• Online: 1.138

Schlawiner98

Berichte eines autoverrückten '98ers

Thu Jul 08 18:17:56 CEST 2021    |    Schlawiner98    |    Kommentare (20)

Hallo liebe Motor-Talker!

 

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass ich den 325d meines Vaters übernommen habe. In diesem Jahr bin ich gut 20.000 Kilometer gefahren und habe den BMW als einen sehr guten Alltagsbegleiter kennenlernen dürfen. Nur hatte ich von Anfang an nie dieses schöne "Neues-Auto-Gefühl", da der 3er schon seit 2015 zum Familienfuhrpark gehört. In mir keimte also der Wunsch nach einem anderen Auto auf. Zeitgleich bot ich meinem Vater, der mit seinem Seat Leon nur Ärger hat und in der Zwischenzeit als Ersatzwagen die A-Klasse meines Opas fuhr, an, den BMW wieder zurück zu nehmen. So wurden unendlich viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Mein Vater muss nicht mehr 90 Kilometer täglich mit der 95 PS A-Klasse fahren, ich kann mich nach einem neuen Gefährt umschauen und habe trotzdem noch Zugriff auf den BMW und die A-Klasse ist mittlerweile das neue Auto meines Cousins.

 

 

Abstecken des Anforderungsprofils

 

Was mir eigentlich von vornherein klar war: Es sollte wieder ein Diesel werden. Ich fahre mittlerweile so viel, dass es sich auf alle Fälle lohnt. Auf ein Cabrio hatte ich auch mal wieder Lust. Nur musste ich leider feststellen, dass die ohnehin schon geringe Auswahl an brauchbaren Diesel-Cabrios der Mittelklasse im Hochsommer auch noch durch deutlich erhöhte Preise minimiert wird. Eigentlich logisch, aber auch enttäuschend. Der 325d hat mich mit seinen guten Fahrleistungen bei einem trotzdem niedrigen Verbrauch (errechnete 6,58 l/100 km) verwöhnt. So ein A4 3,0 TDI Quattro Cabrio wiegt ca. 1,9 Tonnen und genehmigt sich gut und gerne 8 Liter Diesel. Cabrios mit Dieselmotoren der 2-Liter-Klasse können mich von der Klangkulisse her für Cabrioverhältnisse nicht überzeugen, sodass ich diesen Plan verwarf.

 

Ein Auto der Mittelklasse sollte es schon werden, gern etwas jünger und besser ausgestattet als der BMW. Gerade Euro 5-Diesel sind preislich sehr attraktiv geworden durch die Fahrverbotszonen in Großstädten, die mich im ländlichen Raum nicht wirklich beeinträchtigen, sich aus Käufersicht aber positiv auf den Gebrauchtwagenmarkt auswirken. Wenn ich doch mal in die City will, bleibt das Auto eben am Stadtrand stehen. Da Kombis oft deutlich günstiger angeboten werden als vergleichbare Limousinen und ich mir doch das eine oder andere mal eine etwas größere Ladeöffnung gewünscht habe, entschied ich mich entgegen meiner alten Überzeugung auch nach Kombis zu schauen. Nach einiger Recherche kristallisierten sich zwei Kandidaten heraus: BMW E90/E91 ab dem Facelift 2008 oder eine C-Klasse der Baureihe 204.

 

Da ich den E90 eigentlich schon viel zu gut kenne und unbedingt wieder das erwähnte "Neues-Auto-Gefühl" haben wollte, konzentrierte ich mich bei meiner Suche vordergründig auf C-Klassen. Da ich die lahme, wenn auch solide 5 Gang-Automatik ausklammerte, kamen eigentlich nur Handschalter oder die Modellpflege ab 2011 in Frage - und da man einen Mercedes nicht als Handschalter kauf, musste es die Modellpflege werden. Der überarbeitete Innenraum ist auch einfach deutlich schicker und hochwertiger verarbeitet. Dummerweise stellte Mercedes zur Modellpflege hin auf Halogenscheinwerfer mit Reflektortechnologie (statt der bisher verbauten Linsen) um, sodass die Front mit diesen Scheinwerfern einfach unglaublich unmodern wirkt. Xenonscheinwerfer waren also Pflicht. Dadurch gestaltet sich die Suche nicht gerade einfach, insbesondere am unteren Ende der Preisskala. Möchte man die Suche auch noch auf Nord-/Ostdeutschland beschränken, wird es noch einmal schwieriger. Es dauerte ungefähr zwei Wochen, bis ich ein passendes Inserat entdeckte. Der Besichtigungstermin am nächsten Tag war schnell vereinbart.

