Sat Jun 02 15:24:40 CEST 2012 | zosis | Kommentare (11) | Stichworte: 2004, 4.2, cabrio, Erfahrungen, Jaguar, XK, XKR
Ich: „Wie wär es denn mit einem Sportwagen?“
Meine Frau schaute mich verwundert an.
Ich: „Schau mal, so ein Jaguar XKR. Die sind gar nicht mehr so teuer, wenn sie ein paar Jahre alt sind!“
Sie mit Stirnrunzeln: „Du spinnst ja“. Und die Diskussion war erst mal beendet.
Ich bin nun Mitte 50. Unsere Familie ist intakt und gesund. Hab unsere Finanzen einigermaßen im Griff. Die Kinder sind auf dem Sprung aus dem Haus (hoffentlich) aber unglücklicherweise schlägt nun unerbittlich die Midlife Crisis zu. Der Bauch wird dicker, die Potenz lässt nach, die Wehwehchen nehmen zu. Also, quasi als erste Maßnahme, hab ich mir die Haare ein wenig länger wachsen lassen. Nicht zu viel, aber doch schon ordentlich (Ja, da sind noch genug und nur gaaanz wenig Graue). Damit sehe ich mindestens um 2 Jahre jünger aus.
Und so ein Sportwagen könnte auch ein wenig helfen. Nicht um jünger auszusehen, aber um sich jünger zu fühlen.
In Motortalk wurde ich ursprünglich auf den XKR aufmerksam. Beim Suchen nach einem anderen Thema, fand ich einen Artikel, wo ein User sein Coupé verkaufen wollte. Die Kommentare der anderen User machten mich neugierig: „Mach das nicht. Das wird mal ein Klassiker. Die Qualität des Wagens ist ungewöhnlich hoch“. Sofort hab ich den Wagen gegoogelt denn ich hatte ihn vorher noch nie bewusst gesehen. Jaguars gefielen mir zwar schon immer gut. Ach wenn ich die Geschichte und die Baureihen nie verfolgt habe. Jedenfalls hatte ich mich direkt verliebt.
Wie man solch ein Thema zuhause aufbaut hab ich von meiner Frau gelernt. Phase 1 - Erst nur ein oder zwei Sätze als Vorbereitung. Quasi der Opener damit das Thema schon mal im Kopf ist. Phase 2 - Ein paar Tage später, bei der richtigen Gelegenheit mit neuen Argumenten erneut ansprechen. Phase 3 – Prospekte oder andere visuelle Reize. Phase 4 - Ein Besuch im Fachgeschäft. Natürlich ohne irgendeine Absichten. Nur einfach schauen. Voms. Und schon ist es passiert. Du befindest dich mitten in... Phase 5 - Einer Diskussion ob das Sofa ins Wohnzimmer passt oder nicht.
Beim nächsten Kartenabend mit einem befreundeten Pärchen startete ich Phase 2, das Thema erneut ansprechen. Mein Vorteil: Die hatten sich ein Jahr zuvor ein Z3 Cabrio gekauft und schwärmten von ihrem Wagen… Also hatte ich Verbündete.
„Wir brauchen keinen Sportwagen“, womit sie Recht hatte. „Wenn schon überhaupt, dann eher ein Cabrio“.
Ha, jetzt hatte ich sie: „Den gibt es, glaube ich, auch als Cabrio. Ich schau morgen mal nach“.
Phase 3. Den nächsten Tag hab ich recherchiert und meiner Frau und den Kindern den alten und neuen XKR im Internet gezeigt. Die einhellige Meinung meiner Familie: Der alte ist hässlich. Den Neuen fanden sie einigermaßen, was mir aber überhaupt nicht in den Kram passte. Die nächste Phase zu starten war nicht einfach, denn der XKR ist ein Exot und nicht leicht zu finden in der Umgebung. Nach einigen Wochen und gefühlten Jahren machte ich einen XK8 in der Nähe aus. Recht Günstig. Deutlich unter 10.000€. In Racing Green. Mit vielen Kilometern.
Am Samstag leitete ich Phase 4 beim Frühstück ein.
“Ich will nach Autohaus Meier fahren“, sagte ich völlig desinteressiert.
