• Online: 1.452

Porsche Panamera 4 S Diesel (2016): Test, Technik, erste Fahrt - Der Diesel, den Porsche braucht

verfasst am

Im neuen Porsche Panamera steckt Technik von Audi. Die wichtigste Leihgabe: Ein 4,0-Liter-V8-Dieselmotor. Bisher fehlte ein großer Selbstzünder im Programm. Erster Test.

Erste Fahrt im Porsche Panamera 4 S Diesel mit 422 PS und 850 Newtonmetern Erste Fahrt im Porsche Panamera 4 S Diesel mit 422 PS und 850 Newtonmetern

München – 911 hin, Boxer her, Porsche braucht den Diesel. Ohne einen Selbstzünder verkaufen sich große Limousinen schlecht, zumindest in Europa. Zuletzt sah es in diesem Punkt beim Panamera etwas dünn aus: Der einzige Diesel (3,0-Liter-V6, 250 PS, nach dem Facelift 300 PS) lief im Herbst 2015 aus. Seine Abgasnorm war veraltet, ein Update hätte sich nicht gelohnt. Trotzdem lag die Diesel-Rate in Deutschland zuletzt bei fast 50 Prozent.

Zum Modellwechsel starten drei neue Motoren im Panamera, darunter ein Ölbrenner: Der Panamera 4 S Diesel bekommt endlich einen Achtzylinder-Diesel mit 4,0 Litern Hubraum, 422 PS und 850 Newtonmetern Drehmoment. Porsche koppelt den Block an ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb.

Porsche Panamera 4 S Diesel: V8-Selbstzünder mit 422 PS

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 285 km/h ist der Panamera 4 S Diesel die schnellste Serien-Diesel-Limousine der Welt Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 285 km/h ist der Panamera 4 S Diesel die schnellste Serien-Diesel-Limousine der Welt Quelle: Porsche Porsche und Diesel, das klingt für Fans selten gut. Deshalb lässt Porsche den Motor nicht nach einem Diesel klingen. Er nagelt nicht, wummert voluminös und kräftig. Insgesamt hält er sich aber stark zurück, eine Sportauspuffanlage gibt es nicht einmal gegen Aufpreis. Der Motor ist unverkennbar ein V8, aber akustisch kein Selbstzünder. Nur Kraftentfaltung und Drehzahlband weisen auf den Diesel unter der Haube hin.

Der V8-Diesel stammt aus dem Audi SQ7. Porsche presst die Mechanik fast unverändert in den Panamera. Zwei Turbolader sitzen zwischen den Zylinderköpfen. Bei niedriger Drehzahl öffnet pro Zylinder nur ein Auslassventil und versorgt einen Lader mit Abgasen. Unter Last öffnen die anderen Ventile und schieben den zweiten Turbo an.

Ein Detail fehlt allerdings: Porsche verzichtet auf den Elektroverdichter. Der überbrückt bei Audi die Gedenksekunde. (Wie das funktioniert, lest Ihr hier.) Dr. Gernot Döllner, Projektleiter des Panamera, erklärt: Im Panamera übernehme das die Abstimmung des Doppelkupplungsgetriebes. „Wir haben in diesem Setup hervorragende Performance und Fahrleistungen“, sagt Döllner.

Das funktioniert tatsächlich fast immer, vor allem im Spaß-Modus. Der Panamera 4 S Diesel schaltet blitzschnell, hält den Ladedruck und spricht im nächsten Gang ohne Verzögerung an. Wenn die Elektronik nicht damit rechnet, gönnt sich der Diesel dennoch etwas Vorbereitungszeit. Volllast – Runterschalten – Druck aufbauen – los.

Gewicht spart Porsche durch den fehlenden Lader kaum. Das nötige 48-Volt-Bordnetz gehört zum (optionalen) Wankausgleich („PDCC Sport“, 4.700 Euro), wäre also im Panamera verfügbar. Der Elektroverdichter selbst fällt kaum ins Gewicht – nach EU-Norm wiegt der Panamera 4 S Diesel ohnehin trotz Karosserieblechen aus Aluminium 2.125 Kilogramm. Das Problem: Im Motorraum der Limousine gibt es keinen Platz mehr für den Lader. Der Einsatz wäre prinzipiell möglich gewesen, aber unwirtschaftlich geworden.

