Giulia Veloce
Habt ihr schon Erfahrungen mit der Giulia Veloce 280 PS machen können?
Ein wunderschönes Auto aber zum Preis der deutschen Premiumhersteller.
Würde mich über ein Feedback sehr freuen.
Beste Antwort im Thema
Nun zu den Erfahrungen. Allen voran die Kernkompetenzen:
Man spürt, dass die meiste Entwicklungsarbeit in die Plattform, den Antrieb und das Fahrwerk geflossen sind. In der Gesamtabstimmung dürfte Alfa hier den Maßstab der Klasse aufgestellt haben. Die Lenkung ist herausragend, sehr präzise und direkt. Verbunden mit dem gut abgestimmten Fahrwerk hat das Auto eine sehr vertrauensbildende Straßenlage. Der Federungskomfort steht nicht im Vordergrund. Die Giulia ist mehr Fahrmaschine als Sänfte. Trotzdem kann man auch bedenkenlos lange Strecken fahren, zumal das Auto akustisch sehr gut von Unebenheiten entkoppelt ist. Die Giulia kann zwar auch gut den Cruiser spielen, in flott gefahrenen Kurven ist sie aber in ihrem Element – wie kaum eine andere Limousine.
Der 280 PS-Motor harmoniert sehr gut mit dem Fahrwerk. Durch den serienmäßigen Allrad gibt es auch keine Traktionsprobleme. Das Leistungsvermögen im unteren und mittleren Geschwindigkeitsbereich lässt keine Wünsche offen. Im „D“-Modus hat der Motor, trotz Turbo, eine fast ansatzlose Gasannahme. Im normalen Alltag ist "N" ideal. Die Beschleunigung von 0-100 in 5,2 Sekunden waren in den "Nullerjahren" das Niveau eines 911 Carrera. Objektiv kann man da nicht klagen. Ab ca. 140 km/h wird es dann etwas zäher, auf hohem Niveau natürlich. Das Auto ist übrigens bei 240 elektronisch abgeriegelt (warum auch immer).
Subjektiv aber packt einen der Motor – emotional – nicht vollends. In erster Linie liegt dies am Lauf des Vierzylinder. Objektiv sind die Fahrleistungen zwar hervorragend; der Motor schüttelt die Leistung aber so selbstverständlich aus dem Ärmel, dass es fast schon zu unspektakulär ist. Ein Fünf- oder Sechszylinder würde einen hier emotional mehr mitnehmen. Ich bin halt verwöhnt, 5 Zylinder... ;-)
Der Klang ist sehr gedämpft und komfortabel, leicht kehlig und „gurgelnd“. Nicht unsympathisch, aber entfernt von früheren Charakterdarstellern. Aber so ist das im Downsizing-Zeitalter (auch bei der Konkurrenz)...
Zur Acht-Gang-Automatik muss man nicht viel sagen. Ich würde eine Handschaltung zwar bevorzugen. Aber der ZF- Automat schaltet bekanntermaßen sehr sinnvoll und sanft. Im "D"-Modus und der manuellen Gasse haut der Automat die Gänge aber fast schon zu ruppig ein. Immerhin: Man kann das Auto wirklich manuell fahren, ohne dass das Getriebe am Begrenzer automatisch hochschaltet. Man wird nicht bevormundet, was ein großer Pluspunkt ist. Die Schaltwippen am Lenkrad aus Aluminium (kein billiges Plastik) sind haptisch ein Gedicht. In der Klasse beispiellos.
Auch der Okö-Modus „A“ macht Spaß. Zwar mit dem Ansprechverhalten einer Wanderdüne. Aber auf der Autobahn ist dies optimal. Und die Segelfunktion beim Gaswegnehmen ist beeindruckend. [...]
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21 Antworten
Hallo,
diese Frage ist schon mal genau so gestellt worden: https://www.motor-talk.de/.../giulia-veloce-erfahrungen-t6056245.html
Wenn ich Zeit habe, schreibe ich auch mal was dazu. Habe seit März und 7.000km eine Giulia Veloce mit 280PS. Mein erster Alfa Romeo.
Das Auto ist nahezu uneingeschränkt empfehlenswert!
Begründung, wie gesagt, mal später...
Würde mich sehr freuen darüber.
Danke schon einmal.
Zitat:
@Jens-klt schrieb am 3. Oktober 2017 um 19:17:23 Uhr:
Hallo,
diese Frage ist schon mal genau so gestellt worden: https://www.motor-talk.de/.../giulia-veloce-erfahrungen-t6056245.html
Wenn ich Zeit habe, schreibe ich auch mal was dazu. Habe seit März und 7.000km eine Giulia Veloce mit 280PS. Mein erster Alfa Romeo.
Das Auto ist nahezu uneingeschränkt empfehlenswert!
Begründung, wie gesagt, mal später...
Hallo,
so, dann will ich mal anfangen. Zur besseren Übersichtlichkeit in verschiedenen Abschnitten.
Ich fahre seit März 2017 eine Giulia Veloce mit 280 PS, mittlerweile über 7.000km. Es ist mein erster Alfa Romeo, so dass ich wohl einigermaßen objektiv und unbefangen die Erfahrungen zusammenfassend kann.
Die Erfahrungen beziehen sich auf das Serienfahrwerk mit 18 Zoll-Rädern (Mischbereifung) und serienmäßige Sportsitzen (top!). Bis auf das Panoramadach und die Fahrwerkoptionen (Performance Paket) habe ich annähernd Vollausstattung.