 

 

Die Besichtigung

 

Mein Navi lotste mich zu einer kleinen Werkstatt im Nordwesten Mecklenburg-Vorpommerns. Dort stand die sichtbar verschmutzte C-Klasse auf der grünen Wiese, die roten Nummernschilder waren bereits montiert. Die Daten:

 

- C 220 CDI T-Modell Avantgarde 7G Tronic

- 170 PS, 400 Nm

- Erstzulassung Juni 2011

- 238.800 Kilometer

- 8-fach bereift auf 17" Alufelgen

- Xenonscheinwerfer mit ILS (Intelligent Light System)

- Navigationssystem Comand Online

- Teillederausstattung mit Sitzheizung vorne

- Vordersitze mit elektrischer Verstellung und Memory

- abnehmbare Anhängerkupplung

 

Der Außencheck offenbarte Kennzeichenhalter mit der Aufschrift "Wer Fendt fährt, führt". Der Vorbesitzer dürfte also Landwirt gewesen sein. Passend dazu holte ich gefühlt ein Kilogramm Sand aus jedem Radlauf, konnte darunter aber keine Korrosion erkennen. Die Karosserie zeigte sich allgemein in einem ziemlich guten Zustand ohne größere Beschädigungen, einzig einen kleinen Parkrempler am hinteren Stoßfänger entdeckte ich. Der Innenraum war auch recht schmuddelig, aber heil. Lediglich der typische Mangel des rissigen Kunstleders an der Seitenwange des Fahrersitzes fiel auf. Die Probefahrt überzeugte. Wir einigten uns auf einen fairen Preis inklusive einer frischen Inspektion und vereinbarten die Abholung für ein paar Tage später.

 

 

Der Neuerwerb

 

Ich verlegte die Abholung noch ein paar Stunden nach vorn, um das Achtelfinale gegen England sehen zu können (rückblickend betrachtet nicht lohnenswert). Dummerweise brachte mich das in die Situation, dass meine zuvor bestellten Kennzeichen nicht rechtzeitig ankamen und ich notgedrungen doch beim Kennzeichenpräger an der Zulassungsstelle 17 Euro pro Kennzeichen zahlen musste (statt 5 Euro online). Zumindest lief alles glatt und ich konnte meinen Neuerwerb pünktlich abholen. Die 180 Kilometer nach Hause liefen völlig problemlos ab.

In den folgenden beiden Tagen widmete ich mich einer ersten Reinigung. Zuerst war der Innenraum dran, der es wirklich bitter nötig hatte. Der Industriesauger verrichtete zuerst trocken und anschließend nass ganze Arbeit. Tierhaare, Sand und Flecken konnte ich so optimal aus den dunklen Polstern entfernen. An den hellen Dachhimmel habe ich mich bisher noch nicht herangetraut, vielleicht kennt da jemand eine gute Lösung. Alle anderen Flächen habe ich mithilfe meines geliebten "Dash Away" und einem Detailingpinsel reinigen können. Da das Wetter am Tag der geplanten Außenaufbereitung sehr unbeständig wurde, musste ich mich auf eine einfache Handwäsche beschränken. Die richtige Aufbereitung inklusive Politur wird noch folgen.