Langstreckenkomfort und eine ordentliche Reichweite

Das optionale Luftfahrwerk macht den Panamera zum bequemsten Porsche Das optionale Luftfahrwerk macht den Panamera zum bequemsten Porsche Quelle: Porsche Wer es sportlicher braucht, kauft den Panamera ohnehin lieber als 4S (440 PS, 113.027 Euro) oder Turbo (550 PS, 153.011 Euro). Weitere Motoren sollen folgen. Der Diesel fühlt sich weniger flott, aber trotzdem verdammt schnell an: Er beschleunigt in 4,3 Sekunden auf Tempo 100 (mit „Sport Chrono Paket“, 1.862,35 Euro, sonst 4,5 Sekunden), rennt Tempo 285 Spitze und bremst mit Sechskolben-Festsätteln auf 360er-Bremsscheiben vorn. Seine Fahrleistungen machen ihn zur schnellsten Serien-Diesel-Limousine der Welt.

Am besten macht sich der Diesel-Panamera aber auf langer Strecke. Porsche gibt einen Verbrauch von 5,8 Litern pro 100 Kilometer. Auf unserer flotten Testfahrt über Autobahnen und Landstraßen rund um München spritzte der Selbstzünder durchschnittlich 8,6 Liter in die Brennräume. Mit optionalem 90-Liter-Tank (119 Euro, Serie: 75 Liter) ergibt das eine reale Reichweite von gut 1.000 Kilometern.

Besonders gut für Vielfahrer: Der Panamera kann bequemer sein als jeder Porsche vor ihm. Das neue Dreikammer-Luftfahrwerk (2.136,05 Euro) federt gemütlich Gullydeckel, Kopfsteinpflaster, Straßenschäden oder Eisenbahngleise weg. Adaptive Dämpfer und die optionale, elektrische Wankstabilisierung halten den Panamera in Kurven trotzdem waagerecht. Im Sport-Modus spannt er die Dämpfer an, strafft vor allem die Zugstufe. Er federt dann nur noch mit einer Kammer, wird aber nie unangenehm hart.

Großes Infotainment-System mit komplizierter Bedienung

Mit dem Modellwechsel des Panamera führt Porsche ein neues Infotainmentsystem ein, dazu eine digitale Bedienlogik. Analog arbeitet nur noch der Drehzahlmesser, die meisten Knöpfe und Schalter fallen weg. Dafür gibt es drei Displays und viele Touch-Flächen. Letztere sind nicht fühlbar voneinander getrennt, haben aber einen spürbaren Druckpunkt.

Im Panamera führt Porsche ein neues Infotainmentsystem ein Im Panamera führt Porsche ein neues Infotainmentsystem ein Quelle: Porsche Besonders stolz ist man bei Porsche über die vielen Funktionen. Jeder Panamera ist online, navigiert mit Google-Karten und verbindet sich per Apple CarPlay mit Iphones. Android Auto sei für Porsche-Fahrer kein Thema.

Leider verstecken sich viele Funktionen in Menüs und Untermenüs. Ihre Zuteilung ist nicht immer offensichtlich, die Bedienung läuft selten intuitiv. Hinzu kommen zwei Dreh-Drück-Rädchen am Lenkrad für die Displays neben dem Drehzahlmesser, ebenfalls mit Menüs für die Konfiguration. All das muss besser, klarer werden. Der aktuelle Stand lenkt vom Fahren ab und bedarf einer längeren Eingewöhnungsphase.

Porsche Panamera 2: Drei Karosserievarianten und zwei Hybride

Bestellen kann man den Panamera bereits, die ersten Auslieferungen folgen im November 2016. Porsche bietet zunächst drei Motorisierungen an. Als Diesel kostet der neue Panamera mindestens 116.954 Euro. Porsche-Chef Oliver Blume kündigte bei der Vorstellung des Panamera aber bereits zwei Versionen mit Hybridtechnik an. Eine davon wird voraussichtlich der neue Panamera Turbo S. Zusätzlich erwarten wir einen Einstiegsdiesel mit sechs Zylindern. Langfristig folgen noch eine Langversion und ein Shooting Brake.

Technische Daten: Porsche Panamera 4 S Diesel

  • Motor: 4,0-Liter-V8-Turbodiesel
  • Leistung: 422 PS (310 kW) bei 3.500 – 5.000 U/min
  • Drehmoment: 850 Nm bei 1.000 – 3.250 U/min
  • Getriebe: Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb
  • 0-100 km/h: 4,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 285 km/h
  • Verbrauch: 6,7 bis 6,8 l/100 km (NEFZ)
  • Testverbrauch: 8,6 l/100 km
  • Länge: 5,05 m
  • Breite: 1,94 m (mit Außenspiegeln: 2,17 m)
  • Höhe: 1,42 m
  • Radstand: 2,95 m
  • Leergewicht: 2.125 kg
  • Kofferraum: 495 – 1.304 l
  • Basispreis Porsche Panamera 4 S Diesel: 116.954 Euro

Avatar von SerialChilla
VW
132
Hat Dir der Artikel gefallen? 5 von 5 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
132 Kommentare: