch mal erzählt, ein Depotleiter eines Munitionsdepots der NVA hätte sich unmittelbar nach dem 3. Oktober 1990 beim nächsten Bundeswehrstandort gemeldet, es gäbe da sein Depot, das so eigentlich nicht bekannt wäre. Wenn sich keiner kümmert, könne er für nichts mehr garantieren. Bei dem zu erwartenden Auflösungsprozess komme es wohl zu Diebstählen, weil keiner mehr da wäre.

Guter Mann! Man hat sich gekümmert...

 

Falls sich jemand berufen fühlt, zur Dokumentation der Geschichte beizutragen, es gibt unzählige Möglichkeiten Berichte, Bilder und alte Filme/Videos beizusteuern. Ich habe das mit Fotos schon gemacht. Macht es, wenn es Euch das Wert ist. Solcher Nachlass wird doch von den Erben meistens eh feuerverwertet...

Eine Linkauswahl:

http://www.forum-ddr-grenze.de/forum.php

http://www.grenzerinnerungen.de/museen

http://pointalpha.com

Für die Geschichtsbewußten: Es gab mal ein Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen.

Selbst da wusste man 1989 nicht, das die DDR nicht auf dem 10. Weltrangplatz des Bruttoinlandsproduktes war. Das waren erlogene und erstunkene Zahlen, die von der Eigenpropaganda veröffentlicht wurden.

Historiker werden in 50 Jahren auch an die meisten gesperrten Unterlagen rankommen, wenn sie denn dann nicht geschreddeert sind.

 

Wolf Biermann hat es sich nicht nehmen lassen, vor einigen Tagen, sich unversönlich zu zeigen,...

... ich meine: sollte es da noch Leute geben, die in damaliger Verantwortung waren, hat er Recht.

Vor 38 Jahren wurde Wolf Biermann aus der DDR ausgebürgert. Vor 25 Jahren fiel die Mauer. Ein entspanntes Verhältnis zur Linkspartei hat der Liedermacher immer noch nicht. Eine Einladung in den Bundestag nutzt er zur Provokation. Wer kann es ihm verdenken. Recht hat er.

Aktueller Bezug: Biermanns Frontalangriff gegen Linke: „Reste der Drachenbrut“

 

Wir westliche Bundesbürger haben auch Entnazifizierung (...also unsere Eltern...) durchgemacht, die Kinder stellten nach in den 60-er-Jahren immer lauter Fragen an ihre Eltern... zurecht.

Mein Opa saß während der Besatzungszeit 2 Jahre in französicher Haft, er hatte seine 2 Jagdgewehre nicht angegeben - als Förster verständlich. Ich hatte mal mit ihm mal darüber gesprochen, er hatte keinen Dreck am Stecken.

Es gibt inzwischen einen Film im Kino zu den NS-Prozessen in Frankfurt. Den Film werde ich mir demnächst anschauen.

 

Meine (Ost-)Oma sagte mir mal zu der FDJ, das dies die Hitlerjugend-Ost sei, das war Anfang der 70er Jahre.

 

Sorry, ich schweife halt gerne mal ab... ich hatte es in meinen ersten Beiträgen angekündigt...

 

Ich freue mich, überhaupt Reaktionen zu bekommen. Ich lese die Kommentare von mir unbekannten Menschen gerne, muss aber jetzt aufhören, muss Morgen wieder auf der Matte stehen, arbeiten. Bis zum Schafen gehen ist erstmal die Familie dran.

 

 

Zurück zu meiner Ursprungsfrage: Ich weis noch genau, wo ich an diesem Tag war. Und Ihr?

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Sun Nov 09 14:22:48 CET 2014    |    PIPD black

BIERMANN HAT RECHT!!!!!!

 

....und Thüringen wird von SOWAS zukünftig regiert......WEHRET DEN ANFÄNGEN.....hat hier leider nicht geklappt.

Die Generation "SED & STASI" ist immer noch nicht ausgestorben. Sie sitzen immer noch oder wieder in wichtigen "hohen" Positionen oder haben sie nie abgegeben.

 

btt: ich durfte am 12.11.1989 zusammen mit meiner Familie gemeinsam in die BRD fahren.....es wurde zu diesem Zeitpunkt ein Grenzübergang in der Nähe von Ratzeburg geöffnet......auch ich könnte ellenlange Texte dazu verfassen.....es war spannend, atemberaubend.....auch für die Polizisten, die mit Atemschutz den DDR-Besucher-Verkehr auf den Straßen regelten.:p.....die Läden waren nachts geöffnet, Bananen wurden verschenkt.....später gab es "BEGRÜßUNGSGELD"......

Sun Nov 09 14:27:43 CET 2014    |    notting

Ich war da zu klein, zu weit weg von der DDR und DDR-Verwandtschaft hatte ich auch nicht. Hatte nur kurze Zeit später neue Klassenkameraden mit so einem komischen Dialekt, den ich vorher nie gehört hatte.

 

notting

Sun Nov 09 14:46:58 CET 2014    |    mr. mountain

Das war eine spannende Zeit damals. Schon in Den Tagen als Genscher in der Prager Botschaft den Ausreisewilligen grünes Licht gab, war spürbar, dass die Grenze ein wenig durchlässiger wird.

Wir haben damals jede Veränderung in den Nachrichten wahrgenommen und mit Spannung verfolgt.

Als dann Schabowsky die neue Reisefreiheit verkündete, war ich mit Freunden unterwegs..die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Ich kann mich noch sehr gut an die Tagesthemen mit Hajo Friedrichs erinnern.

 

Das 25 Jahre später Honeckers Kinder und Enkel in Thüringen an die Regierung kommen ist auch für mich ein sehr merkwürdiges Gefühl. Ich kann Biermann daher auch als Wessi sehr gut verstehen.

 

Wenn ich heute die Bilder dieses Tages sehe, empfinde ich wieder eine große Freude, das Deutschland die Teilung überwinden konnte...wie oftmals gesagt ohne das nur ein einziger Schuss fiel.

