Wed Jun 06 19:30:05 CEST 2012 | zosis | Kommentare (6) | Stichworte: 2004, 4.2, Autokauf, BMW, cabrio, Jaguar, Mietwagen, R, W211, XK, XK8, XKR, Z4
Als schönste und günstigste Variante, berechnete ich die Abholung als Wochenendtrip mit Mietwagen. Die besten Konditionen gab es in der Nähe meiner Arbeitsstelle am Flughafen Bremen. So buchte ich mir einen 1er BMW bei Sixt für den „One Way“ nach München(58,80€ + Sprit). Den 1er find ich irgendwie klasse. Ich hatte ihn bereits ein Mal für ein paar Tage und wenige Kilometer als Mietwagen. Dies wäre endlich eine Gelegenheit ihn ausgiebig zu testen. Aber es kam anders.
Ich bin also am Freitagmittag zur Sixt Filiale. Hab draußen schon meine Strategie zurechtgelegt, ein scharmantes Lächeln aufgesetzt und freundlich die Filiale betreten. Vielleicht ging ja was.
Ich: „Hallo, ich habe einen 1er BMW gemietet. Aber, habt ihr nicht irgendwas Schickes für mich? Ich muss mit meiner Frau nach München.“
Die Frauen hinter dem Tresen lächelten freundlich zurück: „Ich schaue mal. Wir hätten da ein Z4 Cabrio.“
Tatsächlich, es ging was: „Ok, den nehm ich“.
Manchmal hilft Freundlichkeit doch. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich öfter beruflich bei Sixt Autos miete, und sie mich als Vielmieter im Computer haben.
Der Wagen war weiß, mit Hardtop, todschick und nur wenige Kilometer auf der Uhr. Das Verdeck runter. Wie macht man das bei diesem Wagen? Nach kurzem Suchen dann gefunden. Mit dem Wagen vertraut gemacht und die 53 km offen nach Hause gefahren. Zuhause angekommen waren meine Frau und die Kinder schwer begeistert. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Ich fand den Wagen schon sehr anstrengend zu fahren. Schlechter gradeauslauf, lauter, ruppiger Motor, hart gefedert, eng. Und wenn das Dach offen ist, bleibt im Kofferraum nicht mal mehr Platz für einen Kabinentrolley. Ich habe tatsächlich keine angenehme Erinnerung an den Wagen. Sorry, ich möchte da niemanden verärgern. Aber für den BMW Roadster bin ich wohl nicht die richtige Zielgruppe.
Wir schlossen also das Dach, packten unsere Koffer ein und fuhren los. Keine Frage, ein Hingucker war der Wagen auf alle Fälle, so wie er auftrat. Dies sahen wir bei den Reaktionen der Passanten auf den Tankstellen und Rastplätzen, die wir anfuhren. Auf einer Tankstelle verrenkte sich eine Gruppe jugendliche fast die Hälse.
Wir übernachteten abends im Hotel Inside Neue Messe in München (69,00€) und fuhren den nächsten Morgen zur Wagenübernahme.
Die erste Überraschung: Giovanni war nicht da. Stattdessen fanden wir einen italienischen Kollegen an einer stillgelegten Tankstelle, die als Autohandel fungierte. Der Kollege erzählte uns, dass Giovanni sein Kompagnon ist. Mir erzählte er etwas von Eisdiele. Aber vielleicht hatte er tatsächlich irgendwo einen Laden.
„Giovanni isse Urlaub“, meinte der Verkäufer. OK, eine neue Situation, aber ein ähnlicher Akzent. „Aber“, so versichert er uns, „Giovanni fahren Wagen privat. Nixe Garantie. Isse Privatverkauf.“
Verkäufer: „Isse sähr gute Angebot.“ Aha. Das kannte ich schon.
Da stand er also. Auf der Tankstelle. Meine Frau war zum Glück erst mal begeistert.
Nach kurzer Zeit verzog sie aber das Gesicht und bemerkte: „Irgendwie riecht der Wagen komisch parfümiert“.
Nach einigem Suchen fanden wir einen Wunderbaum unterm Fahrersitz. Die finden wir ganz schrecklich. Wahrscheinlich hatte Giovanni sich meine Klagen über die anderen Nikotinschleudern gemerkt und vorgesorgt. Also raus damit.
Dann die zweite Überraschung: Im Polster auf der Rückbank entdeckten wir ein kleines Brand-Loch. Wahrscheinlich hat da irgendein verpeilter Raucher wie auch immer seine Spur hinterlassen. Bei der Probefahrt hatte ich es nicht entdeckt, da auf dem Rücksitz strategisch Papiere positioniert waren.
