In der Basis fährt der Audi A4 mit kleinem Benziner und flachem Heck. Wir haben den Einstieg in die Audi-Mittelklasse zwei Wochen lang getestet.
Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK
Berlin – Vorne sparsam, hinten groß: Der Audi A4 verkauft sich in Deutschland am besten als Diesel-Kombi. International ist das kleine Heck allerdings beliebter. Zu Recht, wie unser Alltagstest mit dem Basis-Benziner (1.4 TFSI) zeigt. Die Mittelklasse-Limousine kann viel und leistet sich wenig Grund zum Meckern. Karosserie und Platzangebot: Viel Raum vorn und hintenQuelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Im Innenraum hat Audi beim 4,72 Meter langen Viertürer vieles richtig gemacht. Direkt nach dem Einsteigen durch die breite Türöffnung fühlt man sich wohl. Nicht heimelig, aber gut aufgehoben. Die Schalter sitzen am richtigen Platz, sehen schön aus und fassen sich angenehm an. Statt einzelner Lüftungsdüsen wie bei BMW und Mercedes setzt Audi auf eine lange, aber schmale Lüftungseinheit. Das macht das Auto innen optisch geräumiger. Nachteil: Ins Handschuhfach passt wirklich nur ein Handschuh. Dafür gibt es vorn ausreichend viel Platz für Kopf, Schultern und Knie. Selbst auf der Rücksitzbank können es sich zwei große Erwachsene bequem machen. Trotz des festen Heckdeckels kann der A4 anständig zuladen: 480 Liter fasst der Kofferraum. Mit der umklappbaren Rücksitzbank (380 Euro) wird sogar die Limousine praktisch. Eine ihrer Stärken ist das Geräuschniveau. Im Vergleich zum Kombi ist die Hinterachse durch den geschlossenen Raum besser gedämpft. Akustikglas (150 Euro) sorgt zusätzlich für Ruhe. Bis zu 130 km/h hört sich der A4 an wie ein A6. Das wirkt sehr hochwertig. Geht es schneller, kann das Glas aber stärkere Windgeräusche nicht fernhalten. Interieur: Hochwertige VerarbeitungPassend zum Premiumanspruch zeigt sich die Verarbeitung. Im Vergleich zu den deutschen Wettbewerbern gibt sich der Innenraum einen Tick kühler, technischer. Der eckige Wählhebel des DSG wirkt optisch wie ein Fremdkörper in der Mittelkonsole. Da kann die Kunstlederbespannung einiger Interieurelemente (290 Euro) nicht gegenhalten. Dennoch fühlt sich der A4 auch mit Lederlenkrad (150 Euro) auf längeren Etappen hochwertig an – die Kühle verschwindet nach einigen Kilometern. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Sitzposition und Ergonomie passen für Personen bis 1,80 Meter sehr gut – auch nach Stunden monotoner Autobahnfahrt kneift nichts. Im Testauto mit der Ausstattung Sport waren allerdings Sportsitze mit integrierter Lendenwirbelstütze verbaut. Praktisch: Die Beinauflage lässt sich ausziehen, was bei längerer Fahrt die Beine entlastet. Infotainment: Gute Bedienung und VerknüpfungBeim A4 dominiert die klare Linie, auch beim Infotainmentsystem. Die Bedienung liegt nah an der rechten Hand, am Multifunktionslenkrad lassen sich die rudimentären Einstellungen für Radio und Geschwindigkeitsregelanlage auswählen. Einmal das Navi eingestellt, können die Hände stundenlang am Lenkrad bleiben – genauso soll es sein. Schön ins Armaturenbrett eingegliedert, wenn auch dominant, wirkt die Klimaanlagenbedienung. Der Infotainmentbildschirm hockt allerdings wie ein Fremdkörper auf dem Armaturenbrett. Ein Anblick, der noch nach Tagen irritiert. Beim Testwagen waren der digitaler Radioempfang (335 