Auch wenn nicht alles erreicht wurde in den letzten 25 Jahren...wir sollten uns über das Erreichte freuen. :)

Sun Nov 09 18:06:05 CET 2014    |    calibra4ever

Ist eine passende Frage zu dem freudigen weltereignis.

 

Pipo black, sicher hast du recht mit deiner Äußerung in Bezug auf Biermanns aussage.

Jedoch, und man gehe in der Geschichte noch nicht einmal so weit zurück, 1945 !

War es damals anders? Nein da standen wieder alte Volksgenossen irgendwo in welchen Regierungen , warum?,

Ganz einfach, wer sollte den von heut auf morgen die Regierungsgeschäfte übernehmen, soviele fähige Politiker hatte der westen damals auch nicht und eine gewisse Unsicherheit war immer vorhanden bis zum Tag der Wiedervereinigung !

Eines der besten Beispiele nach Ende des zweiten WK ist der Aufbau der NVA in der DDR, wer hat diese nach echten deutschem Vorbild aufgebaut, General Paulus, welcher bei Stalingrad mit den Resten der 6 Armee in Gefangenschaft gehen musste! Nach ner hirnwãsche war er für einen bestimmten Zweck Systemfahig und als sein Werk vollbracht war, stellte man ihn bis zu seinem Tod Meter unter Hausarrest.

 

Wenn der Russe gewollt hätte, hätte es auch anders laufen können oder wenn irgendwelche Militärs der damaligen DDR nen Putsch gemacht hätten , dann wãre es uns so gegangen wie den Polen zum Ende der 70 er.

Militärdiktatur !

 

Es ist traurig, das es wirklich so ist , das selbst 25 Jahre später immernoch solche Leute am Ruder sind und was noch schlimmer ist, das man diese nicht belangt.

 

Mein älterer Bruder hat 18 Monate in Karl Marx Stadt im Zuchthaus wegen Republikflucht gesessen ! Also Sage mir keine das ich für das System Verständnis habe.

 

Und jetzt zu der eigentlichen Frage. Am 9.11.1989 war ich mit einigen anderen meiner damaligen Kameraden in der Nähe von Leipzig stationiert und wir haben vor Freude geweint als wir die AK gesehen haben und schapowski die Bombe hochgehen lassen hat , wir waren Wehrpflichtige welche man mit 25/26 Jahren noch eingezogen hatte und wir wussten nicht was noch kommen wird.

 

Gott sei Dank und den vielen vernünftigen Politikern und Verantwortlichen, welche Nerven und Courrage bewiesen haben.

 

Gruß allen welche die Mauer auch aus dem Kopf haben

Sun Nov 09 18:38:36 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo, calibraforever - Hallo Kamerad im Nachhinein.

Ist Dir bewußt, dass wir früher hätten aufeinander schießen müssen?

 

Du hast recht. "Gott sei Dank und den vielen vernünftigen Politikern und Verantwortlichen, welche Nerven und Courrage bewiesen haben."

Mord ist nicht verjährbar, der Rest fällt leider unter den Tisch.

Du sagst, es hätte anders kommen können: Militärdiktatur, wie in Polen. Zustimmung, leichte Einschränkung, eine deutsche Militärdiktatur wäre weit schlimmer gekommen, als in Polen. Deutsche Gründlichkeit halt, die Altnazis in der NVA hätten das schon nach guter preußische Gründlichkeit organisiert (Es gab auch Altnazis in der sich im Aufbau befindenden Bundeswehr, der "Dienststelle Blanck" und den Nachrichtendiensten)

Im Nachhinein muss man auch sagen: zum Glück waren wir Deutschen die Verlierer des II. Weltkrieges. Die anschließende Teilung in Ost- und West brachte natürlich für die verantwortlichen Besatzungsmächte die Notwendigkeit: Wie kriegt die Zivilbevölkerung was zu Fressen, zu Trinken, eine Unterkunft?

Für Köln kann ich sagen: ein unbelasteter Politiker, der sogar in dem Stadion, das er als Lokalpolitiker hat bauen lassen und anschließend von den Nazis interniert war, war Konrad Adenauer. Es gab solche. Als Weiteren unbedingt zu nennen ist Willy Brandt.

Waren denn noch welche übrig, von den Guten (Im Westen, wie im Osten?).

Was blieb den 4 Mächten (hüben, wie drüben) denn anderes übrig, als auch belastete Personen zurück in eine Position zu heben? Die "Gruppe Walter Ulbricht", war da auch nicht ganz so zimperlich.

Ich meine mit Position: zunächst öffentliche regionale Kommunale-, Kreis- und Landes-Verwaltung, Produktion, Justiz, Parlamente.

Schlimm, dass da einige viele durchs Gitter rutschten! Außerdem war dies die Zeit des beginnenden kalten Krieges.

Die APO der 60-er waren im Westen die Ersten, die ihren Eltern kritische Fragen stellten und dies auch öffentlich machten, nach dem "Muff von Tausen Jahren" kam die große Koalition. Zur APO gehörte übrigens damals in Frankreich Daniel Cohn-Bendit bei den Studentenaufständen.

Von den Linken kenne ich übrigens einen überegional tätigen Politiker (ein Wessi, also in der "DDR"unbelastet), ich habe ihn noch nicht wirklich überzeugen können...

Sun Nov 09 18:57:48 CET 2014    |    Trennschleifer51433

9.11.89, das war ein Donnerstag. Da saß ich als Student im PEM (Praktikum Elektrische Maschinen) und EA3 (Eletrische Anlagen 3).

Diplomarbeit war schon im Gange.

Der Vorgang "Wiedervereinigung" fand im bürgerlichen Lager kritische, ängstliche und vorsichtige Stimmen. Was aber den Informationsmöglichkeiten der damaligen Zeit geschuldet war. Zeitung, Tagesschau und Bekanntenberichte waren die Basis.

Die Aussage, daß "die Wiedervereinigung keinen Pfennig kosten würde" glaubte real niemand.

