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zosis

Blog vonzosis

Sat May 12 17:55:07 CEST 2012    |    zosis    |    Kommentare (5)    |   Stichworte: cabrio, Camping, Frankreich, Mittelmeer, R, Wohnwagen, XKR

„Schönes Auto“, sagt Maggie, die Holländerin von gegenüber als ich heute Morgen den Wagen abdecke.

„Ja, ich hab ja auch eine schöne Frau,… und einen schönen Wohnwagen. Alles schön“

„Du bist reich.“

Womit sie Recht hat. Nicht finanziell, das können die wenigsten normalen Angestellten von sich behaupten. Aber ich bin durch das Leben reich beschenkt worden. Gesund, Familie intakt, die Arbeit macht super Spaß.

 

Gestern haben wir den XK-R gründlich gewaschen. Nach dem Einkaufen. Mit dem Dampfstrahler im Hyper-U. Die ganzen toten Fliegen. Und der Flugstaub. Wir haben immer ein paar saubere Tücher im Kofferraum um ihn hinterher trocken zu wischen.

 

Zurück auf dem Campingplatz hatte ich mich noch über die Polster und über die Persenning hergemacht. Gar nicht so einfach all den Dreck aus den Falten zu wischen. Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass ich dies das letzte Mal gemacht habe.

 

Die Fußmatten hatten ein paar hässliche Flecken. Keine Ahnung, was der Vorbesitzer damit gemacht hat. Auf Anraten der guten Seele im Haus, probierte ich es mit Jemacko und Zitronenstein. Kaum zu glauben. Was mich ein Jahr gestört hat, ist jetzt komplett weg. Teufelszeug.

 

Nacheinander kamen die Niederländischen Nachbarn zufällig vorbei. „Schönes Auto“. „Ja, 8 Zylinder und 396 PS“. „Ups, sieht man dem so gar nicht an. Aber der Pflegezustand ist doll, doll, doll“. Schon, wenn man die ganzen kleinen Kratzer übersieht, denn der schwarze Lack von Jaguar ist weich wie Camembert. „Es gibt den auch mit 100 PS weniger. Aber wir wollten die große Maschine.“ Wir fachsimpelten.

 

Die letzte Nacht war feucht. Es hat zwar nicht geregnet, aber die Plane, mit der er abgedeckt war, war durch den Seenebel ziemlich nass. Das Resultat: Flecken und Planen-Muster überall. Geht gar nicht. OK, die nächste Wäsche ist bald wieder fällig. Aber nicht heute. Für den Sommerurlaub werde ich es anders versuchen. Erst eine Indoor Plane. Und darüber die Outdoor Plane. Schaun mer mal, wie das dann geht.

 

Heute ist eine Tour ins Hinterland geplant. Alles eingepackt und los. Von Cap d’Agde über Pézenas (was toll ist, wo wir heute aber keine Station machen) nach Saint Félix de Lodez. Der Motor brubbelt. Automatic rein und im Standgas über den Platz. Am Eingang kennen sie uns schon.

 

Normalerweise wird das Nummernschild automatisch gescannt und die Schranke öffnet sich. Bei unserem Wagen geht das aber irgendwie nicht. Normalerweise haben die immer nur mit den Belgischen Nummernschildern Probleme. Jedenfalls wird uns jetzt immer von Hand geöffnet wenn sie uns schon von weitem sehen.

 

Das Hinterland im Languedoc ist traumhaft. Besonders jetzt im Frühling. Alles blüht: Mohn, Ginster, Wolfsmichgewächse, wilder Rosmarin, Iris…

 

Und das Beste: Es ist nichts los auf den Straßen. Im Sommer braucht man gar nicht erst losfahren. Alles ist verstopft. Besonders wenn sich eine Wolke zeigt. Dann steht man mit anderen, tausenden von Touristen im Stau, die auch auf die glorreiche Idee gekommen sind ins Hinterland zu fahren. Nicht so heute. Die Gute hat ein paar Straßen ausgesucht, die besser nicht sein können.

 

Landschaftlich schöne Strecke, so heißt es auf der Karte. Fahrerisch schöne Strecke, würde ich sagen. Die Kurven fliegen uns entgegen. „Wenn dir schlecht ist, musst du sagen.“ Aber sie ist tapfer. Ich bin wieder ständig bemüht die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. Der Wagen liegt wie ein Brett und ich pese die Serpentinen entlang. Nur in einer Kurve geht er hinten ein wenig. Sie hat es nicht gemerkt, glaub ich.

 

In Saint Félix de Lodez wollen wir zu einem Stahl-Künstler. Er wohnt in einem Nebenort. Die Gute hat irgendwo seine Adresse aufgeschnappt. Nachdem wir den kleinen Ort in allen Richtungen abgesucht haben, frage ich einen Passanten der aus einer Seitenstraße kommt nach dem Sculpteur. Typischer Franzose. Und, unglaublich, tatsächlich ein Baguette unter dem Arm. „Oui, c‘est Charly. Hier gleich rechts. Gar nicht zu verfehlen. Beim Dinosaurier.“

 

Wir parken und machen die ersten Fotos des Tages. Überall Stahlskulpturen. Die Gute ist hin und weg. Auf dem Hof treffen wir erst Annick, seine Frau. Dann kommt auch er. Er ist ein wenig derangiert, da er den Rasen gemäht hat. Charly ist seit fast 40 Jahren in Frankreich. Er ist ursprünglich aus Deutschland, heißt Kruse mit Nachnamen und ist ziemlich wortkarg. Wir sprechen erst Französisch zusammen. Das bricht das Eis.

 

Hauptsächlich fertigt er große Skulpturen als Auftragsarbeiten. An die Stahlteile zu kommen wird immer schwieriger. Auf Flohmärkten. Bei kleinen Schrotthändlern. Bei den Dechetterien (Mülldeponien der Gemeinden), darf man eigentlich nichts mitnehmen. Aber mit einer Flasche Pastis geht immer mal was. Bei den großen Schrotthändlern geht dagegen gar nichts. Da geht alles gleich durch den Schredder und Künstler stören nur. In ein paar Jahren wird es keine kleinen Händler mehr geben. Letztens, hat er einen ganzen LKW voll Altmetall geschenkt bekommen aus einer Erbschaft. Die Erbin wollte nur ein kleines Andenken von ihm. Er zeigt uns seine Werkstatt und ich atme den Geruch von Stahl und Schweißgeräten mit einer Prise Öl. Ich habe selbst Schlosser gelernt und erinnere mich nur zu gut.

 

Wir kaufen uns einen kleinen Gewichtstemmer, bezahlen und verabschieden uns. Aus der Küche von Annick duftet es köstlichst. Wir fragen im Spaß, ob wir zum Mittag bleiben können.

 

Weiter nach Mourèze. Salade Gourmande und ein Salade de Chèvre chaud im Garten des  Restaurant Chez Eva. Na ja, ich koche lieber selber. Sehr freundlich aber teuer. Dafür ist das Ambiente sehr lauschig. Die Sonne scheint durch die Äste und taucht alles in ein angenehmes Licht.

 

Jedenfalls können wir den Wagen auf dem Parkplatz stehen lassen und in den Cirque de Mourèze gehen. Wir machen eine kleine Wanderung. Sehr bizarre Felsformationen. Leider ist es sehr heiß heute. Wir gehen deshalb nicht zu weit in das Tal.

 

Zurück nach Cap d‘Agde über die D15. Eine weitere, landschaftlich und fahrerisch schöne Strecke. Ich gebe noch einmal alles. Der Wagen fährt souverän. Nie klingt der Motor, als wäre er mit irgendwas überfordert. Bergauf über Serpentinen. Oben, auf einem Gipfel, kurz vor Neffiès bleiben wir stehen. Man kann bis zum Mittelmeer sehen.

 

Zurück auf dem Camping. Abdecken. Morgen ist Strandtag, da hat er Ruhe.

Den Coquelet, den wir gestern im Hyper-U gekauft haben mit Schinken, Knobi und Zwiebeln füllen und in den Backofen. Während er für 90 Minuten seine Runden dreht, trinken wir einen Absacker im Sun-Beach, schauen auf das blaue Meer und lassen ein Foto von uns machen für die Daheimgebliebenen.

 

Der Coquelet schmeckt köstlich. Dazu Baguette, Tsatsiki und Mas Olivier, unseren lokalen Lieblingswein. Würzig, tiefrot, leichte Holznote und extrem gutes Preis/Leistungsverhältnis.

 

Heute Abend geht es dann noch in das Melrose Café auf einen Desperado.


Sat May 12 18:56:11 CEST 2012    |    Antriebswelle19813

Wieder ein sehr schöner Bericht, der einem fast glauben läßt, man wäre dabei... prima zum Träumen!

Weiterhin schönen Urlaub...:)

Sat May 12 20:22:18 CEST 2012    |    Spurverbreiterung17353

Weitere Infos über den Künstler Charly Kruse:

 

http://www.art-insolite.com/pageinsolites/insokruse.htm

 

http://www.artistescontemporains.org/Charly-Kruse,4885.html

 

hat dein XK-R eine Anhängerkupplung für den Wohnwagen?!

Sat May 12 21:50:06 CEST 2012    |    Andi2011

Moin,

 

spätestens mit diesem weiteren Bericht hast du mich nun als Stammleser gewonnen!

Sehr schöne Bilder und ein locker geschriebener Text der es mir ermöglicht, mich sehr gut in die Erlbenisse hinein zu fühlen -

und Hunger hab ich jetzt auch noch!Danke dafür:D

 

Grüße

Andi

Sun May 13 07:16:32 CEST 2012    |    Spiralschlauch52081

Lieber Zosis,

 

gepaart mit herrlichen Landschaftsaufnahmen - wie soll es da auch anders sein... - einfach ein Gedicht - und einer, da kann ich Andi nur zustimmen, schönen - auch sprachlich! - Beschreibung, ein herzliches Dankeschön, dass Du uns daran teilhaben lässt! Weiter eine eindrucksvolle wie schöne Reise - vive la France (trotz Hollande...;-)). p.s. die Aufnahme mit dem Souvenir ist großartig!

 

Gruß

PerciePassat

Thu Aug 09 16:52:38 CEST 2012    |    Achsmanschette134691

Lieber Zosis,

danke, dass Du uns - inzwischen sowohl latina als auch mich - wieder eine Runde mit Dir mitfahren liessest -

 

LG Latinus

Deine Antwort auf "Mit dem Jaguar XK-R im Languedoc"