Mon Sep 18 22:42:28 CEST 2023 | SideWinder80 | Kommentare (3) | Stichworte: 1300, Käfer, Tuning, Umbau, VW
Vorwort
Ok, dieses Mal verzichte ich darauf zu schreiben, dass der letzte Artikel schon wieder viel zu lange her ist und ich eigentlich öfter schreiben wollte... Es ist nicht so, als wäre in der Zwischenzeit gar nichts passiert - nur eben (zumindest aus meiner Sicht) wenig wirklich berichtenswertes rund um den Käfer. Dazu vielleicht am Ende noch was.
Wo wir gerade beim Thema "Ende" sind - macht es überhaupt Sinn hier noch einen Artikel zu verfassen? Wo doch eventuell das Aus der Plattform "MOTOR-TALK" bevor steht...na, nu ist hier die letzte Messe ja noch nicht gelesen. Schauen wir mal, wo die Reise hingeht.
Aber erstmal zurück zum Thema. Was ist in den letzten 2 Jahren eigentlich am Käfer passiert? Nun in 2021 und 2022 tatsächlich unspektakulär wenig. Er läuft, fährt gut und macht(e) keine Probleme. Hier und da habe ich mal mit verschiedenen Düsengrößen und Mischrohren in den Weber-Vergasern experimentiert - der "Monk" (Ihr kennt die US-Serie?) in mir will es halt partout immer möglichst perfekt.
Aktuell fahre ich:
LLD 52 (55) HD 120 (120) LKD 170 (205) Mischrohr F67 (F3)
Die Werte in () sind die Größen, die damals bei der Abholung nach dem Umbau drin waren. Damit bin ich aber nie richtig warm geworden. Nach diversen Fahrten, Umbau der Filter und den zusätzlichen Trichtern, bin ich da jetzt ganz gut angekommen und mehrheitlich irgendwo zwischen Lambda 0,82-0,92. Lediglich beim schnellen Beschleunigen und Wechsel aus dem 1. in den 2. Gang gab es ab und an eine Magerloch. Aber ganz vielleicht hat sich das durch ein aktuelles Thema auch schon erledigt...dazu komme ich noch.
Ja...und sonst, gab es in 2022 einmal frisch HU (ohne Mängel) und das war es auch. Klar, diverse Fahrten - aber mal ehrlich, das interessiert in einem Technik-Forum vermutlich eher nur wenige im Detail.
Lenkt oder lenkt er nicht?
Kommen wir also in 2023 an und beginnen die Saison, wie gewohnt, mit ein paar Ausfahrten. Und wie ich so vor mich hinfahre, ziehts mich in einer langgezogen Linkskurve plötzlich etwas unvermittelt nach außen. Ich dachte im ersten Moment an eine Bodenwelle - welche einen ein bisschen versetzt. Gibt's ja schon mal. Als ich dann ein paar Tage (wohl eher Wochen) später wieder unterwegs war, passierte mir das Gleiche wieder - diesmal an anderer Stelle, aber auch wieder in der Kurve. Dazu kam noch, dass ich das Gefühl hatte, die Mittelstellung des Lenkrads passt nicht mehr ganz.
Spätestens jetzt musste ich dem Ganzen doch etwas genauer auf den Grund gehen. Also den Käfer auf ebener Fläche vor die Halle gestellt, vorne aufgebockt und alles auf festen Sitz (Traghebel, Gelenke, Spurstangen, Stabi etc.) geprüft. Dann noch die Radlager - die waren ja neulich mal neu gekommen (Hatte ich dazu eigentlich mal was geschrieben?) - und natürlich die Lenkung selbst (Hardy-Scheibe etc.) geprüft.
Aber nix...alles fest, kein Spiel wo keines sein soll.
Komisch, komisch...doch alles nur Einbildung? Also den Käfer wieder "abgebockt" und grübelnd erst mal in den Fahrersitz versunken. Wo ich da so sitze, drehe ich im Stand mal am Lenkrad...erst schnell, dann langsam....Moment! Da stimmt was nicht!
(Das jetzt zu beschreiben ist gar nicht so einfach...)
