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Sun Mar 01 15:37:08 CET 2015 | notting | Stichworte: Model S, Tesla
Hallo!
Wie ich in Teil 1 geschrieben hatte, war's nicht ganz einfach, wirklich zu einer Model-S-Probefahrt zu kommen. Dort steht übrigens auch, warum hier keine Kommentare möglich sind.
Jetzt war's aber soweit. Weil was schiefgelaufen war, kommt der Fahrer sogar zu mir nach Hause :-)
Er hat allerdings etwas länger gebraucht, als ich geschätzt hatte. Der Grund war lt. seiner Aussage, dass sein Navi ihm eine nicht so tolle Route genannt hat. Man muss wissen, dass ich ein paar km von der AB entfernt wohne und es quasi zwei Anschlussstellen gibt. Die eine geht über eine Bundesstraße mit zwei Spuren/Fahrtrichtung, wo (von einer kleinen Restbaustelle abgesehen) in Stufen 80km/h bis kein Tempolimit erlaubt ist. Die Strecke ist etwas länger, wenn man aus der Richtung des Fahrers kommt (bzw. in diese Richtung will), aber man kann eben schneller fahren, als wenn man die andere Anschlussstelle nimmt und durch zwei Dörfer fährt, wo aktuell jedes eine längere Baustelle mit nur einer Spur für beide Richtungen hat mit entspr. zusätzl. Zeitverlusten. Genau diese Route hat er genommen, weil das Navi www.baustellen-bw.de wohl nicht kannte, wo diese Information mit Sicherheit immer noch drinsteht - wie halt bei den meisten anderen Navis auch. Egal, waren vllt. 10min, war ja Sa. Nachmittag und keine Rush-Hour.
Apropos Navi: Es gibt wohl zwei Navis im Model S: Zum einen ein echtes Offline-Navi, das eben keine Internet-Verbindung braucht (weder für Routenplanung noch für Karten), aber leider nur eine kleine Anzeige im Fahrerdisplay hat. Auf dem großen Display dagegen läuft als Navi Google Maps, mit allen Vor- und Nachteilen (vom Grundsatz her auf Mobilfunkempfang angewiesen etc. und auch Google Maps kannte wohl besagte Baustelle nicht). Hab aber nicht überprüft, ob die sich manchmal widersprechen.
Interessanterweise wurden meine Daten vom Fahrer nicht auf einem Android-Tablet, sondern auf einem iPad aufgenommen. Man scheint also gewissermaßen zweigleisig zu fahren. Nicht schlimm, mir ist es nur aufgefallen.
Also Führerschein gezeigt, noch eine kleine Einführung und den Hinweis bekommen, dass die SB 2000EUR beträgt (bei meinen Werkstattersatzfahrzeugen ist es die Hälfte - ok, Twingo bis Megane kosten auch nur einen Bruchteil eines Model S). Dann ging's schon los. Da die Reichweite nicht mehr so toll war (wie in Teil 1 gesagt, er hatte am Hotel nur 11kW und wohl auch mehrere Probefahrer an dem Tag) haben wir uns drauf geeinigt, dass ich eine Autobahn-Testfahrt zum nächsten SC mache und er während das Auto lädt mir die Sachen erklärt, während denen das Auto stehen kann bzw. sollte.
Schon der Automatik-Wahlhebel war sehr ungewohnt. Er ist so, dass man ihn sehr leicht mit dem Scheibenwischerhebel verwechselt, also nicht wie ich es aus div. Fahrzeugen anderer Hersteller kenne, die quasi zwischen Radio und Vordersitzen einen großen Hebel haben. Irgendwie hatte ich auch keine Anzeige im Fahrerdisplay oder am Hebel entdeckt, die mir anzeigt, was ich aktuell ausgewählt hatte. Der Hebel selbst schnellt nach jeder Betätigung sofort in seine Ausgangsposition zurück. Mir wäre es lieber, wenn ich das direkt sehen könnte. Einen Knopf um das Gaspedal scharf zu schalten gibt's auch nicht bzw. man kann wohl nicht einstellen, dass das Gaspedal nur scharf ist, wenn der Schlüssel in seinem Schlitz im Auto steckt oder so. Sehe da also eine etwas höhere Gefahr, dass das Auto ungewollt losfährt wenn man auf das Gaspedal kommt, insb. wenn sich Kinder auf den Fahrersitz setzen oder Leute, die bisher nur normale Automatik-Fahrzeuge gewohnt waren. Bzw. bisher musste man eben nur den Bereich zwischen den Vordersitzen bis vor zum Radio im Auge haben. Beim Model S muss man also noch auf das von hinten schlecht einsehbare Bremspedal und den kleinen Doch-kein-Scheibenwischer-Hebel achten.