Euro) und das Audi-Soundsystem (290 Euro) dabei. Eine gute Investition für alle Fahrer, die einen klaren und satten Klang lieben. Dagegen kann man auf den rahmenlosen Innenspiegel (164 Euro) verzichten. Der sieht zwar schick aus und passt zum Innenraum – seine Abblendautomatik reagiert aber verzögert und nervt. Eine praktische Zusammenstellung bietet das Audi-Technology-Selection-Paket: Komfortschlüssel, virtuelles Cockpit, Navigation Plus und Smartphone Interface. Das Cockpit lässt sich leicht bedienen, arbeitet ruck- und blendfrei und bietet eine sehr scharfe, klare Karte. Doch leider kostet das Paket fast 3.000 Euro. Assistenzsysteme und Sicherheit: Mehr kostet extraQuelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Audi liegt bei den Assistenzsystemen auf Höhe der Wettbewerber. Im A4 lässt sich die ganze Armada an Sicherheitsausstattung ordern. Empfehlenswert ist das Matrix-LED-Licht (1.900 Euro): Mehr Licht auf der Straße bedeutet mehr Sicherheit und ermüdungsfreies Fahren. Regen- und Lichtsensor (125 Euro) sowie die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung (300 Euro) sollten an Bord sein. Sie erleichtern das Fahren auf langen Strecken und geben mehr Sicherheit. Das Assistenzpaket „Stadt“ für rund 1.500 Euro bietet Hilfen wie Spurwechselassistent, Querverkehrassistent und Einparkhilfen. Toll, aber nicht zwingend nötig für Autobahnkilometerfresser. Die bestellen lieber die Geschwindigkeitsregelanlage plus Speed-Limiter für 300 Euro. Noch besser: Abstandstempomat und Spurhalteassistent arbeiten als Stau-Autopilot bis 65 km/h – praktisch im Stop-and-go-Verkehr. Dafür muss man allerdings das Assistenzpaket Tour für 1.640 Euro bestellen. Motor und Getriebe: Rauer BasisbenzinerBenzinmotoren scheinen bei Audi-Fahrern in Deutschland wenig beliebt zu sein. Derzeit bietet Audi beim A4 fünf Dieselvarianten zwischen 122 PS und 272 PS, aber nur drei Benziner: den 1.4 TFSI mit 150 PS als Basis und den 2.0 TFSI mit 252 PS. Der S4 kommt auf 354 PS. Der 2.0 TFSI mit 190 PS wurde kurzfristig aus dem Programm genommen und lässt sich erst ab Juli 2017 wieder bestellen. Angeblich wegen einer Systemumstellung im Zuge des Modelljahrwechsels. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Der 1.4-Basis-Vierzylinder ist ein alter Bekannter und findet unter der Haube in Längsrichtung Platz. Einspritzdüsen füllen die Zylinder mit bis zu 200 bar. Das sorgt für eine gute Verbrennung, niedrigen Verbrauch – aber auch für einen rauen Motorlauf. Im Vergleich zu ähnlichen Motoren klingt der Vierzylinder in mittleren bis höheren Drehzahlen angestrengt, ganz unabhängig von der Temperatur. Ein Ruckeln im Kaltstart schein normal zu sein. Es klingt nach einem kurzen Verschlucken, ohne grob Aufzustoßen. Im Audi-Forum von MOTOR-TALK tauchte dieses Problem bereits auf. Nicht wirklich schlimm, aber auch nicht besonders schön. Nervig auch, dass bei niedrigen Geschwindigkeiten der Motor so untertourig läuft, dass es im Innenraum dröhnt. Nur leicht, aber wahrnehmbar. Meist tritt das zwischen 50 und 60 km/h auf. Da hilft nur: schneller fahren oder manuell runterschalten. Das volle Drehmoment von 250 Newtonmeter liegt zwischen 1.500 und 3.500 U/min. Damit sprintet die Limousine aus dem Stand auf 100 km/h in 8,5 Sekunden und fährt 210 km/h Spitze. Vollgasetappen machen aber ebenso wenig Spaß wie