Thu Apr 16 17:11:12 CEST 2020 | Jack GT | Kommentare (41) | Stichworte: Ab geht die Post, Corona, DHL, Golf, Kompetenz sieht anders aus, Polo, Scheibenwischer, Verrücktes, VW
... und ab geht die Post
Eigentlich nur eine kleine Situation, die ich heute erlebt habe, doch sie zeigt gut, wie man auch in der Corona-Krise inflexibel, weder kunden- noch sicherheitsorientiert agieren kann.
Eigentlich einfach: einen Scheibenwischersatz kaufen, aber...
Da meine Frau bemängelte, dass bei unserem kleinen Polo 9N3 die Scheibenwischer nicht mehr ordentlich wischen, versuchte ich beim Autoteilehändler meines Vertrauens Ersatz zu bekommen. Der hat jedoch zu, wegen Corona. Die Baumärkte bei uns in der Gegend haben nur eine sehr kleine Auswahl. Also, was ich eigentlich als Quatsch empfinde, über eBay den Satz bei ATP bestellt.
Um möglichst wenig Personenkontakt zu verursachen (Stichwort: Schutz von Mitarbeitern und Kunden), hatten wir folgende Idee: Wir bestellen an die Packstation, für die jedoch nur meine Frau eine Karte hat. Doch da hatten wir die Rechnung ohne DHL gemacht...
Ein Scheibenwischer auf Umwegen
Denn DHL brauchte nicht nur länger - völlig verständlich bei den derzeitigen Bestellmengen - sondern lieferte statt in die Packstation in die Großfiliale, keine Ahnung warum. Wer im Hamburger Westen die Postfiliale 501 in der Kaltenkirchener Str. 1-3 kennt, weiß, dass da sowieso der Vorhof zur Hölle sein muss: Schon zu normalen Zeiten Schlangen von teilweise fast 100 Meter außerhalb der Filiale. Aber, was soll's, dann dahin.
Nun passierte ein typisch deutscher Vorgang: Die Mitarbeiterin stellte bei vorgelegter DHL-Karte meiner Frau und meinem Personalausweis fest, dass beide nicht identisch sind. Ebenso prüfte sie das Paket und stellte fest, dass dort der beschriebene Scheibenwischersatz auf meinen Namen liegt. Also den ganzen Vorgang erklärt samt der Idee, damit zu Corona-Zeiten eben Kontakt zu verringern. Gefragt, ob ich oder meine Frau etwas gegenzeichnen sollen, ob alternativ meine Frau - da Besitzerin der Karte - die Lieferung abholen soll.
Wir schaffen das - auch ohne Kunde
Die Antwort kam prompt: Nein, all das entspreche nicht den AGB (den allgemeinen Geschäftsbedingungen) von DHL. Auch der Verweis, ob man den Vorgang nicht kundenfreundlich regeln kann - schließlich war die Idee ja gerade, Kontakt und Verkehr zu vermeiden - wurde von der Dame eine Absage erteilt. Stattdessen gab Sie an, nun die Scheibenwischer wieder zurück zu senden, man könne den ganzen Vorgang, diesmal "AGB-konform" erneut starten.
Ein Anruf bei der DHL-Hotline ergab nach 15-minütiger Wartezeit immerhin, dass schon der Paketbote den Vorgang aufgrund nicht übereinstimmender Kartenbesitzerin und Anschrift hätte stoppen müssen. Das Paket hätte also gar nicht in der Filiale eintreffen dürfen. Er gab an, letztlich sei es die Entscheidung der Filiale. Also noch einmal rein und nachgefragt. Auskunft: Nein, keinesfalls, auch wenn erneute Personenkontakte, erneuter Versände zustande kämen, sei dies so, Corona hin- oder her, da dies nicht zu den AGB passe. Lustigerweise waren noch nicht einmal die Namen der Mitarbeiter zu bekommen, "aus Datenschutzgründen ist keine Beschwerde möglich".
Kleiner Witz am Rande: In der Hotline und in der Filiale gab es diese schönen Texte, die so ähnlich lauteten: "Wir von DHL tun alles, um Kunden und Mitarbeiter zu schützen und dabei möglichste Kundenzufriedenheit zu erreichen". Da fällt mir nur noch ein:
DHL: setzen, sechs. |
Fri Jan 25 17:41:40 CET 2019 | Jack GT | Kommentare (12)
- Der 9N3, frisch überführt auf seinem neuen Garagenstellplatz -
War der letzte Beitrag mit dem aktuellen Polo AW zu großen Teilen voll des Lobes über den Polo, fällt dieser Beitrag anders aus: Er beschäftigt sich eher mit dem, was passiert, wenn ein Auto länger gefahren wird und man dann VW benötigt.
Auslösend für alles ist eine neue Gebrauchtautobeschaffung: Meine Frau brauchte einen kleinen Stadtflitzer und wollte, wenn möglich, einen Polo. Gesagt, gekauft - es ist ein 9N3 geworden, der aus der Golf-5 Ära stammt.
Das Fahrzeug ist soweit ganz passabel, nur eins fehlt ihm: Der Vorbesitzer hat 2006 keine Funkfernbedienung geordert. Nicht schlimm, schließlich hat er eine Zentralverriegelung. Und hier kommt VW's erster Patzer:
Aus Kosteneinspargründen hat man ab dem Golf 4 die Türkontaktschalter eingespart. Diese wurden stattdessen in das Türschloss integriert. Was für die Produktion günstig ist (nämlich kein separates Verbauen, kein separater Kabelbaum), wirkt sich beim Endkunden aus: Der günstigere Mikroschalter im Schloss gibt Jahre früher auf, als dies ein solider Türkontakt tat. Und der Austausch ist viel mühsamer, ergo teurer: Früher den Kontakt mit einer Schraube rausschrauben, Stecker abziehen, Stecker auf den neuen, neuen Türkontakt einschrauben. Jetzt: Innenverkleidung ausbauen, Scheibenführung ggf. demontieren, Türschloß demontieren, Türschloss öffnen, Kontaktschalter auslöten, rausbrechen, neuen einlöten, verkleben und dann alles rückwärts, das habe ich schon einmal hinter mir. Oder gleich ein neues Türschloss. Das kostet. VW hat dabei gleich doppelt verdient: In der Produktion gespart und bei Reparatur bei VW bestimmt den vierfachen Betrag eingestrichen.
Genau dieser Kontakt ist bei unserem Polo gerade am verabschieden. Die Tür lässt sich also mal schließen, meist aber nicht. Was dazu führt, dass meine Frau immer auf der Beifahrerseite auf und zu schließen muss, prima, wenn man ein schreiendes Kind im Auto hat.
Da lag der Schritt nahe, dann die Funkfernbedienung nachzurüsten und den Türkontakt so zu lassen. Mit Gebrauchtteilen wird dies billiger, als den Türkontakt zu tauschen und Komfort gibt es oben drauf. Günstigerweise ist dafür werksmässig schon alles vorgerüstet, es braucht also nur ein anderes (Komfort-)Steuergerät angesteckt, angelernt und ein Funkschlüssel beschafft, gefräst, angelernt werden. Und hier kommt wieder VW ins Spiel: Über VW-COM muss das neue Steuergerät an das Auto angelernt werden. Dauert eine Viertelstunde, das Fahrzeug wird dafür an die OBDII-Buchse angeschlossen.
Hier schlägt VW das nächste Mal zu: Das Anstecken an den Tester kostet für eine Stunde 150€, es kann allerdings auf Halbstundenteilung berechnet werden. Hier wird wiederum doppelt kassiert: Die Arbeit wird einfacher (statt handwerklicher Montage ein paar Klicks), der Preis höher - wer hat denn einen Stundenlohn von 150€? Das hat dann mit dem Wagen des Volkes auch nichts mehr zu tun. Nein, dass ist einfach nur noch eine unverschämte Kalkulation. Und das andere das vielleicht ebenso machen, das macht es nicht besser. |
Thu Sep 13 17:31:13 CEST 2018 | Jack GT | Kommentare (12)
Eher notgedrungen als geplant verbrachte ich viele Kilometer mit dem Polo AW. Auslöser war eine Panne mit einem meiner Autos. Da der Polo als Einziger noch beim Vermieter verfügbar war, kamen innerhalb von ein paar Tagen 1300 km zusammen, sowohl in Stadt, Land, als auch Autobahn. Da bietet es sich an, über die gewonnenen Eindrücke zu berichten.
Vergleiche hinken
Was ist eigentlich meine Referenz, mein Vergleichswert? Für einen VW irgendwie automatisch der Golf 2. Erstens, weil der aktuelle Polo seine Größe erreicht hat, zum anderen, weil er die Idee eines "Volkswagens" verkörpert: Keiner so haltbar, so im Umlauf, verkörpert er die klassischen Tugenden eines haltbaren Wagens. Ich habe insgesamt vier "Zweier" in allen Varianten gehabt (einen gibt es noch bei mir: den 16V). In meinem Fahrzeugpark gab es des Weiteren mal einen 86c (Polo 2), einen 6N (Polo 3), den Polo 4 (9N) habe ich häufiger im Rahmen der Fahrgemeinschaft gefahren, daher kenne ich auch den Vorläufer dieses Autos, den 6R.
Der erste Eindruck Groß ist der Polo geworden, er besitzt quasi Golf-Format, liegt von der Einschätzung zwischen einem Golf 2 und 3 von der Größe. Auch optisch ist er dem Golf deutlich angeglichen, eine Entwicklung, die mit dem 6N begann.
Das setzt sich innen fort: Wirkte der Vorgänger 6R irgendwie immer ein bischen pappig vom Innenraum auf mich - da fand ich den davor (also den 9N, Polo 4) deutlich wertiger - so macht der aktuelle Polo einen ganz anderen Eindruck: Aufgeschäumtes Armaturenbrett, LED's im Fahrzeughimmel und Ambiente-Beleuchtung: da geht was - das hat vielleicht auch mit der Ausstattungslinie "Highline" zu tun. Nur die Türen sind Plastik durch und durch. Die Sitze sind straff, alles wirkt soweit ordentlich verarbeitet.
Einen größeren Kindersitz im Polo - passt das? Nachdem ich das Auto um kurz vor 0h in Kassel übernommen habe, ist als erstes der Kindersitz einzubauen. Ich habe einen schwedischen Reboarder (Axkid Minikid) für Kinder über 2 Jahren und: VW hat immer noch keine Ösen an den Sitzen oder Sitzschienen verbaut. Was Saab und Volvo schon vor 15 Jahren konnten, fehlt hier noch immer. Zugegebenermaßen bin ich hier auch etwas exklusiv, denn alle anderen Einrichtungen für Kindersitze (Isofix und Co.) hat der Polo. Und: die Deutschen fahren kaum größere Reboarder, aber das ist ein anderes Thema und immer noch erstaunlich, da die Gefahr schwerster Verletzungen um 90% im Vergleich zu einem herkömmlichen Kindersitz gesenkt wird. Also bleibt mir, Schleifen um die Sitzfüße zu machen mit den vom Kindersitzhersteller mitgelieferten Zusatzgurten. Hier zeigt sich der Polo dann doch klein: Soll auf dem davor befindlichen Sitz noch jemand sitzen, muss der Vordersitz stark nach vorne gezogen werden. Der Reboarder-Kindersitz hat dann trotzdem noch eine recht steile Rückenlehne: Bei meinem Bulli oder Saab ist dagegen mehr Platz. Das führt auf der Fahrt dazu, dass dem Kind der Kopf immer beim Einschlafen nach vorne fällt; Gequäke und Weinen sind die Folge. Dabei ist der Axkid Minikid einer der am kleinsten bauenden Reboarder. Wer also Reboarder im Polo fährt, setzt den Kindersitz sinnvollerweise auf die Beifahrerseite (hinten wegen des besseren Unfallschutzes) und den zweiten Partner daneben auf den Rücksitz.