Es gab wenige Diskussionen in der Mensa, im Wesentlichen lief der Tag und der Freitag danach wie jeder andere auch. Einzig, ob es künftig noch die günstigen Fachbücher zu organisieren gäbe, war ein Thema, denn auf naturwissenschaftlicher Ebene hatte die DDR ein umfassendes und bezahlbares Angebot an Literatur.

 

In den folgenden Jahren wurde ich oft mit Leuten konfrontiert, deren Verhalten das seinerzeitige kritische Meinungsbild bestätigten.

Sun Nov 09 19:12:50 CET 2014    |    PIPD black

Dass es diese Leute noch gibt, ist das Eine.

Dass aber ein sehr großer Teil der Bevölkerung im Wissen um diese Vergangenheit, diese Leute zu Regenten macht, ist für mich das Erschrendste.:(

Damit begründet sich auch aktuell die Angst der Politik, dass es viele "Fans" der Hooligans/Nazis gibt, die gegen Salafisten vorgehen, obwohl das nur vorgeschoben wird. Aber das ist eine andere Geschichte, hat aber in den "Massenbewegungen" ihre Unterstützung.....wo sowas hinführen kann, wissen wir aus der Vergangenheit....leider.

 

Die Ursachen für das Wahlergebnis kann ich nur erahnen, aber es wird einen Zusammenhang zwischen den Wegzug junger Generationen, gescheiterten Existenzen und alteingesessen Parteibuchträgern geben.....unterstützt durch geringe Wahlbeteiligung. Früher hieß es: wer nicht wählt, wählt rechts. Heute muß es wohl heiß: wer nicht wählt, wählt die SED Linke.

Sun Nov 09 19:13:19 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo Ladafahrer,

"Die Aussage, daß "die Wiedervereinigung keinen Pfennig kosten würde" glaubte real niemand", glaubte ich auch nicht.

Die Wenigstens wussten von der Wirtschaft auf Pump der DDR und was es noch kosten würde.

Zu damaliger Zeit wurde ca. 40 Prozent des Bruttosozialproduktes innerhalb des Commecons in den militärisch-industriellen Komplex gesteckt. Man hatte Mühe die eigene Bevölkeung zu versorgen, trotz immenser Subventionen.

Bestätigung: Die Bücher waren gut und günstig. Ich habe heute noch ein zweibändiges Chemielexikon aus der DDR (glaube Druckdatum in 1978).

Sun Nov 09 19:20:22 CET 2014    |    Fensterheber48756

Ich hatte an dem Tag Frühschicht. Meine Frau war noch im Studium, wir waren also Abends beide daheim. Nachdem wir unsere damals 1-jährige Tochter versorgt hatten, schaute ich die AK. Dort schwung Schabowski seine berühmte Rede. Ich habe das gar nicht so recht realisiert - meine Frau auch nicht. Es hat schon 10 Minuten gedauert, bis es klick gemacht hatte. Am nächsten Tag bin ich wie gewohnt auf Arbeit, doch mit arbeiten war nix. Wir sind kollektiv nach Hof gefahren. :D

 

Schon im Vorfeld stand bei uns die Überlegung, auch nach Prag zu fahren. Doch mit der kleinen wollten wir uns das nicht antuen - wäre dann dort etwas vorgefallen, hätten wir unsere Tochter vielleicht nie wieder gesehen. Ähnlich war unsere Meinung auch zu Flucht - hätten wir allerdings kein Kind gehabt, hätten wir es wohl gewagt.

Der Gedanke, heute noch in einem Land wie der DDR leben zu müssen, macht mich fast depressiv. Ich bin also mehr als glücklich über den Lauf der Geschichte!

Sun Nov 09 19:20:28 CET 2014    |    PIPD black

Auf BRD-Seite haben sich die damaligen BWL-Studenten mit der Finanzierung der Einheit beschäftigt. Ergebnis war: UNBEZAHLBAR! Aber für die Regierenden in Bonn war es aber eben auch Prestige und Lebenswerk.

 

Die BWL-er hatten übrigens für die Beibehaltung von 2 dt. Staaten plädiert, wobei dann die Frage gewesen wäre, wie es im Osten DANN weitergegangen wäre.....den Übersiedlerstrom hätte die BRD damals auch verkraften müssen.....ich bezweifel, dass es günstiger gewesen wäre.

Sun Nov 09 19:24:32 CET 2014    |    PIPD black

MWn haben wir den ganzen Tag auf DIE Nachrichten gewartet. Abends bei den Großeltern haben wir dann die Nachrichten im TV vernommen. Da es aber Wochentags war, passierte erstmal nix. Aber dann kam das Wochende und auch im Norden öffnete sich die Grenze......und wir waren mit dabei. 3 Stunden standen wir im Stau....kurz zuvor waren Nachbarn und Freunde meiner Eltern über Ungarn "abgehauen". Die haben wir im Sommer drauf in Bayern besucht. Dort wohnen sie noch heute.

Sun Nov 09 19:49:26 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo PIPD black,

Volle Zustimmung!

Es wird immer Leute geben, die wegziehen, weil sie woanders bessere Chancen haben - objektiv richtig und nachvollziehbar.

Zu den Regenten gibt es ein Schlüsselwort: Wählerwille - leider. Aber auch im demokratischen Sinne gut und das muss eine wehrhafte demokratie hinnehmen...

Es wir auch immer wieder Leute geben, die auf Bauernfänger reinfallen - leider.

Leider sind 5% von 100% etwas anderes als 5% von ca. 50% derjenigen, die überhaupt wählen gehen, nämlich 10%.

Im Moment läuft die Übertragung aus Berlin, "25 Jahre Mauerfall" im Ersten, die Ballons sind gestartet, sie ziehen grob in Richtung Kudamm. (Früher hätte ich geschrieben vom Osten in den Westen)

Wenn nur nicht diese Klassische Musik wäre... hätte man nicht Jazz nehmen können? So wie in New Orleans? Traurige Musik auf dem Hinweg, Dixiland auf dem Rückweg habe ich miterleben dürfen..., eine tolle ausgelassene Stimmung zum Feiern hätte mit guter Musik ab Start der Ballons sein können.

