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Blog vonzosis

Mon Mar 16 09:57:17 CET 2015    |    zosis    |    Kommentare (7)

So ähnlich muss er ausgesehen haben.So ähnlich muss er ausgesehen haben.

1976-1977. Auch mein zweites Auto war dann wieder ein Käfer. Baujahr 1969. Nachdem mein erstes Auto stillgelegt wurde, schenkten mir meine Eltern für ein paar hundert Mark diesen Ersatz. Auch dieses Fahrzeug besorgte der freundliche Tankwart des Vertrauens meiner Eltern. Auch dieser Käfer war wie der erste Käfer ein ziemliches Wrack. Jedenfalls im Nachherein. Notdürftig lackiert. Aber nun denn, einen geschenkten Gaul....

 

Leider kein Export Modell, also wenig Chrom. Keine doppelte Stoßstange, sondern nur so ein Popel-Ding. Aber mit unglaublichen 40PS (!). Somit also mehr als zehn Prozent Powerzuwachs gegenüber dem Alten!

 

Die augenfälligen Neuerungen dieser Baureihe: Die Scheinwerfer standen steiler, die Haube hatte einen dickeren Buckel, damit mehr darunter passte und die Rückleuchten waren größer geworden. Besonders beeindruckend: Der Druck der Scheibenwaschanlage wurde nun anders erzeugt. Vorbei mit dem Anschluss an den Reservereifen. Nun konnte man den Scheibenwasserbehälter wie einen Reifen selbst mit Druckluft beaufschlagen. Wasser rein und danach aufblasen. Ich hatte immer Angst, dass er mir um die Ohren fliegt. Aber, das ist nie passiert. Dafür war immer mal der Druck weg, wenn man dringend Wasser brauchte. Viel mehr ist mir damals an Innovationen nicht aufgefallen.

 

Jedenfalls wurden meine bekannten Modifikationen auch hier durchgeführt (siehe mein erstes Auto). Paisley an den Türverkleidungen, die Anlage mit Autoreverse, der Wohnmobilumbau, Lammfellbezüge. Da ich noch in der Lehre war, hab ich mir dann auch noch einen Gepäckträger gebaut, den ich auf die Motorhaube schraubte. Das reduzierte das Gepäck im Innenraum und entschärfte den abendlichen Umbau falls wir im Auto übernachten wollten. Dumm nur, wenn man an den Motor musste. Dann ließ sich die Haube nur leicht öffnen weil beim Hochklappen der Träger im Weg war. Mein Design war halt eine klassische Fehlkonstruktion.

 

Und öffnen musste man die Motorhaube beim Käfer immer mal. Entweder musste der feuchte Verteilerdeckel ausgewischt werden, weil es geregnet hatte. Oder die Zündkerzen mussten kurz raus und entrußt werden. Manchmal war der Keilriemen runtergesprungen oder hatte sich gleich ganz zerlegt. Eigentlich war immer was. Das hieß dann immer: Komplettabbau des Trägers.

 

Aber meine größte Innovation: Ich hatte mir eine Aschenbecherbeleuchtung gebaut. Denn mich nervte es, dass man nachts nie wusste, wo der Aschenbecher war. Und der war damals noch richtig wichtig. In der Modellbauabteilung von CW-Meyer (gibt es längst nicht mehr), besorgte ich mir einen kleinen Boots-Scheinwerfer. Mit seinen 1,5 Volt war er nicht direkt an das Bordnetz anzuschließen. Aber da half mir EBC-Utz Kohl, der Elektronik-Bastelladen (gibt es immer noch). Der berechnete mir einen Widerstand. Danach strahlte der Scheinwerfer nachts immer schön in den meist vollen Aschenbecher.

 

Unvergessen die Momente, wenn wir uns mit fünf Leuten im Käfer zu gleichen Zeit eine Kippe anzündeten. Das muss dann immer ausgesehen haben wie die berühmte Anfangsscene bei Cheech und Chong. Selbst für mich als ewigen Fahrer war es dann schwierig noch die Fahrbahn zu erkennen, durch all dem Nebel.

 

Auch mit diesem Wagen waren wir wieder viel unterwegs. Wir machten ein paar Dröhnfahrten nach Holland. Zum Beispiel nach Amsterdam ins Paradiso oder ins Melkweg. Oder wir waren in den Diskotheken in Norddeutschland unterwegs. Das Meta in Norddeich, das Rainbow in Varel/Obenstrohe, der Newtimer in Zetel um nur einige zu nennen. Im Cartoon in Delmenhorst arbeitete unser Kumpel Eddy. Deshalb, und weil es einen Flipper gab, der immer umsonst Freispiele zählte wenn man in fallenließ, waren wir auch oft dort. Schön war die Zeit. Und hinten auf der Käfer-Liegefläche lümmelten sich immer jede Menge Freaks.

