Mon Mar 18 21:07:25 CET 2013 | tino27 | Kommentare (12)
Einen Opel. Ausgerechnet Opel. Von allen beräderten Dingen auf dieser Welt, hat ausrechnet ein Opel einen Weg zu mir gefunden. Naja, immer noch besser als VW. Der Mensch braucht und nutzt Schubladen hab ich mal gelesen. Und dann ist er auch noch eingeschneit. Unser Start war nicht einfach. Einmal freigelegt fällt auf – so schlecht sieht er gar nicht aus. Aber lang ist er. Das wird eine Umstellung, wenn man nur 4m gewohnt ist.
Beim ersten Start fällt auf, das die Gesamtkilometer noch nicht mal im 3-stelligen Bereich sind. Ein Neuwagen – soll ich das jetzt gut oder schlecht finden?! Der erste Start fällt leicht, Blick auf die Mittelkonsole mit den angeblich zu vielen Knöpfen. Jeder Funktion ein Knopf? Quatsch! Einige Knöpfe haben zwei oder mehr Funktionen. Und so viele sind es auch nicht. Viele davon braucht man auch nur sehr selten. Es sei denn, man verstellt ständig die Höhen und Tiefen, benötigt wechselnde Belüftung oder parkt einmal mit und einmal ohne Piephilfe ein.
Einige Dinge benötigen dagegen Eingewöhnung, wie der Dreh-Drück-Knopf oder die Navi-Untermenüs. Das Navi an sich ist dagegen recht zuverlässig und aktuell. Die Stimme angenehm und die Ansagen rechtzeitig und deutlich.
Die gesamte Bedienung geht überraschend einfach. Die Wischerlogik ist deutlich leichter zu verstehen, als bei anderen Herstellern. Was sofort auffällt – man hat sich vom fest stehenden Blinkerhebel verabschiedet – eine weise Entscheidung. Dagegen lässt man beim Tacho die Zahlen mit dem Kreisumfang wandern, was ich als sehr schlecht ablesbar empfinde. Ich nutze deshalb ausschließlich die digitale Geschwindigkeitsanzeige. Das Lenkrad ist zum Glück nur mit dem wichtigsten bestückt. Tempomat und Radio/Telefon, das wars. Zumindest hier. Apropos Telefon – Einrichtung per Bluetooth klappt problemlos, danach kann gequatscht werden.
Aber nun zum wesentlichen, was steckt eigentlich drin? Angetrieben wird dieser Astra von Rappel-Rumpel-17 Diesel mit 81kW/110PS. Und alles schlechte, was man über dieses Triebwerk hört, kann man getrost glauben. Es gibt nur wenige Bereiche, wo der Motor wirklich Spaß macht. Umso überraschender, dass das etwas hakelige 6-Gang-Getriebe den Astra auf über 200 beschleunigen kann. Natürlich mit etwas Anlauf, bergab, Kneipe in Sicht, Bullen im Rücken, etc., man kennt das ja. Dabei droht er aber nicht auseinander zu fallen, sondern liegt genauso ruhig, wie bei 160. Der Verbrauch bleibt mMn dabei aber mit nicht mal 7l im Rahmen.
Jetzt sollte wahrscheinlich noch ein Abschnitt mit den Worten Sportlichkeit, Kurvenverhalten, Einlenkverhalten, etc. folgen, aber ich bin der Meinung, das ist ein Kompaktauto, was zum Fahren und Transportieren konzipiert wurde. Natürlich kann man damit auch mal schnell ums Eck, aber da verhält er sich genauso, wie ein Juke, Touran oder 307CC.
Hm, was hab ich vergessen – der Sitzkomfort wirklich ausgezeichnet. Mittlerweile geht es auf den 5-stelligen Bereich zu und ich hatte nie Rückenschmerzen oder Ermüdungserscheinungen. Die Verstaumöglichkeiten in den Seitentüren könnten etwas größer ausfallen. Die Größe des Kofferraums ist so eine Sache. Eigentlich ist in nem Kombi ne Menge Platz, aber irgendwie ist er bei mir immer voll. Aber es passt schon was rein.
Was mir nicht so gefällt, sind die Details und die Verarbeitungsqualität. Es gibt einige sichtbare Kanten, die schlecht oder gar nicht entgratet sind. Außerdem passen einige Kanten nicht ganz zusammen. Die Motorhaube hängt tiefer, als die anschließende Frontschürze und der Kotflügel steh ebenfalls nicht ganz gerade zu dieser. Hätte ich für dieses Auto Geld bezahlt, hätte ich mich sehr geärgert. Auch sind die Kunststoffe sehr kratzempfindlich. Schon nach 3 Monaten sind tiefe Spuren zu erkennen. Eine Renaissance erleben bei Opel die Türpinne. Ich hätte gedacht, dass diese Dinger bickend in irgendeinem Golf 3 davon gesegelt sind.