 

Am vergangenen Wochenende ging es zu Freunden nach Hessen. Die 1.500 Kilometer gaben mir die Möglichkeit, die C-Klasse besser kennenzulernen. Ich bin mit meiner Wahl zufrieden. Im Vergleich zum BMW ist der Mercedes auf der Autobahn etwas durstiger, dafür genehmigt er sich auf der Landstraße weniger. Außerdem ist man spürbar gemütlicher unterwegs. Der Klang des Vierzylinder-Diesels ist deutlich aufdringlicher beim Beschleunigen, dafür hält er sich bei konstanter Fahrt angenehm zurück. Das Comand-Navigationssystem würde ganz gut arbeiten, wären die Karten nicht ebenso alt wie das Auto. Ich werde mich mal erkundigen, was ein Kartenupdate im Mercedes-Benz-Glaspalast kostet. Negativ aufgefallen sind mir bisher die wenigen Ablagefächer. Im BMW hatte ich keine Probleme, meine Sonnenbrille samt Etui ordentlich zu verstauen, jetzt schon.

Folgende Mängel habe ich bisher festgestellt: Beim Einlegen des Rückwärtsganges ertönt für ungefähr zwei Sekunden ein Piepton und die LEDs zur Distanzdarstellung färben sich rot, die Einparkhilfe ist ohne Funktion. Laut Diagnose ist einer der hinteren PDC-Sensoren defekt. Ich habe nun einen gebrauchten Sensor in passender Lackierung bestellt und hoffe, dass dies die Lösung ist (leider wurde mir ein falscher Silberfarbton geschickt). Die Start/Stopp-Automatik springt erst nach längeren Etappen an, dann aber auch nur sporadisch. Es ist schon etwas besser geworden, nachdem ich nun viel Autobahn gefahren bin, aber auf kürzeren Fahrten verweigert das System die Arbeit. Ich werde das noch ein paar Wochen lang beobachten und sofern keine weitere Verbesserung eintritt eine neue Batterie verbauen. Einer der Winterreifen ist an der Flanke leider stark beschädigt. Da er erst zwei Jahre alt ist und noch 7,5 mm Profil hat, werde ich nur einen neuen Reifen besorgen. Bei einem so jungen Reifen mit derart geringer Abnutzung halte ich es nicht für notwendig, die Reifen paarweise zu tauschen. Ansonsten sieht soweit alles ganz gut aus, aber sehr selbst!

 

 

So weit, so gut.

Beste Grüße vom Schlawiner :D

 

Hat Dir der Artikel gefallen? 6 von 7 fanden den Artikel lesenswert.

Thu Jul 08 19:25:12 CEST 2021    |    PIPD black

Allzeit gute Fahrt.:)

Thu Jul 08 22:31:53 CEST 2021    |    Schlawiner98

Danke ;)

Fri Jul 09 09:11:21 CEST 2021    |    Goify

Cool, einer der aktuell besten Mercedes, die es so gibt. Ich war mit meinem 220er CDI auch sehr zufrieden, nur war das Fahrwerk mit über 200.000 km bei meinem einfach breit, bzw. ausgehärtet. Kein Spiel in den Lagern, dafür aber sehr hartes Abrollen.

Bzgl. Batterie: Deiner hat zwei Stück und für Start-Stopp gibt es noch eine zweite. Da sich das ständig änderte, einfach mal im W204-Forum hier umsehen, welche Batterie wo verbaut ist. Mindestens eine ist im Kofferraum und oft noch eine im Motorraum im Wasserkasten. Ohne Start-Stop fährt es sich allerdings angenehmer.

Zwei Dinge solltest du sofort checken: Durchgerostete Hinterachse und korrodierte Bremsleitungen. Für ersteres gibt es bei Mercedes kostenlos Ersatz. Auch hier der Tipp, schau ins richtige Unterforum.

 

Ich wünsche dir viel Spaß mit dem Benz ohne Haubenstern.

Fri Jul 09 13:12:10 CEST 2021    |    el lucero orgulloso

Danke für den feinen Blogartikel - denn mal gute Fahrt mit dem Stern! :)

 

Mich würde mal eine detailliertere Gegenüberstellung des 325d und der C-Klasse interessieren.

Persönlich würde ich wohl den Antriebskomfort (Leistung(entfaltung), Geräuschkultur etc.) und die Fahrdynamik des BMW vermissen. Das könnten das mehr an "Gemütlichkeit" und an praktischen Kombi-Eigenschaften (ganz neutral gefragt: Wofür brauchst du diese?) wohl nur schwerlich ausgleichen.

