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Unsere Motoren können alleine atmen

Sat May 14 16:36:18 CEST 2011    |    rpalmer    |    Kommentare (10)    |   Stichworte: Audi, Formel E, Golf, Jetta, Kraftstoffverbrauch, Polo, Verbrauch, Verbrauchsoptimierung, Verdichtung, Volkswagen, VW

Hallo Interessensgemeinde!

 

Konzepte zur Verbrauchsreduzierung hat heutzutage fast jeder Hersteller im Angebot. Doch wie neu sind diese Techniken wirklich? In diesem Artikel möchte ich das Konzept „Formel E“ von VW näher beleuchten.

EmblemEmblem

 

Erste Überlegungen zum Thema „Economy“ wurden 1980 getätigt, im folgenden Modelljahr wurde die Technik bereits in Polo, Golf und Jetta angeboten. Konzerntochter Audi folgte mit dem 80 und 100.

 

Ziel war es mit einfachen Methoden den Verbrauch der Fahrzeuge zu reduzieren. Als Basis diente im Golf/Jetta I der 1,1l Vergasermotor mit 50PS. Zunächst hob man die Verdichtung an, sie stieg von 8 auf 9,7 an, dies führte zu einer besseren Kraftstoffausnutzung und einer besseren Elastizität. Ferner wurde auch das Getriebe modifiziert. Die Übersetzung des 3. und 4. Ganges wurde so geändert, dass im 3. Gang die Höchstgeschwindigkeit erreicht wurde, im Gegenzug wurde 4. Gang länger übersetzt um die Motordrehzahlen bei hohen Geschwindigkeiten abzusenken. Dieser Gang wurde dann „E-Gang“ benannt. 3+E Getriebe3+E Getriebe

 

Am Saugrohr wurde eine Unterdruckleitung abgegriffen, sie diente zur Bestimmung des Momentanverbrauches über die analoge Verbrauchsanzeige im Kombiinstrument.

Allerdings wird die Anzeige nur bei eingelegtem E-Gang aktiviert. Eine weitere Neuerung war die Schaltpunktanzeige. Im Teillastbetrieb informierte sie den Fahrer wann es empfehlenswert war den nächsten Gang einzulegen.

 

Für eine optimierte Aerodynamik sorgten ein Frontspoiler und Verkleidungen an den A-Säulen, beim Stufenheckmodell Jetta wurde zusätzlich noch ein Heckspoiler verbaut.

Ansonsten glichen Golf/Jetta Formel E dem Basismodell, lediglich die verbesserte Serienausstattung (Analoguhr und Tageskilometerzähler wurden mitverbaut) und der Schriftzug am Heck unterschieden sie noch zusätzlich.

Das ganze Paket kostete beim Golf C 400DM, beim CL und GL Modell 360DM Aufpreis.

Schiebedach, Metallic-Lackierung oder Sportsitze hatten fast den gleichen Aufpreis.

 

Erbrachten diese Maßnahmen nun den gewünschten Erfolg?

Die technischen Daten bescheinigen einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch und eine höhere Endgeschwindigkeit:

 

FahrzeugVerbrauch* bei konst. 90 / 120 /Stadtzyklus - Höchstgeschwindigkeit
Golf 1,16,4l / 8,9l / 9,7l auf 100km – 140 km/h
Golf Formel E5,2l / 7,2l / 9,6l (7,5l)² auf 100km – 144 km/h

 

Die Daten wurden den Prospekten „Der Golf“, Stand 1/80 und 1/81 entnommen

*Verbrauchsbestimmung gemäß DIN 70 030 von 7/78 (Grundlage ECE-Empfehlung A70)

²Fahrweise gemäß Schaltpunktanzeige

 

Das Formel E-Paket war mit allen Ausstattungslinien kombinierbar, zudem konnte man sich auch für 1,6l 54PS Dieselmotor entscheiden. Bei diesem entfiel jedoch die Verbrauchsanzeige und der Motor wurde nicht verändert. Die Verbrauchswerte sanken um durchschnittlich 0,3l auf 100km/h, die Höchstgeschwindigkeit stieg um 2km/h. Zudem war der Aufpreis geringer.

 

Beim Passat B2 und seinem Stufenpedant Santana wurden noch umfangreichere Änderungen vorgenommen. Im Passat wurde hierzu der 1,6l 75PS Benzinermotor herangezogen, beim Santana hingegen der 1,6l 85PS Benziner (Nach 1/83 wurde der 1,8l 90PS Benziner verwendet).