Was mir gut gefällt ist die Kofferraumabdeckung. Ein leichter Druck nach unten und sie schnellt nach oben. Auch gut finde ich, dass man das Licht anlassen kann. Ich fahre eh fast immer mit Licht und halte nichts von Tagfahrlicht, da kommt mir das entgegen. Überhaupt hat mich das Auto in der Zeit doch überzeugt und auch alle anderen, die ich bisher mitgenommen habe, waren überrascht, wie gut Opel eigentlich ist. Und wenn man dem Wachs glauben darf, was aus der Tür fließt, will man auch auf Teufel komm raus nichts mehr mit Rost zu tun haben. Es dürfte aber schwer werden, dies in die Köpfe zu bekommen, wenn man die Leute nicht mal ins Autohaus bekommt. Das einzige Problem sehe ich wie gesagt im etwas mangelhaften Finish, die wirklich ärgerlich sind.
Ach, was mir noch einfällt – als ich einmal eingestiegen bin und die Tür schloss, klapperte etwas. Irgendwas fiel runter, aber ich hab nicht gesehen, was es war. Etwas im Fußraum gesucht und ein nicht zuordenbares Teil gefunden. Kunststoff und zum Teil mit Zahnkranz. Eine Nachfrage beim Opelhändler ergab, dass es wohl ein Teil einer Lüftungsklappenverstellung sein muss, aber so sicher sei man sich da nicht. Wo wir wieder beim Thema wären – wenn ich das Auto gekauft hätte. |
Mon Mar 18 21:46:13 CET 2013 | nochn_alter_Sack
Das Auto hat keine hintere Seitenscheiben-Heizung! Das ist die Antenne.
Mon Mar 18 22:16:45 CET 2013 | bronx.1965
Klasse geschrieben!
Treffend und das wichtigste Problem. Ist der Ruf erst ruiniert ...
Man sollte meinen, die Produkt-Offensive hätte gegriffen. Anscheinend gibt es immer noch enorme Streuungen in der Qualität. Schade, ich hätte dem Astra mehr Qualität gewünscht.
In Bild 7 gut zu sehen: der Grat und das nutzlose Fensterchen vor der A-Säule. Keine Sichtverbesserung, eher die Ablage fürs Wischbrötchen. Eine Unsitte, die leider um sich greift.
Bild 11 und 13 sagen viel über mangelhafte Sorgfalt und Materialauswahl!
Bild 3: die Skalierung nervt (mich) extrem! Gut beschrieben.
Nochmals Dank für diesen objektiven und sachlichen Beitrag!
Gruß
Mon Mar 18 23:14:53 CET 2013 | tino27
Achso, danke für die Berichtigung. Schade eigentlich.
Mon Mar 18 23:27:05 CET 2013 | Achsmanschette46211
Danke für den objektiven Bericht. Finde es sehr schön das du sowohl Positives als auch Negatives aufgezeigt hast. Wie du schon sagst, Opel hat ein schlechtes Image. Allerdings haben Sie auch eine starke Fangemeinde. Mir wären solche Kleinigkeiten wie die Mangelnde Entgratung sicher nicht aufgefallen, wegen der Rosaroten Brille. Bei dem Tacho gebe ich dir auch recht - Finde ich nicht gut.
Die meisten Opelfahrer sind zufrieden... Es meckern nur die Leute, die ihren letzten Opel in den 90ern hatten. Die Fangemeinde von Opel ist wie gesagt stark, doch ob sie wachsen wird ist fraglich...
War das mit dem Türpin eigentlich eine Kritik? Und darf man fragen wie du kostenlos zu dem Auto kamst?
Tue Mar 19 07:02:39 CET 2013 | Faltenbalg30803
Interessant wäre, wo der Astra herkommt. Elsmere Port im UK hat ja schon seit Jahren eher den Ruf, nicht so gut zu arbeiten und das ist soweit ich weiß, das einzige Band von dem der Sports Tourer läuft.
Tue Mar 19 07:28:46 CET 2013 | PS-Schnecke50986
4 Dinge:
1. Gut geschrieben !
2. Du hast Recht, mit dem, was du schreibst .
3. Schön ist er, der Astra, ja - oder sollte ich sagen war ? Dieses neue Fischmaul-Breitfrosch-"Ich-fress-dich-gleich"-Design geht garnicht. Der Astra J war perfekt, so, wie er war.
4. Auch die Chromspange hinten passt nicht zu einem Wagen, der in den Türen garkeine Chromrahmen hat. Entweder mit oder ohne. Aber nicht dieses willkürliche zusammenschustern .