Nach der ersten Ernüchterung punktet der Polo aber: Man findet sich sofort zurecht, alle Schalter sitzen, die Bedienung ist intutiv.
Wohin denn nun? Das gilt erstaunlicherweise auch für den großen Touchscreen in der Mittelkonsole: Recht schnell ist die Bedienung erlernbar. Das ist auch nötig, denn das ganze Menü ist beim Anlassen auf englisch: Ich muss also erst einmal die Sprache umstellen.
Nicht begeistern kann mich die Navi-Führung des Festeinbau-Navis: Während das große Display die Karte aus der Vogelperspektive zeigt, wird in der Mitte des Instrumentes (also des "Multifunktionsdisplays") der Pfeil samt einer Entfernungsangabe gezeigt. Mittlerweile bin ich an die mobilen Navi's wie Tomtom, Google Maps, Apple, CoPilot und wie sie heißen, gewöhnt. Daher zeigt mir das Instrument zuwenig Umgebungsinformation an (nur den Pfeil), der Touchscreen zuviel über die Vogelperspektive. Prompt verfahre ich mich auch in der Nacht zweimal, weil ich eine kleine Ausfahrt verpasse. Ärgerlich schalte ich den Zoom im Touchscreen um - intutiv drehe ich am rechten Rädchen, dann kann man die Darstellung ähnlich der mobilen Navis gestalten. Danach kommen auch keine Verfahrer mehr vor. Die Integration des Handys, auch als Navi, muss allerdings erst beim Händler freigeschaltet werden: doof für einen Mietwagen...
Lautstärke und Motor
Erstaunlich leise hier. VW hat die Kiste gut gedämmt. Im Stand hört man die Milchpackung im Motorraum (ein aufgeladener Dreizylinder mit 1000 ccm und 70kW/95 PS) überhaupt nicht. Beim Beschleunigen knurrt er dann allerdings leicht rauh. Das verschwindet aber ab etwa 2500 Touren. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten und Drehzahlen ist der Dreizylinder dann so gut wie nicht mehr hörbar. Der Motor hat ein kaum fühlbares Turboloch, ab ca. 1500 Touren zieht die Maschine mit gleichbleibender Kraftentfaltung bis in den Begrenzer. Hier haben die Ingenieure wirklich gut gearbeitet. Der Einliter fühlt sich mit dem Turbo etwa wie ein gut im Futter stehender Zweiliter-Sauger mit mindestens 115 -120 PS an. Nur einmal mache ich den Fehler, und versuche, mit etwas über 1200 Touren in den zweiten zu schalten. Da ist das Turbo-Loch, ich komme überhaupt nicht weg, bis ein paar hundert Umdrehungen später der Turbo "füllt". Einzig die Schaltanzeige ist "gepflegt für'n Arsch": Schaltet man nach der, ist der Polo sicher verbrauchs-, aber nicht geräuschoptimiert. Die Anzeige empfiehlt so frühes Hochschalten, dass der kleine Motor sich quält: Dann brummt und vibriert er, immerhin zieht er dabei gut an. Ich habe immer deutlch später geschaltet, davor hört es sich einfach nach "kann nicht richtig fahren" an.
Stadtverkehr und Zuladung
Hier ist die Domäne des "lütten Großen". Im Stadtverkehr zieht er gut, passt in jede Parklücke, die Parksensoren mit der Einparkhilfe und der optischen Anzeige machen Einparken zum Kinderspiel. Wer hier noch irgendwo gegen fährt, braucht einen Satz heiße Ohren. Die vorhandene Einparkautomatik habe ich kein Mal genutzt. Wir haben sie schon im Touran, ich finde sie einfach unnütz. Wenn ich mit der Einparkhilfe alleine nicht auf einen Platz komme, sollte ich nicht Autofahren. Der Wendekreis des Polo ist in Ordnung, die Türen haben einen passenden Öffnungswinkel, die Ladekante ist ausreichend niedrig. In den Kofferraum passt - wie schon vorher - nicht wirklich viel. Die Hutablage ist pappiger geworden. Aber die Sitze lassen sich umladen, dann geht 'was rein.
Langstrecke: Ab in das Haifischbecken Jetzt wird es spannend: Denn das ist eigentlich nicht das Einsatzgebiet, in dem man einen Polo dauerhaft erwarten würde. Zwei Sachen finde ich bei Langstrecke immer wichtig: 1) Wie sitze ich?, 2. Wie agil ist das Fahrzeug bei höheren Geschwindigkeiten?
Vorweg: Die Sitze, zumindest beim Highline, sind gut konturiert, auch die Rückenlehne ist gut ausgeformt. Das weiß ich zu schätzen, denn ich habe mit Rückenschmerz den Polo über 1000 km gefahren, ohne dass der Schmerz zunahm, er wurde eher weniger. Dabei hatte das gefahrene Modell weder Lordosestütze noch Sitzheizung. Also keine schlechte Leistung. Der Fahrersitzplatz ließ sich auf 3 Arten einstellen: Lehnenverstellung, Längenverstellung, Einstellung der Sitzflächenneigung, alles manuell. Völlig ausreichend. Auch der Blick auf die Instrumente ist ok, alles gut erreichbar. Meine Beifahrerin findet allerdings die Armaturenbrettlinie etwas komisch: Zur Automitte wird das Armaturenbrett dicker, zur Tür nimmt es ab. Die hinteren Sitze sind ebenfalls gut konturiert, der vorhandene Raum gut genutzt, der Fußraum ausreichend: Hier können auch vier Personen länger aushalten. Der 5. Sitz ist für die Langstrecke zu klein, im meinem Exemplar ist er auch gesperrt "due to a safety issue".
Der Bordcomputer liefert gewohnt aufbereitet die Fahrdaten. Warum VW auf dem linken Hebel statt eines Tempomaten ("Geschwindigkeitsregelanlage") einen Limiter verbaut hat, bleibt unklar: Denn auf der Langstrecke ist ein Tempomat meines Erachtens für entspanntes Fahren ein Muss.
Und ab auf die Autobahn: Erstaunlich. Der Polo AW schlägt sich auf der Autobahn wirklich gut. Das Fahrwerk ist straff, aber federt genügend. Der Dreizylinder zieht sauber und schnell hoch, die Beschleunigung ist für den kleinen Dreizylinder eindrücklich: Bis knapp 180 km/h geht es durchgängig aufwärts, die Beschleunigung ist klar zu spüren, der Zug wie am Gummiband. Ab 180 geht es dann langsamer bis 190, zwischen 190 und 200 kommt nicht mehr viel. 205 sind nur mit Pusten und Rückenwind erreichbar, dann ist wirklich Schluss. Die Schaltung ist leichtgängig, recht präzise. Wobei man im ganzen Auto etwas "abgehoben" von der Straße ist, diese nicht mehr viel spürt, die Lenkung indirekt.
Bei welchen Geschwindigkeiten fühlt man sich wohl?
Bis 100 Stundenkilometer merkt man im Polo tatsächlich wenig, dass man fährt, so gut ist die Dämmung und Dämpfung. Bis 160 km/h liegt die Kiste gut und satt auf der Straße, man fühlt sich sicher, es gibt nicht viel Unterschied zu höheren Klassen. Zwischen 160 und 180 ändert sich das: Die Windgeräusche sind spätestens ab 180 km/h laut zu hören, zumal der Fahrer nah am Dach sitzt, es rauscht vernehmbar, der Wind zieht am Wägelchen. Den Motor hört man derweil überhaupt nicht. Zwischen 180 und 200 km/h sind eher etwas für Abenteurer, will man sie dauerhaft fahren: Das macht der Wagen zwar, dann kommt aber nicht mehr viel, auch merkt man dann den geringeren Radstand: Das Fahrzeug schwankt leicht, bei Querrillen in der Kurve versetzt er zu Teilen, die Windgeräusche sind umfangreich hörbar. Außerdem tut das niedliche Leder-Sportlenkrad dann in den Händen weh: Nach dem Lederbezug kommt ein relativ harter Plastikkranz, der recht spitz zum Fahrer zuläuft: Das hinterließ bei mir in der Handfläche Druckpunkte, zumal man bei höheren Geschwindigkeiten stärker zugreift. Mir wurde dabei in den Kasseler Bergen mulmig. Also lieber wieder auf und um 180 km/h.
Und der Verbrauch?
Die Turbobenziner sind ja verschrien als Säufer bei Leistungsabforderung. Ich bin die Autobahnstrecken tatsächlich hauptsächlich im Geschwindigkeitsbereich 160-180-200 km/h gefahren: Odenwald-Heidelberg-Hamburg 6,7l auf der Rückfahrt 6,4l, maximal in den Kassel Bergen und am Main 7,4l. Das geht. Im Stadtbereich und bei Landstraße liegt man bei um die 5 Liter, bei sparsamen Fahren kann man auch eine 4 vor dem Komma erzeugen. Im wenig aussagekräftigen Momentanverbrauch bekommmt man ihn bei 200 km/h auf 15l/100 km. Im Alltag hatte ich ihn kombiniert bei 5-6l. Für einen 1200 kg schweres Benzinerfahrzeug für mich ok.
Fazit Läuft. Abgesehen von kleineren Schwächen ist der Polo sogar autobahntauglich geworden, er ist von Größe und Agilität vergleichbar mit einem Golf 2 mit etwa 107 PS. Erstaunlich spritzig ist dabei der Motor. Wer will, kann ohne Probleme auf Autobahnen zwischen der 2. und 3. Spur pendeln, ab 180 merkt man dann aber den Kleinwagen. Was auch der aktuelle Polo natürlich nicht ändern kann: Selbst wenn die Nadel bei 200 ist und der nachfolgende Mittel- oder Oberklasse-Wagen nur 10 km/h mehr schafft: Wer in einem Kleinwagen sitzt, wird genötigt auf deutschen Autobahnen, auch, wenn er nur im kurz im Überholvorgang ist. |
Mon Sep 03 22:31:49 CEST 2018 | Jack GT | Kommentare (4)
Lange habe ich nichts mehr geschrieben, da einfach keine Zeit. Nun ist es aber wieder einmal so weit. Dank eines unpassenden Ratschlages, gewisser eigener Doofheit als auch ungeplanter Ereignisse ergibt sich Schreib- oder auch Lesestoff. Und ein längerer Beitrag...
Der Vorlauf
Reperaturen kommen meist unpassend, selten passend. So war es auch bei unserem Kombi, einem Saab 9-3 II Sport Combi. Ein treuer Dauerläufer, aber im Stand zog der Gute Abgase in den Innenraum. Da ich nicht mehr die Zeit habe, selbst nachzuschauen, sollte meine kleine Werkstatt, die leider chronisch wenig Zeit hat, das Problem überprüfen. Diese konnte zuerst nichts finden, machte nach erneuter Suche einen undichten Krümmer aus, behob diesen beim letzten Werkstatttermin jedoch nicht. Parallel meldete sich das Zweimassenschwungrad,das verschleissmässig ausgetauscht werden will. Alles nicht wild, doch die Werkstatt hatte keinen Termin. Da aufgrund Krankheit in der Familie außerplanmäßig von Hamburg in den Odenwald gefahren werden musste, wurde die Werkstatt gefragt: Geht weiteres Fahren? Die Antwort lautete: Stadt eher ungünstig, Autobahn problemlos. Sicherheitshalber am Vortag das Auto auch einmal mitgenommen auf dem Weg zur Autobahn: läuft.
Lernen sie die A7 Schritt für Schritt kennen!
Also Frau und Kind eingeladen und ab geht's zur Mittagszeit. Wer von Hamburg auf der A7 nach Süden fährt, kann die Autobahn auch am Samstag kilometerweise kennenlernen: Mindestens 3 Baustellen, bei denen zum Teil auf eine Fahrspur am Wochenende reduziert wird. Den Baufortschritt kann man dann im Stand beobachten, oder bei Schrittgeschwindigkeit.
BMW für Lau
Bis Göttingen läuft alles langsam wieder. Wir machen Pause und als ich wieder zum Auto komme, steht ein älterer, aber gut gepflegter BMW-3er neben unserem Auto. Ohne Kennzeichen. Moment mal, der war doch vorher noch nicht da - ist der auf der AB ohne Kennzeichen vorne und hinten unterwegs gewesen? Oder entsorgt hier jemand seine Kiste? Eigentlich noch zu neu und zu gut gepflegt. Interessiert schaue ich durch das Fenster in den Innenraum. Da liegt im Beifahrerfußraum der Fahrzeugbrief und darunter der Schein. Auto zum Mitnehmen also? Bevor ich den Türgriff öffnen kann, fordert meine Frau mich zur Weiterfahrt auf, dass ist ihr nicht geheuer.
Falsche Vorhersage
Wir fahren diskutierend weiter, nachdem wir Fahrer und Beifahrersitz gewechselt haben: Warum stellt jemand sein Auto zum Mitnehmen hin? Handelt es sich um einen Verkauf? Oder ist da vielleicht ein kriminelles Geschäft im Gange? Aus unseren Überlegungen werden wir hinter Kassel durch einen Rums herausgeholt: Die Kiste hört sich plötzlich an, wie eine Harley Davidson und die Leistung ist deutlich reduziert. Während meine Frau das Auto am liebsten mitten auf der Spur abstellen will, lotse ich sie weiter zum nächsten Rastplatz, denn dieses Geräusch kann nur heißen: Der Auspufftrakt ist nicht mehr dicht.
Der Rastplatz ruft - bis zum Abwinken
Auf der Raststätte 'Markwald' kommen wir zum Stehen. Haube auf und nachgeschaut: Das in den Krümmer führende Flexrohr ist gerissen. Soviel zu "Autobahn problemlos". Weiterfahren geht auch nicht, denn die darüber befindliche Kabelbaumisolierung beginnt schon zu schmelzen. Bei Weiterfahrt gibt's mindestens Kabelsalat. Ich brauche also einen Abschlepper. Und rufe also bei meinem Autoclub an.
Gemeinsam nicht einsam: Leben mit Pannen
Währenddessen läuft neben uns eine noch recht neue Mercedes C-Klasse auf dem Parkplatz ein, mit rumänischem Kennzeichen. Während ich mich bei meinem Autoclub in der Warteschleife befinde, kommen nebenan drei Männer aus dem Auto, klappen die Motorhaube auf und betrachten voller Interesse das Aggregat. Da ich noch in der Warteschleife hänge, steige ich aus und schaue mit. Die Rumänen können kein Deutsch, ich kein Rumänisch. Über Handverständigung bekomme ich raus: Der Mercedes verbraucht wohl Öl und Wasser, weshalb das Auto erst einmal abkühlen soll. Ich schaue mir derweil den Mercedes-Motor an, der elegang am Ladeluftschlauch mittels Gaffa-Tape geflickt ist. Nach einiger Zeit sind sich die Rumänen einig: Wasser und Öl nachgießen, so wollen sie wohl in das Heimatland. Bei den Preisen einer deutschen Mercedes-Niederlassung dürfte die Reparatur auch ein Jahresgehalt kosten.
Ein bisschen Geduld...
Ich hänge noch immer in der Warteschleife der Notfallhotline meines Autoclubs. Moment mal, das Display zeigt schon 30 Minuten an. Die freundliche Bandansage säuselt dabei "noch einen Moment Geduld". Irgendwie fühle ich mich nicht ernstgenommen. Der Hinweis, dass ich auch auflegen könne, dann aber bei einem erneuten Anruf wieder in der Warteschleife von vorne anfange, hilft auch nicht wirklich weiter. Das ist mir bei meinem Autoclub noch nie passiert. Immerhin findet mein Nachwuchs das alles spannend: Denn da steht schon der nächste mit Defekt.
Zeit für den Abschlepper: Einer für alle?
Nach 40 Minuten in der Warteschleife - wir erleben mittlerweile einen schönen Sonnenuntergang -habe ich tatsächlich ein menschliches Gegenüber am Telefon. Leicht angesäuert frage ich erst einmal, was der Autoclub wohl unter "ein bischen mehr Geduld" versteht, wenn 40 Minuten "noch einen Moment Geduld" bedeuteten. Und, ob die Notfallhotline heute aus einer Person besteht. Die sich mittlerweile leicht gequält anhörende Dame am Hörer erzählt daraufhin, heute würden die Leitungen brennen - sie kämen nicht hinterher. Also brav die Koordinaten und das Probem durchgegeben - und warten auf den Anruf des Abschleppers.
Und kaum zu glauben: Ein paar Minuten später kommt auch der Abschlepper. Der allerdings fährt weiter, denn es steht schon das nächste Auto auf dem Parkplatz: Ein Touran, der aus dem Auspuff wie eine Dampflok raucht. Mein Kind will sich den Abschlepper angucken, also stehen wir kurze Zeit später daneben und kommen in das Gespräch: Der Fahrer berichtet, er habe weiterfahren wollen, aber die weißen Wolken seien ihm spanisch vorgekommen. Er tippe auf Turbodefekt, der Abschlepper auch. Er kenne das auch schon von einer Panne aus Schweden, wo er schon einen Turbo eingebüßt habe. Er habe heute schon mehrere VW's mit Pannen gesehen, dieser VW sei damit auch sein letzter. Wir überlegen noch gemeinsam, wer wohl die dickere Rechnung bekommt, dann ist er weg.
Das Leben auf dem Rastplatz: Nomaden der Autobahn
Kurz darauf meldet sich "mein Abschlepper" - er ist nun auf dem Weg zu mir. Das Rastplatzleben hat begonnen: Polnische Kleintransporterfahrer, die offensichtlich auf der Autobahn leben, habe ihr Abendessen zwischen den Transportern gegessen, waschen nun ihre Wäsche auf dem Rastplatztisch und kommen langsam zum Dessert: gegenseitiges Zuprosten mit Wodka. Dazu wird Musik aus geöffneten Autotüren moderat laut gehört: Nomaden gibt es also noch. Bei Dunkelheit und eine Stunde später kommt der Abschlepper. Wir schauen uns gemeinsam den Schaden an, er kommt zum gleiche Resultat wie ich: Keine Weiterfahrt, schleppen zur nächsten Werkstatt. Auto rauffahren, dann alle in die Doppelkabine.
Ab in die Pampa
Der Abschlepperfahrer ist freundlich: Er berichtet darüber, extra mit Doppelkabine angefahren zu sein, damit auch alle reinpassen, zudem stellt er mir die Wahl, in welche Werkstatt ich möchte: Marke, freie, oder... Mir geht es tatsächlich um die nächste Werkstatt. Währenddessen erzählt er über einen Tag voller Einsätze und das sie Schwierigkeiten haben, Leute zu finden, die den Abschleppjob machen wollen: verdammt viel zu tun. Zuvor habe er von diesem Parkplatz Dänen mit Wohnwagen abgeschleppt, die eine Panne haben, ebenfalls zur nächsten Werkstatt.
Dort kommen wir auch an, und wer steht da? Die Dänen in Ihrem Wohnwagen hinten auf dem Händlerparkplatz. "Ah, da sind ja meine Dänen. Dachte ich mir's doch, dass es schwierig ist, einen Mietwagen mit Anhängerkupplung zu bekommen" sagt unser Fahrer. Wir laden im Dunkel auf dem Parkplatz ab, plötzlich steht der Däne neben mir. Da ich ein bisschen dänisch kann, erzählt er mir, dass er davon ausging, dass ich ihm sein "ny bil" - seinen neuen Wagen bringe. Er kommt aus Aalborg, wollte mit Familie gen Süden. Das wird heute wohl nix.
Lost in Space
Der Abschlepper empfiehlt uns, den Autoclub anzurufen, denn er hat schon den nächsten Auftrag. Außerdem hinterlässt er mir eine Taxi-Telefonnummer. Nun stehen wir auf einem dunklen Parkplatz eines Händlers, das Kind schläft im Kindersitz, und ich bin wieder in der Warteschleife. Diesmal nur 15 Minuten - man wird genügsam. Ich habe die gleiche Dame wieder dran, die mich schon mit Namen und Nummer kennt "ich habe ihre Nummer gesehen, da habe ich mir gedacht, ich übernehme sie". Na denn, mittlerweile sind wir schon fast im Plausch. Ich teile ihr mit, wo ich stehe, sie versucht, einen Mietwagen zu organisieren. Kurz teilt sie mir mit, ich sei in einer ländlichen Gegend; gut möglich, dass sie keinen Vermieter finde, der noch aufhabe, vielleicht müssten wir hier in einem Hotel übernachten. Sie verspricht, sich schnell wieder zu melden.
