Wed Jan 12 23:08:58 CET 2011 | Rotherbach | Kommentare (1) | Stichworte: Polo, V (6R), Volkswagen
Im Juni 2009 ging die fünfte Generation des VW Polo in den Verkauf. Das Topmodell der Baureihe wurde im März 2010 in Form des Polo GTI vorgestellt. Der Polo GTI ist mit einem 1.4L 4-Zylinder mit gleichzeitiger Turbo- und Kompressoraufladung ausgestattet und derzeit nur in Verbindung mit einem 7 Gang Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Aus technischer Sicht ist der Polo GTI also up to date.
Auch der Polo hatte die Chance mich von seinen Qualitäten zu überzeugen. In Sachen Design folgt der Polo der vom Golf VI vorgegebenen neuen VW Linie. Jedoch ist seine Seitenlinie und seine Proportion etwas stimmiger geraten, als die des Golf VI. Nach Jahren des pausbäckigen niedlich Schema ist der Polo V eine sehr stattliche und für VW beinahe schon revolutionäre Erscheinung. Das Grunddesign passt und gefällt. Die Modifikationen des Polo GTI zum Standardpolo fallen jedoch zurückhaltend aus. Er trägt leichte Verbreiterungen, die "GTI typischen" roten Lamellen im Grill, einen Spoiler an der Dachkante und einen verchromten Doppelauspuff. Wer aus verschiedenen Gründen einen zurückhaltenden Auftritt benötigt ist hier sicher gut aufgehoben.
Die Verarbeitungsqualität im Innenraum überzeugt. Zwar macht auch VW keinen Hehl daraus Kunststoffe zu verwenden, aber die Verarbeitung ist gelungen, alles ist ordentlich Zusammengebaut. Wer einmal in seinem Leben in einem VW gesessen hat, wird auch vom Bedienkonzept und der Fahrzeugergonomie nicht wirklich überrascht werden. Mein Probefahrzeug war (zu meinem Bedauern!) mit den Seriensitzen in 70er Jahre Retro GTI Optik eingekleidet. Meinen Geschmack trifft das nicht wirklich. Die Sitzqualität ist gut, ich würde mir aber etwas mehr Beinauflage wünschen. Für mich stellte es sich als massives Problem heraus, richtig zu Pedalen, Lenkrad und Tacho zu sitzen, irgendwas passte immer nicht. Dafür ist die restliche Übersichtlichkeit für ein aktuelles Fahrzeug überraschend gut - das Design des Polo ermöglicht es einem in der Tat ohne Parkdistancecontrol einzuparken. Hier könnte sich der ein oder andere Hersteller schon ein Scheibchen abschneiden.
Der Motor ist technisch gesehen eine Meisterleistung - man zwingt einem doppelt zwangsbeatmetem Motor 180 PS ab - eine Leistung für die man bis vor wenigen Jahren locker noch einen aufgeladenen 2L Motor oder einen gut 3L Saugmotor verwendet hätte. Die Kombination von Kompressor und Turbo ermöglicht hier einen guten Antritt vom Start weg und eine hohe Leistung durch guten Ladedruck bei hohen Drehzahlen. Enttäuschend ist aber der Motorsound des GTI - der Lader wirkt als zusätzlicher Schalldämpfer, nahezu der gesammte Motorsound wird im Auspuff generiert - und das nicht unbedingt wirklich überzeugend. Unter der Motorhaube selbst kann man ab und an einige verhaltene Lebensäußerungen der Lader und ab und zu ein leises quietschen vernehmen. Wie man öfters lesen kann - kann dieses Quietschen enorme und sehr störende Dimensionen annehmen.
Wie oben bereits erwähnt gibt es derzeit im Polo GTI nur ein DGS Getriebe verfügbar. Über Schaltbarkeit, Exaktheit oder hakende Schaltboxen brauchen wir uns also nicht zu unterhalten. Über Gefallen und Nicht Gefallen hingegen schon. Beim Sprint aus dem Stand jedenfalls überzeugt das Konzept in jedem Fall - der GTI geht in unter 7 Sekunden auf 100 km/h und benötigt dazu 20 PS weniger, als z.B. der Clio RS. Doch - geradeaus zu Fahren ist nicht unbedingt der Sinn von Fahrzeugen wie dem Polo GTI.
Das Fahrwerk des GTIs unterscheidet sich durch eine 15mm Tieferlegung und eine härtere Grundabstimmung im Vergleich zu seinen zivilen Geschwistern. Das macht ihn zwar spürbar sportlicher - aber als Sportler überzeugt er dennoch nicht. VW hat den Polo GTI unterm Strich noch immer unglaublich komfortabel abgestimmt. Im Alltag ist dies ein sehr angenehmer Effekt - beim sportlichen Fahren führt dies zu einem überraschenden Effekt. Der Polo GTI schwankt erheblich stärker als viele Konkurenten. VW rüstet den Polo GTI zusätzlich mit einem elektronischen Differential aus - dieses soll ein starkes Untersteuern vermeiden. Trotzdem ist der Polo GTI ein klassenunüblich starker Untersteuerer. Dies erschwert sauberes und sportliches Fahren. Sobald sportliches Kurvenfahren gefordert wird - beginnt auch das DSG Getriebe negativ aufzufallen. Zwar gefällt es wie erwähnt in Stadt und beim geradeaus Beschleunigen, doch sobald vom DSG Getriebe Dynamik verlangt wird - also ein passendes hoch- und runterschalten, reagiert das Getriebe mit chaotischen Schaltvorgängen - diese sind zum Teil unpassend oder gar fahrspassverhindernd. Anbremsen, Einlenken und starkes Beschleunigen werden von ESP und ABS mit unerwünschter Aktivität quittiert, obwohl dies vom Fahrer gesehen her unnötig erscheint. Die Abstimmung des ESP ist höflich gesagt, konservativ ausgelegt. Gefühlt hat das Fahrzeug noch immer Reserven, obwohl man bereits ausgebremst wird.
Während die Bremse kurze isolierte Vorgänge mit gutem Gefühl und guter Performance umsetzt - läßt sie bei häufigem Leistungsabruf überraschend schnell und stark nach, vorallem der Bremspunkt wird beim sportlichen Fahren des öfteren diffus. Da die Bremsanlage ausreichend dimensioniert erscheint überrascht mich auch dieser Umstand. VW hat also für die in ca. 3 Jahren anstehende Modellpflege und ein mögliches R oder Cupmodell einige Optimierungsmöglichkeiten, um den Polo GTI besser gegen die bärenstarke Konkurenz aufzustellen.
Ein schlechtes Auto ist der Polo GTI wahrlich nicht, doch gerade in der Spitze - und hier befinden wir uns aktuell, ist die Luft dünn und das bessere des guten Feind. Der Polo GTI ist sicherlich das richtige Auto, wenn man den unauffälligen Auftritt schätzt, seinen Fokus auf schnellen Autobahn- und Landstrassenetappen von und zuer Arbeit sieht. Hier überzeugt der Polo völlig, da er neben Leistung auch überraschend sparsam kann. Nur als Kurvenkünstler kann der Polo GTI nicht überzeugen. |
Wed Apr 03 21:45:57 CEST 2013 | Trackback
Kommentiert auf: rotherbach:
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