Tue Mar 19 08:18:50 CET 2013 | Hasi.9
Sehr schöner Bericht, gefällt mir gut!
Allerdings verstehe ich diese Passage nicht so ganz:
Wie ist das gemeint? Die Skalierung ist doch gleichmäßig (sieht für mich auf dem Bild zumindest so aus; habe da nicht so drauf geachtet, als ich mal im Autohaus in einem J GTC probegesessen bin)?
Wegen der Motorhaubenhöhe: Zumindest beim Astra H gibts vorne drehbare Gumminippel, mit denen man die Höhe der Haube einstellen kann. Sollte natürlich nicht sein, aber das ist eigentlich kein großer Akt
Tue Mar 19 09:29:05 CET 2013 | Textron
Moin
Der TE schreibt leider nicht, wie er zum Opel gekommen ist. Scheint sich um einen Firmenwagen zu handeln.
Schön und objektiv geschrieben ist es aber.
Die Mittelkonsole sieht eigenartig aus. Überladen, hat dazu sicher eine komische Haptik.
Stimmt. Ich bin auch so einer, der meckert und Opel nicht mal mehr in Erwägung zieht.
Meine Mühle hat mich ziemlich geärgert, meine Eltern hatten mit dem gleichen Modell ebenfalls Ärger (wenn auch nicht so viel.)
Dazu die Haltung des Autohauses, dass die eben Stand der Technik sei. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus.
Unsere C und E Kadetts haben wir lange und problemlos gefahren. 8 bzw. 6 Jahre. Die Astras dagegen, die wir ähnlich lange hatten, haben uns die Lust auf Opel wirklich vergrellt.
Tue Mar 19 13:14:37 CET 2013 | Turboschlumpf49100
Hallo,
Ein OPEL sieht die ersten Jahre gut aus....... dann werden die ersten Kunststoffteile weiss......danach brechen sie ab........... irgendwann kommt der ROST dazu........... und spaetestens dann sollte man sich von diesem Fahrzeug trennen.
Die Verarbeitungsqualität ist echt bescheiden geworden bei OPEL, aber was will man auch erwarten von einem insolventen Hersteller.
Gruss
Tue Mar 19 15:09:31 CET 2013 | lukasn
Schöner Bericht, der den Astra wohl treffend beschreibt. Auch ich sitze des Öfteren in Astra / Zafira und Co. und muss sagen, dass die Verarbeitungsqualität im Innenraum absolut ebenbürtig zur Wolfsburger Konkurrenz ist. Von Rost hört man auch nichts mehr. Alles in allem behaupte ich, dass Opel der deutsche Hersteller mit dem besten P/L-Verhältnis ist.
Wenn es etwas wirklich negatives gibt, dann ist das die miserable Raumökonomie. Gerade der Insignia missfällt mir hier sehr. Dazu kommt natürlich dieses Image-Problem... für mich nicht verständlich. Mir ist Opel sehr viel näher als VW.
Tue Mar 19 16:35:12 CET 2013 | Spiralschlauch27979
Ich war auch erst überrascht als 2011 ein Opel zu uns kam (auch Astra J ST)...Aber jetzt, nach gut 30 tkm, muss ich sagen - tolles Auto. Innen fasst sich alles wertig an, sowohl Knöpfe als auch das sehr schöne Lederlenkrad. Zudem lässt er sich auch gut beladen - erst vergangene Woche eine große Esstischplatte liegend transportiert.
Die Spaltmaße an der Karosserie - vorallem bei den Rückleuchten - geht allerdings mal gar nicht. Das finde ich sehr schade und muss besser werden.
Wed Mar 20 20:08:03 CET 2013 | tino27
@ CorsaBlackSilver
Ja, das mit den Pinnen war ernst gemeint. Ich hab aber in den letzten Tagen gesehen, dass noch sehr viele Firmen diese verwenden. Für mich sehr unverständlich. Ist es doch die wohl einfachste Art, es Dieben leicht zu machen.
@ CaptainSlow
Wo seh ich das denn? Fahrgestellnummer?
@ Hasi
Ich meine damit, dass die Zahlen für 10 oder 250 schon auf dem Kopf stehen und auch die anderen Zahlen teilweise stark auf der Seite liegen. Ich mag diese Anordnung einfach nicht.
@ Textron
Ist ein Übergangsfahrzeug für den Firmenwagen.
Allgemein muss ich wirklich sagen, dass ich ihn ungern abgeben werden. Nur die Ganzjahresreifen nerven mich etwas, gerde jetzt bei Schnee. Bin in den letzten Wochen auch in Skodas, VWs und Fords mitgefahren und die haben alle ihre Stellen im Innenraum, wo die Verarbeitung zu Wünschen übrig lässt.
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