Angestaubte Alltagskost oder Hochleistungs-Preziose: 1988 kamen fortschrittliche Autos auf den Markt. Diese 10 Modelle kommen 2018 ins Oldtimer-Alter.
Von Haiko Prengel Berlin - 1988 war ein besonderes Jahr. Die Sowjetunion begann mit dem Abzug der Soldaten aus Afghanistan, in Deutschland hielt das Geiseldrama von Gladbeck die Menschen in Atem. Einen neuen Geschwindigkeitsrekord stellte der ICE-Vorläufer Inter City Experimental auf. Der Zug raste auf der Strecke Hannover–Würzburg auf eine Höchstgeschwindigkeit von 406,9 km/h. Auch in der Automobilbranche tat sich einiges. Zum Beispiel bei Audi: Damals brachten die Ingolstädter ihren ersten Serienwagen mit Achtzylinder auf den Markt. Die Marke wollte sich endlich in der Oberklasse etablieren. Allerdings war der Audi V8 eigentlich nur ein aufgemotzter Audi 200. In der Mittelklasse präsentierte Opel den Ascona-Nachfolger Vectra. VW bot dagegen den neuen Passat (B3) auf, den es aber nicht mehr mit Fließheck gab. 30 Jahre später kommen diese Autos ins Oldtimer-Alter und dürfen ein H-Kennzeichen tragen. Manche gibt’s für ein paar Hundert Euro beim Kiesplatz-Händler. Andere wie der Porsche 928 S4 Clubsport kosten richtig Geld. Wir stellen zehn Autos vor, die 2018 zum Klassiker werden – inklusive aktueller Marktpreise (Quelle für alle Preise: Classic Data für Autos im Zustand zwei). 1. Audi V8Quelle: Audi Audis Oberklasse-Ambitionen reichen bis Anfang der 80er Jahre zurück - und wirkten durchaus bemüht. Zunächst mit dem Audi 200, im Grunde nichts anderes als ein aufgemotzter Audi 100 (bessere Ausstattung, stärkere Motoren). Höhepunkt des Hochrüstens war ab 1988 der Audi V8: Audis erster Oberklasse-Wagen mit Achtzylindermotor. Die Fahrleistungen der Edel-Limousine waren beachtlich (fast 250 Stundenkilometer Spitze), aber auch der Audi V8 war letztlich kein neuer Entwurf, sondern ein aufwändig umgestalteter Audi 100. Und so sind sich heute die meisten Fans der Marke mit den vier Ringen einig, dass Audi erst 1994 so richtig in der Oberklasse ankam - mit dem A8. Marktwert Audi V8: 9.200 Euro 2. VW Passat B3Quelle: Volkswagen Ein Auto ohne Kühlergrill? Aktuell überbieten sich die Hersteller mit immer aggressiveren Fronten. Auch vor 30 Jahren waren einige VW-Kunden anfangs nicht begeistert vom neuen Passat B3. Die Aerodynamik-Front erinnerte an einen Nasenbären, dazu die rundlichen Karosserieformen, verglichen mit dem Vorgänger B2. Ein Bestseller wurde der dritte Passat trotzdem. Die Autos wurden ausschließlich mit Stufenheck und als Kombi angeboten. Letztere sind bis heute als Alltags- und Familienkutschen zu sehen. Die Limousinen sind dagegen so spießig (außer vielleicht die G60- und VR6-Versionen), dass sie inzwischen beinahe cool sind. Marktwert VW Passat 1.8 CL/GL: 1.900 Euro. VW Passat B3 auf mobile.de finden 3. Fiat TipoQuelle: Fiat An den Fiat Tipo werden sich die meisten wohl nicht mehr erinnern. Dabei überzeugte der Kompaktwagen vor 30 Jahren mit solider Technik und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. 1989 wurde der Tipo zum „Auto des Jahres“ gewählt. „Besser als der Golf?“, fragte die „Auto Bild“ damals. Nicht ganz, nach Rostproblemen musste Fiat beim Tipo auf teilverzinkte Karosserieteile umschwenken. Ansonsten schlug sich der Kompakte gut. Wer ein günstiges Winter- oder Alltagsauto sucht, sollte vielleicht einen Blick auf den unscheinbaren Tipo werfen. Marktwert Fiat Tipo 1.400 i.e: 2.000 Euro.
Fiat Tipo auf mobile.de finden 4. BMW 5er E34Quelle: BMW Der unter Designchef Claus Luthe entworfene BMW 5er E34 gilt als zeitlos elegant und wirkt auch heute noch frisch. Das gilt sogar für die Technik: Die dritte Generation der 5er-Baureihe steht für zuverlässige, langlebige obere Mittelklasse und ist auch heute noch alltagstauglich. Die seidenweichen Reihensechszylinder sind wegen ihrer Laufruhe eine Legende. Die Zeiten, als 5er E34 auf den Kiesplätzen für wenig Geld verhökert wurden, sind daher vorbei. Anders als sein damaliger Konkurrent, der immer noch weit verbreitete Mercedes W124, wird der E34 seltener. Trotz teilverzinkter Bleche bleibt der 5er der späten 80er und frühen 90er nicht von Rost verschont. Die guten Exemplare sind längst in Liebhaberhand. Marktwert BMW 520i E34: 5.300 Euro.