Zurück zu den Bauernfängern. In der heutigen Spaßgesellschaft wählt man halt die Selbstbewußten, die die ihre Schnauze am weitesten aufreißen, am meisten versprechen. Das war früher so, das ist heute leider auch so.

Es herrscht zur Zeit wohl verbreitet Unmut und Resignation in Teilen der Bevölkerung.

Wozu wählen gehen, es ändert sich doch eh nix - so wohl die Meinung. Protestwahl oder gar nicht wählen.

Also ich zumindest möchte den Euro behalten. Eine Partei, die DM-Münzen aus Gold zur Sanierung der Parteifinanzen verkaufen muss, ist für mich nicht wählbar. Man müsste mal den Bundeswahlleiter aufmerksam machen... auch in anderen verschiedenen Wahlgesetzen der Bundesländer steht was von Ernsthaftigkeit der Bewerbung der Zulassung einer Partei als Kandidat zu Wahlen. Betrachtet man die AfD als Wirtschaftsunternehmen, zum Zweck der Gewinnerzielung, wäre es doch wirklich fraglich, ob sie denn in Zukunft überhaupt zu irgendeiner Wahl zugelassen würden.

Sun Nov 09 20:00:49 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo PIPD black,

ich habe mal eine Zahl gelesen, 1,2 Billionen Euro bis 2012. Ungeprüft: die Größenordnung wirds wohl sein.

Sun Nov 09 20:04:19 CET 2014    |    MrMinuteMan

Anders gefragt, wenn interessiert das heute wirklich noch? Ich wohn quasi direkt an der ehemaligen Grenze und hier merkt man von den "Feierlichkeiten" so gut wie gar nichts. In Schlutup wo früher ein Grenzübergang war, gabs heute einen kleinen Festakt, der aber mehr an ein x beliebiges Schützenfest als ein heroisches Datum erinnert hat. Nur mit Trabant statt Schützen. Davon hab ich aber nur durch Zufall mitbekommen, der war nirgends in den großen Zeitungen plakatiert.

 

Im Rheinland und weiten Teilen Deutschlands findet laut meinen Kontakten überhaupt nichts statt, bis auf die obligatorischen Festreden. Nur in Berlin geht logischerweise der Bär ab. Mehr möchte ich jetzt offiziell nicht sagen.

Sun Nov 09 20:21:36 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo MrMinutemann,

eine letzte Antwort für heute Abend:

Ich sehe das nicht als Desinteresse, sondern als inzwischen eingetretene Realität, die dazugehört.

Aber schau Dir mal die Bevölkerungsstruktur an. Diejenigen, die damals die Wiedervereinigung bewußt miterlebt haben sind jetzt 25 plus ?, also geschätzt 35-37 Jahre alt und älter. Wieviel Prozent der Bevölkerung sind das? Dazugezählt: eingebürgerte Deutsche (egal woher, ich meine damit was Positives). Für dieses geschätzte etwas mehr als ein Drittel der Deutschen ist das kein emotionales Ereignis, es gehört zur Geschichte Deutschlands.

Nächstes Jahr (2015) gibt es die zentrale Veranstaltung zum 3. Oktober in Frankfurt. Bei schlechtem Wetter kommt dann kaum einer auf den Römer zum Jazz, in die Paulskirche nur geladene Gäste, es gibt eine kurze Erwähnung in den Medien, das wird es dann sein.

Sun Nov 09 20:26:49 CET 2014    |    chrissA4

Als bekennender Fan der Wiedervereinigung weiß ich selbstverständlich wo ich an jenem Donnerstag war! Wir sind spät abends noch Richtung Lübeck gefahren und waren überwältigt von dem was da los war. Meiner Meinung nach das größte Geschenk für uns Deutsche in der jüngsten Vergangenheit.

Den Auftritt Biermanns im Bundestag fand ich klasse, Menschen wie er, die sich nicht das Reden verbieten lassen brauchen wir. Allzuoft wurde uns in der Vergangenheit das Aufbegehren verboten, und das darf nie mehr geschehen.

 

Edit: Daumen hoch für diesen Blog!

Sun Nov 09 20:27:27 CET 2014    |    MrMinuteMan

Stimmt schon Pottasche, nur wenn man sich überlegt was wirklich für VOLKSMASSEN auf den Beinen waren. Jeder war unterwegs und wollt irgendwo hin. Und eigentlich hat auch jeder der heute in Deutschland lebt etwas dazu zu erzählen.

 

Sei es der Rentner, der die Gründung und Fall der DDR erlebt hat, sei es die Generation meiner Eltern, die in der DDR groß wurden und sich schon eingerichtet hatten, seien es die von dir erwähnten jetzt Ü30, die gerade in DDR durchstarten wollten oder eben meine Generation, die in dieses System hinein geboren wurde und friedlich in ihrem Kinderwagen lag als die Mauer viel. "When the children of tomorrow sleep away in den the wind of Change" oder wie ging das Lied?

 

Es gäbe also viel zu erzählen und viel zu Fragen. Ich z.B. bin Wossi, im Osten geboren, im Westen aufgewachsen. Gerade an uns müsste sich gut ermitteln lassen, ob die Wiedervereinigung nur in den Sonntagsreden oder auch in der Realität gelungen ist. Aber uns fragt keiner. Niemand fragt. Weil wohl viele die Antwort kennen, sie aber nicht aussprechen möchten.

Sun Nov 09 20:46:09 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo MrMinutemann,

mein alter Herr hat 1958 von "Berlin - Hauptstadt der DDR" nach "Berlin-West" über die S-Bahnstation Friedrichstraße "rübergemacht". Ich bin da 1978 bei der Rückkehr nach West-Berlin gefilzt worden. Er hat im Westen geheiratet, den Mauerbau habe ich nicht bewußt erlebt. Ich bin also halber Wossi, in zweiter Generation.

