Sat May 06 11:20:46 CEST 2023 | notting | Kommentare (0) | Stichworte: Ladeinfrastruktur, VDA
Findet ihr die Ladeinfrastruktur-Ranking-Kriterien vom VDA oder von mir sinnvoller?Hallo!
Die Pressemeldung des VDA zum neuen Ladenetz-Ranking ist zwar schon über 2 Wochen alt. Allerdings habe ich jetzt erst eine Liste rein für Baden-Württemberg gesehen, also „meinem“ Bundesland. Dabei ist mir was aufgefallen, was auch außerhalb dieses Bundeslands stimmen dürfte.
Habe aus https://www.vda.de/.../ladenetz-ranking-t-wert ein paar Einträge in folgende Tabelle übertragen. Werde im folgenden immer wieder den Begriff „T-Wert“ verwenden. Dieser sagt aus „innerhalb des Zulassungsbezirks zugelassene E-PKW pro Ladepunkte in dem Gebiet“.
Warum habe ich genau diese 3. Einträge genommen?
Der Stadtkreis Heilbronn hat die beste Platzierung eines Zulassungsbezirks in BW.
Der Ortenaukreis ist einer der flächenmäßig größten Zulassungsbezirke in BW. Er ist recht ländlich geprägt. Er besteht aus 51 Gemeinden. Ein Teil davon liegt im Schwarzwald. Dort gibt es z. T. relativ schwache Anbindungen an das Stromnetz, wenn es nur ein paar Häuser im Wald etwas abseits von dichter besiedeltem Gebiet ist. Vor kurzem war ich im Kinzigtal (also im Ortenaukreis) auf einer Aussichtsplattform. Habe selten abseits von Küsten soviele Windräder von einem Punkt aus um mich herum gesehen. Außerdem hatten gefühlt 3/4 der Gebäude (auch Wohnhäuser) des Städtchens das man vom Turm aus sehen konnte größere Solaranlagen auf dem Dach. Die größte Stadt (Offenburg, gleichzeitig die „Hauptstadt“ des Landkreises) hat ca. 60k Einwohner. Dieser Landkreis also diesbzgl. nicht mit den beiden anderen vergleichbar.
Im Stadtkreis Karlsruhe (also ebenfalls BW) befindet sich der Hauptsitz von EnBW.
Hab zwar noch kein E-Auto, weiß aber, dass es bei dem Laden, wo ich ungefähr 99% meiner Lebensmittel-Einkäufe mit dem Auto mache, keine Ladesäule gibt. Und das obwohl alle anderen Filialen der Kette im Umkreis zumindest was auch mit 50kW haben. Da wo ich den zweitgrößten Teil meiner Lebensmitte kaufe sieht’s ähnl. aus. Auch im Ortenaukreis gibt’s viele Mieter und auch Wohneigentümer, die keinen eigenen festen Stellplatz haben oder diesen nicht zu vernünftigen Kosten mit einer Lademöglichkeit ausstatten können. Deswegen sind für viele zukünftige E-Auto-Fahrer HPC-Ladesäulen wichtig.
Habe versucht mit Hilfe von Goingelectric herauszufinden:
Heilbronn: Im Bereich Klingenberg bis Sontheim ist das Ladenetz sehr dünn. Im Bereich Kreuzgrund und Schanz gibt’s keine Ladesäule bis auf die 16 Stk. Im Parkhaus der SLK-Klinik. Auch noch weiter nördlich in Frankenbach und Neckargartach und in der nordwestlichen Ecke ist das Ladenetz sehr dünn. Grob mit dem Auge geschätzt würde ich vermuten, dass das grob 10% der Bevölkerung dort betrifft. 30 CCS-Ladepunkte mit mind. 150kW verteilt auf eine handvoll Standorte, im Wesentlichen in der Kernstadt.
Ortenaukreis: Selbst in den Dörfer die zu größeren Städten gehören, sieht es meist mies aus. Je nach dem fährt man am Stück durch ein halbes dutzend Dörfer, die in der Summe vielleicht sogar schon 10k Einwohner haben, aber keines davon hat eine öffentliche Ladesäule. Aber auch dort gibt’s definitiv genügend Mieter und auch Wohneigentümer, wo’s am festen Stellplatz mit einer bezahlbaren Möglichkeit sich einen Ladepunkt hinmachen zu können scheitert. Wenn die Route entsprechend ist, können noch deutlich mehr derartige Dörfer hintereinander liegen. Ein paar der Gemeinden haben auch garkeine E-Auto-Lademöglichkeit oder es gibt sie nur auf Parkplätzen von Touristen-Attraktionen, Hotels und Krankenhäusern, wo der Großteil der Bevölkerung nur eher selten ist. Die A5 ist relativ gut mit CCS-Ladepunkten mit >150kW versorgt. An Bundesstraßen, die in den Schwarzwald führen, gibt’s das aber nur relativ nahe an der Autobahn (bis ca. 20km). Dafür gibt’s auf dieser Seite in den Autobahn-nahen Städten meist sogar mehrere, die etwas über das Stadtgebiet verteilt sind. Auf der anderen Seite der A5 gibt’s nur zwei Gemeinden, die so richtig innerorts mind. einen derartigen Ladepunkt haben, also der Ladepunkt nicht effektiv eher zur Autobahn gehört.
Karlsruhe: Die öffentlichen Ladepunkte sind relativ gleichmäßig über die Stadt verteilt. Nur an der südlichen Grenze bzw. im Hafen und bei der A8 wird’s recht dünn. Die CCS-Ladestandorte mit mind. 150kW sind ebenfalls relativ gleichmäßig verteilt. Da es dort keine Autobahn-Rastplätze etc. gibt, muss man von der A5 aus ein Stückchen abfahren, um zu einem solchen Ladepunkt zu kommen. Die nächsten derartigen Ladepunkte an der A8 sind bei Pforzheim und die sind auch ein Stück von der Autobahn weg.
Fazit Man kann für den Großteil des Stadtkreis Karlsruhe sagen, dass die Abdeckung insb. was HPC-Ladepunkte angeht ziemlich gut ist im Vergleich zu Heilbronn, auch was die gleichmäßige Verteilung angeht. In meinem persönlichen Ranking wäre also Karlsruhe ein ganzes Stück vor Heilbronn. Qualität vor Quantität. In Gegenden wie dem Ortenaukreis sollte man die größeren Städte bevorzugen oder schauen, dass man auf dem Weg zur Arbeit über einen Fernstraßen-Abschnitt mit HPC-Ladesäule fährt, wenn man daheim nicht laden kann. Heilbronn hat übrigens ca. 44 Einwohner pro E-Auto, der Ortenaukreis ca. 43,5 und Karlsruhe knapp 40. Unter diesem Gesichtspunkt sind sie also alle relativ nahe beieinander. Ich denke man kann aus diesen Zahlen ablesen, dass eine bessere HPC-Ladeinfrastruktur messbar für mehr E-Autos sorgt und die Lahm-Ladeinfrastruktur eine etwas geringere Bedeutung hat, siehe Vergleich Karlsruhe und Heilbronn (im ländlichen Ortenaukreis dürfte der ÖPNV keine so große Bedeutung haben wie in den Großstädten und dort im Verhältnis generell mehr Auto gefahren werden). Die Bedeutung insb. von HPC-Ladesäulen wird aber zunehmen, da der Druck Richtung E-Auto zu gehen immer weiter erhöht wird und auch längerfristig einige Leute geben wird, die nicht (vernünftig) daheim laden können.
Was denkt ihr über meine Einschätzung? |
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