 

Allerdings blieben die Motoren bei den Passat/Santana Modellen unverändert, nur das 5-Gang Getriebe wurde nun serienmäßig verbaut. Hier blieb das Konzept, der höchste Gang diente als Drehzahlabsenkender Spargang (E-Gang), die Höchstgeschwindigkeit wurde im 4. Gang erreicht.

Die Verbrauchsanzeige mit integrierter Schaltempfehlung war zu diesem Zeitpunkt Teil der Serienausstattung eines jeden Modells, daher war sie kein besonderes Merkmal des Formel E Paketes. VerbrauchsanzeigeVerbrauchsanzeige

Die aerodynamischen Verbesserungen ähnelten denen des Jetta, allerdings war die windschnittige Verkleidung für die A-Säule unnötig geworden. Dafür wurden hinter die Scheinwerfer spezielle Verkleidungen verbaut, welche die Luftverwirblungen reduzierten.

Dadurch sank der cW-Wert auf 0,38 ab (Standard-Santana 0,40).

 

Neu war aber die Start-Stopp-Anlage. Sobald der Motor betriebswarm war konnte man durch Druck auf den Lenkstockhebel den Motor abstellen. Wurden Gas- und Kupplungspedal betätigt oder der Schalthebel in Richtung 1. Gang bewegt, so sprang der Motor wieder an.

Die Anlage konnte auch vollständig deaktiviert werden.

 

Der Aufpreis für das Formel E Paket betrug 465DM, dafür allerdings auch das 430DM teure 5-Gang Getriebe. Der „echte“ Aufpreis für aerodynamische Verbesserungen und Start-/Stopp-Anlage betrug somit 35DM. Auch hier war das Paket mit allen Ausstattungslinien kombinierbar, allerdings nur mit 1,6l/1,8l Motor.

 

Auch hier zeigte sich der Erfolg:

 

FahrzeugVerbrauch* bei konst. 90 / 120 /Stadtzyklus - Höchstgeschwindigkeit
Santana 1,6³6,0l / 7,9l / 11,3l auf 100km – 166 km/h
Santana Formel E5,8l / 7,7l / 11,3 (8,9l)² auf 100km – 170 km/h

 

Die Daten wurden dem Prospekt „Der Santana“, Stand 1/82 entnommen

*Verbrauchsbestimmung gemäß DIN 70 030

²Fahrweise gemäß Schaltpunktanzeige

³Fahrzeug ist mit aufpreispflichtigen 4+E-Getriebe ausgerüstet

 

Anfang 1985 wurde allerdings das Formel E Konzept verworfen, es konnte nicht mehr geordert werden. Im Golf und Jetta der zweiten Generation wurde es grundsätzlich nicht mehr angeboten.

 

Schuld war die geringe Akzeptanz der Kunden, Kritik von Seiten der Presse sowie ein falsches Zeitalter. Die Auswirkungen der Ölkrise waren überwunden und Rohstoffschonendes Verhalten nicht im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Die gelbe Verbrauchsanzeige wurde häufig mit der ebenfalls gelben Fernlichtkontrollleuchte verwechselt (VW hatte hierfür eine Ausnahmegenehmigung) und es gab Klagen über unberechtigtes Aufleuchten. Das Start-/Stoppsystem wurde von den Kunden als unzuverlässig gebrandmarkt, man fürchtete sich vor langen Ampelstarts.

 

Nachdem 1985 die Technik nicht mehr in Großserie verwendet wurde experimentierte man weiterhin damit herum. Im Öko-Golf/Jetta II wurden die Techniken erweitert und verfeinert, im Ecomatic-Golf III schließlich realisiert, doch auch dieser blieb ein Misserfolg.

 

Aufgrund des immer stärkeren Interesses an niedrigerem Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen trat eine Renaissance für die Spritspartechnik der Formel E-Modelle ein.

Heutige BlueMotion-Modelle verfügen ebenfalls über eine Start-Stopp-Anlage, Momentanverbrauchsanzeige und Schaltempfehlungen im Bordcomputer, Leichtlaufreifen, aerodynamische Verbesserungen (Kühlergrill Polo 9N3 BlueMotion), Tieferlegungen etc..