Fri Jul 09 15:28:14 CEST 2021    |    Dynamix

Felgen? ;)

Fri Jul 09 15:29:41 CEST 2021    |    Schlawiner98

Danke. So eine direkte Gegenüberstellung ist durchaus denkbar :D

Fri Jul 09 15:35:56 CEST 2021    |    el lucero orgulloso

Zitat:

09.07.2021 15:28 | Dynamix

Felgen? ;)

Ich kann welche erkennen, scheinen also dran zu sein. :p

Fri Jul 09 15:40:35 CEST 2021    |    Dynamix

War eigentlich auf deine Frage nach dem mehr an Stauraum bezogen, zitieren ist ja nicht freigeschaltet und manuell übers Smartphone eher mühsam.

Fri Jul 09 15:42:55 CEST 2021    |    el lucero orgulloso

Ist Schlawi mittlerweile Felgengroßhändler?

Ich bin da ggf. nicht ganz up do date.

 

Edit: Selbst wenn nicht - manchmal kann's schon ärgern, wenn selbst die Räder des eigenen Wagens gerade zur Hälfte in den Kofferraum passen. Gerade in der E39-Limousine ist es so, dass selbst bei der Serienbereifung (205/65 R15) nur 2 Kompletträder in den Kofferraum passen. :rolleyes:

Fri Jul 09 16:07:55 CEST 2021    |    Goify

Ging mir mit den Benz-Limousinen auch so. Da gehen genau zwei Räder rein. Aber in einen Polo bekommst du vier 215er Schlappen.

Fri Jul 09 16:08:30 CEST 2021    |    Dynamix

Würde ich beim Caprice auch nicht schaffen. Da würden die Bügel von der Klappe im Weg stehen. In der Hinsicht sind Limousinen unpraktisch. Dafür sehen Sie 100 mal eleganter aus als Kombis :D

Sat Jul 10 14:01:21 CEST 2021    |    Lumpi3000

Glückwunsch zum Neuerwerb :D

Sat Jul 10 17:36:52 CEST 2021    |    Badland

Glückwunsch zum neuen Auto, ein feines Modell hast du dir da rausgesucht. :)

Sat Jul 10 17:56:46 CEST 2021    |    Schlawiner98

Danke :D

Die letzten Tage war ich viel auf Landstraßen unterwegs, dem hauptsächlichen Einsatzgebiet. Der Bordcomputer zeigt aktuell einen Durchschnittsverbrauch von 5,1 Litern an. Wenn das annähernd der Realität entspricht, kann ich damit schon ganz zufrieden sein.

Fri Jul 16 09:47:27 CEST 2021    |    DieselracerGTD

Schickes Fahrzeug.

Xenon bzw ILS wäre mir auch wichtig gewesen und Mopf beim 204er sowie bereits gemachte Hinterachse.

Um in dem Leistungsbereich zu bleiben natürlich eher 250er bzw lieber doch einen 6ender Diesel. Die Laufkultur ist eben was gänzlich anderes und im Verbrauch nicht signifikant höher. Toller Kombi.

Fri Jul 16 16:41:36 CEST 2021    |    PIPD black

Toller Kombi aber trotzdem alles falsch gemacht.:D

 

Ganz mein Humor, ich liebe solche Beiträge.:p

Fri Jul 16 23:42:52 CEST 2021    |    jazzer12

Achte beim OM651 auf Ölkühler alle möglichen sensor und bei der Laufleistung Kette sowie filter stutzen und Wasserpumpe. Wenn man ihn pflegt dann laufen die habe nen 212 380tkm Nagelt munter hin :)

Deine Antwort auf "Graue Maus die Dritte: Vorstellung Mercedes-Benz C 220 CDI T-Modell"

Blogautor(en)

Schlawiner98 Schlawiner98

Mercedes

 

Schlawiners Gäste

  • anonym
  • i-r
  • halbzylindrich
  • fridolinbeyer
  • v.svet
  • uwg
  • C-Max-1988
  • Euregio
  • audiwanderer
  • reformhaus

Schlawiners Abonnenten (74)

Blog Ticker