Tue Dec 10 23:02:14 CET 2013 | XV1600A | Kommentare (37) | Stichworte: 16 17 18 Zoll, C-Klasse, Felgen, Mercedes, S204
Felgen sind das optische Fundament
Schlaghosen sahen damals schon shice aus. Ich erinnere mich noch genau. Ein einziges optisches Desaster. Bügelfalte. Unten umgekrempelt. Und die Hosenbeine hatten Ausmaße, daß man sie locker als Spinnaker hätte verwenden können, wenn man denn gerade einen gebraucht hätte. Aber wer braucht sowas schon? Also blieb dieses Kleidungsstück meißt seinem eigentlichen Verwendungszweck vorbehalten - und sah dabei shice aus. Es gibt Moderscheinungen, die sind ein derart gestalterischer Mißgriff, daß man sich - quasi aus dem Stand - locker noch ein paar Jahrzehnte später dafür schämen könnte. Vokuhila ist auch so ein Fall. Und moderne Felgen.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, da galten 15 Zoll also solide Größenordnung. 16 Zoll wirkte fast schon protzig und 17 Zoll galt als geradezu dekadent. Heutzutage ist von einer modernen 17-Zoll-Felge kaum etwas zu sehen. Das Teil verschwindet förmlich im Radhaus. Warum ist das so?
Was mag in den Köpfen der Designer vorgehen, die ihre Felgen immer filigraner und immer dunkler gestalten? Je kleinflächiger und dunkler ein Gegenstand ist, desto weniger wird er optisch wahrgenommen. Es gibt keinen plausiblen Grund, anzunehmen, daß diese optisch-kognitiven Zusammenhänge nicht auch für Felgen gelten würden. Es gibt also nur zwei Erklärungen für dieses Modephänomen: 1. Die zeitgenössischen Felgenschnitzer sind der festen Überzeugung, daß der o.g. optisch-kognitive Zusammenhang ausgerechnet für ihr Produkt nicht gilt. Freundlich ausgedrückt: sie leben in ihrer eigenen Welt. Oder 2. Sie sind sich ihres Produktes derart unsicher, daß sie es am liebsten verstecken möchten. Also versuchen Sie, es zu tarnen.
Räder und Felgen bilden normalerweise das optische Fundament eines Fahrzeuges. Nach klassischer Gestaltungs- und Formenlehre und damit gemeinhin verbreiteten Sehgewohnheiten ist ein Fundament besonders stabil, solide und von einer gewissen Mindestgröße. Als Beispiel mag hier vielleicht die klassische Pyramide herhalten. Stellt man sie auf den Kopf - zeigt ihre Spitze nach unten - fehlt also das Fundament, und das Ganze sieht extrem unnatürlich aus. Denselben Effekt haben wir bei einem Auto, bei dem die Felgen optisch "versteckt" sind.
Bedauerlicherweise - jedenfalls aus meiner Sicht - greift diese Moderscheinung längst auf die Serienfelgen über. Auch sie werden nicht nur filigraner sondern auch dunkler. Das Titansilber einer W204-Felge ist inzwischen meilenweit von dem hellen Silber entfernt, wie es bei Felgen noch vor ein paar Jahren üblich war. Auch die Serienfelgen sehen also regelmäßig klein und dreckig aus und verschwinden optisch geradezu im Radhaus.
Ich mag dieser Mode nicht hinterherlaufen. Also habe ich mich entschlossen, bei meinem Motorwagen Abhilfe zu schaffen. Andere Felgen müssen her. Die klassische Kanaldeckelfelge würde die Anforderung erfüllen, möglichst viel Material in die optische Waagschale zu werfen. Ich bin allerdings kein Freund von Brachialtuning. Mir gefallen Autos nicht, denen man sofort ansieht, daß sie verbastelt sind. Und die hohe Zeit der Kanaldeckelfelge ist ja auch schon ein paar Jahre vorbei. Es kommen also nur Felgen in Frage, die serienmäßig oder als Sonderausstattung beim VorMopf-W204 anzutreffen waren. Die Felge mit dem optisch größten Materialanteil ist hier zweifellos die 12-Speichenfelge der Elegance-Linie. Und noch mal 'ne Nummer fetter als die übliche 16-Zoll-Variante ist die 17-Zoll-Felge des C320 und C350. Also hab ich mir genau diese Felge besorgt. Die Dinger sind übrigens relativ selten und gar nicht so einfach zu bekommen. Doch damit nicht genug - werden diese Felgen demnächst zum Lackierer gehen und ein signifikant helleres Silber erhalten. Ich denke, mit dem Ergebnis werde ich dann gut leben können.
Klickst Du: http://static.classistatic.de/.../...-c-320-mer_c_07_kb_elegance_1.jpg |
Wed Dec 11 18:37:54 CET 2013 | XV1600A | Kommentare (25) | Stichworte: Fluchtpunkt San Francisco, Grenzpunkt Null, Harley Duo Glide Police, Vanishing Point
Erinnert sich noch jemand von Euch an den Film "Fluchtpunkt San Francisco" bzw. "Grenzpunkt Null" (im Original "Vanishing Point")? Die unter 45-Jährigen werden jetzt wohl den Kopf schütteln. Der Film stammt von 1971. Als er bei uns in den Kinos anlief, war ich gerade erst 10 Jahre alt. Ich weiß gar nicht, wie ich da überhaupt reinkommen konnte - denn zugelassen war er hier wohl erst ab 14.
Im Wesentlichen erinnere ich mich an 3 prägnante Szenen:
1. Eine nackichte Blondine fährt auf dem Mopped durch die Heide. Was das genau für ein Mopped war, weiß ich nicht mehr.
2. Die Schlußsequenz: der Held rast mit seinem Muscle-Car in die Schiebeschilder zweier Bulldozer.
3. Die unfaßbar fetten Vorderräder der Polizeiharleys.
http://www.youtube.com/watch?v=pA4ymmXa8rs
Gut möglich, daß die beiden erstgenannten Szenen abendfüllenden Diskussionsstoff bieten. Mir geht es aber heute um Szene 3. Dieses Bild habe ich jahrzehntelang in meinem Kleinhirn herumgetragen, und mir war lange nicht bewußt, WARUM diese Räder so ausgesprochen fett wirkten. Ich habe später bei Harleys nie wieder solche fetten Räder gesehen.
Erst als vor ein paar Jahren die Mode aufkam, Custom-Bikes mit schwarzen Felgen zu versehen, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Auch die endsechziger Police-Harleys in diesem Film hatten schwarze Felgen. Durch die einheitlich schwarze Farbe wirken Reifen und Felge wie aus einem Guß - und damit unverschämt fett.
Dreharbeiten zu Vanishing Point: http://www.torquedup.co.uk/.../7_51f4b24301ff6.jpg
Szenenfoto: http://www.imcdb.org/i221759.jpg
Duo Glide Ex-Police: http://www.flickr.com/photos/18077626@N00/7114175497/
Ich muß wohl nicht extra betonen, daß mein Mopped - im Gedenken an Kowalskis Widersacher - inzwischen auch längst schwarze Felgen hat - allerdings nicht nur mit 130er sondern hinten und vorne mit 150er Reifen.