Das Lied ging so...

Sonntagreden gehören dazu. Es wird wohl irgendwann mal Studien geben, "ob die Wiedervereinigung nur in den Sonntagsreden oder auch in der Realität gelungen ist."

"Aber uns fragt keiner. Niemand fragt. Weil wohl viele die Antwort kennen, sie aber nicht aussprechen möchten."

Ich frage auch. Ich möchte auch Antworten. Ich möchte auch Antworten geben können, wenn ich sie kenne. Was genau meinst Du damit? Laß uns vielleicht zusammen eine Antwort finden?

Sun Nov 09 20:48:16 CET 2014    |    MrMinuteMan

Sonntagreden gehören dazu. Es wird wohl irgendwann mal Studien geben, "ob die Wiedervereinigung nur in den Sonntagsreden oder auch in der Realität gelungen ist."

 

"Aber uns fragt keiner. Niemand fragt. Weil wohl viele die Antwort kennen, sie aber nicht aussprechen möchten."

 

Ich frage auch. Ich möchte auch Antworten. Ich möchte auch Antworten geben können, wenn ich sie kenne. Was genau meinst Du damit? Laß uns vielleicht zusammen eine Antwort finden?

 

 

 

 

 

Besser kann man es eigentlich nicht ausdrücken. Besonders der erste Teil. Die Geschichte wird zeigen was gelungen ist und was nicht. Vielleicht erlebt meine Generation noch die ersten Antworten, vielleicht. Schön wäre es.

Sun Nov 09 20:59:39 CET 2014    |    notting

Zum Thema "Die Wiedervereinigung ist bis heute nicht gelungen": Ich komme aus einem nach dem 2. WK in der Form gegründeten Wessi-Bindestrich-Bundesland, der 50. Geburtstag ist also schon wieder ein paar Jahre her. Bis heute ist da extrem viel getrennt. Es wurden sogar zwei Gemeinde von hüben und drüben vereint, um quasi ein Leuchtturm-Projekt zu machen (VS) - aber selbst dort ist viele noch getrennt: Getrennte Sportverbände, getrennte Landeskirchen, etc.

Kurz: Vergesst es - wobei, eine Gemeinsamkeit gibt's: Wir lästern gerne über die Bayern ;-) (wenn wir fertig sind über den jew. anderen Landesteil innerhalb des Bundeslandes zu lästern)

 

notting

Sun Nov 09 21:02:06 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo Mr. Minuteman,

"Die Geschichte wird zeigen was gelungen ist und was nicht. Vielleicht erlebt meine Generation noch die ersten Antworten, vielleicht. Schön wäre es."

Das ist ein schöner Schlußsatz für heute Abend. Es werden Historiker sein, die die Antworten geben werden.

Sun Nov 09 21:03:06 CET 2014    |    JockeE280

Ich habe am 09.11.89 mein Auto beladen, um am nächsten Tag über die CSR nach dem Westen zu fahren. Am Morgen dem 10.11. erfuhr ich , das die Grenze geöffnet war. Wir sind dann am Abend direkt nach Mannheim gefahren. Morgen sind wir nun 25 Jahre in Rheinland-Pfalz.

Gruß Jocke

Sun Nov 09 21:04:12 CET 2014    |    MrMinuteMan

Ich hab die Frage nach dem getrennten deutlich bei einer Fernbusreise gespürt. Klingt komisch, ich weiß. Auf der einen Seite saß ein Mädel aus Dresden, auf der anderen eins aus Köln. Beide meine Generation, wir drei also das selbe Alter.

 

Mit der Dresdnerin kam ich super klar und man konnte sich, meiner Ansicht nach unterhalten. Die Kölnerin erzählte eigentlich nur von sich, stellte keine Rückfragen und kam allgemein irgendwie unpersönlicher rüber. Ein Kölner hätte es vielleicht wieder anders gesehen. Man merkt irgendwie sofort, ob man einen "Ossi" oder "Wessi" vor sich hat.

Sun Nov 09 21:08:09 CET 2014    |    notting

@MrMinuteMan: Ich habe auch schon die umgekehrte Erfahrung gemacht -> Das kann man so nicht verallgemeinern, gibt's bei beiden eine große Streuung.

 

notting

Sun Nov 09 21:10:20 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo notting,

das kommt schon noch in Deinem Wessi-Bindestrich-Bundesland...

Mit der Abneigung gegen die Bayern haben wir eine Gemeinsamkeit. Ich habe früher mal in Frankfurt gewohnt. Jedesmal, wenn ich die paar Kilometer nach Aschaffenburg fuhr, musste ich "den Adler" machen, ein frankfurter Kennzeichen halt.

Sun Nov 09 21:10:36 CET 2014    |    MrMinuteMan

Man muss dazu auch sagen, ich bin gebürtig Dresdner und in meiner Erziehung war der Einfluss meiner Dresdner Mutter am größten. Ich bin vielleicht nicht im DD groß geworden, aber im Geiste als Dresdner erzogen. Entsprechend spring ich sehr positiv auf DDler an und umgekehrt. Deswegen sag ich ja, ein Kölner hätte das wohl wieder anders gesehen.

 

Natürlich gibt's Arschlöscher hüben wie drüben, aber allgemein finde ich die ostdeutsche Art unkomplizierter und einfacher als die Westdeutsche. Ich wohn wiegesagt an der Grenze und wenn ich daran denk, wo ich am Wochenende hinfahr, denk ich irgendwie immer zu erst Richtung Osten als Richtung Westen.

 

WIEGESAGT! MEIN Blickwinkel. Jemand von hier sieht das natürlich wieder anders.

Sun Nov 09 21:16:09 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo MrMinuteman,

zu Deiner Fernbusreise, das ist das wahre Leben!

An der DDR werde ich nur eines vemissen: das "Gensefleisch".

Bei meinen Ein- und Ausreisen an der Grenzsperranlage oder am Grenzübergang Marienborn "Gensefleisch maln Kofferrum ofmache?"