Leicht defekt, aber fahrtauglich
Kurz darauf ruft sie wieder an. Ja, sie habe noch einen Vermieter ausfindig machen können in Kassel. Der habe allerdings nur bis Zwölf offen. Wir sollten uns möglichst schnell ein Taxi organisieren. Die Adresse gibt sie mir. Nun rufe ich beim Taxiunternehmen an, schildere die Situation. In einer Viertelstunde soll die Taxe da sein. Ich bespreche schon mit meiner Frau: Kind und Frau mit, gepacktes Auto erst einmal stehen lassen um Zeit zu sparen. Währenddessen versuche ich die Autovermietung in Kassel zu erreichen, damit die mir nicht die Tür vor der Nase zumachen. Glücklicherweise habe ich auch einen Mitarbeiter der Deutschland-Hotline des Autovermierters in Nullkommanix dran. Während ich ihm noch die Lage zu erklären versuche, fährt die Taxe an uns vorbei, sie hat uns nicht gesehen. Ich renne telefonierend hinterher und beschließe, den Anruf zu beenden, damit ich rufen und besser laufen kann. Als die Taxe wendet, erwische ich sie, der Fahrer scheint leicht erschreckt, als ich rufend aus dem Dunkel auftauche. Ich erkläre ihm die Lage, danach baue ich den Kindersitz mit dem schlafenden Kind in die Taxe um.
Unterwegs komme ich in das Gespräch mit dem Taxifahrer. Der will auf die Autobahn, da die Taxe - ein Mercedes-E-Klasse-Kombi - auch ein Problem hat. Der Hinterachsniveauausgleich ist defekt, bei den Kurven im hessischen Hochland ist das "Hinterteil" recht unruhig. Der Fahrer entschliesst sich daher, auf die Autobahn zu gehen: Dies spare Zeit und der Wagen liege besser. Na denn.
Die Autovermietung oder: Wo die Abschlepper Pause machen
Tatsächlich komme ich kurz vor zwölf bei der Kasseler Autovermietung an. Dort stehen etwa 3 Abschleppfahrer, die gerade Pause machen. Auch sie können heute über diverse Einsätze berichten. Der Kindersitz steht mit schlafendem Kind am Tresen, die Dame dahinter bemerkt, so wolle sie auch einmal befördert werden. Wie sich raustellt, hat die gute Frau auch nur noch ein vermietbares Auto: Einen Polo. Der Rest sei heute schon gebucht worden. Sollten wir unser Zeug aus dem Kombi nicht darein bekommen, säßen wir fest. Wir nehmen also an. Ich baue den Kindersitz in das nächste Auto, dann geht es zurück und wir laden in der hessichen Pampa um. Mein Kind schläft auf der restlichen Fahrt schlecht, weil der Reboarder (ein rückwärts gewandter Kindersitz) durch den geringen Platz sehr aufrecht steht und der Kopf immer abknickt. Aber ich will ja nicht meckern. Immerhin kommen wir um 3.10h im Odenwald an - und haben für 600 km Fahrt 14 Stunden gebraucht. Mit Ausnahme von Bahn und Binnenschiffahrt haben wir dafür allerdings fast alle Verkehrsmittel gesehen.
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Sat Mar 18 00:52:22 CET 2017 | Jack GT | Kommentare (10)
Nein, es hilft nix: Zuviele Autos. Zeit also, sich vom heiß geliebten Blechle zu trennen. Und darüber berichtet dieser Artikel.
Also ran an die Buletten: Muß der 16V, also der Golf 2 Sechzehnventiler gehen?
Nein, keiner ist älter. Mein erstes Auto. Keinen habe ich länger, in keinen mehr Liebe gesteckt. Meine bessere Hälfte will ihn immer abschaffen. Aber er bleibt. Dafür stecken in ihm einfach zu viele Erinnerungen. Und alle, die mit mir an ihm geschraubt haben, würden mich töten. Er wird bei mir immer eine Garage haben. Was nichts daran ändert, dass der TÜV abgelaufen ist und das Teves-ABS irgendwo Bremsflüssigkeit verliert. Eine neue ABS-Hydraulikeinheit bei einem Golf 2 zu finden, wird sicher lustig (denn ich nehme an, dass er da undicht ist). Komischerweise beginnt er nur zu lecken, wenn er lange steht.
Bullying the Bulli?
Den T4-Bulli also (weg)mobben? Bei dem steht immerhin der eine Schweller an, der ein zigarettenschachtelgroßes Loch hat, dass der erste Tüffer erfolgreich weggeredet ("das machen sie mal in den nächsten zwei Jahren, ist ja nicht schlimm") und der zweite beim letzten Tüv übersehen hat. Aber auch hier: Der ist uns von Schweden bis Afrika ans Herz gewachsen. Ich könnte mir sogar vorstellen, ihm ein neues Aufstelldach zu kaufen...
Troll adé?
Der Saab 9³ Sportcombi ist mein täglicher Begleiter geworden. Da er auch fast alle Transportaufgaben übernimmt, das sicherste Auto im Bestand und für die neue Fahrgemeinschaft häufiger als Disko (dank seines famosenen Soundsystems) im Einsatz ist, kann ich auf ihn nicht verzichten. Wenn ich ihn weggäbe, reißt mir wiederum meine Frau zudem den Hals ab. Bleibt also auch.
Vorbei für Nummer Drei?
Und so kam es, wie es kommen musste: Der Golf 3 (GT) musste weichen. Insbesondere, da die typische Golf 3-Krankheit vorlag: Beide Schweller durch, die vorderen Kotflügel auch. Bei 330.000 km dichtete er nicht mehr gut ab, verlor Flüssigkeiten, obwohl die volle Leistung noch da war. Da ich keine Zeit mehr habe, mich um Fahrzeuge viel zu kümmern und sich sowohl unser Schrauber als auch Werkstätten weigerten, am Golf zu schweissen (da er ja in Dänemark holraumkonserviert wurde), haben wir viele Teile ausgebaut, dann kam Kiesow. Was weh tat: Als der Kiesow-Abschlepper einfach ein Stahlseil durch den Innenraum gezogen hat, um den Dreier aufzuladen. Ruhe er in Frieden, lange hat er uns begleitet. Leider war die Erhaltung jenseits jeglichem Sinn. Und man hätte jedes Jahr etwas machen müssen...
In Hamburg sagt man Tschüss:
Was mit dem babyblauen Zweier? Den habe ich ja aus dem Dornröschenschlaf befreit und ihm ein zweites Leben gegeben. Viel war zu sanieren, bevor er wieder fuhr. Wie der Tüffer sagte: Der ist für einen Zweier aber kein Aushängeschild. In Verbindung mit dem Prüfer, der selbst einen Golf 2 fuhr und sich viel Zeit nahm, alle "schlechten" Stellen ausfindig zu machen, wurden viele neue Bleche und Teile eingezogen. Danach lief er richtig gut. Doch: Nicht günstig für Famile und Kind: zu klein, zu wenig sicher. Und im Gegensatz zum 16V keinen Bestandsschutz. Also habe ich ihn einen Sommer gefahren, wir haben einen sehr schönen Sommer mit ihm am Meer verbracht. Jetzt ist er verkauft und hat einen freundlichen neuen Besitzer, der hoffentlich mit ihm gut umgeht.
Einer für alle: Polo spielen?
Bleibt noch der Polo: Mit etwa 96.000 km habe ich ihn übernommen, den XXL mit dem Sonderlack "Pistazi". Und er lief gut: Mittlerweile hat er 240.000 km auf der Uhr. Die letzten 4 Jahre lief er in einem Fahrprofil, für das er eigentlich gar nicht gemacht war. 100 km Autobahn in der Fahrgemeinschaft fast täglich, immer 140-150 km/h auf der A7 mit 5 Personen. Die Fahrgemeinschaft hatte ihn "Luigi" getauft, sie fanden, er war ein kleiner feuriger Italiener. Bei den anderen Fahrgemeinschaften hatte er den Spitznamen "Race-Polo", weil wir mit ihm meistens links vorbeiführen. In Hamburg wurde ich aufgrund seiner auffälligen grünen Farbe immer mal wieder von Kollegen, die ich gar nicht kannte, angesprochen. Zugunsten des Trolls wurde er abgestellt, die Fahrgemeinschaft weinte ihm hinterher. Nun steht er schon länger in der Garage, der TÜV ist mittlerweile abgelaufen. Wenn man ihn wieder in Betrieb nehmen will, muss investiert werden. Was tun? Gute Frage...
Und sonst?
Der Troll läuft, läuft und läuft. Mittlerweile habe ich mit ihm die Erde einmal umrundet (40.000 km), er hält sich gut. Insbesondere der Verbrauch von durchschnittlich zwischen 5,2 und 5,7l bei knapp 200 Pferden ist äußerst erfreulich. Jetzt steht wieder einmal eine kleine Inspektion an. Vielleicht auch Zeit, einmal ein Fazit über die bis jetzt gemachten Erfahrungen zu ziehen. Ehrlich gesagt, ich habe mich mit Saab so gut angefreundet (insbesondere auch die Community ist unbezahlbar gut), dass ich über einen 9-5er nachdenke... Insbesondere über den 9-5er NG. Der letzte große Saab. Ein Auto, dem die Zukunft genommen wurde, der eine interessante Silhouette hat. Als Kombi nicht ranzukommen, als Limousine mit etwa 300 Stück in Deutschland sehr selten.
Aber ich wollte ja Fahrzeuge reduzieren . Einer muß noch gehen. Nur welcher? |
Tue Feb 28 22:45:36 CET 2017 | Jack GT | Kommentare (3) | Stichworte: KIA Anzeige Probefahrt sonderbar
Eine kleine lustige Begebenheit bringt mich hier zum Schreiben: Vor kurzem flatterte mir eine KIA-Werbung in den Briefkasten, der zu einer Probefahrt aufforderte. Da mein Saab-Händler auch KIA vertreibt und auf meinem Arbeitsweg liegt, kam die Idee, dort vorbeizufahren.
Nun ist KIA in meinen Augen eine Nischenmarke. Nichts, was ich besonders kenne, oder mir in das Auge fällt. Interessant wurde die Marke nur dadurch, dass mein Händler sie auch vertreibt. 3 Händler hat die Marke in Hamburg, einige im Hamburger Umland. Ich ging davon aus, dass bei einer Werbeaktion in Hamburger Haushalten die Händler fast schon Spalier stehen, denn KIA ist IMHO im Alltag nicht häufig - sollten die Händler nicht schnell viele neue Kunden gewinnen wollen und mit Probefahrtautos nur so um sich werfen?
Umso erstaunlicher: Als ich sicherheitshalber vorher anrief, um nachzufragen, ob ich auf meinem Arbeitsrückweg kurz einen KIA Optima Sportwagen probefahren könne, teilte man mir mit, dass müsse man erst kurz klären. Kurze Zeit später erfolgte ein freundlicher Rückruf: Man könne gerade keine Probefahrt anbieten, dass einzige Auto des Typs sei heute verkauft worden, ein Alternativtermin wurde allerdings angeboten. Das wunderte mich doch sehr: Normalerweise kenne ich es, dass bei Probefahrten im VAG-Konzern eigentlich immer schnell ein Fahrzeug zur Hand ist.
Aber warum so schnell aufgeben: Auf meinem Nachhauseweg liegt ja auch noch der zweite von drei Hamburger KIA-Händlern. Also einen kurzen Stopp eingelegt, rein bei diesem Händler und nachgefragt. Aber kaum zu glauben: Die ebenso freundliche Belegschaft teilte mir mit, das einzige Exemplar dieses Typs habe der Chef schon mit in das Wochenende genommen.
Das machte mich baff: Offensichtlich kommt man an einen KIA nicht leicht dran. Ich hätte anderes erwartet von einem Importeur.
Um aber das positive Ende nicht vorzuenthalten: Mein Saab-"Kombinationshändler" hat sich "Nachschub" liefern lassen und mir heute eine Probefahrt angeboten, die ich auch wahrgenommen habe. Tatsächlich gibt es auch noch ein Probefahrt-Gewinnspiel über ein Jahr, bei dem ich ein Kärtchen geschrieben habe. Sollte da etwas herauskommen, lest ihr dann natürlich ein bischen mehr von KIA.
Nichtsdestotrotz wollte ich euch die lustige Geschichte vom nicht-verfügbaren Probefahrtauto aber nicht vorenthalten. Gibt es eurerseits ähnliche Erfahrungen mit Automarken? |
Wed Nov 25 23:48:38 CET 2015 | Jack GT | Kommentare (15)
Da ich gerade mal wieder in Dänemark bin und etwas Zeit habe, beschäftige ich mich natürlich mit dem Licht.
Diesmal muß der Troll herhalten. Ausgestattet mit Xenon ist am Haupt- und Fahrlicht nicht mehr viel auszusetzen.
Eher kosmetischer Natur stört mich der Übergang zum Positions- bzw. Standlicht: Im Gegensatz zum Xenon ist dieses nämlich einfach nur gelb. Hinten werkeln schon seit geraumer Zeit LED-Kennzeichenbeleuchtungen, die mit den werksseitigen LED-Heckleuchten gut harmonieren:
Nichts Neues werden viele sagen, das hat schon tausend Menschen gestört. Völlig richtig. Viele Beiträge habe ich dazu gelesen, viel schlauer bin ich nicht geworden. Immer noch weiß ich nämlich nicht, welches Standlicht-Leuchtmittel optimal mit dem Xenon-Fahrlicht-Brenner harmoniert.
Also erst einmal in Dänemark eingekauft: Osram Cool Blue Intense, Osram Ledriving W5W (und blaue W5W noch liegen gehabt).
Achtung: Es ist sehr schwer, die eigentlichen Eindrücke auf die Kamera zu bannen, da der echte Eindruck immer noch einmal anders aussieht (die LED wirken weniger punktförmig und heller im weiß, die Cool Blue Intense weiß-gelber mit Schimmern von blau, die blaue W5W dunkler). Die LED-Lichtfarbe zeigt sich am besten auf den Tagbildern.
Nun zu den drei Kandidaten:
Osram Ledriving 6000k W5W
Am Abend erst einmal die Osram Ledriving 6000k verbaut:
... und festgestellt: Ein deutlicher Unterschied:
So sehen beide Ledriving 6000k aus:
Zudem ist das LED-Standlicht deutliche heller als die normalen Standlichtmittel und nicht legal im Bereich der StVZO. Der Preis liegt im Bereich von 10€/Stck. Auch produziert durch den fehlenden Widerstand (der bei Osram zugekauft werden kann) das CAN-Bus-System eine Fehlermeldung (Saab spezifisch blitzen auch bei CAN-Bus-fähigen LED's die LED, weil das System mehrfach die Leuchtmittel testet, nur entfält dann die Fehlermeldung):
Leider harmoniert das LED-Leuchtmittel nicht 100%ig mit der Xenon-Lichtfarbe:
Hier noch etwas besser zu sehen, wobei das Licht nur bei abgeblender Kameralinse punktartig erscheint, ingesamt gut streut:
Das LED w5w-Leuchtmittel ist hier sogar etwas kaltweißer als das leicht wärmere Xenon-Licht mit 4350k. Ob die 4000k-LED-Serie von Osram näher dran ist, konnte ich leider nicht prüfen, da im Laden nicht vorhanden.
Glaubt man diesem Vergleichsbild, dann wäre die 4000k Ledriving-LED wohl allerdings eher warmweiß:
(Quelle: http://www.hidplanet.com/.../t-45360.html?...)
Hier noch ein paar Vergleiche: LED-w5w mit Xenon-HSW, Nebelscheinwerfer:
Osram Cool Blue Intense W5W
Als nächstes zum Vergleich die Osram Cool Blue Intense eingesetzt:
Damals hatte ich keine guten Erfahrungen mit den Cool Blue gemacht, fand diese überhaupt nicht blau. Da laut anderen Foren die "Intense" blauer als die Vorgänger sein sollen (Angabe von Osram (bis zu 4000k), habe ich sie eingekauft.
Also eingesetzt:
Die Cool Blue war - wie schon früher, nicht blau. Ein recht weißes Licht, dabei sowohl gelbe als auch leicht bläuliche Farbanteile, wobei die gelben überwogen:
Die Cool Blue Intense ist zwar nicht blau, jedoch heller als normale Standlichtmittel. Dadurch, dass sie recht gelblich-weiß ist, erscheint das Xenon dann im Gegensatz zu normalen Standlichtern auch nicht mehr so blau. So ergibt sich ein lustiger Effekt: Das Xenon-Leuchtmittel wirkt mit der Cool Blue Intense dann eher wie ein Halogenleuchtmittel. Im Vergleich (wobei dies leider schlecht sichtbar ist):
Ein Vergleichsbild zeigt links bei eingeschaltetem Xenon links die Ledriving und rechts die Cool Blue Intense - aufgrund der hohen Blendung kann man nur erahnen, dass das Lichtbild links blauer ist:
Noname W5W blau gefärbt
Zum Abschluss habe ich noch ein paar Noname-W5W in blau eingesetzt, die sich bei mir noch im Werkzeugkoffer angesammelt hatten:
Diese scheinen identisch mit normalen W5W-Leuchtmitteln, nur die Glaskolben sind blau gefärbt. Eingesetzt als Standlichter zeigen sich diese deutlich blau. Dabei sind sie blauer und dunkler als die Cool Blue Intense, weniger hell als die Ledriving-LEDs, zu denen sie im Vergleich deutlich dunkel wirken:
Und hier der Blick auf den Scheinwerfer selbst mit den Noname W5W in blau:
Hier noch einmal der direkte Unterschied zwischen Leddriving 6000k und blauen Noname W5W:
Da mir ungünstigerweise die zweite Cool Blue Intense im Auto runtergefallen ist und ich sie nicht mehr finden kann, bleibt momentan nur, die Ledriving 6000k weiterzufahren, zumindest in Dänemark sind diese nicht verboten.
Hier also noch ein paar Impressionen zu den Ledriving:
Fazit
Was kann man nach diesem Test sagen:
1. Die Osram Ledriving-W5W-LED ist etwa doppelt so hell wie alle anderen Leuchtmittel. Sie ist (im Gegensatz zu den Fotos) nur leicht blauer als das Xenon (weil 6000k statt 4350k). Ob dies mit den 4000k-LED's auch auftreten würde, wäre zu testen. Der Scheinwerfer wirkt mit ihr am ehesten an der neuen Lichttechnik "dran". Im Bereich der StVZO ist das Leuchtmittel nicht zulässig und ohne Ballastwiderstand gibt's bei CAN-Bus-Fahrzeugen eine Fehlemeldung. Mit ca. 10€/LED ist die Osram Ledriving das teuerste Leuchtmittel im Test.
2. Die Osram Cool Blue Intense W5W ist heller als normale W5W-Leuchtmittel, ca. 30%. Blau ist an ihr maximal die leichte Reflektion. Ansonsten ist das Licht weiß mit leichte gelben Reflektionen. Sie ist gelber als (4350k-)Xenon, erreicht keine 4000k. Sie ist deutlich gelber als ein Xenon-Leuchtmittel, jedoch näher an der Leuchtfarbe als die Standard-W5W. Das Xenon fällt weniger blau ins Auge, Xenon wirkt im Vergleich dann eher wie ein Halogenleuchtmittel. Sie ist im Bereich der StVZO zugelassen, erzeugt keine Fehlermeldung. Mit ca. 6€/Lampe ist die Cool Blue Intense teuerer als Standardleuchtmittel, aber im mittleren Bereich.
3. Das Noname-blau-W5W-Leuchtmittel ist das blaueste Leuchtmittel in diesem Test. Es weniger hell als Xenon und auch Cool Blue Intense, entspricht einer leicht dunkleren W5W-Standardleuchte. Die Leuchtfarbe ist durch das blau recht nah am Xenon, aber sehr dunkel. Klar sichtbar ist, dass es sich um eine blau gefärbte Glühlampe handelt, die blaue Ausleuchtung wirkt daher "hobbymässiger" als bei der LED. Im Bereich der StVZO ist sie nicht zugelassen, erzeugt keine Fehlermeldung. Mit ca. 2€/Lampe ist sie das günstigste Leuchtmittel im Test.
4. Keines der Leuchtmittel erreicht die Farbe des (4300k-) Xenon-Brenners. Die LED's sind etwas zu kaltweiß, die Cool Blue Intense etwas zu gelb, die Noname-W5W blau, aber zu dunkel. LED und blaue Noname-W5W sind zudem im StVZO-Bereich nicht zugelassen. Vom Effekt her würde ich den Xenons die LEDs noch am nächsten ansehen.
Das war's. In der Wissenschaft würde man sagen: "Weitere Forschung nötig", denn richtig viel schlauer auf dem Weg zum (legalen) Xenon-ähnlichen Standlichtleuchtmittel bin ich auch nach dem Test nicht. Trotzdem hoffe ich, dass bei der ganzen Mühe ein bischen Info für Euch dabei war. Gibt's Tipps für ein passendes Xenon-nahes Leuchtmittel von euch? |
Thu Oct 15 02:43:26 CEST 2015 | Jack GT | Kommentare (15)
Irgendwie "schulde" ich noch einen Folgeartikel aus der Autokauf-Frage. Und eine Antwort, wie denn die Fahrt zu den Autobesichtigungen ausgegangen ist. Vielen Dank für Eure Antworten aus dem Vorartikel, mit denen ich auf Tour gegangen bin.
Die Suchkriterien
- Kombi - Diesel - Schiebedach (kein Sommer ohne Schiebedach...) - Nebelscheinwerfer (bis jetzt bei jedem Auto selbst nachgerüstet, es reicht...) - Xenon (so gute Ausleuchtung wie möglich, LED kommt beim Preisniveau nicht infrage) - Anhängerkupplung (siehe Nebelscheinwerfer...)
Spannend: Eigentlich dachte ich ja, etwa 20 Fahrzeuge gefunden zu haben. Bei genauerem Durchlesen der Texte zu den Inseraten stimmten diese aber z.T. wiederum nicht mit den angegeben Suchkriterien. Nur ein Fahrzeug passte letztlich: Ein wuppertaler Passat 3C, der alle Kriterien erfüllte. Bei der Besichtigung stellte sich dann aber auch heraus, dass er das angegebene Xenon gar nicht besaß...