 

Vom legendären Tiffany in Oldenburg fuhren wir oft „eine Rauchen“. Damals war es kein Problem mit dem Wagen direkt vor so einem Laden zu parken. Irgendwie gab es damals noch keine Parkprobleme. Man saß im Auto und wartete bis jemand kam und eine „Runde drehen“ wollte. OK, Jackies alter Diplomat wurde mehr gebucht. Aber auch ich hatte meine „Kundschaft“.

 

Im Sommer war wieder Südfrankreich angesagt. Diesmal waren wir zu viert mit zwei Autos. Ute, mit ihrer Ente namens „Kühlwalda“, fuhr mit unserem guten Kumpel Kirschi. Heiner und ich fuhren wieder im Käfer. Natürlich wieder über Holland. Diesmal machten wir in Zwolle Station. Wir hatten eine Adresse bekommen: Josh in der soundso Straße. Natürlich haben wir das nicht gefunden. Aber wir fanden ein besetztes Haus und den Namen Josh auf einer der unzähligen Klingeln. Das war natürlich nicht „Der Josh“. Trotzdem war man uns behilflich und führte uns zum Hausdealer. Dieser Josh-Trick hat übrigens auch später noch einige Male funktioniert. Mit jeder Menge „Reiseproviant“ (dieses Mal sehr gutem), machten wir uns auf den Weg. Wieder über die Landstraßen. Ich vorweg und Ute hinterher (ihre Ente war tatsächlich schneller). Eine Übernachtung in Grenoble. Fragt mich nicht wieso wir über Grenoble gefahren sind. Jedenfalls waren wir auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit immer höher die Berge heraufgefahren. Immer kleinere Seitenwege bis wir schließlich irgendwie vor einem Bauernhaus standen. Jede Menge Leute standen um ein großes Feuer. Ein komische Situation und wir wollten wieder umdrehen. Aber sie waren sehr nett und lotsten uns mit den Autos auf ihre Obstwiese, auf der wir die Nacht verbrachten. Mit Blick auf das leuchtende Tal. Echt klasse. Wir bauten um, legten uns mit vier "Mann" in den Käfer (es war echt Platz für alle), und rauchten das erste (und einzige Male in meinem Leben) einen kleinen Brösel Opium. Danach schliefen wir ein.

 

In Südfrankreich angekommen fuhren wir auf irgend einen Campingplatz und blieben ein paar Tage. Neben uns junge Franzosen. Die fuhren abends immer spät weg und lagen morgens vor ihren Zelten zu schlafen. Irgendwie komisch. Nach einer ungeplanten, intensiven Nacht mit Ute kamen wir in Streit (Sorry, ich wollte nur Spaß, sie wollte mehr). Nach einem letzten Abend heftigen Trinkens mit den Franzosen trennten wir uns dann. Heiner und ich zogen weiter.

 

Einige Tage später sahen wir Kirschi zufällig in Juans Les Pins alleine auf einem Mofa fahren. Ute hatte sich mit den Franzosen zusammen getan und er wollte nicht seinen ganzen Urlaub auf dem Campingplatz verbringen. Also hatte auch er sich abgesetzt und in der Zwischenzeit mit seinem Schlafsack am Strand an der Stadtmauer von Antibes gemütlich gemacht. Das machten wir dann auch. Das entlastete die Reisekasse erheblich. Jeden Abend Lagerfeuer mit Gitarrenmusik mit einem internationalen Grüppchen junger Leute. Immer wurde gesammelt und irgendein billiger roter Fusel gekauft. Alle schliefen aufgereiht mit Schlafsäcken an der Mauer. Das war wirklich sehr nett. Aber eben auch sehr hart, wer den Steinstrand kennt wird wissen warum. Isomatten wurden erst später erfunden. Jedenfalls waren wir ab da zu dritt unterwegs. Die Rückfahrt war wieder problemlos. Durch die Alpen zurück. Ich fuhr und die beiden ließen sich chauffieren. Sie hatten ja noch keinen Führerschein.

 

Im Nachhinein erfuhren wir von Ute, dass die Franzosen nachts in Häuser einbrachen und ihr Diebesgut in ihren Zelten lagerten. Deshalb schliefen sie draußen.

