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Mit dem Porsche 964 Supercup in Goodwood - Für 1,86 Kilometer

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Nur die schönsten Autos dürfen den Hügel erklimmen: Beim Goodwood Festival of Speed fährt alles, was teuer und selten ist. Mittendrin: Ein MOTOR-TALK-Redakteur.

Im Porsche 964 Supercup beim Goodwood Hillclimb: MOTOR-TALK-Redakteur Constantin Bergander steuert den Renn-Elfer auf der Rennstrecke Im Porsche 964 Supercup beim Goodwood Hillclimb: MOTOR-TALK-Redakteur Constantin Bergander steuert den Renn-Elfer auf der Rennstrecke Quelle: Porsche

Goodwood – Wenn Charles Gordon-Lennox zum Tanz bittet, folgt die Autoindustrie dem Takt: Seit 20 Jahren lädt der „Lord of March“ zur eindrucksvollsten Motorsport-Veranstaltung der Welt – dem Goodwood Festival of Speed.

Auf einer improvisierten Rennstrecke vor dem Goodwood House in West Sussex fahren Prototypen, Oldtimer, Rennwagen, Einzelstücke und automobile Legenden auf und ab. Einige von ihnen sind mehr als 100 Jahre alt, andere noch nicht auf dem Markt. Drum herum stehen die schönsten Automobile, die je gebaut wurden. Ein paar werden versteigert, die meisten sind aber unverkäuflich.

Fahren zwischen den ganz Großen

Renngeschichte zum Anfassen: Die Fans können das schnelle Blech ausgiebig inspizieren Renngeschichte zum Anfassen: Die Fans können das schnelle Blech ausgiebig inspizieren Quelle: Porsche Vier Tage dauert die wohl teuerste Autoparade der Welt. In Streckennähe herrscht Rennatmosphäre: Obwohl hier niemand um eine Bestzeit kämpft, reisen die Teilnehmer mit Mechanikern und Boxen-Ausstattung nach Sussex. Zuschauer flanieren durch die Gassen, bestaunen Autos mit Sponsor-Aufklebern und Fahrer in Rennanzügen.

Es sind die Legenden des Rennsports, die hier Autos pilotieren. Stirling Moss, Hans Hermann, Jackie Steward, Walther Röhrl, Striezel Stuck. Und zwischen ihnen einer, dem nicht einmal der Rennanzug richtig passt: Ich steuere heute einen Porsche 964 Supercup den Berg hinauf. 1,86 Kilometer lang bin ich einer von ihnen, werde von Fans bejubelt und von Kameras begleitet.

Viel Vorbereitung für wenig Strecke

Rennlegende: Hans Hermann im Porsche-Fahrerlager Rennlegende: Hans Hermann im Porsche-Fahrerlager Quelle: Porsche Zwischen der Strecke und mir steht das Reglement. Ich fahre einen Renn-Porsche ohne Straßenzulassung. Deshalb sind Helm und Rennanzug Pflicht – auch wenn mir beides nicht richtig passt. Genau wie der Porsche selbst: Mein Hintern rutscht gerade so in den engen Recaro-Sitz. Das Lenkrad hängt viel zu tief und nervt an den Oberschenkeln. Mein ewiges Vorbild Walter Röhrl fährt in so einem Fall mit einer geschüsselten Variante – die hätte ich jetzt auch gern.

Ich kämpfe mit dem unmöglichen Einstieg durch den Sicherheitskäfig und mit dem stehenden Kupplungspedal. An beides gewöhne ich mich – irgendwie. Mir bleibt keine andere Wahl: Noch bevor ich den rechten Außenspiegel einstellen kann, bekomme ich mein Zeichen. Ich starte den 3,8-Liter-Luftboxer im Heck und rolle in Richtung Rennstrecke.

„Ihre Wartezeit beträgt 45 Minuten“

Der Helm zu eng, der Anzug zu kurz: Rennsport ist nicht leicht für große Menschen Der Helm zu eng, der Anzug zu kurz: Rennsport ist nicht leicht für große Menschen Quelle: Porsche Schon nach wenigen Metern stehe ich erneut. Ein zahnloser Streckenposten kommt an mein Auto: „Oi bloke, will it start again? Then turn it off!“ Ich soll den Motor abstellen, denn ab hier geht es nur langsam vorwärts. Vor mir warten dutzende andere Autos auf ihren Start. Ich ignoriere die Hitze, die sich in meinem Elfer ausbreitet. Ein Lüftungsrohr bläst mir lauwarme Luft ins Gesicht, während die Schaulustigen mein Auto bestaunen.

Ein kleiner Junge möchte ein Autogramm, ein anderer einen Blick in den Innenraum. Beiden erfülle ich ihren Wunsch – ich habe keinen bekannten Namen, aber Manieren wie ein Profi.

Insgesamt warte und rolle ich eine Dreiviertelstunde, bis mein Porsche an der Startlinie steht. Ab jetzt dreht sich die Welt nur um uns, alle Zuschauer sehen mich. Der Streckenposten winkt mich durch, ich starte zum Goodwood Hillclimb.

1,86 Kilometer Heuballen und Jubel

Der 964 fährt in Goodwood auf die Rennstrecke Der 964 fährt in Goodwood auf die Rennstrecke Quelle: Porsche Die Strecke ist glatt, schmal und verwinkelt. Schnell kann ich hier nicht fahren, aber die Fans sollen den Porsche hören. Der Boxer dreht bis 7.000 Touren. Die Sportauspuffanlage verstärkt das heisere Fauchen des seriennahen Motors. Zu beiden Seiten begrenzen Heuballen die Strecke. Dahinter stehen die Zuschauer, jubeln und winken mir zu.

Vergessen sind der unbequeme Sitz, der enge Helm und das tiefe Lenkrad. Der Motor schiebt stark ab 3.000, stärker ab 5.000 Umdrehungen. Ich folge den Reifenspuren von Dragstern, Drift-Autos und Le-Mans-Boliden. Sie führen mich 1,86 Kilometer lang über eine Rennstrecke, die eigentlich eine normale Straße ist.

Hinter mir: Formel-1-Autos

Ein Blick ins Cockpit: Nur Armaturenbrett und Lenkrad entsprechen dem Serienzustand Ein Blick ins Cockpit: Nur Armaturenbrett und Lenkrad entsprechen dem Serienzustand Quelle: MOTOR-TALK Das Spektakel endet viel zu schnell. Nach zwei Minuten im Rampenlicht sind mein Porsche und ich wieder vergessen. Bald rollen Formel-1-Autos auf die Strecke. Die sind schneller und lauter. Das Schicksal meines gelb-schwarzen Klassikers: Zeit seines Lebens spielte er nur im Vorprogramm.

1993 startete Porsche den 911 Supercup. Rennfahrer wie Uwe Alzen und Altfrid Heger fuhren den Markenpokal im Formel-1-Rahmenprogramm. Alle Fahrzeuge waren identisch: 1.120 Kilogramm leicht, 275 PS stark und mit einem Sperrdifferenzial ausgestattet. Sie beschleunigen in knapp fünf Sekunden von 0 auf Tempo 100 und rennen 270 km/h schnell. Beides habe ich nicht getestet, aber meine Vorgänger: Mein Elfer diente als Gastauto im Supercup. Einige der 2.404 Kilometer auf dem Tacho stammen von Walter Röhrl und Mika Häkkinen.

In dieser Saison startet der neue 911 GT3 im Porsche Supercup. Der fährt viel schneller als mein 964 – ist aber lange nicht so schön.

 

Quelle: MOTOR-TALK

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