Sun May 11 17:37:35 CEST 2014 | TlowH | Kommentare (0) | Stichworte: BMW, BMWi, Elektroauto, E-Mobilität, Fahrbericht, I01, i3, Test
Äußerlichkeiten
Von außen ist das Auto ganz einfach Geschmackssache. Es hebt sich von seinen Verbrennerkollegen klar ab und geht in eine neue Richtung. Mit der i-Reihe hat BMW eine Marke in der Marke kreiert und hat sich beim Design durchaus etwas getraut. Man muss sich an diese neue Art von BMWs erst gewöhnen, aber so ein Auto zu fahren ist eben auch ein Statement und ich denke, dass es daher vielen i3 Käufern recht ist, dass sie klar als Fahrer eines Elektroautos erkennbar sind und dementsprechend auffallen. Das BMW hier mit eigenständigen Modellen und folglich eigenständigem Design einen anderen Weg geht als zB VW mit dem eUp oder dem eGolf finde ich daher ok und die unkonventionelle Formensprache geht absolut in Ordnung. Gleiches gilt für den Innenraum. Hat man im i3 Platz genommen fallen vor allem die verwendeten Materialen auf, die, wie man beim Lesen anderer Meinungen zum i3 merkt, stark polarisieren. Mir gefällt das Interieur sehr gut und ich finde die Verwendung von Recyclingmaterialen passt einfach perfekt zur Grundphilosophie des Autos. Davon abgesehen wirkt alles sehr aufgeräumt, modern und in meinem Augen trotz der Materialen sehr hochwertig. Ansonsten ist innen vom iDrive über das Infotainment bishin zum Fahrerlebnischalter vieles typisch BMW. Lediglich ein Head-Up-Display sucht man in der Ausstattungsliste vergebens. Stattdessen hat man ein kleines freihstehendes Display hinter dem Lenkrad angebracht das irgendwie unpassend und veraltet wirkt. Das kann BMW üblicherweise besser.
Das Problem mit den Türen
Ebenfalls verbesserungsfähig ist das Türkonzept. Da wäre ausnahmsweise ein bisschen mehr Konservativität sinnvoll gewesen. Die gegenläufig angeschlagenen Türen haben gleich mehrere Nachteile. Einerseits kommt man aus dem Fond des Autos nicht raus ohne, dass einem jemand beide Türen öffnet und andererseits müssen ohnehin immer Fahrer oder Beifahrer aussteigen, da die vorderen Gurte an den hinteren Türen befestigt sind und man die Vornesitzenden sonst beim Aussteigen mit dem Gurt stranguliert. Zudem muss man beim Schließen der Türen aufpassen, dass man die richtige Reinfolge (erst hinten, dann vorne) beachtet. Ansonsten hat man schnell eine Delle in der Tür oder riskiert die Seitenscheibe der vorderen Tür zu beschädigen. Dank des undurchdachten Türkonzepts kann man das Auto eigentlich nur als 3-Türer mit erleichterem Einstieg in den Fond bezeichnen. Einen Mehrwert bieten die hinteren Türen ansonsten nämlich tatsächlich nicht. Auch hier darf BMW also nochmal Üben.
Innere Werte und Fahreindrücke
Jetzt aber zu den interessanteren inneren Werten: Der i3 ist ein übersichtlicher Kleinwagen und aufgrund seiner Außenmaße sehr gut für Großstädte geeignet. Mit seinem 170PS Elektromotor ist er ordentlich motorisiert. Der i3 kann zwar auf Wunsch mit einem 34PS starken Zweizylinder als Range Extender bestellt werden, ich persönlich bin jedoch der Meinung, dass es widersprüchlich ist in ein Elektroauto einen Verbrennungsmotor einzubauen, den man dann die allermeiste Zeit sinnlos mit sich herumfährt. Da halte ich die von BMW angebotene Option "Add-On Mobility", die es einem ermöglicht jederzeit kostenlos einen konventionell angetriebenen BMW zu mieten, wenn man Strecken fahren möchte, die mit der theoretischen Reichweite von 190km nicht ohne Zwischenstopp möglich sind, für sinnvoller. Menschen für die ein i3 wirklich attraktiv ist, sprich Bewohner von Großstädten, kommen an einem Tag wohl ohnehin selten über die Fahrstrecke hinaus, die man mit einer i3-Akkuladung zurücklegen kann. Und dafür dann dauernd einen Motor mit sich herumfahren? Ich meinen Augen ein Widerspruch zum konsequenten Leichtbau und dem insgesamt auf Effizienz getrimmten Auto. Und Langstreckenfahrer sind allgemein nie die Zielgruppe eines kompakten Stadtautos - egal ob elektrisch oder nicht.