Leider ist Lautschrift hier nicht möglich und die Erinnerung verschwimmt: Grenzsperranlage oder am Grenzübergang? Das mag ein Vorteil späterer Demenz sein, ist es bei mir denn jetzt schon so weit?

Man kann auch sagen, die Gnade des Vergessens...

Sun Nov 09 22:11:35 CET 2014    |    PIPD black

Hier geht's ja jetzt richtig ab...... @MrMinuteMan ich liege altermäßigmäßig zwischen deinen aufgezählten Generationen. Ich war in der 6. Klasse der POS Thomas Müntzer meiner Heimatstadt. Das 7. Schuljahr verbrachte ich dann schon auf dem benachbarten Gymnasium.....die Wende bekam ich halb bewußt mit.....meine Eltern gingen oft Montags zu den Demos......immer die Angst im Nacken verhaftet oder vermöbelt zu werden.....nachdem die Botschaftsflüchtlinge ausreisen durften, war es "ungefährlicher".....da durften sogar mein Bruder und ich sogar mit.....ich fand es langweilig. Sah aber in den Fenstern und Giebeln der Häuser rund um den Marktplatz Leute mit Videokameras und Ferngläsern.....UNHEIMLICH......neulich habe ich zuhause auf dem Tisch gekloppt und wollte meine Mutter fragen, wozu sie eigentlich vor 25 Jahren auf die Straße gegangen ist......sie schimpft (fast) immer auf den Westen, auf die Leute, auf das Bildungssystem....nix paßt.....ich hab zu ihr gesagt......nein....sie angeschrien, dass ich das Scheiße finde und es hier und da Sachen gibt, die nicht so toll sind, aber nicht generell......danach war das Abendbrot "gegessen".....das sind so Erfahrungen, weshalb ich nur noch ungern in die Heimat fahre....auch die früheren Freunde sind fast alle von da weg.....Hamburg ist dabei das häufigste....Itzehoe eher selten anzutreffen......ich weiß warum. Kontakte hier aufzubauen und zu vertiefen ist sauschwierig.....aber das sind die Leute, die Gegend.....NICHT DER WESTEN!!!!!

 

Für mich gibt's Ossis und Wessis im Sprachgebrauch eigentlich nur im Scherz oder um ein wenig zu stänkern.;)

Ich kenne aber auch jüngere Leute, die total auf Ostprodukte schwören, am Auto das heimatliche Kennzeichen fahren, um ihre tiefe Verbundenheit zu zeigen, obwohl sie schon ewig hier leben und vom "echten" Osten keine Ahnung haben. Fahren aber jede Woche in die Heimat zu Mami und Papi....so kann man keine Wurzeln schlagen....die wurden/werden zu Ossis erzogen.....sollten die mal Kinder bekommen....werden das wohl auch Ossis....kann doch eigentlich nicht sein oder?

Sun Nov 09 22:46:33 CET 2014    |    Shibi_

Ich weiß auch wo ich an dem Tag war. Da war ich gerade in der Vorbereitungsphase für meine anstehende Geburt. :D

Mon Nov 10 01:44:35 CET 2014    |    Erwachsener

Ich war da im letzten Semester in Ilmenau, viele von uns waren in der Wendezeit politisch aktiv, haben Flugblätter verbreitet, sind auf Demos gegangen, es wurde viel diskutiert, es sollte alles anders und besser werden. Als die Nachricht zur Grenzöffnung kam, waren alle überrascht, damit hatte keiner gerechnet. Schon am nächsten Tag sind etliche Kommilitonen losgefahren, Westen gucken, ich war auch irgendwann paar Tage später in Berlin und habe mir in Neukölln die geschenkten 100 DM abgeholt. Und gesehen, daß Westberlin bis auf die Werbung ungefähr so aussieht wie Ostberlin.

 

Die West-CDU hat ja dann ab Mitte Dezember dafür gesorgt, daß statt "Wir sind das Volk" plötzlich "Wir sind ein Volk" gerufen wurde. Ab da haben mich die Demos nicht mehr interessiert. Die waren genauso gesteuert wie früher, nur geschickter, weil indirekt. Der Westen war dem Osten in der Propaganda immer überlegen und ist es auch heute noch. Der altgediente Ossi hat dafür übrigens ein feineres Ohr als sein Westkollege, der oft arg blauäugig ist, was Politik betrifft.

 

Heute ist für mich kein besonderer Tag. Die DDR ist tot und Geschichte. OK, wer's nicht miterlebt hat, für den mag das interessant sein. Aber der offizielle Rummel erinnert an das bemühte Staatsgefeiere in der DDR, ich fand's damals langweilig und überflüssig und finde es heute langweilig und überflüssig (wobei man sich dem Quatsch heute leichter entziehen kann).

 

Und Biermann, naja, der hatte schon immer ein 200-prozentiges Ego, früher als Kommunist <http://www.titanic-magazin.de/heft/2007/dezember/biermann-mahler/>, heute als Antikommunist. Er bringt immer dieselben Sprüche, sein Auftritt war vorhersehbar. Auch in der DDR wurden Gegner ja gern mal gedemütigt, also so gesehen: nix neues, nur Propaganda.