Die Fahrt an sich verlief so wie ich es erwartet hatte: Ordentlich Bumms wenn man auf's Gaspedal tritt und bei weitem nicht so laut wie mein eher günstiger gekaufter 1,6l-Benziner-Sauger :-)
War auch positiv überrascht, dass sich mein Fuß so schnell an den Bumms gewöhnt hat. Sonst fahre ich eher mit Fahrzeugen, wo man zum Beschleunigen meist Vollgas geben muss, um eine halbwegs brauchbare Beschleunigung zu haben, sprich bei gewohnter Gaspedalbedienung muss man gerade innerorts verdammt aufpassen oder ständig am Geschwindigkeitsbegrenzer spielen, weil man so schnell wieder aus dem Ort raus ist...
Man sollte nur noch wissen, wie sehr der "Bumms" auf die Reifen geht. Aktuell halten meine im Schnitt IIRC 80-90Mm (hinten länger als vorne, logisch). Es gibt wohl Model-S-Fahrer, die wohl eben wg. der Leistung ihre Reifen ungefähr doppelt so schnell verheizen wie es bei mir aktuell der Fall ist.
Hab leider vergessen zu fragen, welche Variante es genau war. Hinten stand "P85" drauf. Wenn ich mich richtig erinnere, war ein 85kWh-Akku und die meisten Optionen drin, u.a. Schiebedach, aber wohl kein Doppellader und keine Kindersitze für den Kofferraum.
Inzwischen gibt's wohl sogar einen SC in meiner Nähe, eine Autobahn-Anschlussstelle entfernt - nur für meinen Weg zur Arbeit leider in der falschen Richtung bzw. an einer Raststätte. Das ist eben für Langstrecken-Fahrer gedacht, die eh eine längere Pause machen wollen (bzw. müssen). Aber Pendlern etc. dürfte das dort eher selten was bringen, weil ja i.d.R. daheim geladen wird und man dort nicht ständig Zeit verplempern möchte. Ich würde mir also sehr genau überlegen, ob in-/direkt 2100EUR (aktueller SC-Optionspreis inkl. SC-Stromflat für das kleinste Model S) für diese Funktion ausgeben würde. Wenige 100EUR für die SC-Funktionalität an sich und Strom im pay-per-use-Modell wäre für mich vorstellbar - solange man sich nicht für den Preis einer normalen Wallbox einen privaten garagentauglichen SC in die Garage stellen kann, der vorzugsweise (evtl. dann doch trotz SC-Flat im pay-per-use-Modell) auch normale Typ-2-E-Autos laden kann ;-)
Auf jeden Fall begann der Ladevorgang mit dem berühmten Vorführ-Effekt -> er hat am Auto die Klappe zur Dose nicht aufgekriegt. Ein paar Mal Auto auf und zu und am SC-Stecker den Knopf gedrückt - und schon beim 3. Versuch ging's. Keine Ahnung, was da schiefgegangen ist.
Beim Blinken bin ich übrigens dauernd an den Tempomat-Hebel gekommen. Dachte das wäre heute übl. das über Knöpfe auf dem Lenkrad zu steuern, so kenne ich es aus div. anderen Fahrzeugen? Hat mich genervt.
Was mich erschreckt hat, ist dass ein Oberklasse-Fahrzeug wie das Model S, das es ja auch schon wieder ein paar Jahre gibt und nicht das erste Modell dieser Firma ist, über keine wirkliche dt. Lokalisierung verfügt, die auch diesen Namen verdient. Die allermeisten Menüpunkte sind auf Englisch trotz dt. Spracheinstellungen. Für meine Eltern wäre das ein großes Problem, spätestens wenn sie mal versehentlich ein Menü öffnen und was versehentlich verändern. Möchte auch daran erinnern, dass Deutsch die am weitesten verbreitete Sprache in der EU ist (also Mutter- und Fremdsprachler zusammengezählt).
Was mich etwas positiv überrascht hat, war dass die Klima-Einstellungen auf dem Riesen-Touchscreen unten eine quasi feste Leiste haben. Blindbedienung ist zwar trotzdem schwierig, aber evtl. kann man das Problem hat dadurch mildern, dass am Rand unterhalb des Touchscreens Erhebungen eingebaut werden oder gar sowas wie in http://www.heise.de/.../Tasten-am-iPad-nachruesten-2549547.html beschrieben eingebaut wird.
Im Prinzip gibt's auch Knöpfe, mit denen man sich ein Fahrer-Konfigurationsmenü für wichtige Einstellungen konfigurieren kann. Nur die Klima-Einstellungen gehören leider nicht dazu. So hätte man das Problem, dass Touchscreen bisher nativ kein haptisches Feedback haben (und daher eine Blindbedienung praktisch unmöglich) ist, kompensieren können.