Nicht nur VW belebte die Methoden wieder, auch andere Hersteller wie BMW, Mercedes, Citroen, Opel etc. bieten wieder diese Techniken an.

 

Quellen:

Die Bilder wurden von www.doppel-wobber.de bereitgestellt – Herzlichen Dank dafür!

VW-Prospekte und Preislisten

- Der Golf 1/80, 1/81

- Der Golf Formel E 1/81

- Der Jetta 1/82

- Der Santana 1/82

Internet:

- http://de.wikipedia.org/wiki/Formel_E

- http://www.doppel-wobber.de/wbb2/Modell_153_VW-Golf-Formel-E.html

- http://home.arcor.de/tilmangrund/page_formele.html

- http://www.volkswagen-classic.de/.../golf-1-limousine#/3/

- www.doppel-wobber.de/wbb2/Modell_153_VW-Golf-Formel-E.html

 


Sat May 14 17:54:50 CEST 2011    |    Schattenparker50835

Schöne Übersicht über VW´s Anstrengungen damals den Verbrauch zu senken. Aber wie kommt es das Ich noch nie solch einen VW mit der "Formel E"- Aufschrift gesehen habe. Ok, Ich bin vielleicht etwas zu jung dafür...... BJ91

Sun May 15 08:34:20 CEST 2011    |    Achsmanschette51801

Meine Nachbarn hatten als ich ein Kind war einen blauen Fließheck-Passat mit dem Formel-E-Schriftzug und etwas die Straße runter stand immer ein Audi 100 Formel E - während mein Vater lieber einen Variant GT5 fuhr.

 

Der fünfte Gang war auch außerhalb der Formel E konzernweit ein Spargang. In den Bedienungsanleitungen von meinen beiden Audis (100 und 200, beide Typ 43) stand, daß die Höchstgeschwindigkeit mit Fünfganggetriebe im vierten Gang erreicht wird. Ausnahme stellten die Dieselmodelle und der Audi 200 5T dar.

Mon May 16 01:13:40 CEST 2011    |    124er-Power

Sehr interessant, vielen Dank dafür :).

Tue Nov 29 22:26:03 CET 2011    |    Den gammle Golf

Interessanter Blog.

Man lernt ja nie aus :)

Wobei ich einmal nen Golf 2 mit dem E-Gang gefahren bin, und ich finde, das wenn man den auf der Landstrasse bei ca. 90Km/h einlegt, das ist, als wenn auf einmal jemand am Heck des Wagens anfängt zu ziehen :D

0 Leistung, das Gaspedal kann sonstwo sein, die Tachonadel bleibt wo sie ist.

Nagut, der E-Gang soll ja auch nunmal Spritsparen, und nicht viel Leistung bringen. Aber ich denke mal, das das schon ne Art Meilenstein in der Geschichte der "Spritspar-Geschichte" ist.

Tue May 08 11:33:54 CEST 2012    |    Kurvenräuber136542

Also ich hatte Ende der 80er einen 1982er Passat variant mit 115 PS 5 Zylinder und 4+E.

Das war damals ein großes fantastisches und sparsames Auto und hatte einen tollen Sound (besonders beim beschleunigen im 3. oder 4 aus Ortschaften heraus).

Die Leistung war sehr gut und auf der AB kam er mit gut 7-8 Liter Normalbenzin* aus bei Tempo 140. Er lief dann mit sehr niedrigen Drehzahlen und war das ideale Langstreckenfahrzeug. Die Sparmaßnahmen wirkten tatsächlich sehr gut. Selbst heute - also fast 30 jahre später sind Autos kaum sparsamer.

 

ich glaube normalerweise saugte er super, aber er hatt 2,3l Hubraum statt 1,9 (Umbau nach Motorschaden).

Tue Sep 11 02:58:02 CEST 2012    |    Turboschlumpf134156

Moinmoin....

Jaaaaaaa,da war das FORMEL E-Logo auf dem Golf 1 oder anderen,ein kleiner Motor,denke 1,4 oder etwas mehr oder weniger...

Es ist schon soooo lange her,fast schon in Vergessenheit geraten....

Es war die FORMEL-Ecomatic,ein Vorreiter der Spritspaar-und Umweltschonungswirtschaft(ohne KAT) und auch für alle,die sich damals schon für kleinere Motoren UND noch MEHR Spritsparverhalten stark machten und machen wollten...