Nun kamen uns Zweifel, ob die 40.000 KM wirklich reell waren oder einfach die Uhr zurückgedreht war. Aber, nach der langen Anreise ohne Auto zurück?
Nach dem Gesamteindruck der Sitze, des Lenkrades und des Interieurs konnten 40.000KM passen. Das hatte ich schon während der Besichtigung überprüft. Schließlich schaue ich Aufmerksam die Sendung von Det Mueller aus unserer Stadt und merke mir die Tipps bei der Begutachtung (Schönen Gruß an Holly, ich bestelle mir demnächst mal Räucherfisch bei ihm). Der Kaufvertrag aus Italien (Porschehändler) und die Inspektionspapiere waren auch einigermaßen stimmig. Also kauften wir den Wagen. Ich habe die Laufleistung bis heute nicht nachprüfen lassen und Restzweifel bleiben.
Wir unterschrieben den Vertrag in einem dreckigen, extrem nach Nikotin stinkenden Büro. Einfach ekelig. (Sorry, aber Raucher gehen mir mehr und mehr auf den Keks).
Bereits mit Giovanni hatte ich abgeklärt, dass wir mit den Nummernschildern nach Hause fahren konnten. Wir brauchten also weder eine Anmeldung noch eine rote Nummer.
Nach Kaufabwicklung und Übernahme brachten wir den Z4 zur Sixt Agentur, die an der gleichen Straße, unweit des Autohandels auf dem Gelände einer heillos überlasteten BMW Niederlassung war. Meine Gute fuhr den BMW. Ich natürlich den Jaguar. Da auf dem Gelände kein freier Parkplatz vorhanden war, hielt ich mit dem XKR in einer der Fahrspuren. Keine Ahnung warum da, auf einem Samstagvormittag so viel los war.
Jedenfalls kam ich mir vor wie in der Damenabteilung eines Kaufhauses. Ich weiß nicht ob ihr das kennt? Aber egal wo du grade bist, immer muss eine Kundin oder Verkäuferin genau an den Kleiderständer oder an das Regal vor dem du grade stehst und wartest. Du bist also immer im Weg während deine Frau in aller Seelenruhe die gesamte Kollektion scannt und andere Männer zur Seite schiebt.
So ähnlich war es auch bei dem BMW Händler. Ich musste ständig mit meinem Wagen Platz machen, weil irgendjemand, irgendwo durchwollte. Mit dem großen Jag und ohne Übung gar nicht so einfach. Ich wollte ja nicht gleich eine Schramme riskieren. Nach etlichem Rangieren auf dem völlig zugeparktem Gelände gaben wir den BMW schließlich kollisionsfrei ab.
Den Rückweg planten wir schon vorab mit Zwischenübernachtung über Dresden. Das war zwar ein ziemlicher Umweg, aber eine gute Gelegenheit diese Stadt kennen zu lernen. Um die nächste Etappe zu planen, hielten wir in einer Seitenstraße.
Die dritte Überraschung war das Navi. Die CD war nur für Italien. Dresden war zwar wählbar, aber es gab nur das Zentrum zur Auswahl. Einzelne Straßen waren gar nicht enthalten. Später bemerkten wir, dass bei jeder Änderung der Strecke oder des Zieles, der Wagen angehalten werden muss, denn im Fahren ist das Navi aus Sicherheitsgründen nicht zu programmieren. Bei uns macht das sonst immer der Beifahrer. Außerdem, sobald die Zündung kurz aus ist, muss das Navi wieder manuell über mehrere Tastendrucke angeschaltet werden. Dazu ist die Darstellung grottig. Ich hatte schon mehrfach gelesen dass es schlecht sein soll. Aber dass es so schlecht ist, damit hatte ich nicht gerechnet. Gut das wir das portable Nüvi360 dabei hatten (was aber auch nicht so pralle ist). Wir haben das Jaguar Navi seitdem nie wieder benutzt. Wie denn auch ohne richtige CD? Wenn also jemand oft in Italien ist und mit uns tauschen will, Navi gegen Rundinstrument, dann lasst es uns wissen. Wir könnten eventuell ins Geschäft kommen.
Die ersten Eindrücke vom Jaguar. Was für ein Unterschied zum BMW! Komfortabel, luxuriös, man fühlt sich sicher, Power satt, seidenweicher Motorlauf, viel Platz. Wir genossen den Weg über Dresden. Bei der langen Strecke aber mit geschlossenem Dach. Offen ist schön, aber nicht über hunderte von Kilometern. Kurze Überholmanöver mit Kick-Down. Geil. Genau das richtige Auto für uns. Schön, dass wir uns diesen kleinen Luxus leisten können.