Man kann nicht alles haben...
Also kein Auto mit den angegebenen Kriterien im Preisrange. Was tun?
Entweder mehr Geld ausgeben oder überlegen, was man am einfachsten nachrüsten kann: die Anhängerkupplung wahrscheinlich - habe ich ja schon diverse Male gemacht, ich bin also schon etwas "in Übung" .
Blieben nun eigentlich nur noch Volvos und Saabs mit den Kriterien übrig. Das passte, da ich es eh mit Skandinavien habe.
Den besten Eindruck hinterließ ein Mindener Saab 9³ Sportkombi, den ich mir auch anschaute. Das Fahrzeug machte einen fast neuwertigen Eindruck und noch besser: Der erste und einzige Voreigentümer hatte penibel in einem Aktenordner jegliche Investition im Auto samt Mietwagen bei Inspektionen dokumentiert. Dass der Erstbesitzer nicht ganz sauber vernähte Ledernähte in einer Kopfstütze reklamiert hatte, bestärkte mich in der Ansicht, dass das Fahrzeug penibel gepflegt und aufgrund der Laufleistung gewechselt worden war (zu dem Zeitpunkt etwa 170 tkm).
Zudem waren Saab's aufgrund der Saab-Insolvenz (und der unsicheren Zukunft des Rechtsnachfolgers NEVS) im Preis gedrückt. Was nur wenige auf dem Schirm haben: Der schwedische Staat hat die Saab-Ersatzteilproduktion mehr oder weniger verstaatlicht (läuft unter Orio AB), um die Ersatzteileversorgung zu sichern, denn in Schweden fahren einfach zu viele Saabs herum.
Also mit dem gewerblichen Verkäufer gefeilscht, wobei er nach Rücksprache mit seinem Chef einem reduzierten Verkaufspreis sowie zwei Kaufverträgen zustimmte (aufgrund des Preisnachlasses wollte er keine Garantie geben, wir wiederum wollten eine Haftung bei schweren Mängeln, was dann zu zwei entsprechenden Verträgen führte ).
Der Vierrad-Zerknall-Treibling
Der 9³ stammt aus der GM-Zeit, was zu günstigeren Ersatzteilpreisen, aber auch zu Folgen aus dem GM-Spardiktat führt. Mein 2007er entstammt der Zeit vor dem letzten Facelift (hat also noch nicht den "Darth-Vader-Grill", aber schon den neuen Innenraum). Bis auf Frontdesign und Heck entspricht er dem aktuell letztmalig gebauten 9³, dem letzten Saab-Modell, das Saab wohl, wie böse Zungen behaupten, vor GM retten konnte, weil die Saab-Ingenieure die Patente auf Saab, nicht auf GM anmeldeten. Es gab/gibt ihn als Cabrio, Limousine und als Sportkombi sowie offroadmässig "aufgepeppt" (also 9-3x) in 4 Ausführungen: Arc, Linear, Vector, Aero (die höchste Ausstattungsvariante). Meiner ist ein Vector, somit die zweithöchste Ausstattungslinie, wobei der Vorbesitzer fast bis zur Vollausstattung außer Navi geordert hat.
"Dat löppt:"
Was an dem Troll (wie eingefleischte Saab-Fahrer ihre aus Trollhätten stammenden Fahrzeuge nennen) gefällt, ist sein guter Komfort, der wertige Innenraum, die gute Dämmung und der Spritverbrauch. Der 1,9l Common-Rail Turbodiesel aus der GM-Zeit stammt von Fiat-Powertrain/Opel und besitzt 16 Ventile, da Saab ein aus eigenen Hause nur Vierzylinder-Turbodiesel anbietet und ist ein leicht rauher Geselle, der aber mit viel Zug entschädigt. Erstaunlich ist der Verbrauch: Bei meiner Kombination aus Stadt, Autobahn und Landstraße fahre ich bei vorsichtigem Gasfuß das nicht eben leichte Fahrzeug um 5,4l/100 km. Gut ist Saab der Spagat zwischen Komfort und Dynamik gelungen: Der Vector hat nicht das härtere Aero-Fahrwerk, ist aber sportlich abgestimmt. Er federt einen Großteil der Schwingungen und Querrillen weg, gibt aber Rückmeldung. Über 200 km/h in den Kurven der Kasseler Berge wird er dann aber etwas zappelig mit dem Heck. Gut auch, dass Saab neben den elektronischen Helfern immer einen manuellen Eingriff zulässt. Besonders gut gefällt mir das Cockpit: Nicht zu viele Knöpfe, sinnvoll angeordnet und intuitiv verständlich. Mein Vater, der bei neuen Fahrzeugen immer mit der Schaltermenge hadert, findet sich ohne Problem zurecht. Die Knöpfe sind zudem so angeordnet, dass man sie auch mit Handschuhen bedienen kann - eine schwedische Spezialität, ebenso wie das Nightpanel, in dem man in der Nacht alle außer den gerade benötigten Armaturen abschalten kann, um Ablenkung zu reduzieren.
"Dat is schiete:"
Bis jetzt gibt es nicht viel zu kritisieren. Am Diesel sind's die Drallklappen, die natürlich defekt waren (Gestänge defekt), Ersatz ist aber für 30€ zu beschaffen. Zudem ist der Motor aufgrund des größeren Motorraums recht arbeitsfreundlich angeordnet. Ärgern tun die mindestens 30-GM-Prozent, die in dem Auto stecken. Ein Beispiel gefällig: Die Saab-Spezialität der mitlenkenden Hinterachse um höhere Kurvengeschwindigkeiten fahren zu können. Nur leider stecken in ihr GM-Schrauben. Und GM spart offensichtlich bei Universalteilen, wie den Schrauben: Bei einer Fahrwerkseinstellung riß die Werkstatt eine Schraube ab. Da mir dies bei meinen alten VW's niemals passiert war, ging ich von einem unfähigen Mechaniker aus, und versuchte nach entsprechendem "Einweichen" die nächste, dicke Schraube zu lösen: Sie riß ebenfalls ab. Bei dem Schraubendurchmesser kaum zu glauben. Das soll bei den GM-Schrauben keine Seltenheit sein, glaubt man den Forenberichten. Zudem ist Saab eine Apotheke, da man fast immer auf Konzernteile zurückgreifen muß, der Aftermarkt nicht so groß ist. Wem der Groschen locker sitzt, kauft beim Saab-Händler eine Schraube für 4€/Stück, bei der man bei VW 80 Cent zahlen würde...
"Un nu?"
Was kann man als Fazit sagen: Der Saab ist ein schönes Auto, nicht ganz so wertig, wie ein "alter" Saab, aber vom Komfort gemütlich wie ein Wohnzimmer und sehr sicher. Dazu gehört eine begeisterte Community, die sehr hilfsbereit und äußerst verliebt in die Marke ist ("more than an car"). Ich habe den Troll schon ins Herz geschlossen, gerade auf der Langstrecke ist er ein Fahrzeug, dass einen entspannt ankommen lässt, dabei durch die Marke etwas aus dem Einheitseinerlei herausfällt, wobei manche die etwas spezielle Seitenlinie mit dem Saab-spezifischen "hockey-stick" die Gemüter entzweit. Ein günstiges Fahrzeug ist er aber nicht: Die Ersatzteile sind teuer, auch die Versicherung lässt sich den Individualismus bezahlen. Was mit der Mutterfirma passiert, weiß keiner genau, allerdings ist die Ersatzteilversorgung über die Verstaatlichung gesichert. Der Diesel knausert mit dem Sprit, auch die Rostvorsorge scheint auf nordische Winter ausgelegt. Und man wird erstaunlich häufig von Menschen angesprochen, die einem eine Geschichte von ihrem alten Saab erzählen.
Hier noch ein paar Bilder vom Einsatz:
Zum Abschluss: Ein Video aus den Tagen, als Saab noch ein Performance-Werk-Team hatte, das zeigte, was man mit den Fahrzeugen alles anstellen kann:
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Sat Jun 27 01:23:24 CEST 2015 | Jack GT | Kommentare (7)
Immer um die Urlaubszeit kommt unser Bulli an's laufen. Den größten Teil des Jahres schläft der mittlerweile knapp 25 Jahre alte VW T4 in einem Schuppen, um dann gefordert zu werden. Bei mittlerweile 6 Erdumrundungen (also 240.000 km) fällt dann auch der eine oder andere Verschleiss an - so neulich passiert in Südschweden. Der Inhalt dieses Beitrags erzählt über dieses kleine Malheur und einen findigen Kundenberater.
Alles hat einen Anfang...
Der Ursprung des Defektes liegt eigentlich schon mehrere Jahre zurück. Zu diesem Zeitpunkt versuchte ein Mensch sich von hinten nach vorne im Bulli zu bewegen und kollidierte mit dem Schalthebel. Wie man gut auf dem Innenraumbild sehen kann, ist es keine gute Idee, sich zwischen Stuhl und Schalthebel vorbeizuquetschen, sondern man "umläuft" ihn schlauerweise am Armaturenbrett. Das wusste betreffender Mensch aber leider nicht, was dazu führte, dass sich seitdem der 1. Gang schwer einlegen lässt. Und ja, wäre ich schlauer gewesen, dann hätte ich die Schaltung neu eingestellt (aber bekannntlich ist man hinterher ja sowieso schlauer...).
Ab in den Norden!
Dieses Jahr ging's geplant wieder einmal in den Norden (Ziel: Schärengärten). Da der alte Trecker ein Fortbewegungsmittel für gemütliche reisende Menschen ist, fahren wir weder schnell, noch rasten wir wenig. So fuhren wir nach ausführlicher Besichtigung im schwedischen Helsingborg erst am Nachmittag Richtung nördlicher Küstenschnellstraße ab. Wir hatten allerdings die Rechnung ohne Rushhour und Kreisverkehr gemacht. Beide gibt es auch in Schweden und wenn eine vielbefahrene Autobahnausfahrt und eine mindestens genauso befahrene Schnellstraße in einem Kreisverkehr zusammentreffen, führt dies zu furchtbaren Staus. Das wiederum sorgte dafür, dass ich andauernd in den 1. Gang schalten und auskuppeln musste.
Kreisverkehr integriert
Endlich in den Kreisel eingeschert, freute ich mich, den Kreisverkehr hinter mir zu haben. Also ab in den 2. Gang - dachte ich. Der war aber nicht mehr anzutreffen. Stattdessen hatte ich den Kreisverkehr nun in der Schaltung - ich konnte in alle Richtungen rühren, ohne einen Gang zu finden. Glücklicherweise hatten wir durch die Beschleunigung im "gegangenen" 1. Gang noch ein bißchen Geschwindigkeit und ich rollte auf der leicht abschüssigen Schnellstraße mit einem Pulk Autos hinter mir bei eingeschaltetem Warnblinker entlang.
Treffer...
Nachdem ich eine Ausfahrt in ein Industriegebiet sah, rollte ich dort von der Schnellstraße ab. Rechts stand ein großes Gewerbegebietsschild, auf dessen grünen Rasen ich zuhielt und mit letztem Schwung den Bulli von der Straße bekam. Was also nun machen? Wenn man schon ein Gewerbeschild vor der Nase hat, kann man ja gleich einmal schauen, was sich so alles im Gewerbegebiet befindet. Und siehe da: Volkswagen Helsinborg war keinen Kilometer entfernt von mir samt Telefonnummer verzeichnet. Nachdem ich dort angerufen und diverse Male weiterverbunden worden war, erklärte mir der Händler, er könne mir vielleicht helfen, jedoch könne er das Auto nicht die paar Blocks ziehen - dafür bräuchte ich einen Abschleppdienst.
Einen Gang zurückschalten...
Bevor ich einen Abschleppdienst rief (es war mittlerweile16.45h), überlegte ich, ob ich das Auto nicht schneller zu VW bekäme. Nach einigem Rütteln und Herumfummeln im Motorraum war klar: Im Getriebe geht noch was: Ich konnte per "Handeingriff" am Getriebe Gänge einlegen - diese aber weder wechseln noch herausnehmen. Was für ein Glüück: Also offensichtlich "nur" ein Defekt im Schaltgestänge. Auf gut Glück erwischte ich den 3. Gang und konnte nun immerhin weiter zum Händler fahren
Schwedische Kuriositäten
Beim Händler angekommen, traf ich den Serviceberater an, mit dem ich telefoniert hatte. Glücklicherweise hatte er ab 17h noch einen Mechaniker zur Hand, der sich mit mir das Auto ansah. Da er kein Englisch und ich kein Schwedisch konnte, gestaltete sich das ganze leicht kompliziert. Während er von vorne den Motorraum anschaute, versuchte ich den Defekt am Gestänge zu erläutern. Gleichzeitig stellte ich fest, dass die Wählhebelstange sich in alle Richtungen bewegen ließ. Daher kroch ich unter's Auto und konnte den Defekt sehen und fotografieren: Eine gebrochene Schaltstange, wie auf dem Bild zu sehen:
Mit Bild und dem schweigenden Mechaniker ging's wieder zu VW rein. Ja, wenn man repariere, dauere dies wohl ein paar Tage - so lange wollte ich aber nicht warten und fragte nach, ob das Teil denn vorhanden sei. Ein Blick in ETKA (den elektronischen Ersatzteilkatalog von VW) ergab, dass in ganz Schweden keine entsprechende Schaltstange vorhanden war: Schicken aus Deutschland würde also schon 5 Tage dauern. Express-Service halt...
Spezielle Lösungen
Das war denn doch etwas blöde: Eine Woche beim VW den Urlaub "verbraten"? Nachdem ich den Händler nach Schrottplätzen (alte T4 mit entsprechenden Teilen) und alternativen Bastellösungen gefragt hatte, wurde plötzlich der vorher stille Mechaniker (der immer noch mit uns zwei vor dem ETKA stand) aktiv: Gestikulierend erklärte er dem skeptisch dreinschauenden Serviceratgeber, über was ich auch gesprochen hatte: Das Teil wieder zusammenzuflicken. Der Vorschlag: VW versucht das Teil wieder zusammenzubekommen - ohne Garantie und Haltbarkeitsangabe - dazu stehe ich am Folgetag um 7h vor der Tür.
All you need: ein Industriegebiet
So übernachteten wir unfreiwillig ein paar Meter weiter auf einem alten Industriegelände in Helsingborg. Während meine Frau im Bulli Essen kochte, schaute ich mir die Sache noch einmal von unten an. Lustigerweise ergab sich auf dem Parkplatz noch ein Schnack mit einem deutschen Transporterfahrer, der Autoteile für Volvo per Express quer durch Skandinavien fuhr und auch dort übernachtete. Am nächsten Morgen waren wir bei VW, der Serviceberater hatte seinem Kollegen den ganzen Prozeß übergeben und nach über 3 Stunden hatte VW Helsinborg diese Lösung gefunden:
Für mich eine prima Lösung, hat sie doch den Urlaub gerettet. Denn obwohl der "Ratgeber" (auf schwedisch heisst der Kundenberater "Servicerådgivare") noch einmal betonte, die Lösung könne auch nur ein paar Kilometer halten, stehen mittlerweile über 1000 zusätzliche Kilometer auf der Uhr. In Kürze kommt hoffentlich das Originalteil über Classic Parts in Dänemark an. Als ich mich vor Abfahrt in die Schären noch einmal bei VW Helsingborg ("Din Bil Sverige") für die unkonventionelle Lösung bedankte, kam zurück: "Genau dafür machen wir doch unseren Job".
Anbei ein paarn Bilder vom Scherengarten, die Dank der speziellen Reperatur doch noch möglich wurden:
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Wed Feb 25 21:09:29 CET 2015 | Jack GT | Kommentare (33) | Stichworte: Achtung Kunde, Kundenbindung, Servicewüste, Warteschlange
Vorsicht Kunde!
Es ist schon einige Jahre her, da habe ich im Eskalationsmanagement eines großen Medienkonzerns gearbeitet. Meine Idee war immer: Wer es bis zu mir geschafft hat, hat schon ordentlich Ärger hinter sich und sollte daher dort abgeholt werden, wo er steht. Denn wer sich soviel Mühe macht, zeigt auch Interesse, im Konzern zu bleiben. Daher galt: Kunde mit seinem Anliegen Ernst nehmen, Glauben schenken, Lage regeln und ggf. Trostpflaster für erlittenes oder gefühltes Unrecht kleben. Wer hier nicht am falschen Ende spart, kann einen langjährigen Kunden gewinnen. Viele Kunden konnte ich damit halten, nicht selten gab's noch eine briefliche Rückmeldung.
Dass man Kundenkontakt allerdings auch ganz anders verstehen kann, hat mir heute Eplus klar gemacht. Seit 10-12 Jahren Geschäftskunde, war ich meist recht zufrieden und habe den Vertrag von Zeit zu Zeit aktualisiert. Das Eplus mit einem solch alten Vertrag nicht schlecht fuhr, braucht man wohl nicht zu erwähnen.
Die Business-Hotline war in der Regel gut erreichbar, doch machte ich vor kurzem eine andere Erfahrung: Über zwei Tage verbrachte ich über mehrere Telefonate letztlich über 1,5h Stunden in der Warteschleife, wobei die kürzesten Anrufe dabei 15 Minuten bis zum Auflegen, die längsten 45 Minuten dauerten.
Entnervt schrieb ich an Eplus eine Mail, schilderte die Wartezeit und fragte nach der Erreichbarkeit. Dies führte immerhin nach ca. 1 Woche zu einem Rückruf eines Eplus-Mitarbeiters, der mich wiederum nicht erreichte. Stattdessen erklärte er mir auf meiner Mailbox immerhin knapp 2 Minuten lang, dass ich nun nicht erreichbar sei, er "nicht so richtig nachvollziehen könne" das ich die angegeben Zeit tatsächlich wartend verbracht habe und die letzten Tage Zeiten gewesen seien, in denen man "auch Däumchen gedreht habe". Das ist einmal echtes Eskalationsmanagement: Einem verärgerten Kunden unterstelle ich, dass er mir die Unwahrheit erzählt - prost Mahlzeit...
Ein Rückruf meinerseits bei der EPlus-Kundenbetreuung machte das Ganze nicht besser: Die Kundenberaterin nahm die Angaben entgegen, erfragte was ich denn erwartete - worauf ich ihr angab, dass eine kleine Gutschrift günstig wäre... Die Antwort, so etwas sei nicht geplant, bewies mir noch einmal die kompetente Serviceorientierung des Unternehmens, womit ich dann bei diesem Mobilfunkanbieter als Kunde auch endgültig raus bin...
Statt umfangreicher Neukundenwerbung könnte man ja auch Altkunden halten, die gutes Geld in die Kasse spülen. Aber das ist wohl einfach zu simpel gedacht.
Kennt ihr so etwas auch? |
Wed Oct 21 22:15:08 CEST 2020 | Jack GT | Kommentare (22)
Zugegeben, die Überschrift ist etwas reißerisch. In diesem Beitrag geht es darum, ob mit einem günstigen Miet-Bulli die „große Freiheit“ auch in Corona-Zeiten möglich ist. Da bleibt es nicht aus, das wir uns auch ein paar bitteren Wahrheiten beschäftigen müssen. Und bevor jemand dies vermutet: Der Ausflug wurde weder vergünstigt noch gesponsert, es handelt sich nur um einen Erfahrungsbericht.
Bloß weg hier!
Ein Gedanke, der nicht erst seit Corona so manchem durch’s Hirn gegangen sein dürfte. Da nicht jeder sich gleich einen entsprechenden Camper kaufen will oder gar den Geldbeutel dafür hat, hat die Industrie dafür nicht nur alle Arten von Campern erfunden, sondern es gibt auch Camper-Vermietungen wie Sand am Meer. Wer hier „einfach mal leihen“ denkt, ist erstaunt, was es alles gibt: Von den „großen Fischen“ wie Autovermietern und Autohäusern über spezielle Vermietungen (wie Ahoi-Bullis, Bullibü) bis hin zum privat angebotenen Camper bei Kleinanzeigenportalen ist alles dabei.
Die Qual der Wahl
Wer sich durch die Angebote wühlt, stellt schnell fest: Gar nicht so günstig. In der Regel beginnt mit Nebenkosten der Spaß bei um und bei 100€ pro Fahrzeug und Tag, wenn man das Referenzfahrzeug der Klasse – also eine VW-Bus sucht. Angebote, die günstiger sind, holen das Geld häufig bei den Nebenkosten wieder rein. Vergünstigungen gibt es natürlich, je länger der Mietzeitraum wird und je weniger „Hauptsaison“ ist – wie in der Hotelbranche. Wie bei der Hotelbuchung ist auch der Mietzeitraum: Meist fängt die Miete am (späten) Nachmittag an und endet am Vormittag. Etwas ärgerlich, denn der Kunde zahlt für den ersten Tag voll, den er nicht richtig nutzen kann, ebenso wie beim letzten. Zusammenfassend habe ich Angebote, die unter 80 bzw. 75€/Tag liegen als "billig" eingeschätzt und versucht, dass günstigste schnell verfügbare Angebot zu bekommen.
Wochenend-Trip
Die Illusion, das Auto kurz für’s Wochenende anzumieten, bekommt damit schon Kratzer: Meist ist die Mindestmietdauer 3 Tage, wer das Wochenende ganz will, muss also schon Freitag mieten, um das Fahrzeug nachmittags zu holen und kann bzw. darf die Miete erst Montagmorgen beenden. Ein schneller Check in der Woche zeigte: Schnell für das nächste Wochenende ist eigentlich zwischen Frühling und Herbst nichts zu bekommen: alles schon ausgebucht. Wir wurden nur bei einem Vermieter noch fündig - der kam uns übrigens von den Vermietzeiten dann auf Nachfrage auch noch um jeweils 1-2 Stunden in jede Richtung entgegen - klasse!
