Wo sonst Japaner und Rumänen parken, stehen jetzt 25 Brasilianer: Das Autohaus Sedlmair in Mering verkauft 25 nagelneue T2 Bulli. Diese Gelegenheit gibt es nie wieder!
Quelle: Jezperklauzen - istockphoto.com, Christian Loidl / Sedlmair, MOTOR-TALK Mering – Einen VW T2 als Neuwagen - klar, das gibt es in Brasilien. Aber bald fahren werksneue, alte Bullis auch in Deutschland: Ein Autohaus aus Bayern hat 25 Exemplare der letzten Serie in das Bulli-Heimatland geholt. Quelle: Christian Loidl / Sedlmair Dabei ist die Luft eigentlich schon seit einigen Jahren raus. Wo früher kühler Fahrtwind die Motortemperatur im Soll hielt, fließen seit 2005 Wasser und Glysantin durch den Gussblock. Ein Frevel für Fans, ein Zugeständnis an die Moderne. Denn der T2-Bulli lebt, 35 Jahre nach seinem Ende in Deutschland. Es gibt ihn sogar als Neuwagen zu kaufen. Noch. Denn einer der coolsten VW liegt in seinen letzten, wassergekühlten Atemzügen. Der T2 Bulli lief (und lief und lief…) noch lange nach dem Produktionsende in Hannover. VW do Brasil baute den sympathischen Kasten mit den hübschen Kulleraugen weiter, als in seiner Heimat längst alle Werkzeuge schwiegen. Vor knapp zehn Jahren löste ein 1,8-Liter-Reihenvierzylinder den herrlich knatternden Einssechser-Boxer ab. Im vergangenen Jahr hat der brasilianische VW-Arm dann sein endgültiges Ende verkündet. Der Hersteller wollte die Technik – größtenteils auf dem Stand von 1967 – nicht weiter modernisieren. Last Edition: 1.200 VW T2 Bulli zum AbschiedNatürlich verabschiedet sich der Umzugshelfer, Hippie-Bus, Surfbrett-Transporter, Wohnungsersatz mit einem heftigen Knall. Mit der „Last Edition“ enden 46 Jahre VW T2. 1.200 Exemplare in pastellblau-weiß winken noch einmal mit den Scheibenwischern, bevor sie in Sammlergaragen verschwinden. Eines der letzten Modelle steht bereits im Museum in Hannover. Quelle: Christian Loidl / Sedlmair Was mit den anderen passiert, das können wir nur mutmaßen. Bei 25 Exemplaren dürfen wir aber mitbestimmen: So viele VW T2C stehen in einem Autohaus in Mering (Bayern) zum Verkauf. Sie sind fast 10.000 Kilometer vom Werk in Sao Paulo bis in ihre alte Heimat gereist. 25 neue Bulli für DeutschlandChristian Loidl kümmert sich im Autohaus Sedlmair um den Fahrzeugeinkauf. Er klingt erleichtert: „Heute ist der letzte angekommen.“ Vor sieben Monaten hat er die erste Anfrage an Brasilien gerichtet. Nach unzähligen Telefonaten, Anfragen, Absagen und E-Mails hatte er Erfolg. Vier Monate nach der ersten Kontaktaufnahme hat er den Kaufvertrag für 25 VW T2C der letzten Edition unterschrieben. Seit gestern verkauft das Autohaus die ungewöhnlichen Neuwagen. Täglich klicken 1.000 Interessenten auf die Inserate, etwa 60 rufen an. Ungefähr fünf Bulli sind schon weg. Plus einer, den Loidl am liebsten sofort mit nach Hause nehmen möchte. Er selbst ist Fan luftgekühlter VW. Vor elf Jahren hat er bereits einige VW Käfer der mexikanischen „Última Edición“ für ein Autohaus in Augsburg importieren lassen. Nach dem Kauf wird’s kompliziertQuelle: Christian Loidl / Sedlmair Loidl erzählt, er wollte seinen Kunden etwas Besonders bieten. Das hat geklappt, denn neue T2 Bullis sind auf unseren Straßen so selten wie Autos, die locker den NEFZ-Verbrauch unterbieten. Daran werden auch die 25 allerletzten Bullis nichts ändern. Vor allem, wenn man diese tatsächlich zulassen möchte. Das funktioniert leider nicht auf dem üblichen Weg. Die Nostalgiker aus Brasilien entsprechen nicht dem deutschen Verständnis für Sicherheit und Umweltverträglichkeit – eine Neuzulassung in Deutschland ist schlicht unmöglich. Loidl vermittelt aber gern eine Adresse in England, die die Fahrzeuge in Großbritannien umrüstet und anmeldet. Als Gebrauchtwagen sind die Bullis dann in Deutschland zulassungsfähig. Diese Prozedur dauert sechs bis acht Wochen und kostet rund 10.000 Pfund, zuzüglich Mehrwertsteuer sowie Transport nach und aus England. Immerhin: Im Kaufpreis von rund 40.000 Euro sind ein Echtheitszertifikat von VW do Brasil, die Mehrwertsteuer und Zollgebühren bereits enthalten. Und die Gewissheit, ein besonderes Stück Geschichte zu besitzen.
Quelle: Spiegel Online |