Was mir sonst noch an der "Multimedia-Zentrale" aufgefallen ist, dass man zwei USB-Sticks anschließen kann (kannte bisher nur solche mit einem USB-Port) und man Musik per BT vom Handy streamen kann (das kannte ich bisher nur für Anlagen zu Hause).
Der Internetzugang ist wohl auch inkl. Hab allerdings nicht gefragt, ob man da leicht temporär z. B. die SIM-Karte entfernen kann. Mein Handy habe ich eigentlich nur im Notfall an oder wenn mein Smartphone mich gerade offline navigiert und ich nicht zwei Geräte dabei haben will. Warum ein dauernder Internet-Zugang an einem Gerät mit GPS-Empfänger noch schlecher ist als wenn man "nur" ein aktives Dumbphone mit SIM-Karte aber ohne Internet und GPS hat, habe ich bereits mehrfach u.a. im Zusammenhang mit dem E-Notruf geschrieben (mit kleinen Veränderungen, die man als Nutzer leider nicht wirklich kontrollieren kann, extrem gute Überwachungsmöglichkeit). Bei anderen Herstellern ist das aktuell meist zum Glück nur eine Option, befürchte aber, dass sich das dort auch noch ändern wird, eben spätestens mit dem E-Notruf.
Mir konnten auf Nachfrage auch keine Hoffnungen gemacht werden, dass es in nächster Zeit einen Store/Service-Punkt bei mir in der Nähe gibt, auch nicht in den Großstädten in diesem Bereich. Da kann man nur hoffen, dass mit dem vermutl. eher massentauglichen Modell Model 3 Tesla auch in dieser Hinsicht massentauglicher wird. Jeder Ranger-Einsatz kostet halt mind. 100EUR, was die wie allgmein behauptet wird günstigere Wartung überkompensiert (aktuell zahlt man ja für die ersten vier Wartungen (Intervall 1 Jahr/20Mm) mind. 2200EUR ohne Ranger-Service - mit meinem Verbrenner (bin Vielfahrer) fahre ich schon bei quasi selben Umfang billiger, obwohl ich alles einzeln bezahle – hoffentlich wird's für's Model 3 billiger weil kleineres Auto).
Das Model 3 werde ich aber ziemlich sicher auch Probe fahren. Mal schauen wie's dann mit den "Problemzonen" bzw. den Anschaffungskosten aussieht. Bin ja Renault-Fahrer, da gibt's auch schon ein paar E-Auto-Modelle und eine halbwegs brauchbare Reichweite ist angekündigt. Vllt. gibt's auch noch bessere Modelle. Der Zoe wäre mir zu klein und deutlich mehr Leistung wäre nicht schlecht. Der Fluence (mein Auto als Stufenheck) war schon als Verbrenner ein Ladenhüter und bei der Z.E.-Variante mussten wohl massenhaft die Akkus ausgetauscht werden (und die Reichweite war halt wohl ähnlich wie (immernoch) beim Zoe).
IMHO könnte man mit E-Motor mit relativ hoher P_peak quasi ohne Mehr-Energieverbrauch normal fahren (anders als beim Verbrenner, wo dickerer Motor = höherer Spritverbrauch auch wenn man die Leistung nicht anfordert) und wenn man Lust auf eine sportl. Fahrweise hat, sich nur dann den Akku entspr. schneller leersaugen. Ich konnte es zwar nicht testen, aber der Fahrer meinte, dass man schon eine halbe Stunde mit 200km/h durch die Wüste müsste, dass er E-Motor wg. drohender Überhitzung drosselt.
Muss aber auch den Fahrer sehr positiv erwähnen. Er ist auch ziemlich realistisch eingestellt, was das Fahrzeug angeht. Z. B. tat's ihm leid, dass die dt. Lokalisierung weitgehend nicht vorhanden ist. Sachliche Kritik an dem Fahrzeug war für ihn völlig ok. Würde mir wünschen, wenn auf MT auf sachl. Kritik an E-Autos bzw. speziell dem Model S auch so drauf reagiert werden würde.
Also so wie's aussieht, wird's die nächste E-Auto-Probefahrt erst in >=2 Jahren geben - die ist aber schon so gut wie gebucht - je nach dem bei Tesla und/oder Renault :-)
Ergänzung von notting am Fri Mar 13 20:18:14 CET 2015
Zu meiner Kritik bzgl. wie einfach es Kinder haben, ohne Schlüssel in der Hand/Hosentasche ein Model S in Bewegung zu versetzen hier das Praxisbeispiel: http://teslamag.de/.../...-fuenfjaehriger-model-s-einkaufszentrum-2596
notting