BMW 5er E34 auf mobile.de finden 5. Opel Vectra AQuelle: Opel Der Vectra löste 1988 die legendäre Ascona-Baureihe ab, wobei schon der Ascona C gezeigt hatte, wohin die Reise bei Opel gehen würde: Weg von den populären Hecktrieblern wie Manta oder Rekord und hin zu zeitgemäßen Autos mit Frontbauweise. Der ebenfalls frontgetriebene Vectra war anfangs nur als Stufenheck erhältlich, 1989 folgte die vom Ascona C bekannte Fließheck-Version. Wegen seiner soliden Bauweise wurde der Vectra A ein Erfolgsmodell und Opels erfolgreichster Mittelklassewagen zwischen Ascona und Insignia. Begehrt sind heute vor allem die Topmodelle Vectra 2000 und Vectra 4x4 Turbo. 1995 wurde der Vectra A vom Vectra B abgelöst. Marktwert Opel Vectra A 2000: 4.800 Euro Opel Vectra A auf mobile.de finden 6. Opel Kadett GSi 16VQuelle: Opel VW Golf II und Opel Kadett E - das waren in den Achtzigern die großen Rivalen. Meist gewann der Golf in den Tests, doch 1988 musste sich der Golf GTI geschlagen geben. Damals kam der Kadett GSi 16V auf den Markt. Es war das erste Großserienmodell von Opel mit vier Ventilen pro Zylinder. So kam der hochgezüchtete Zweiliter-Motor auf 150 PS. Damit war der Kadett dem Golf GTI 16V und dessen 129 PS weit überlegen. Heute sind gute Kadett GSi rar, die meisten Exemplare wurden von jugendlichen Draufgängern verheizt. Marktwert Opel Kadett GSi 16V: 8.600 Euro.
Opel Kadett GSi 16V auf mobile.de finden 7. VW CorradoQuelle: Volkswagen Der VW Corrado löste im Herbst 1988 den Scirocco ab. „So stellen wir uns einen Sportwagen vor“, schwärmte Volkswagen im Werbeprospekt. Tatsächlich war der Scirocco kein Leisetreter. Ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit G-Lader wuchtete 160 PS auf die Vorderräder. In 8,5 Sekunden sprintete das Sportcoupé auf Golf-II-Basis von Null auf Hundert, die Topspeed lag bei 225 km/h. Später wurde die Motorenpalette um kleinere Vierzylinder und einen großen VR6 ergänzt. Ein Verkaufsschlager wurde der Corrado aber nicht. Bis 1995 wurden nur knapp 100.000 Exemplare gebaut. Dafür ist er heute als ungewöhnlicher und schneller Youngtimer umso begehrter. Marktwert für den VW Corrado G60: 9.500 Euro. VW Corrado auf mobile.de finden 8. Porsche 928 S4 ClubsportQuelle: Porsche Porsches Transaxle-Baureihen 924, 944, 968 und 928 standen bis vor wenigen Jahren klar im Schatten des überpopulären 911ers. Das hat sich inzwischen geändert, denn das hervorragende Handling durch die Transaxle-Bauweise - Motor vorn, Getriebe auf der Hinterachse - hat sich herumgesprochen. Eine Transaxle-Rakete war ab 1988 der Porsche 928 S4 Clubsport. Schon der 928 S4 hatte mit seinem Vierventil-V8 und 320 PS die Messlatte ziemlich weit nach oben gelegt. Der Clubsport setzte mit einer Gewichtsreduzierung von 120 Kilogramm und einem noch sportlicheren Motor (schärfere Nockenwellen, andere Steuergeräte) noch mal eins drauf. Alles zusammen soll dem Clubsport satte 350 PS beschert haben. Porsche blieb offiziell aber bei 320 PS, um den Standard-928-S4 nicht allzu sehr zu schmälern. Marktwert Porsche 928 S4: 29.200 Euro mit Preisaufschlag für Clubsport-Sondermodell
Porsche 928 S4 auf mobile.de finden 9. Peugeot 405 BreakQuelle: Peugeot In den späteren 1980er Jahren legten sich die Aerodynamiker so richtig ins Zeug, auch in Frankreich: der Peugeot 405 überzeugte mit einem hervorragendem Luftwiderstands-Beiwert. 1988 erschien der Franzose in der praktischen Kombiversion Break. Vor allem die robusten Motoren überzeugten, Laufleistungen von 300.000 Kilometern und mehr waren sowohl bei den Dieseln als auch bei den Benzinern keine Seltenheit. Gesucht und selten ist heute die ausschließlich als Break erhältliche Roland-Garros-Version mit Lackierung in Grün-Metallic, Alufelgen und beigefarbener Leder-Innenausstattung. Marktwert Peugeot 405 GLD/GRD: 2.100 Euro
Peugeot 405 Break auf mobile.de finden 10. Jaguar XJ-S ConvertibleQuelle: Mick from Northamptonshire, England | CC BY 2.0 by wikicommons Zum Abschluss ein Auto, das wirklich aussieht wie ein Oldtimer: Das Jaguar XJ-S V12 Cabriolet. 1988 brachten die Briten die Werks-Convertible-Version des XJ-S hervor, der schon seit 1976 als Coupé gebaut wurde. Das Convertible ist purer Luxus, unter der Haube schaufelt ein 5,3 Liter großer Zwölfzylinder. Dazu kommt ein komfortables, sanft abgefedertes Fahrwerk, das angesichts des Fahrzeuggewichts von zwei Tonnen allerdings notwendig ist. Ein Schnäppchen ist das XJ-S Convertible heute nicht, und: bei Reparaturstau drohen hohe Folgekosten. Andererseits: ein E-Type ist deutlich teurer. Also: Geheimtipp mit garantiertem Wertzuwachs! Marktwert Jaguar XJ-S 5.3 Convertible: 24.200 Euro. |