Telefonettiges
Interessant dabei: ein Anruf bei den Vermietern förderte teilweise Angebote zu Tage, die auf der Website so nicht ins Auge fallen. Als wir beim Hotline-Mitarbeiter nach dem günstigsten Angebot fragten, konnte uns dieser eine Kategorie nennen, die wir erst daraufhin im Webangebot fanden. Nachfragen lohnt sich also. Dieses per Internet gebucht, wobei auf der Kreditkarte ein umfangreicher Betrag für eventuelle Schäden geblockt wird. Das Angebot, dass wir genutzt haben (Beach Hostel T6 Transporter von roadsurfer) kostet 249€ für 4 Tage, ergo ca. 63 € pro Tag, dazu kommt dann noch eine Reinigungspauschale von einmalig 89 Euronen.
Fiete ab zur Miete!
Fast alle Anbieter haben ihre Flotten in den Industriegebieten, denn da sind Stellplätze und Räumlichkeiten günstig. In diesem Fall ging es in die Hamburger Hafenumgebung, wo sich jede Menge Camper tummelten. Positiv: Im Vornherein konnte abgesprochen werden, dass Fahrzeug früher abzuholen – das gibt mehr Tag fürs Geld. Der Check-In verlief soweit recht einfach: Es wurde nachgefragt, ob eine Einweisung gebraucht würde und diese dann bei einem bereitstehenden Fahrzeug erteilt, auf Abstände geachtet. Der eigentlich gemietete Bulli wurde nur per schneller Schlüsselübergabe übergeben. Schnell eingestiegen und ab: Aber nach einem Kilometer fiel auf: Der VW-T6 ist nur zu Dreiviertel vollgetankt. Wieder zurück auf dem Hof konnte eine komfortable Lösung gefunden werden: Der Vermieter bot an, entweder voll zu tanken (was wiederum Zeit gekostet hätte) oder einen Emaillebecher im gleichen Wert zu schenken.
Das Fahrzeug
Über den VW-Bus in der sechsten Ausführung („T6“) ist schon genug geschrieben worden, das Fahrzeug ist bewährt. Spannend bei dem gemieteten Zweiliter-Turbodiesel mit 150 PS war vielmehr der Innenraum. Der Vermieter hatte einen Transporter als „Fensterbulli“ bei einem Ausrüster selbst zum vollwertigen Camper ausstatten lassen, ähnlich wie viele Eigenausbauten aussehen: Auf der hinteren VW-Sitzbank war ein Ausklappgestell montiert, sodass beim Umlegen der Rückbank ein leicht erhöhtes Bett gebaut werden konnte, Gardinen waren eingezogen und eine Heckküche eingebaut worden, die über Wassertank, kleine Spüle, Kartuschenkocher und Besteckschubladen verfügte. Ebenso war der Bulli mittels eines im Motorraum deponierten Kabels an „Landstrom“ anschließbar, dass wiederum mit der Bordversorgung verkabelt war. Weiteres Campingzubehör wie eine komplette Kochausstattung, Sonnensegel etc. waren an Bord. Somit war ein vollwertiger kleiner Camper entstanden, der auf der umgeklappten Rücksitzbank Platz für maximal 3 Personen bot, ein Aufstelldach war nicht vorhanden. Für einen geringen Obolus war ein Fahrradträger mietbar.
Das Wochenende kann kommen
Schon beim Einladen zog der Bulli erste Aufmerksamkeit: Bei der doppelfarbigen Folierung (genauer: auf den weißen Grundlack wurde unten in türkis foliert) gucken Menschen automatisch hin, weil das Fahrzeug durch Größe und Farbe automatisch in das Auge fällt. Und das sollte auch so bleiben: Egal ob man durch Stadt, Land oder Strandpromenade an irgendwelchen Cafés vorbeifährt, Menschen gucken.
Positiv fiel gleich zu Beginn der „große Raum“ im Bulli auf, wobei sich beim Einladen als kleiner Wehrmutstropfen der Konstruktion die Bettlagerung entpuppte: Da die Matratzenteile bei dieser Konstruktion hinter dem Rücksitz gelagert werden müssen, schrumpft das nutzbare Kofferraumvolumen erheblich. So lagerten wir in den Innenraum ein. Bei größeren Reisen, bei denen man viel mitnehmen will, könnte das knifflig werden. Immerhin bietet der Raum unter der hinteren Sitzbank einigen Platz. Kind, Mutter, Vater ebenfalls verstaut und ab ans Meer.
Darüber müssen wir leider reden: Der Traum von Freiheit und die Realität
Und hier kommt etwas, worüber keiner so gerne sprechen mag: Nicht nur die Veranstalter, sondern die ganze Szene lebt von der Idee, dass man in die unberührte Natur fährt und dort frei ist. Den alten Camping-Traum hat man dabei erfolgreich aufgekocht und neudeutsch betitelt: Das Ganze nennt sich nun „Vanlife“, man macht ein „Micro-Adventure“ – toll, wa? Soziale Netzwerke wie Instagram zeigen Vans in untergehender Sonne auf saftigen Bergkuppen, vor rauschender Brandung am leeren Strand oder einsam auf der Waldlichtung. Wer’s nicht glaubt, schaue ersatzweise in die Kataloge der Campingfahrzeug-Ausstatter. Und genau das ist, wie man beim Treffen mit Bekannten erfahren kann, auch die Vorstellung der meisten Leute: „Oh wie schön, ich will auch mal voll frei sein und in die Natur – so einen Trip wollen wir unbedingt auch mal machen“.
Die Realität sieht etwas anders aus: Die ganze Branche legt jährliche Zuwachsraten hin von 7-15 Prozent – wohlgemerkt vor Corona. Nun stellen wir uns mal vor, diese ganzen Fahrzeuge, die schon in einer Großstadt recht viel Platz einnehmen, wollen just alle am Wochenende z.B. an die Küste – und ein fantastisches, einsames Plätzchen finden. Das führt in Foren häufig zu Einträgen wie „wir haben uns gerade einen kleinen Camper gekauft, wohnen in Großstadt XY und möchten am Wochenende gern in das nächste Naherholungsgebiet (z.B. bei Hamburg die Lübecker Bucht). Kann uns jemand einen Geheimtipp geben?“ Immer wieder wundern sich Menschen, dass sie dann keine Antworten bekommen, außer, sich irgendwo auf einen Friedhofparkplatz zu stellen.
Gewitztere schauen in die entsprechenden Apps. Hier kann jeder, der irgendwo ein lauschiges Plätzchen gefunden hat, dieses eintragen. Das schauen sich wiederum andere Interessierte an. Was dabei rauskommt ist in den meisten Fällen das: Aus lauschigen Plätzchen werden zuerst volle Plätze, dann vermüllte und verbrauchte Plätze, ärgerliche Anwohner, Polizei, Verbote.
So wird aus der Idee, bei der Miete schon “all inclusive” samt Schlaf- und Stellplatz in einer der obigen Katalogpositionen zu haben, in der Regel nichts: Die meisten stellen schnell fest, dass dann noch der Campingplatz samt Gebühren dazu kommt. Und ob die Atmosphäre da so wie auf dem einsamen Strand auf dem Hochglanzphoto ist?
Die ursprüngliche Idee wird von allen aber weiter gepflegt: Hersteller, Anbieter, Instagrammer und Co.: Wer will schon Fotos von zugepflasterten Plätzen dicht an dicht sehen? Weitererzählt werden natürlich immer die besonderen Momente. Und so lebt der Traum weiter...
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Wir waren mit dem obigen T6 ein ganzes langes Wochenende unterwegs. Und haben tatsächlich die Hälfte wild gecampt. Taugt der günstige Camper denn nun etwas? Die Antwort ist ein: Ja, aber...
Für das “Ja”: Wir haben drei sonnige Tage mit dem Camper verbracht. Als gut und tauglich stellte sich die Bettkonstruktion heraus, die auf ganzer Länge ausgeklappt tatsächlich für zwei Erwachsene und 1 kleines Kind genügend Platz bietet. Die Matratze ist gut, dick und bequem: Wir haben alle drei gut geschlafen. Die Küche ist ebenfalls benutzbar und kleine Gerichte sind schnell gemacht. Zudem ist alles an Bord, was man sonst noch braucht: Markise bzw. Sonnensegel, Fensterabdeckungen, Geschirrbox, und und und. Insbesondere auf dem Campingplatz läuft der kleine Camper zu Hochform auf: Alles darf an Stühlen und Küchenkrams draußen gemacht werden, der Landstrom ist anschließbar. Hier ist auch die offene hintere Küche gut platziert: Wer gerne im Freien hantiert, kann hier “offen kochen”.
Für das “aber”: Hakelig wird es beim freien Campen. Hier gilt anders als auf dem Campingplatz: Wenig auffallen ist Trumpf – denn je weniger sich andere beeinträchtigt fühlen, umso besser geht für alle das freie Stehen. Dafür ist als erstes einmal die Lackierung wenig ideal, denn die fällt – auch der Polizei – als erstes auf. Des Weiteren die hübschen kleinen Gardinen: wirklich blickdicht sind sie nicht. Was aber ernsthaft blöde ist: Sie sind einfach zu kurz genäht: Liegt die Gardine an der einen Seite an, gibt es auf der anderen einen Spalt. So scheint immer Licht irgendwo ein. Eindeutig top of flop: Die serienmässige Innenraumbelechtung schaltet - wie bei modernen Autos so üblich – nach einer Zeit von ca. 5 Minuten ab. Da der günstige Camper die reguläre Innenraumbeleuchtung nutzt, sitzt man alle 5 Minuten im Dunkeln und muss die Tür kurz öffnen oder den Zündschlüssel drehen. Hat denn keiner vor der Vermietung mal selber das Ding probiert? Ebenso ist die Freiluft-Küche bei Regen und beim freien Campen kitzlig: Hier sieht jeder das gecampt wird. Und der eine oder andere, der vorbeiläuft, macht einen langen Hals, um zu schauen, was im Kochtopf ist. Auch nicht jedermanns Sache, so im Fokus zu stehen.
Fazit
Taugt der günstige Camper nun etwas und kann man ihn empfehlen? Für etwa die Tagesmiete eines normalen Mietwagens bekommt man einen Camper, den man empfehlen kann, wenn man mit ihm los und auf den Campingplatz will, egal ob an der See oder auf der Wiese. Hier ist das Kochkonzept am richtigen Platz und mit einer Kleinfamilie mit einem Kind reicht der Platz allemal prima aus. Das Bett ist komfortabel, der Platz ausreichend und bei Regen kann man sich kuschelig zurückziehen und sogar die Wasserstandheizung anwerfen, die Dank der Landstromversorgung nicht auf die Batterie schlägt. Wer allerdings frei stehen will oder mehr (Schlaf-)Platz braucht, sollte lieber zu den größeren Modellen greifen, wo alles innen erledigt werden kann. Und beim Leihen nicht vergessen: Eine (LED-)Kerze ist nicht nur für romantische Momente in diesem Bulli zu empfehlen .