Das Differential als Solches...
...und das MB-Differential im Besonderen, auch vornehm Hinterachsmittelstück genannt, neigt ja bekanntermaßen dazu, sein Öl auch nach außen zu zeigen. Böse Zungen behaupten, ein Mercedesdifferential, das nicht ölt, tue das genau dann nicht, wenn kein Öl mehr vorhanden sei.
Soweit wollen wir es nicht kommen lassen. Spätestens dann, wenn der Daimler im Bereich der Hinterachse anfängt, seinen Stellplatz zu markieren, besteht Handlungsbedarf. Wir wenden uns also vertrauensvoll und mit präziesen Informationen gewappnet an den netten Teileonkel der örtlichen Sternwarte. Der gibt uns dann:
1x Simmering Halslager
2x Simmering für ASD-Ringzylinder
2x Dichtsatz für ASD-Ringzylinder
1 Liter Universal-Hypoidöl SAE85W90
1 Fläschchen Ölszusatz zur Geräuschminderung (rein prophylaktisch)
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16 Antworten
Ja richtig, es handelt sich um ein ASD-Hinterachsmittelstück. Die stärkste Leckage befindet sich am Halslager, aber auch an den Seiten hängt ein Tropfen drunter. Die Frage, ob das nun Hydraulik- oder Hypoidöl ist, stellen wir uns garnicht erst; wir erneuern einfach alle Dichtungen. Da das Differential bisher ruhig und unaufdringlich seinen Dienst verrichtete, bleiben die Lager unangetastet... hoffentlich.
Also erstmal Öl ablassen (iiihh, grüngraue Pampe, das soll Öl sein?) und raus mit dem Brocken, von außen gründlich gesäubert, und den hinteren Deckel abgeschraubt. Uns blicken viele schleimige Zahnräder entgegen, und eine innere Stimme flüstert uns ein: 'Los, los, nimm alles auseinander, weg mit dem Schleim'. Aber wir werden uns beherrschen und nicht auf dumme Gedanken kommen. Es folgt der Griff zum Ausziehhaken für das Kombiinstrument, der sich hervorragend dazu mißbrauchen läßt, die beiden Sicherungsringe abzuziehen. Anschließend lassen sich die Achstummel mitsammt Ringzylinder entfernen...
O Ring, O Ring, so sprich zu mir,
bist Du noch dicht, wie geht es Dir?
Keine Antwort von dem Miststück. Also fliegt er mitsammt seinen altersschwachen Kumpels raus. Wir hams ja.
Der Ringzylinder zerlegt; zu Vorschein kommen: drei O-Ringe, ein Simmering und eine Manschette. Das alles wird ersetzt...
...nachdem wir alles schön saubergemacht haben. Alles versammelt, sauber oder neu: Ringzylindergehäuse, Ringkolben, Ölleitblech, Achsstummel, Dichtungen...
Nun bauen wir alles wieder zusammen, unter Verwendung von reichlich Öl, damit's schön flutscht. Vor dem Einsetzen der Welle wird das Ölleitblech aufgesetzt. Natürlich haben wir uns beim Zerlegen gemerkt, wie es sitzen muß. Nun die Welle eingeschoben, den Ringzylinder festgeschraubt, die Sicherungsringe wieder aufgesprengt, die Hydraulikleitung angeschraubt, die Gehäusedichtfläche blitzeblank gemacht, den Deckel mit Curil wieder draufgepappt, und wir sind schon fertig... fast...
...denn da ist ja noch das leckende Halslager. Und nun wird gepfuscht. Strenggenommen muß nach dem Lösen der zentralen Bundmutter das Lager raus und mit neuer Abstandhülse wieder eingesetzt werden. Anschließend wird die neue Bundmutter genau so fest angezogen, daß das Lager ein bestimmtes Reibmoment hat. Da wir aber weder Krösus heißen und uns all die schönen Werkzeuge kaufen können, noch über das nötige Quentchen Erfahrung vefügen, um das auch ohne hinzuzaubern, machen wir es uns ganz einfach: Die Bundmutter und die Welle erhalten einen Farbklecks, um ihre Lage zueinander zu markieren. Anschließend meißeln wir vorsichtig die Sicherung der Bundmutter auf und schrauben diese herunter. Die benötigte lange 30er Vielzahnnuss hat uns der nette Teileonkel gleich mitgegeben - tausend Dank dafür. Nun rücken wir dem Gelenkflansch mit dem Abzieher zu Leibe. Dem zum Vorschein kommenden Wellendichtring sieht man seine Undichtigkeit quasi schon an, also raus damit, auch wenn er sich heftig sträubt...
Also rein mit dem neuen Simmering, den Flansch wieder aufgesetzt und die ALTE Mutter wieder aufgeschraubt. Das geht ganz leicht, bis zu einem Gewissen Punkt. Flugs die Nuss abgezogen, nachgeschaut und siehe da: Die Farbmarkierung ist genau in Deckung (leider auf dem Foto nicht zu erkennen). Das Gefühl sagt: Das paßt schon. Also schnell die zweite Sicherung der Mutter zugemeißelt... wieso sieht der Gelenkflansch eigentlich so angenagt aus? Fressen Marder jetzt schon Stahl? Was da mal passiert ist, will ich garnicht wissen...
So, es ist vollbracht. Da liegt er nun, der unansehnliche rostige Brocken. Was bleibt zu tun außer Öl auffüllen und hoffen, daß alles dicht ist? Der blick schweift umher und bleibt an einer Dose Hammerite Schwarz haften...
Und wenn die Farbe morgen trocken ist, kommt alles wieder an seinen Platz!
to be continued...
Nicht schlecht, danke.
Ich bin richtig neidisch auf die Halle.
so sauber isset nichmal bei mir zuhause ... was man da alles unterstellen koennte ... :)
was meinst , kann man die gelenkflansche einfach tauschen , von kleiner und grosser ausfuehrung ?!
hab zwar im zweifelsfall schonmal ne andere kardanwelle (war zufall, dass ich die bekommen habe ) mit hardyscheibe in grosser ausfuehrung rumliegen ... im fall der faelle - so dass ich auch ein diff. oder getriebe mit anderem flansch verbauen kann .
bis denne ;)
Toller Bericht, vielen Dank dafür. Wer so eine Halle hat braucht keine Wohnung.
Gruß
KR51/2
Nettes Spielzeug, was da links in der Halle steht... ;)
Kann ich bei dir einziehen? Schrankwand habe ich keine...
Jetzt bekommt 3LQP ernsthafte Konkurrenz in Bezug auf bebilderte Selfmade-Stories.
Sehr schön!
nein bekommt er nicht weil ich die ganzen Lager gleich mitgemacht hätte....
aber ich finde es toll das hier mal wieder einer was anständiges reinschreibt mit bildern....
denn auch ich gucke gern mal...
auf die halle kann man stolz sein bzw froh das man sie hat oder benutzen darf....