Einmal hab ich richtig Gas gegeben. Auf einer langen, vierspurigen, leeren Geraden. Die war aber zu schnell zu Ende. Jedenfalls bei der Geschwindigkeit. Und da ich noch nicht so viel Erfahrung mit dem Wagen hatte und außerdem meine Frau neben mir saß, wollte ich nicht mit Vollgas in die Kurve schmirgeln. Muss ja auch nicht sein. Später hab ich im Streckenbericht des Nüvi 247km/h als Höchstgeschwindigkeit gefunden. Ich weiß bis heute nicht, ober der Begrenzer noch aktiv ist. Seit der Überführung sind wir fast nur offen gecruist bzw. im Ausland unterwegs gewesen.
Im Wagen war immer noch der penetrante Geruch des Wunderbaums. Aber das würde sich hoffentlich bald ändern.
Bei höheren Geschwindigkeiten spürte ich ein leichtes Zittern im Lenkrad. Die Reifen müssten ausgewuchtet werden. Außerdem, ab 110km/h auf der Beifahrerseite ein leichtes Klappern im Bereich des Scheibenwischers. Ansonsten war alles schön.
Während meine Holde fuhr, fand ich dann vor Dresden unter dem Beifahrersitz einen zweiten Wunderbaum (den Letzten). Bloß schnell weg damit. Danach wurde die Luft sofort besser.
Dresden war toll. Wir hatten im Motel One gebucht(69,00€ + Parkgebühren). Das liegt perfekt zentral. Früher haben wir bei solchen Aktionen immer günstige Pensionen gebucht. Seit einigen Jahren haben, nach meiner Erfahrung, die Budget Hotels die Pensionen aber gnadenlos abgehängt. Gleicher Preis, aber modern, funktionell, mit Tiefgarage, zentral und guter Service. Und vor allem wohnt man nicht in eigenartig geschnittenen Zimmern eines umgebauten Wohnhauses die mit einem Möbel Mix aus fünf Jahrzehnten eingerichtet sind. Wir besuchten die Hauptattraktionen.
Am Sonntagabend zuhause angekommen, wurde der Wagen erst einmal mit einer Flasche Schampus begossen. Und siehe da, meine Frau war inzwischen so begeistert von dem Wagen, dass sie vor Freude fast platzte und ihre zwei Freundinnen aus der Straße mit einlud das Auto zu begießen. Eine Freundin brachte auch ihren Mann mit. Der Mann der zweiten Freundin blieb natürlich zuhause. Der war wahrscheinlich neidisch und konnte sich nicht mit uns über unsere Anschaffung freuen. Aber wir kennen ihn ja und wissen Bescheid.
An unserem Haus haben wir nur einen Carport. So wurde der Jag ein paar Häuser weiter, in der angemieteten Garage untergebracht. Wenn ich mich auch nicht um Jahre jünger fühlte, so war es doch ein tolles Gefühl mit einem Supersportwagen in der Garage. Und das schönste ist, das Gefühl hält bis heute an.
Fortsetzung folgt… |
Wed Jun 06 19:41:48 CEST 2012 | Antriebswelle19813
Ich kann mir dieses Gefühl, diese Mischung aus Besitzerstolz und Jünger-Fühlen mit diesem Wagen sehr gut vorstellen...
Wieder ein toller Bericht, und wieder freue ich mich auf mehr...
Wed Jun 06 19:51:15 CEST 2012 | Antriebswelle135730
Interessanter Bericht, schönes Auto und sehr schöne Fotos.
Wed Jun 06 19:59:09 CEST 2012 | zosis
Danke UHU. Das von einem Z4 Fahrer zu hören ist nett. Viel Spaß mit deinem Wagen....
Wed Jun 06 20:14:31 CEST 2012 | Antriebswelle135730
Vielen Dank.
Wed Jun 06 20:37:25 CEST 2012 | Druckluftschrauber9929
Tolles Auto und ein toller Bericht, nur als Supersportwagen würde ich den X100 nicht bezeichnen!
Freue mich auf mehr ...
Wed Jun 06 21:02:30 CEST 2012 | zosis
Ich habe den XKR mal irgendwo in einer alten Aufzählung in der Rubrik Supersportwagen gesehen.
Das hat mir gefallen. Deshalb habe ich das übernommen.
Nun stellt sich mir die Frage, war der XKR zu seiner Zeit ein Supersportwagen? Schließlich hat er knapp 400PS. Und hat er den Titel jetzt verloren? Oder war er das nie? Schließlich debütierte er 1996.
In der der Autozeitung wird das aktuelle XKR Cabrio fast als Supersportwagen bezeichnet.:
http://www.autozeitung.de/.../jaguar-xkr-s-cabriolet-2012-im-test
Deine Antwort auf "Ein Jahr Jaguar XKR Baujahr 4/2004. Teil 2: Der Vertrag und die Abholung"