Mon Nov 10 10:39:34 CET 2014    |    qniss

ich war damals 6 und kann mich nicht an die Ereignisse des Tages erinnern. Meine Eltern erzählten mal, das wir damals in unserer gerade neu erworbenen Rohbau-Datsche mit irgendwelchen Bautätigkeiten beschäftigt waren...ohne Strom, ohne Radio. Haben also klassisch nichts davon mitbekommen. Zu Hause hatten wir dann auch kein telefon, ob meine Eltern es Abends im Fernsehen gesehen haben, kann ich nur mutmaßen. Damit gerechnet hatte jedenfalls keiner meiner Familie, da sind sich alle sicher. Erinnerungsfetzen habe ich noch an den Sommer 90, da wurde ich ( nach wie vor im Osten wohnend) eingeschult...typische DDR-Feier. Alle Lehrer und der Direktor der Schule stellten sich vor, eine tausend mal geprobte Veranstalltung eben, man spürte die Routine. Als dann einige Tage oder Wochen der erste Schultag kam, war davon nichts mehr da. Aus der POS 23 war die "Grundschule am Wiesenhügel" geworden. Weder der Direktor noch die Lehrer waren da (ob abehauen oder "politisch ausgetauscht" kann ich nicht sagen). Dafür versuchten uns nun vollkommen überforderte Hortnerinnen ohne Schulbücher (Stichwort Fibel) zu unterrichten. Eine verrückte Zeit. Später sind wir dann nach Coborg gefahren, ich kann mich erinnern das ich vollkommen von den Socken war, wie auf der Landstraße die Leitpfosten alle in Reih und Glied aufgestellt, sauber und mit Reflektoren waren. In der DDR waren die Bäume mit weißen Ringen bemalt oder es gab Grau-dreckige Betonpfosten. Alleine die Stories zum Begrüßungsgeld würden Seitenweise Kuriositäten geben, die lasse ich hier aber weg.

 

Alles in allem bin ich aber unendlich Dankbar, das die Generation meiner Eltern (auch wenn meine Eltern nicht dabei waren) dieses Aufbegehren so friedlich geschafft hat!

Meine Familie und ich sind begeisterte Wende-Gewinner! Jeder meiner Familie konnte seinen Lebensstandart erhalten oder massiv verbessern. Das währe in der DDR zumindest fraglich gewesen.

Leider sieht die Familie meiner Frau (insbesondere mein Schwiegernonster) das ganz und gar nicht so, obwohl sie sich ebenso erheblich verbessern konnte. Aber meckern ist einfacher...

 

Ich habe bisher in Thüringen, Hessen, Brandenburg und NRW gewohnt und bin überall zurecht gekommen. Klar gibt es regionale Unterschiede der Mentalität, nirgends ist es perfekt. Fakt ist auch, das rd.80% meiner Abiklasse (ABI 2001)in den Westen gegangen ist, von denen die studiert haben sind es 100%. Leider merkt man das mittlerweile in der Ostbevölkerung ganz deutlich, das die Leistungsträger seit 25Jahren gehen und eher der "Rest" da bleibt.

Mon Nov 10 11:07:31 CET 2014    |    PIPD black

Boah....find ich diesen Blog Klasse.....da kommt beim Lesen sogar Gänsehaut auf.

 

So ging es mir gestern bei etlichen Sendungen, Berichten und Reportagen im TV.....nur die Veranstaltung in B (zumindest was ich im TV davon gesehen habe) war öde.....die Musik wurde ja hier schon angesprochen.;)

 

Wenn ich nicht so saumüde gewesen wäre, hätte ich mir das alles noch die ganze Nacht reinziehen können.

 

Danke für die anderen Ansichten und Meinungen. Bin ich wenigstens nicht alleine hier.:D

Mon Nov 10 11:33:17 CET 2014    |    Standspurpirat9517

Ich hab mich besoffen. In der Erwartung der Solis und des treuhändischen Steuermissmanagements. Was auch so kam. Seitdem hab ich am Ende des Monats kontinuierlich weniger in der Tasche.

 

Ich hab mich aber auch gefreut. Z.B. endlich auf eine echte Verfassung. Also das Ding was bei der Wiedervereinigung das Grundgesetz endlich ersetzen sollte. Wie schon von der Adenauerregierung geplant.

Und auf den Status einer 100%igen Souverenität Deutschlands. Das kam aber alles auch nicht. Das haben sie jetzt 25 Jahre lang nicht hinbekommen.

 

So werde ich in diesem s.g. Rechtsstaat gezwungen rechtswidrig u.a. die GEZ zu zahlen... Damit ich mich desinformieren lassen kann.

 

Insgesamt bewerte ich das aber positiv-informativ. Davor hatte ich nur eine Ahnung davon. Danach wurde das nach und nach zur einen Gewissheit, daß Demokratie bedeutet, man darf sich zwischen Flasche-A, Flasche-B oder Flasche-C entscheiden.

Mon Nov 10 15:26:28 CET 2014    |    motzendorfer

Schließe mich hier meinem Vorredner "Sachte" VOLLINHALTLICH an... auch das Besäufnis an diesem Tag :D

Gottseidank wohne ich schon etliche Jahre in Österreich - und wir haben mit der FPÖ eine reelle Alternative FÜR eine weitere Zukunft. Armes Deutschland - und das ist wirklich nicht ironisch gemeint. Habe ja selbst auch noch die Dt. "Staats"bürgerschaft - bzw. bin Angestellter der BRD GmbH...

Mon Nov 10 23:31:04 CET 2014    |    calibra4ever

Hallo zusammen am Tag danach

 

Ne kleine Anekdote , wie geschrieben, war ich von Mai 89 bis Mai 90 als wehrpflichtiger in der NVA .

Und dank der vielen "Flüchtigen" ùber Ungarn fehlte, der damaligem DDR ab Ende Juli 1989 Fach und Arbeitskräfte und somit wurde wie zu dieser zeit üblich, die NVA in die " sozialistische Produktion" geholt.

Es kam wie es kommen musste, die Landser gingen in den WE Urlaub bis Montag morgen.

Jedoch fehlten zwei Kameraden bei uns, drei Tage suche mit Feldjagern ergebnislos!

 

Eine Woche später kam Post von einem der fehlenden, war ne nette Karte aus Bayern ,

Inhalt,

 

Liebe Grüße aus Bayern, hier gefällt es mir besser als bei euch!

 

Das war am 5 August 1989, ich werde es nie vergessen, da mein jüngerer Bruder an diesem Tag Geburtstag hat und wir deswegen A und U Sperre hatten.

 

 

Man konnte hier viel für und wieder lesen und mal ganz ehrlich und nicht nur hinter der vorgehaltenen Hand, die Wiedervereinigung ist unbezahlbar weder materiell noch ideologisch !

Für den einen ist und wird es der freudigste Tag des Lebns gewesen sein und für den anderen ein obskurem .