Sie: „Was willst du da denn?“
Ich: „Nur mal schauen. Da steht ein XK8. Ich weiß gar nicht, wie der in Natura aussieht. Eventuell gefällt der mir ja gar nicht.“
Irgendwo alleine hinfahren und was anschauen hab ich schon ewig nicht mehr gemacht. Denn meine Frau will immer mitfahren. Sie liebt es. Und darauf spekulierte ich. Und so war es natürlich auch heute: „Ich komme mit“, sagte sie sofort. Also, ab ins Fachgeschäft. Und ohne irgendeine Absichten.
Vor Ort entpuppte sich der 98er XK8 als ziemlich verwarzter US-Import. Der Wagen war noch nicht aufbereitet. Dreckig. Der Himmel hing runter. Das Fenster schloss nicht richtig. Das Radio hing raus und die vielen Kilometer entpuppten sich als viele Meilen.
Ihr Gesicht zeigte Skepsis. „Nee, gefällt mir in Natura auch nicht“, sagte sie.
Trotzdem eine Probefahrt. Ich wollte den Wagen wenigstens mal Probe fahren. Es war sonnig aber kalt. Das Verdeck runter. Wie macht man das? Ging dann aber Problemlos. Der Motor hörte sich ungesund an, weil irgendwo, irgendetwas schliff. Die Beschleunigung war schon enorm. Wir sind nur unseren W211er gewohnt und der Jaguar ging schon erheblich besser. Nach einigen Kilometern, bemerkte ich doch das erste Lächeln auf ihrem Gesicht. Da ein Parkplatz. Ich hielt an und wir schauten uns den Jaguar genauer an. Der Kofferraum gefiel ihr gut: „Da ist ja richtig Platz drin“. Auch die rundliche Form fand sie nun schöner. Der Motor. Die Sitze. Danach die Rückfahrt.
Ich: „Du fährst".
Sie: „Nö…, oder…, warum nicht“.
Sie ist eine gute Fahrerin und auf langen Strecken wechseln wir uns immer alle zwei Stunden ab. Egal wohin es geht.
Sie stellte den Sitz ein, startete den Motor, gab Gas und der Wagen machte einen Sprung.
„Ups“, machte sie.
Ich: „Das sind halt 284PS“.
Zurück beim Autohaus erklärten wir dem Besitzer, dass der Wagen nicht unseren Erwartungen entspricht. Er konnte es gut nachvollziehen. Angeblich hatte ein Mitarbeiter den Wagen voreilig ins Internet gestellt. Wir schauten noch in seiner Ausstellung. Danach zeigte er uns noch einige andere, nicht aufbereitete Wagen in einer angrenzenden Halle. Darunter auch einige schöne Mercedes Cabrios. Aber, Mercedes fährt ja jeder und wir hatten ja auch schon einen. Auch ein gebrauchter Maybach stand da in einer dunklen Ecke der Halle. Den haben wir uns natürlich auch angesehen und probegesessen. Komisches Auto! Der Autohaus Besitzer meinte, dass der wohl in den nahen Osten geht.
Auf der Rückfahrt kam Phase 5 dann ganz automatisch. Wir diskutierten das für und wider. Eine freie Garage bei den Nachbarn zum Unterstellen war vorhanden. Der Preis dieser Modelle könnte sich auf einem Tiefpunkt befinden. Das bedeutet, zwei Jahre fahren und danach fast für den gleichen Preis wieder verkaufen. Ein beruflicher Umzug nach Südfrankreich stand bevor und da ist die Schönwetterphase bekanntlich wesentlich länger. Zurück zu Hause bekam ich dann den offiziellen Auftrag nach einem schöneren XK Cabrio zu suchen.
Bei Mobile und Autoscout viel angeschaut. Entweder falsches Baujahr, oder komische Lederfarbe, Rechtslenker… die Auswahl war nicht groß.
Diese Wagen schaute ich mir vor Ort an: - Ein blauer 2001er XK8 als US Import mit 80.000 Meilen. Nicht schlecht, aber kein XKR und falsches Baujahr. Und kein Navi (was meine Frau wollte). - Ein schwarzer XKR. Laut Prospekt genau der Richtige. Aber der Wagen stank schon von Außen nach Nikotin. Stand natürlich nicht in der Anzeige. Ich hab mich nicht einmal hineingesetzt. - Zwei XKR in Hamburg. Auch teils Nikotin geplagt und US-Importe.