Stop-and-go-Verkehr. Wohl fühlt sich der Motor zwischen 3.000 und 4.000 Umdrehungen bei einer Geschwindigkeit zwischen 120 und 140 km/h. Für Berufspendler in Ballungszentren genau richtig. Dort herrschen meist Tempolimits. Bauartbedingt kann das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe unseres Testwagens nicht überzeugen. Es trübt den ansonsten guten Eindruck im Stadtalltag mit seiner lahmen Reaktion. Zwischen langsamem Rollen und spontanem Gasgeben vergeht zu viel Reaktionszeit. Auch beim Rückwärtseinparken nimmt sich das Getriebe ein paar Extrasekunden. Trotz Downsizing fährt der Benziner nicht so sparsam wie Audi das gerne hätte. Bei gemischter Fahrt durch Stadt, über Land und bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit erreichten wir den NEFZ-Durchschnittsverbrauch von 4,9 Litern auf 100 Kilometer nicht. Im Schnitt waren es 6,9 Liter. Fahrwerk und Lenkung: Fein austariertQuelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Dafür passt das Fahrverhalten des A4 zur eher trägen Leistungsausbeute. Audi findet einen guten Mittelweg zwischen sanft und straff. Das Komfortfahrwerk mit Dämpferregelung (980 Euro) arbeitet angenehm. Es ist fein abgestimmt und bügelt wirklich jedes Schlagloch sauber weg. Wer auf Fahrkomfort steht, egal ob auf Kurz- oder Langstrecke, sollte sich das Fahrwerk gönnen. So flink wie ein BMW 3er oder die Mercedes C-Klasse geht der A4 nicht ums Eck. Die elektromechanische Lenkung arbeitet zwar präzise, fühlt sich aber stellenweise synthetisch an. Besonders in schnell gefahrenen Kurven schiebt der Fronttriebler gern über die Vorderräder, die Lenkwiderstände bleiben aber gefühlt gleichförmig. Grund ist der weit vorne liegende Motor. Einen Allradantrieb gibt es für den Basisbenziner nicht. Ausstattung und Preis: Nicht günstig, aber fairAudi bietet den A4 ab 31.650 Euro an und liegt damit in der Nähe vom BMW 3er (ab 30.900 Euro) und Mercedes C-Klasse (ab 31.868 Euro). Unser Testwagen kam zwar mit Basismotor, dafür allerdings in der Ausstattung Sport (ab 33.350 Euro) und Doppelkupplungsgetriebe (35.850 Euro). Außerdem waren viele Extras integriert, darunter unter anderem 3-Zonen-Klimaautomatik (684 Euro), Technology selection (2.950 Euro), Matrix-LED-Scheinwerfer (1.900 Euro), Assistenzpaket Stadt (1.490 Euro), DAB (335 Euro) und 18-Zoll-Räder. Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Zusammen mit weiteren Kleinigkeiten summiert sich der Verkaufspreis auf 49.395 Euro. Nicht alles davon ist nötig, wie beispielsweise Ambientebeleuchtung, Phonebox, rahmenloser Innenspiegel und das Ablagepaket. Außerdem raten wir zum manuellen Getriebe. Fazit: Leises Auto, schwacher MotorDie Audi Limousine mit dem für ihre Klasse üppigen Innenraum fährt sich leise und komfortabel. Wer auf einen Kombi verzichten kann, wird mit noch mehr Innenraumruhe und Wendigkeit belohnt. Dagegen kann der 1.4 TFSI wegen seiner Laufunruhe und des hohen Verbrauchs nicht überzeugen. Ein bisschen mehr Hubraum und Leistung ständen dem A4 besser. Der ab Juli wieder bestellbare 2.0 TFIS Ultra mit 190 PS wäre unsere Wahl. Ansonsten würden wir – trotz Dieseldiskussion – zu dem 2.0 TDI mit 190 PS greifen. Der kostet allerdings 39.300 Euro. 7.650 Euro mehr als der Basisbenziner. Audi A4 1.4 TFSI: Technische Daten
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