 

Später, wieder in Deutschland, waren wir an einem Samstag zu dritt nach Essen unterwegs. Wir wollten in die Grugahalle und eine der legendären Rocknächte besuchen. Auf halben Weg blieben wir mit einem kapitalen Motorschaden auf der Autobahn liegen (natürlich der dritte Zylinder). Uns schleppte ein zufällig vorbeifahrender Abschleppwagen (Geier) bis zur nächsten Ausfahrt. Dafür kassierte er alles an Geld ein, was wir hatten. Eigentlich wollte er noch mehr der Gauner. Später wurde mir klar, dass der uns richtig schön abgezockt hatte.

 

Meine Schwester war so lieb, kam und schleppte uns dann zurück und wir schauten die Rocknacht schließlich noch im Fernsehen. Der ganze Schaden, inklusive Abschleppen, blieb natürlich an mir hängen. So ist das halt, wenn man ein Auto hat.

 

Das Gute daran, wir haben den Motor später selber gewechselt und dadurch ist eine neue Freundschaft entstanden. Rudi, der mal bei VW gelernt hatte half mir dabei. Uns verband über viele Jahre eine sehr interessante und kreative Freundschaft die jetzt leider eingeschlafen ist. Danach hatte der Käfer sogar 44 PS, was aber nicht wirklich auffiel.

 

Auch dieser Wagen wurde Ende des Jahres Zwangsstillgelegt. Auch hier war alles Mögliche durchgerostet, abgefallen oder im Eimer. So war die Handbremse beispielsweise völlig ohne Funktion. Im Wagen stank wieder es aus der Heizung nach Abgasen. Und die war nicht abschaltbar, da der Bowdenzug festgerostet war. Und ich glaube auch hier fehlte wieder ein Schweller. Zwischenzeitlich war auch mal der Bowdenzug des Gaspedals gerissen.

 

Fazit: Auch der zweite Wagen brachte viel Spaß. Aber einzig durch die grenzenlose Mobilität, die wir dadurch hatten. Wenn man aber die Qualität des Wagens mit den heutigen Autos vergleicht, kann der Käfer nirgens mithalten. Wo gibt es heute noch Autos die nach 8 Jahren komplett im Eimer sind und auf den Schrott geschoben werden müssen? Auch wenn die Entwicklungsarbeit betrachtet wird. Damals war Evolution anstatt Revolution angesagt. Aber der Wagen wurde damals bereits mehr als 30 Jahre evoliert. Herausgekommen war dabei nicht unbedingt ein technisch ausgereiftes, zuverlässiges Auto.

Da Lob ich mir die neuen Autos. Zum Beispiel mein 99er Fiesta, der läuft ohne Probleme. Das wichtige funktioniert und von Rost an tragenden Teilen keine Spur.


Mon Mar 16 12:58:37 CET 2015    |    Spiralschlauch52127

1969 gabs aber keine liegenden scheinwerfer mehr, oder?

Mon Mar 16 13:20:02 CET 2015    |    bronx.1965

Ab 1964 (Werksferien) rundum die grossen Fenster, bis dato gebaute nennen sich "Dickholmer", ab 1967 die "stehenden" Scheinwerfer und die grösseren Rücklichter ("Ostereier"). Diese blieben bis zur Einführung der "Elefantenfüsse" (1970 beim 1302) im Programm. Ab 1967 hatten alle Käfer (ausser dem 1200) 12 Volt.

Mon Mar 16 13:20:19 CET 2015    |    zosis

Hallo PreEvo,

 

Vielen Dank. Du hast natürlich Recht.

 

Da schreibe ich extra noch im Text was von: "Die Scheinwerfer standen steiler".

Und baue dann trotzdem den falschen Käfer ein.

 

Hab ich nu korrigiert,

Zosis

Mon Mar 16 13:23:20 CET 2015    |    Spiralschlauch52127

@bronx.1965

meine 1967 was der übergang von liegenden zu stehenden scheinwerfern.....es gab also beides...

Mon Mar 16 15:47:36 CET 2015    |    FranzR

Hi,

 

eine schöne Geschichte. Apschleppdienst Geier, war das evtl. bei Bad Reichenhall /Piding?

Mon Mar 16 16:29:38 CET 2015    |    zosis

Keine Ahnung wo das war.

 

Aber damals, mit grade 19 hat man ja keine Ahnung und will einfach nur runter von der Autobahn.

Sat Mar 21 23:22:26 CET 2015    |    Fensterheber24140

Also wenn der Käfer nicht zuverlässig ist...

 

Damals gabs ja auch noch keine Verzinkung usw.

 

Edit: auf dem Bild ist ein 1303???

Deine Antwort auf "Mein zweites Auto: Noch ein Käfer."