Dann ein Angebot in München. 2004er XKR, 40.000 Kilometer, Schwarz, innen helles Leder, Navi. Eigentlich passte alles. Nur keine Sitzheizung. Der Verkäufer hatte italienischer Wurzeln. Das schreckte mich anfangs ab. Aber, warum nicht…
Ich nahm donnerstags Kontakt auf und wir verabredeten uns Montagnachmittag zur Probefahrt am Flughafen. Ich organisierte mir eine Dienstreise mit Zwischenstopp in München (siehe: Mr. Bingham sammelt Meilen). Ich musste sowieso noch in Toulouse einen Workshop organisieren. Und der Direktflug war glücklicherweise schon ausgebucht?.
„Isse schöne Waagen“. Giovanni der Verkäufer hatte einen unüberhörbaren Akzent. „Ische verkaufe, weile meine Sohne hinten nicht sitzen kann. Selbst importierte aus Italia. Hat mich Jaguar schone angerufen. Wollen auch kaufen. Ist sähr gute Angebote.“
So so, Jaguar hat angerufen. Wer es glaubt.
Der Wagen sah gut aus. Umzu zwar einige Kratzer und ein paar Dellen, der Lack ein wenig stumpf. Das lässt sich alles machen. Ich machte eine Probefahrt und, ja klar: „Der war es.“
Wir wurden uns handelseinig. Ich zahlte 500€ Anzahlung, bekam einen Schlüssel, eine Quittung und wir verabredeten uns für das nächste Wochenende in München.
Fortsetzung folgt…… |
Sat Jun 02 17:37:13 CEST 2012 | Timmihund
Sehr unterhaltsam geschrieben, bitte lass Dir mit der Fortsetztung nicht so viel Zeit.
Grüße
Timmi
Sat Jun 02 17:58:00 CEST 2012 | Mad_Max77
Schöner Wagen, keine Frage.
Und in einem Cabrio braucht doch kein Mensch eine Sitzheizung, das fährt man doch eh nur im Sommer.
Sat Jun 02 19:29:54 CEST 2012 | andyrx
schöner Bericht mit lockerer Hand geschrieben...so etwas mag ich und den XKR sowieso
mfg Andy
Sat Jun 02 19:39:27 CEST 2012 | zosis
Vielen Dank. Ihr baut einen wirklich auf.
@andyrx: Wie war es in Rom?
Sat Jun 02 20:03:05 CEST 2012 | M0tti
Echt schön geschrieben!
Der XKR ist ein klasse Wagen und würde mir als 2. Wagen auch gut gefallen
Wünsche euch viel spaß mit dem Cabrio, ich gehe mal aber davon aus, dass ihr den Wagen schon länger habt, also habt ihr den Spaß sicher schon
Freue mich auf den nächsten Teil.
Grüße,
Motti
Sat Jun 02 21:37:26 CEST 2012 | Reifenfüller4291
Amüsant geschrieben! Wie es wohl weitergeht?
Sat Jun 02 22:32:52 CEST 2012 | andyrx
@zosis
Rom war sehr schön...allerdings ist ein Auto dort definitiv überflüssig
MfG Andy
Sat Jun 02 23:24:55 CEST 2012 | Achsmanschette222
wo steht der maybach?
peso
Sat Jun 02 23:38:05 CEST 2012 | zosis
Sorry, das mit dem Maybach ist über ein Jahr her. Der steht bestimmt nicht mehr da.
Sat Jun 02 23:48:34 CEST 2012 | Antriebswelle19813
Möchte bitte bitte auch sehr bald mehr lesen...
Sat Jun 02 23:53:01 CEST 2012 | zosis
Der Maybach stand bei Salon Schneese, Handelshof 30a, 28816 Bremen-Stuhr
http://www.schnese.com/index.htm
Deine Antwort auf "Ein Jahr Jaguar XKR Baujahr 4/2004. Teil 1: Vorbereitung und Kauf"