Trotz aller Effizienz ist der BMW i3 aber definitv kein Verzichtsauto. Es ist an Austattung so ziemlich alles zu haben was man auch aus anderen BMWs gewohnt ist und spätestens beim ersten beherzten Tritt aufs Gaspedal wird einem klar, dass auch die, von BMW oft versprochene, "Freude am Fahren" nicht zu kurz kommt. Beinahe geräuschlos schiebt sich der i3 mit Nachdruck nach vorne und an der Ampel lässt man mit dem kleinen Stadtflitzer wohl den Großteil der anderen Autos locker stehen. Es ist schon echt ein komisches Gefühl wenn man zwar in den Sitz gedrückt wird und sieht, wie die Zahl auf dem besagten Tachodisplay schnell größer wird, aber man kaum etwas vom Antrieb hört. Daran muss man sich wirklich erstmal gewöhnen. Dann aber kann man die Stille richtig genießen. Irgendwie wirkt die Geräuschlosigkeit im Inneren des i3 richtig entspannend. Auch das Radio lässt man gerne erstmal aus (obwohl das Harman Kardon System aus dem Testwagen übrigens sehr ordentlich klingt). Das Zweite woran man sich erstmal gewöhnen muss, ist die Rekuperationsbremse, mittels der sich der BMW i3 einen Teil seiner Energie zurückholt. Sobald man vom Gas geht bremst das Auto relativ stark ab. Und zwar mehr als man es von der Motorbremswirkung eines Verbrenners gewohnt ist. Da man das Bremspedal dadurch sehr selten benötigt, kommt laut BMW übrigens ein sogenanntes "One-Pedal-Feeling" auf. Tolles Wort. Einen Tribut fordert der Effinzienztrim dann aber doch. Querdynamisch kann man vom i3 trotz sehr direkter Lenkung und Heckantrieb aufgrund der extremen schmalen Bereifung leider nicht viel erwarten. Zu schnell kommt der BMW ins Rutschen und dann greift leider auch schon das nicht abschaltbare ESP sehr rigide ein. Es bleiben also doch gemischte Gefühle, wenn man von Fahrspaß mit dem i3 spricht. Auch bin ich mir nicht so sicher ob die Beschleunigung in einem Elektroauto auch auf Dauer so reizvoll bleibt wie bei einem Verbrenner, wo es auch nach Jahren immerwieder ein ganz besonderer Genuss ist mal die Leistung des Motors abzurufen. Ein bisschen Emotion fehlt mir beim E-Antrieb im Vergleich dann schon.
Mein Fazit
Für Großstadtbewohner und als Zweitwagen ist der BMW i3 defintiv eine Alternative. Zumindest solange man bereit ist für die Fortschrittlichkeit des Autos einen üppigen Mehrpreis (Testwagenpreis: ca. 50000 Euro) in Kauf zu nehmen. Ansonsten mangelt es dem BMW an nichts und über die Makel, wie z.B. das undurchdachte Türkonzept, kann man hinwegsehen. Insgesamt ist der i3 ein sehr fertiges und erwachsenes Auto geworden und sicherlich einer der Wegbereiter der Mobilität der Zukunft. __
Was ist eure Meinung zum i3 und der Richtung die BMW eingeschlagen hat? Und warum käme ein i3 für euch in Frage oder auch nicht? Ich freue mich auf Feedback und Antworten in den Kommentaren. |
Deine Antwort auf "BMW i3"