Man kann es niemanden recht machen.

Ich war 25 Jahre alt und lebe heute 25 Jahre später in der Schweiz nach dem ich 17 Jahre in NRW ein neues zu Haus gefunden hatte .

Wer konnte, ist in der Heimat geblieben, doch wer keine andere Wahl hatte , so wie ich damals der ging diesen Schritt , in den Westen, wer will und wollte mit 25 Jahren schon Arbeitslos werden oder sein und keine Perspektive in Sicht!

Es sind keine 17 Mio ossis in den Westen gekommen, auf Besuch evtl, ok!

 

Im Namen des Volkes !

 

So der Spruch auf den Urteilen in Deutschland, welch Rechtsprechung wird hier im Fall der Mauerschutzen und der Befehlsgeber gehandhabt, im Gegensatz dazu werden Leute verurteilt zig Jahre danach, welche in Notwehr einen potenziellen Mauerschutzen erschossen haben.

 

Es wird noch zig Jahre dauern wenn überhaupt, um recht und Unrecht aufzuarbeiten.

 

Und ja, manche Oma hatte recht, wenn sie ihren Enkeln sagten, das die FDJ der HJ gleichgestellt war.

 

Ich bin gebürtiger Hallenser und die Schwestern meines Vaters erzählten , das eine Frau im höchsten amt in der DDR mit ihnen in Halle in die Schule ging und sie, wie damals ùblich den rechten Arm zum Gruss gehoben hat.

 

Jede Zeit hat seine Helden und Opfer und viele der damaligen vermeintlichen Opfer, der Genossen und Bonzen sind die Helden der Neuzeit. Die sind so schlüpfrig und aalglatt und einfach nicht zu fassen.

 

In 25 Jahren wird von den Verantwortlichen dieses Regimes niemand mehr vorhanden sein und dann wird die Geschichte Recht sprechen so wie es heute mit Hitler und Stalin geschieht.

 

Der Mauerfall , die gewaltlose revolution der Deutschen, ist auch ein Ergebnis , das die Deutschen gelernt haben der Gewalt abzuschwören.

 

Ich möchte hier jedem Wessi danken, denn ohne deren Hilfe hätte es die Wiedervereinigung in dieser Form auch nicht gegeben, Hilfe und Hilfsbereitschaft denen gegenüber welche in eine andere Welt gekommen sind.

 

Bewahren wir als Volk diesen Glückstag und hoffen das niemals wieder ein Volk getrennt wird!

 

Gruß

Mon Nov 10 23:52:56 CET 2014    |    PS-Schnecke26897

Hallo calibra4ever,

Du hast geschrieben:

Zitat:

Es wird noch zig Jahre dauern wenn überhaupt, um recht und Unrecht aufzuarbeiten.

- Ja, leider. Die Stasi-Unterlagenbehörde braucht manuell noch 500 Jahre um ca. 110 km zerrissene Akten zusammenzufügen (war gestern bei Phoenix-History), mit einem Programm des Fraunhofer Institutes wird es immens weniger Zeit beanspruchen, die Testphase sei abgeschlossen. Vielleicht wird es ja doch schneller gehen?

 

Es hat hier jemand geschrieben, daß er regelrecht eine Gänsehaut beim Lesen hat, ich hatte diese schon beim Schreiben dieses Artikels.

 

Bei Arbeitskollegen habe ich heute mal rumgefragt.

Einer war auf Rucksacktour in Australien, eine Amerikanerin hat ihn erst darauf aufmerksam gemacht, was in Deutschland passiert. Sie war auch glücklich.

Unter den Befragten sind auch welche, die aus der damaligen DDR kamen. Einer kam vor dem Mauerfall rüber (Ungarn, Prag), eine Kollegin fuhr mit ihrem Freund nach der Grenzöffnung sogar ziellos über die Grenze und blieben hier in Hessen.

Einigen war und ist das egal gewesen, keine Verwandschaft, keinerlei Bezug. Ich glaube, das muss man auch verstehen und akzeptieren...

 

"Bewahren wir als Volk diesen Glückstag und hoffen das niemals wieder ein Volk getrennt wird!"

Ich grüße mit Deinen Worten zurück!

Tue Nov 11 00:46:12 CET 2014    |    Standspurpirat9517

Ja das "Gewaltlose" leben wir jetzt ausgiebig. Ich bin auch froh wegen den Demezieres und von den Laien jetzt. Wir haben sozusagen keine Armee mehr. Bzw. nur welche, die den THW bei Naturkatastrophen unterstützen kann.

 

D.h. beim nächsten mit dem Osten, wenn keine Atompilze aufsteigen, sind wir nicht dabei, wenn wir hier vom Westen her keine Franzosen, Engländer oder Amis reinlassen.

Denn so schmeißt keiner auf uns auch nur eine "konventionelle" bombe oder wird auf jemanden schießen. Wozu auch? Man kann einfach bis nach Elsas problemlos durchfahren.

 

Diese Entwicklung find ich garnicht so verkehrt. Vielleicht wird sich erst garkeiner für uns interessieren? Wirtschaftlicvh vielleicht schon, aber ich meine, mit der "Schlagkraft" von Andora, tauchen wir auf einem Kriegsschachbrett doch garnicht auf.

 

Peace :)

Tue Nov 11 08:19:40 CET 2014    |    Ascender

Ich fand den Beitrag von Biermann einen der besten, der jemals im Bundestag gesprochen wurde. Toller Typ!

Tue Nov 11 10:18:50 CET 2014    |    PIPD black

@Sachte lt. vorherrschender Meinung der "Ossis" war die BW schon immer eine Witztruppe und hätte den Streitkräften des Ostens NIE Paroli bieten können.

 

Das ist NICHT meine Meinung, kommt dem aber nahe.

Deine Antwort auf "Heute, 09.11.2014 vor 25 Jahren. Ich weis noch genau, wo ich an diesem Tag war. Und Ihr?"

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Mein Blog hat am 28.08.2008 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

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