• Online: 3.016

Porsche Macan GTS: Erster Test - Dieser Macan wurde für Kurven gebaut, nicht für den Schlamm

verfasst am

Was man alles aus einem Audi Q5 zaubern kann, das zeigt der neue Porsche Macan GTS. Mit 360 PS und straffen Federn fährt er so sportlich wie kein anderes Kompakt-SUV.

Teneriffa – Ein Grundmodell und viele kleine Nischenmodelle. Dieses Konzept funktioniert beim Porsche 911 seit Jahren ziemlich gut - und soll nun auch beim Macan für mehr Vielfalt sorgen. Während es beim Elfer aktuell 16 verschiedene Modelle (GTS-Varianten fehlen noch) gibt, folgt beim Macan mit dem GTS die vierte Version. Die leistet 360 PS, kostet 73.400 Euro und passt ganz wunderbar zwischen Macan S (340 PS, 61.143 Euro) und Macan Turbo (400 PS, 83.753 Euro).

Mehr Kraft, mehr Sound

Nach dem Start brabbelt der 3,0-Liter-V6-Biturbo-Motor des Macan GTS heiser los, fast wie ein V8. Aus vier schwarzen Endrohren erklingen die Bässe, satter als bei der Serienauspuffanlage. Während der Fahrt wummert es angenehm bis in den Innenraum. Der Motor leistet 360 PS, das maximale Drehmoment beträgt 500 Newtonmeter und liegt schon ab 1.650 Touren an. Also Sportmodus einschalten und voll durchtreten.

Aus dem Stand sprintet das Kompakt-SUV in 5,2 Sekunden auf Tempo 100, fährt 256 km/h Spitze. Mit optionalem Sport-Chrono-Paket (1.071 Euro) verringert sich die Zeit auf 5,0 Sekunden - und das bei fast zwei Tonnen Leergewicht. Der NEFZ-Verbrauch steigt beim GTS im Vergleich zum Macan S um 0,1 Liter auf 8,8 pro 100 Kilometer. Das ist allerdings ein sehr theoretischer Wert, der selbst bei zurückhaltender Fahrweise in den zweistelligen Bereich steigt.

Dragster-Gefühl für SUV-Fahrer

Mit einem Tastendruck in der Mittelkonsole wechsle ich die Motorsteuerung in den Sport-Plus-Modus. Der linke Fuß drückt das Bremspedal fest durch, der rechte rammt das Gaspedal ins Bodenblech. Im Cockpit erscheint rechts „Lauch Control“. Kopf nach hinten legen, Bremse loslassen und sich wie Tom Cruise als Ltd. Pete „Maverick“ Mitchell in „Top Gun“ fühlen: Das SUV schießt wie aus einem Katapult auf einem Flugzeugträger nach vorn. Allerdings ohne Feuerstoß aus der serienmäßigen Sport-Abgasanlage mit Klappensteuerung. Die Gänge des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes wechseln ruckartig.

Dabei leitet die modifizierte Steuerelektronik des Allradantriebs das meiste Drehmoment an die Hinterräder: Bei Vollgas taucht das Heck kurz ein, zieht die Front ein bisschen nach oben. Der GTS fährt sich dadurch heckbetonter, sportlicher, schiebt mehr, als dass er zieht. Bevor der Turbo einsetzt, fährt sich der GTS ausgewogen und lange neutral. Optional bietet Porsche ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial (1.487 Euro) an, das die Traktion in Kurven steigern soll.

Kurven ja, Schlamm nein

Der Macan GTS wurde für Kurven konzipiert, nicht für den Schlamm. Denn Porsche legte nicht nur die Karosserie um 1,5 Zentimeter tiefer, sondern schraubte auch am Sportfahrwerk (optional gibt es das adaptive Luftfahrwerk 1.475 Euro). Durch die nun kürzeren Federn leidet zwar der Komfort, dafür steigt der Fahrspaß. Vor allem auf kurvigen Straßen.

Der GTS lenkt direkt, mit viel Rückmeldung von der Straße, neigt sich sehr wenig zur Seite, selbst beim Eingreifen der Stabilitätskontrolle. Erstaunlich für ein Dickschiff mit einer Höhe von 1,60 Metern. Gut zu wissen, dass sich hinten 20-Zoll-Räder mit 295/40er-Reifen drehen. Dahinter haben auch die Bremsen des Macan Turbo mit 330 Millimetern Durchmesser Platz. Eine Keramik-Bremsanlage gibt es im Wert eines Kleinstwagens: 8.032 Euro.

Wer das braucht? Keiner. Denn der Macan GTS hat so viel mit einem SUV zu tun wie Bayern München mit dem Abstiegskampf. Doch wer den GTS hat, wird ihn lieben. Vor allem Menschen, die ein bisschen Platz brauchen, gern hoch sitzen und sportlich fahren. Mehr Dynamik gepaart mit kompakten Maßen und einer hohen Sitzposition bietet kein anderes Fahrzeug, auch kein Audi SQ5. Das Gleiche gilt für die sportliche Innenausstattung mit GTS-Sportsitzen samt hohen Flanken und Alcantara auf den Sitzflächen.

Infotainment endlich neu

Endlich auf der Höhe der Zeit erhält der GTS als erstes Porsche-SUV das neue Infotainment-System PCM 4.0 (Porsche Communication Management) aus dem überarbeiteten 911. Das bietet endlich Online-Navigation mit Echtzeit-Verkehrsinfos, Google Earth und Street View. Zum Aufladen wird das Smartphone nur noch in eine Ladeschale unter die Mittelarmlehne gelegt, mit dem Auto verbunden wird es per Bluetooth. Das PCM bietet nun auch WLAN, Sprachbedienung, Eingabe per Handschrift, Wisch- und Zoom-Gesten und eine Annäherungssensorik. Die Bedienung ist logisch aufgebaut, läuft intuitiv ab.

Von außen macht der Gran Turismo Sport (GTS) auf dicke Hose. Das schwarze Dekor zieht sich wie ein roter Faden durch den GTS. Felgen, Seitenblech, Zierleisten, Auspuffblenden, Grill und Schriftzüge schimmern ebenso in Schwarz wie die Blenden der Scheinwerfer und Rückleuchten. Für ein paar mehr Euro stehen weitere Extras zur Verfügung. Ein kleiner Auszug: adaptive LED-Scheinwerfer (684 Euro), Komfortsitze (1.475 Euro), Einparkhilfe (ab 821 Euro), Schiebedach (1.605 Euro) sowie Geräusch- und Wärmeschutzverglasung (1.082 Euro). Mit ein paar Kreuzchen zu viel im Bestellschein überholt der Macan GTS den Macan Turbo zumindest beim Preis. Die Schwaben wissen halt, wie man Geld verdient.

Technische Daten: Porsche Macan GTS PDK

  • Motor: 3,0-Liter-V6-Zylinder, Benziner, Biturbo
  • Leistung: 360 PS
  • 0-100 km/h:5,2 s
  • Vmax: 256 km/h
  • Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Verbrauch: 8,8 l Super
  • CO2-Ausstoß: 207 g/km
  • Länge: 4,69 m
  • Breite: 1,92 m
  • Höhe: 1,60 m
  • Radstand: 2,80 m
  • Kofferraum: 500 – 1.500 l
  • Leergewicht: 1.970 kg
  • Preis: ab 73.400 Euro

Avatar von Reifenfüller133278
80
Hat Dir der Artikel gefallen? 4 von 9 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
80 Kommentare: