Mit Euren Fragen im Gepäck besuchte MOTOR-TALK das Herz von Mercedes, das Entwicklungszentrum in Sindelfingen. Was wir gefunden haben? Viel Herzblut und noch mehr Antworten.
Sindelfingen - Bloß nicht auf die Straße schauen, denke ich, während die weiße M-Klasse ungebremst auf uns zu fährt. Denn ich weiß, was gleich passiert: Die Mercedes E-Klasse wird ihre Spur verlassen und langsam auf die entgegenfahrende M-Klasse zusteuern. Und der Fahrer? Wird nichts dagegen unternehmen. Ich sitze machtlos auf der Rückbank. Doch bevor schlimmes passiert, greift mein Assistent ein, der aktive Spurhalter. Er warnt vor dem Verlassen der Spur und greift ein, wenn es wirklich brenzlig wird, beispielsweise im Gegenverkehr. Dann lenkt er das Auto zurück auf die rechte Bahn. Selbstversuch Die Versuchsfahrer sind anders, gelassen. Sie haben diese Szene oft erlebt, wissen, was funktioniert. Ich und MB Dieselmaster wissen das nicht. Wir hoffen nur. Der Moment der Wahrheit naht - und mit ihm die Mercedes M-Klasse. Die E-Klasse wird aktiv. Sie hat den Gegenverkehr erkannt, bremst das rechte vordere Rad und zieht zurück auf unsere Fahrbahn. Mercedes hat sich für den Bremseingriff und gegen einen Lenkimpuls entschieden, um den Fahrer in der brenzligen Situation nicht zusätzlich zu irritieren. Das leuchtet ein, wie auch unser User findet. MB Dieselmaster und ich sind glücklich. Und beeindruckt. „Sollen wir es nochmal machen?“, fragt der Fahrer. Nein, vielen Dank, das genügt. Wir wollen unsere Nerven nicht überstrapazieren. Auf nach Sim-City Klar, kein Mercedes-Fahrer steuert gern eine nagelneue E-Klasse auf eine Wand zu. Da gehört viel Vertrauen ins PreSafe zu. Das fehlt im ersten versuch noch. Unwillkürlich folgt MB Dieselmaster seinem Instinkt und tritt auf die Bremse. Dann erinnert er sich an die mahnenden Worte des Instruktors: NICHT BREMSEN! Lupft seinen Fuß und wir brettern gegen die weiche Wand. In der zweiten und dritten Runde bleibt der Bremsfuß unseres Users unbenutzt, der Assistent übernimmt und bremst die E-Klasse aus Tempo 50 bis zum Stillstand. Neu ist, dass die Technik in der E-Klasse auch Querverkehr und Fußgänger sieht. Sogar eine drohende Heckkollision erkennt das System und verringert die Folgen durch die Aktivierung der Bremse. Eine rollende Matte im toten WinkelVersuch Nummer drei: Immer noch ist MB Dieselmaster am Steuer. In unserem toten Winkel fährt ein gepolstertes Ungetüm. Sollte es wider Erwarten krachen, bleibt auch dieses Mal kein Kratzer an der E-Klasse. Doch es kracht nicht, obwohl die E-Klasse leicht nach links driftet und dem fahrenden Gegner sehr nahe kommt. Das Assistenzsystem hält, was es verspricht. Es verhindert einen ungewollten Blechkontakt. Ich steige aus der E-Klasse und bin zufrieden. Es ist gut zu wissen, dass all die Kameras, die Sensoren und der Radar an Bord auf uns aufgepasst haben. Eine Erkenntnis bleibt trotzdem. Noch schöner ist es, wenn man die Technik erst gar nicht braucht. Den ersten Teil unseres Besuchs in Sindelfingen lest Ihr hier. |
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