Drehe ich in Mittelstellung (wo das Ganze ja etwas Spiel hat) langsam nach links bis zum "Druckpunkt" - also da wo das Spiel aufhört - kann ich das Lenkrad mit dem richtigen Druck ein paar Grad weit drehen, ohne dass die Räder sich bewegen. Drehe ich das Lenkrad nun zurück steht es, in Mittelstellung der Räder, leicht schief und ich kann das gleiche Spielchen in die andere Richtung durchführen - langsam zum Druckpunkt...
Es gibt da also ein paar Grad Drehbewegung am Lenkrad, bei der das Spiel schon weg ist und merklich Druck da ist, sich die Räder aber nicht bewegen.
Vom Gefühl her lässt sich der Moment, zwischen Druckpunkt und echter Bewegung am Rad, am ehesten so beschreiben, wie sich eine Schraube kurz vorm abreißen anfühlt - das kennt ihr alle, oder?
Nachdem ich noch zwei helfende Hände angefordert hatte - mal einer unten am Lenkgetriebe fühlen und der Andere oben am Lenkrad drehen konnte - war klar: Das kommt irgendwie aus dem Lenkgetriebe. Nicht gut...und erstmal das vorläufige Ende der Fahrten mit dem Käfer. Aber wie sollte es nun weitergehen?
Nach etwas Studium der diversen Foren, war klar es gibt mehrere Optionen:
Wer den Blog hier länger verfolgt, ahnt wohl schon, wozu ich mich in solchen Fällen entscheide...richtig, es wird also der Umbau auf Zahnstange.
Warum? Wie immer, verschiedene abzuwägende Faktoren:
Also verschwanden schon mal mindestens zwei von vier Optionen recht schnell von meiner Liste.
Da blieb (für mich) nur noch die Wahl zwischen Instandsetzung oder Zahnstange - und da die Instandsetzung mindestens schon mal der halbe Weg zum Preis der Zahnstange ist, war die Entscheidung gefallen.
Zumal der Umbau selbst auch kein Hexenwerk ist und es entsprechende Umbausätze schon seit Jahrzehnten mit Teile-Gutachten gibt - also auch kein Thema, was die H-Zulassung gefährdet. Im Zweifel könnte man hier auch noch über eine Verbesserung der Sicherheit philosophieren - was aber eben gar nicht nötig ist. Am besten aber, wie immer in solchen Fällen, mal kurz mit dem Prüfer drüber schnacken. Finden die meist auch gut.
Im Großen und Ganzen gibt es 2,5 (relevante) Anbieter von solchen Umbausätzen, die ein Gutachten haben und in der Käfer-Szene nicht unbekannt sind. Ich habe mich - nicht nur, aber auch - aus Gründen der Lieferfähigkeit für den Umbausatz der Firma Kerscher entschieden. Der Umbausatz wird zudem von diversen Käfer-Shops mit vertrieben, sodass ich hier bei CSP zugeschlagen habe - weil eben auch wirklich auf Lager. Ich wollte unbedingt in dieser Saison wieder auf die Straße!
Nach nur einem Tag Lieferzeit lagen dann Umbausatz, sowie ein Satz neuer Spurstangenköpfe (muss man aufgrund unterschiedlicher Baujahres-Varianten immer separat bestellen), vor mir. Mit dabei eine detaillierte Anleitung und eben das Gutachten zur Eintragung.
Wie ich schon schrieb: Im Grunde kein Hexenwerk, auch wenn einem das der ein oder andere vielleicht gerne - ob welcher Absichten auch immer - vermitteln möchte. Aber mal ganz ehrlich, wenn man ein bisschen Schraubererfahrung hat, lesen und einen Drehmomentschlüssel (ich mein jetzt keinen aus dem Happy-Meal von McDonald's) bedienen kann...ist das zu 90% in Eigenleistung machbar. Die restlichen 10% entfallen auf das professionelle Ändern lassen der Lenksäule und die nötige Achsvermessung nach Umbau.