Gefahren wurden die Dinger von Hausfrauen zum Frieseur oder Supermarkt,als famieliengünstiger Zweitwagen für Tochter oder Sohn,oder nur fürn guten Ton in der Nachbarschaft...

Wollte doch gerade behaupten,ging mir grad durch den Kopf,ein Spritspar-und Ökofuzzy zu sein...will ich das?Muss ich das?

Aber mir fiel grad ein,nie ein FORMEL-E Modell besessen zu haben....Schade?

Meine Einser Golfis hatten das nicht,auch die Zweier nicht,ich meine das FORMEL_E...

Mein Kind fuhr dann den Golf der 3. Generation,schon umgebaut mit Kaltlaufregler-eine Neuentdeckung oder Weiterentwicklung des ehemaligen FORMEL-E Geschwaders-Umweltbewusst oder nur eine Steuerersparnis?

Nochmal kurz zurück zur alten Technick....auch OHNE FORMEL_E

Mein allerliebstes Schatzilein aus meinen alten Tagen---Golf 1 GTI-1.8 DX...

Von Dresden bis Flensburg im Scnitt 120-140 Kmh-ohne Theater auf der Bahn iss der gekullert mit angezeigten 5,4l-5,6/100km auf seiner eigenen MFA...

16 Jahre später fahre ich ein WEITAUS moderneres Fahrzeug BJ.99 des gleichen Herstellers,welches es nicht hinbekommt,unter 8 Liter zu bleiben,bei wirklich schonender Fahrweise...

FORMEL-E in allen Ehren,für die damalige Zeit bestimmt überzogen aber heute mehr als wünschenswert...

Schiesst mich bitte zurück in das Jahr des Golf Eins....

Sorry,hab auch keine Ahnung...

MfG.

Thu Oct 11 09:40:46 CEST 2012    |    dodo32

...ich suche seit längerem ein Bild dieser ominösen A-Säulen Verkleidung. Kann jemand helfen?

Tue Jan 15 14:25:33 CET 2013    |    tulliusomnibus

Die Formel E Ausstattung war seinerzeit grundsätzlich sehr attraktiv und brachte Einsparungen von bis zu 22 % Kraftstoff, z. B. beim Audi 100.

 

Der brauchte dann (Prospektwerte) bei konstant 90 6.2 Liter (2.2 Liter Vergaser, 115 PS), bei 120 8.3 Liter. Begünstigend kam das geringe Leergewicht ( 1170 Kilogramm bei 4,68 x 1,77m Grundfläche) hinzu. Als Diesel lagen die Werte bei 5.1 und 7.3 Litern bei 1210 Kilogramm Leergewicht.

 

Der Audi 80 Diesel verbrauchte dabei 4.2 bzw. 6.0 Liter Diesel bei 980 Kilogramm Leergewicht (Grundfläche 4,38 x 1,68m).

 

Insgesamt sehr intelligent - und wegen der manuell bedienbaren Start/Stopp-Anlage sehr alltagstauglich.

 

Leider sind Wagen mit dieser Ausstattung heute nicht mehr aufzutreiben.

 

Gruß

T.O.

 

Leicht, sich auszumalen, was bei vernünftigen Fahrzeugabmessungen und Gewichten heute an Einsparungspotential zu verwirklichen wäre ...

Wed Mar 06 21:01:57 CET 2013    |    tulliusomnibus

Gesucht wird ein Audi 100 C 2, Typ 43, mit Formel E Ausstattung oder Formel E - "aufrüstfähig", also mit 1.6 Liter 85 PS Maschine, Transistorzündung ab Januar 1981 und Schaltgetriebe in sehr gutem Zustand (gerne auch ein Zweitürer).

 

Freundliche Angebote bitte per PN an mich.

 

Danke und Grüße

T.O.


Mon Jun 02 22:27:45 CEST 2014    |    ML-250

Auch der Polo Formel E besaß einem Heckspoiler. Zusätzlich war die B-Säule mit dem gleichen, schwarzen Kunststoffmaterial verkleidet. Diese Seitenverkleidung wurde anschließend auch bei einigen anderen Polo-Modellen eingesetzt und verlor damit die Eigenschaft, für die Formel E charakteristisch zu sein. Wir fuhren ein Wägelchen, wie in dieser Abbildung, allerdings in Weinrot und mochten das Auto. Es war die personifizierte Absage an Aggression.

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