Das neue SUV Hyundai Tucson zeigt Hyundais große Stärke: Gute Autos zu vernünftigen Preisen. An einigen Stellen ist aber auch beim Tucson noch Luft nach oben.
Offenbach - Hoppla, Hyundai. So viel vorweg: Mit Eurem neuen Tuscon ist Euch ein starkes Stück Kompakt-SUV gelungen. Außen erstaunlich übersichtlich, innen verdammt groß. Wo man nachschaut, ist es erstklassig verarbeitet. Und dazu noch sehr komfortabel. Die erste Testfahrt führt durch den Frankfurter Raum, aber das Auto weckt schon nach wenigen Kilometern Fernweh. Alle Achtung. Wieso eigentlich "Tucson" und nicht mehr "ix35"? Tucson liegt in Arizona und wurde, kleiner Exkurs, in einem Lied der Beatles von Jojo in Richtung Kalifornien verlassen. "Get Back", komm zurück, rief der junge Paul Mc Cartney darin seiner Hauptfigur zu. Hyundai kam zurück zum Tucson, denn erstens ist der Name international etabliert. Und zweitens klingt "Tucson" nach mehr Abenteuer als "ix35". Klarer Fall, über ix35 gibt es keine Lieder. Über Santa Fé und Tucson schon. Quelle: Hyundai Trotz des Namens aus der Wüste passt der Tucson eher in die Reihenhaussiedlung. Mein Gartenteich, mein Aufsitzmäher, mein leicht protziges SUV. Meine 513 Liter Kofferraum, und weil er nicht so teuer war, haben wir gleich noch Leder komplett und Panorama dazu genommen. So einer ist er, der Tucson. Prima Cockpit, verschlossene HeckklappeDas erste Haar im SUV-Kimchi (koreanische Spezialität) finden wir schon vor dem Einsteigen: Der Testwagen ist mit automatischer Heckklappe ausgestattet. Sie öffnet beim Druck auf die Taste über dem Nummernschild - aber nur, wenn der Schlüssel in der Nähe ist. Das gilt auch dann, wenn das Auto offen ist. Das ist kurios bis nervig, aber laut Hyundai gewollt. Zum Ausgleich öffnet die Heckklappe in Schlüsselnähe völlig automatisch - wie im feinen Genesis, und ganz ohne Fußwedeln. Für den verschlossenen Kofferraum entschädigt der hübsche und toll verarbeitete Innenraum, mit viel unterschäumtem Kunststoff und ohne jeden Makel. Viel weniger bietet in dieser Klasse allerdings kaum noch ein Hersteller. Das Raumangebot sieht Hyundai als "best in class". In der Tat kneift es nirgends, auch nicht auf der Rückbank. Verschiebbar ist sie nicht, aber: Die Lehnen lassen sich einzeln in der Neigung verstellen und gegen Aufpreis sogar beheizen. Der Kofferraum taugt mit 513 Liter für eine Familie und bildet mit der umgelegten Lehne eine (fast) ebene Ladefläche. Clever: Alternativ lässt sich der Ladeboden tiefer legen. Das funktioniert allerdings nur ohne echtes Reserverad. Hyundai Tucson: Viele Assistenten, aber kein ACCIm Vergleich zur Konkurrenz wirkt das Touchscreen-Navi simpel, lässt sich aber leicht verstehen und gut bedienen. Darüber hinaus bietet Hyundai eine ganze Armada an Assistenzsystemen. Tempomat, Notbremsassistent, Lichtsensor, Totwinkel-Warner, Parkpiepser - klar, ohne das nimmt einen ja niemand mehr ernst. Noch nicht selbstverständlich in der kompakten Klasse sind längs und quer arbeitende Ein- und Ausparkassistenten inklusive Querverkehrswarner. Der aktive, mitlenkende Spurhalteassistent ist sogar eine Rarität im Segment. In diesem Fall allerdings zu Recht. Kein Fahrer freut sich über ein bei ruhiger Fahrt in der Hand zuckendes Lenkrad und über nicht immer nachvollziehbares Selbstlenken. Wenn wir einen Wunsch frei haben: Bitte diesen übereifrigen Helfer nicht ungefragt mitverkaufen. Vergessen hat Hyundai in diesem komfortablen Reiseauto den Abstandstempomat (ACC). Quelle: Hyundai Zur ersten Testrunde bietet Hyundai nur den jeweils dicksten Diesel und Benziner an. Den Benziner kombinieren die Koreaner mit einem blitzschnellen Doppelkupplungsgetriebe, zum Diesel gibt es eine bequeme Automatik - jeweils alternativ zum ebenfalls fein abgestimmten Sechsgang-Handschalter. Motoren im Tucson: Leise, aber durstigBeim Thema Lärm erhalten beide Motoren eine glatte Eins. Das Geräuschverhalten im Hyundai Tucson liegt beinahe auf E-Klasse-Niveau. Auch bei Tempo 180 unterhalten wir uns in normaler Lautstärke. An Abrollkomfort, Lenkung und Fahrwerk gibt es nichts zu meckern. Der Tucson strengt nicht an, regt nicht auf, sondern entspannt. Ein hervorragendes Langstreckenauto. Hyundais größte Schwäche bleiben dennoch die Antriebe. Der neue Turbobenziner tut, als gäbe es keine CO2-Vorschriften, und die übrige Motorenpalette entspricht weitgehend dem Vorgänger ix35. Unzeitgemäß für 177 PS aus 1,6 Litern Hubraum ist ein Normverbrauch von 7,2 bis 7,6 Liter auf 100 Kilometer, ebenso wie unser Proberunden-Verbrauch von 9,5 Liter. Eine Start-Stopp-Automatik bietet Hyundai im Tucson nicht an. Sie könnte zumindest den steuerrelevanten Normverbrauch drücken. Immerhin: Ein 62 Liter großer Tank garantiert genug Reichweite. Hyundai Tucson: Die Motoren im Überblick
Der Sportage fährt noch getarntQuelle: Hyundai Hyundai sieht den Tucson in Konkurrenz zu Nissan Qashqai oder VW Tiguan. Der Einstiegsbenziner mit 132 PS kostet 22.400 Euro. Ein Qashqai liegt mit 115 PS und vergleichbarer Ausstattung 2.500 Euro darunter. Der angestaubte Tiguan wird im kommenden Jahr abgelöst und kostet in der einfachsten Ausstattung 3.225 Euro mehr. Die Positionierung passt also, spätestens mit Hyundais Top-Argument: fünf Jahre Garantie mit Sicherheits-Checks und ohne Kilometerbegrenzung. Konzernbruder Kia bietet bekanntlich sieben Jahre und 150.000 Kilometer: In Rüsselsheim begegnen uns schwer getarnte Kias in Tucson-Größe. Kia wird die Tucson-Plattform für einen Sportage-Nachfolger nutzen. Preisliste und Konfigurator veröffentlichen die Koreaner aus Offenbach erst innerhalb der nächsten zwei Wochen, wenn die ersten Autos beim Händler stehen. Hyundai Tucson: Technische DatenDer Einfachste
Diesel und Allrad
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