Zunächst muss mal der ganze alte Kram raus - also erstmal den Tank raus. Hier trifft es sich gut, wenn der eh gerade leer oder zumindest nicht randvoll ist. Letzteres war natürlich bei mir der Fall - was auch sonst... Während ich also darauf wartete, dass knapp 40 Liter flüssiges Gold in zwei 20 Liter Kanister abliefen, baute ich schon mal das Lenkrad aus und bockte den Wagen vorne auf. Nachdem ich die Räder runter hatte, war auch der Tank leer und ließ sich ohne Probleme ausbauen.
Hier kann ich gleich ne Warnung aussprechen: Kontrolliert regelmäßig Eure Spritschläuche! Das Verbindungsstück zwischen Tank und Benzinleitung sah aus, wie aus dem Ei gepellt...von außen. Innen total bröselig und hart wie ein Stein. Und wer jetzt meint, das wäre so' komisch stoffummantelter Mist gewesen. Nö...gewebeverstärkter Schlauch mit DIN-Norm und keine 10 Jahre alt - vielleicht 4 oder 5 maximal. Und ich tanke ausschließlich den teuren Premium-Sprit einer bekannten (blau-weißen) Marke. Was das Thema "Gummiteile" angeht, ist es mittlerweile echt zum heulen...
Benzinschlauch bröselig Benzinschlauch DIN
Fange ich eigentlich eine zu große Diskussion an, wenn ich mal den ökologischen Nutzen infrage stelle, wenn zwar jetzt alles (Sprit, Gummimischungen etc. pp.) total ökologische Anteile von irgendwas enthält - ich es dann jetzt aber jedes Jahr statt nach 10-20 Jahren austauschen muss? Also versteht mich nicht falsch, nur...sind wir uns ganz sicher, dass das am Ende unterm Summenstrich wirklich besser bzw. ökologischer/nachhaltiger ist?
Zurück zum Thema. Ist der Tank erstmal draußen, geht's schnell. Spurstangen lösen (wohl dem der so'n Satz Ausdrücker hat), Lenksäule lösen und am besten gleich samt Mantelrohr ausbauen. Dann Spurstangen samt Lenkgetriebe ausbauen - frei nach dem Motto "Alles raus, was keine Miete zahlt"!
Ja...und genau dann kann es eigentlich auch schon mit dem Einbau losgehen. Adapter für die Zahnstangenlenkung an der Vorderachse anbringen. Dann die Lenkung in den Adapater einsetzen und erstmal noch locker anschrauben. Die Lenksäule aus dem Mantelrohr ausbauen und nach Anleitung mit der Flex abtrennen.
Und hier kommt die einzige Stelle, wo es etwas komplexer als stupides "Schrauben mit Schraubensicherung und richtigem Drehmoment anziehen." wird.
Dem Umbausatz liegt ein Adapter-Stück bei, welches in die abgetrennte Lenksäule eingesetzt werden muss. Dieser Adapter wiederum passt in das neue Kreuzgelenk, welches mit der Lenkung verbunden wird. Das Ganze muss aber immer individuell an das Fahrzeug angepasst werden. Daher muss die abgetrennte Lenksäule samt Mantelrohr (und Lenkrad) wieder eingebaut werden. Nun muss mittels der Position des Kreuzgelenks - es gibt einen Verstellbereich zur Lenksäule und zur Lenkung - ermittelt werden, wie tief das mitgelieferte Adapterstück in die Lenksäule geschoben muss, damit die Lenksäule weiterhin mittig im Mantelrohr sitzt und die Lenkung sich freigängig drehen lässt.
Lenkung neu Lenksäule markiert
Hat man die richtige Positionen gefunden, markiert man das Ganze entsprechend - also Position des Gelenks und vor allem auch die Einstecktiefe des Adapters in die Lenksäule.
Tipp: Baut hier auch den Tank zwischendurch mal wieder ein (es reicht ihn lose reinzulegen), um auch die Freigängigkeit gegenüber dem Tank zu checken. Mangelt es hier an Freigängigkeit beim Tank, lässt sich diese im Übrigen mittels dosierter Gewalt und einem Gummi-Hammer sehr gut erarbeiten.
Während man die Lenksäule nun zum Fachmann gibt und er sie entsprechend verschweißt, kann man schon die die neuen Spurstangen samt der neuen Köpfe montieren. Wer schlau ist, markiert sich vor dem Ausbau der alten Lenkung die Position der Achsschenkel bei Mittelstellung des Lenkrads. So lässt sich das Ganze immerhin grob wieder in die halbwegs richtige Position drehen - um eine Achsvermessung kommt man aber natürlich nicht umhin.
Finalisiert wird der Einbau dann, sobald die Lenksäule wieder da ist. Im Grunde muss das Ganze dann "nur" noch zusammengebaut werden. Wobei hierbei auch alle Schraubverbindungen final nach Vorgabe aus der Anleitung (Drehmoment und/oder Schraubensicherung) zu behandeln sind.
Wenn ich mich gerade gedanklich nicht verzählt habe, geht es gerade einmal um 17 Schrauben bzw. Muttern. Im Vergleich zur kompletten Resto des Käfers also quasi nix....
Danach dann noch die Achsvermessung - ich lag im Übrigen gar nicht soooo schlecht mit meinen Markierungen, aber dennoch weit genug daneben. Jetzt der übliche bürokratische Akt der Abnahme sowie Eintragung und schon kann und darf er auch offiziell wieder auf die Straße.
Hätte ich nicht noch ein Leben neben dem Käfer, gäbe es keine Ferien und müsste man nicht auf den ein oder anderen warten bzw. Termine machen....das Ganze ließe sich, recht entspannt, an einem 3/4 Tag erledigen. Klar, immer vorausgesetzt man hat sämtliches Werkzeug, alle Schrauben lassen sich öffnen etc. - kurzum in einer perfekten Welt eben!
Jetzt aber zum Ergebnis - ist der Fehler weg und wie verhält sich die Lenkung jetzt? Ist das ein großer Unterschied?
Das Wichtigste zuerst: Der Fehler ist behoben! Und hätte ich gewusst, was das im Fahrverhalten für einen Unterschied macht, ich hätte die Lenkung gleich schon bei der Resto eingebaut. Unfassbar wie präzise der Käfer sich jetzt durch langgezogene oder spitze Kurven zirkeln lässt. Alles viel direkter, griffiger und quasi spielfrei. Ihr merkt schon, ich bin immer noch begeistert.
Ich behaupte sogar, dass das den Käfer in gleichem Maße verändert hat, wie der Umbau auf die Weber Doppelvergaser. Aufwand und Kosten haben sich für mich absolut gelohnt.
Ach ja...bevor ich es vergesse, einen Satz neuer Reifen (Continental EcoContact 6) in 195/60 R15 gab es in dem Zuge auch gleich. Die bisherigen waren dann immerhin auch schon wieder 10 Jahre (kaum zu glauben) alt. Und wenn man eh zur Achsvermessung muss, dann vielleicht gleich auch mit neuen Reifen.
Puhhh...jetzt ist das doch schon ganz schön viel geworden! Wisst ihr was? Die Sache mit den neuen Bremsscheiben samt Radlagern vorn und das mit der Benzinpumpe (Aufmerksame Leser werden es auf mindestens einem Bild schon erkennen) - ich hatte da ja oben was "angeteasert", erzähle ich Euch dann einfach im nächsten Artikel! |
Tue Sep 19 08:50:20 CEST 2023 | PIPD black
Gelungener Umbau würd ich sagen.
Wenn man so den Bausatz sieht, fragt man sich, warum da so ein Gewese drum gemacht wird. Sieht nicht sonderlich anspruchsvoll aus. Wie Lego-Technik nur größer.
Tue Sep 19 09:34:53 CEST 2023 | duhdek
Mal wieder ein toller Artikel, gut verständlich, anschaulich durch gute Bilder, nett geschrieben und der Deutschlehrer hätte auch seine Freude daran gehabt, "ungeachtet dessen vermutlich nicht vorhandenen Fachwissens in Sachen automobilen Kulturgutes"
Tue Sep 19 13:59:07 CEST 2023 | SideWinder80
Wie sage ich so gerne: "Vielen Dank für die Blumen!" Ich schrieb' es in der Vergangenheit schon einmal: Mein Deutschlehrer im Gymnasium war da stets anderer Meinung...eine Geschichte voller Missverständnisse.
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