Wed Apr 03 21:31:43 CEST 2013 | Rotherbach | Kommentare (1) | Stichworte: Alfa Romeo 147 GTA
Der Alfa 147 wurde im Jahr 2000 von Alfa Romeo lanciert und folgte der durch den Alfa 156 vorgegebenen neuen Designlinie. Alfa setzte zu recht große Erwartungen in den 147. Neben dem 156er darf der Alfa 147 als sehr erfolgreich eingestuft werden. Sein für die eher für Nüchternheit bekannte Golfklasse herausragendes Design verschafften dem 147er zudem viele Fans und Auszeichnungen. Im Jahr 2000 leistete die Topmotorisierung aus 2L Hubraum 150 PS und konnte sicherlich den sportlichen Grundcharakter der Marke Alfa Romeo gut vertreten. Doch dann rannten Ford, Audi, Volkswagen und andere in Ihren Konkurrenzprodukten davon. Die Antwort von Alfa auf eine Frage, die eigentlich niemand gestellt hatte. War es der Mangel an Alternativen, Berechnung oder purer Wahnsinn der schlussendlich zum GTA führte?
Der GTA fällt von Vornherein durch seine Optik auf. Man erkennt den 147er zwar – doch Stoßfänger und Schweller fallen durch deutlich abgesetzte Optik auf, dazu gibt es einen Dachkantenspoiler und eine doppelflutige Auspuffanlage. In Summe wirkt der GTA nicht nur elegant und individuell – sondern auch gehörig aggressiv – als ob die 250 Pferde schon im Stillstand mit ihren Hufen scharren. Der Alfa 147 galt bei seinem Erscheinen als der am besten verarbeitete Alfa aller Zeiten. Dennoch dominiert schwarzer Kunststoff im Innenraum, Blenden in mattierter Aluoptik, Alupedalerie und einige Lederapplikationen komplettieren – neben dem 300 km/h Tacho – das sportliche Ambiente im GTA. Gewöhnungsbedürftig aber nun mal irgendwo typisch Alfa Romeo sind die Joghurtbecher, in denen die Armaturen „versteckt“ sind. Schwierig ist für die meisten Durchschnittseuropäer das finden einer guten Sitzposition – irgendwas fehlt immer, mal Kniefreiheit, mal sitzt man zu nah am Volant, mal … dafür ist der Seitenhalt sehr ordentlich, ohne dass man sich von den Sitzen eingeengt oder gequält fühlen würde, auf dem Gestühl des 147er GTAs fühlt man sich sicherlich auch auf einer längeren Etappe noch wohl. Relativ typisch allerdings die etwas gewöhnungsbedürftige Bedienung des Autos. Nicht alles ist sofort intuitiv verständlich, die Anordnung teilweise unlogisch und die Klimaanlage schwer feinzuregeln. Allerdings reden wir hier und heute ja nicht unbedingt von einem Komfortwunder oder einem Auto bei dem es auf 0.25°C bei der Klimaanlage ankäme, sondern von einem Auto das vor allem konzeptionell begeistert und zugleich verstört. Der Kern des GTAs bildet ganz sicher sein – mittlerweile legendärer Motor. Im GTA erlebt der Alfa Romeo V6 – von Fans liebevoll Arese V6 genannt – seinen letzten und zugleich spektakulärsten Auftritt. Im Leerlauf leicht metallisch klingend, leicht rasselnd und unterschwellig röchelnd schiebt er den vergleichsweise leichten GTA auch bei niedrigen und mittleren Drehzahlen ordentlich voran, das man sich gar nicht beschweren mag. Doch sobald die Drehzahlnadel über 4500 anzeigt merkt man, was man bis dahin vermisst hat. Der Motor schreit seine Lust und Leidenschaft förmlich unanständig heraus, die Traktionskontrolle beginnt ob der schieren Gewalt, die nun über die Vorderräder herfällt in Hektik zu verfallen, um das Inferno annähernd unter Kontrolle zu halten. Fährt man scharf bemerkt man zudem, dass der 147er ganz sicher nie für diesen Motor geplant war. Die Schaltung und das Getriebe sind gut – ohne herausragend zu wirken, wie sie es bei zeitgenössischen BMWs gerne tun. Wie sieht es mit dem Fahrwerk aus? Der GTA ist straff abgestimmt, aber ganz sicher kein Kurvenkünstler. Der Grund ist der schwere V6 im Bug, ein fehlendes Differenzial und die daraus resultierende Untersteuerneigung. Allerdings stellt der GTA den Fahrer auch nicht vor Rätsel – er macht eigentlich immer das was man erwartet, übertreibt man es regelt die Traktionskontrolle oder der Motor verwandelt den Reifen in Schall und Rauch. Faszinierend ist weniger die Kurvenfahrt, sondern die schiere Kraft, Brutalität und der daraus resultierende Vortrieb am Kurvenausgang. Die Lenkung im GTA könnte mehr Rückmeldung geben und direkter ausgelegt sein, andererseits dient sie ja auch eher dazu, den GTA richtig zu positionieren, bevor der Motor die in der Kurve verschenkte Geschwindigkeit umgehend zurückfordert. Das Thema Bremse ist im Falle des 147 GTAs ein zweigeteiltes, da frühe Modelle eine kleinere Bremsanlage montiert haben, als spätere. Die kleine Bremsanlage neigt relativ früh zu Fading und Leistungsverlust. Die größere Anlage – auf die jeder GTA umrüstbar ist – gilt als standfester, überzeugt in ihrer Leistung. Das Bremsgefühl ist allerdings etwas synthetisch und sehr exakte Bremsmanöver benötigen viel Übung, allerdings hatte ich ja bereits erwähnt – sauberes Kurvenfahren ist in Anbetracht der schieren Motorleistung nicht so schrecklich wichtig. Mich hat am 147 GTA vor allem der Motor begeistert und das es so gut wie niemanden gibt, der diesem Auto diese pure Leistung zutraut. Dabei legt er zwar unerhörte Trinksitten an den Tag, mit etwas Spaß am Lenkrad sind schnell 14 Liter durch die sechs Zylinder verschwunden, allerdings behaupte ich mal, die wenigsten Menschen, die sich auf den 147 GTA einlassen, wird es interessieren. Der unglaublich geile Motorsound – nennen wir es lieber eine Oper, verleitet einen selbst im tiefsten Winter beseelt mit offenem Fenster durch Tunnel zu düsen. Ganz offensichtlich ist Alfa hier ein Auto gelungen, das einen ganz eigenen, unverwechselbaren – ja gar einzigartigen – Charakter in seiner Klasse verkörpert. Um es mit den Worten von Jeremy Clarkson zu sagen – This car is insane. |
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