Vorab: Bei annähernd gleichen Kosten in der Anschaffung für Audi, BMW oder Mercedes würde ich nicht zweimal überlegen – ich würde wieder die Giulia nehmen. Nicht zuletzt die Anmutung und das Design überwiegen meines Erachtens deutlich solche Punkte, die dort möglicherweise noch besser gelöst sind. Der Grundpreis der Giulia erscheint zunächst hoch, relativiert sich aber bei einem Blick auf die reichhaltige Ausstattung (Xenon, 18“, Sportsitzen in perforiertem Leder, elektrische Verstellung, viele Assistenzfunktionen etc.). Übrigens hat Alfa Romeo 4 Jahre Garantie! Also vier Jahre keinen Stress mit möglichen Reparaturkosten.
Die Konkurrenten sehe ich im 330i, C 300, XE 25t oder auch dem neuen Insignia GSI. Voll ausgestattet sind die Deutschen teurer, wobei die Giulia in der Leistung des 2-Liter-Turbo alle überragt. Mit den Sechszylindern (340i, C 400, S5) kann die Veloce dann aber sicher nicht mithalten...
Der Gesamteindruck ist bislang nahezu durchgängig positiv. Soweit es die Kernkompetenzen angeht, sehe ich kaum Schwächen. Die Nachteile betreffen eher die „Nebenkompetenzen“ (die manchen Leute zunehmend wichtig sind. Aber es mag jeder selbst entscheiden, auf was es ihm am meisten ankommt).
Die Schwächen will ich gleich an den Anfang stellen und abhaken. Ich persönlich halte sie nicht für kaufentscheidend:
- Der Kofferraum ist mit 480l nominal geräumig. Tatsächlich aber ist die Nutzbarkeit eingeschränkt
- Handschuhfach zu klein
- Die fehlende Echtzeit-Darstellung von Verkehrsstörungen ist (vor allem beim teuren 3-D-System) nicht mehr zeitgemäß.
- Die Routenberechnung (es werden stets 3 Alternativen berechnet) dauert deutlich zu lang.
- Mein größter Minuspunkt: Der Motorklang ist sehr homogen und leise. Objektiv ist dies ein Pluspunkt – emotional kann man dies aber bedauern (immerhin klingt die Veloce angenehmer als andere Vierzylinder. Und: Sie verzichtet auf peinliches Ploppen und Pupsen). Dennoch: Vorher fuhr ich einen 5-Zylinder-Turbo: Akustisch ein Wohlklang. Da hat ein Vierzylinder einfach das Nachsehen... Es gibt ja noch die Quadrifoglio... :-)
Die größten Minuspunkte betreffen nicht das Auto selbst: Dünnes Händlernetz und kein Kombi (dafür gibt es den Stelvio. --- Lexus, Infiniti, Jaguar und Cadillac verzichten in dieser Liga auch auf den Kombi). [...]
Nun zu den Erfahrungen. Allen voran die Kernkompetenzen:
Man spürt, dass die meiste Entwicklungsarbeit in die Plattform, den Antrieb und das Fahrwerk geflossen sind. In der Gesamtabstimmung dürfte Alfa hier den Maßstab der Klasse aufgestellt haben. Die Lenkung ist herausragend, sehr präzise und direkt. Verbunden mit dem gut abgestimmten Fahrwerk hat das Auto eine sehr vertrauensbildende Straßenlage. Der Federungskomfort steht nicht im Vordergrund. Die Giulia ist mehr Fahrmaschine als Sänfte. Trotzdem kann man auch bedenkenlos lange Strecken fahren, zumal das Auto akustisch sehr gut von Unebenheiten entkoppelt ist. Die Giulia kann zwar auch gut den Cruiser spielen, in flott gefahrenen Kurven ist sie aber in ihrem Element – wie kaum eine andere Limousine.
Der 280 PS-Motor harmoniert sehr gut mit dem Fahrwerk. Durch den serienmäßigen Allrad gibt es auch keine Traktionsprobleme. Das Leistungsvermögen im unteren und mittleren Geschwindigkeitsbereich lässt keine Wünsche offen. Im „D“-Modus hat der Motor, trotz Turbo, eine fast ansatzlose Gasannahme. Im normalen Alltag ist "N" ideal. Die Beschleunigung von 0-100 in 5,2 Sekunden waren in den "Nullerjahren" das Niveau eines 911 Carrera. Objektiv kann man da nicht klagen. Ab ca. 140 km/h wird es dann etwas zäher, auf hohem Niveau natürlich. Das Auto ist übrigens bei 240 elektronisch abgeriegelt (warum auch immer).
Subjektiv aber packt einen der Motor – emotional – nicht vollends. In erster Linie liegt dies am Lauf des Vierzylinder. Objektiv sind die Fahrleistungen zwar hervorragend; der Motor schüttelt die Leistung aber so selbstverständlich aus dem Ärmel, dass es fast schon zu unspektakulär ist. Ein Fünf- oder Sechszylinder würde einen hier emotional mehr mitnehmen. Ich bin halt verwöhnt, 5 Zylinder... ;-)
Der Klang ist sehr gedämpft und komfortabel, leicht kehlig und „gurgelnd“. Nicht unsympathisch, aber entfernt von früheren Charakterdarstellern. Aber so ist das im Downsizing-Zeitalter (auch bei der Konkurrenz)...
Zur Acht-Gang-Automatik muss man nicht viel sagen. Ich würde eine Handschaltung zwar bevorzugen. Aber der ZF- Automat schaltet bekanntermaßen sehr sinnvoll und sanft. Im "D"-Modus und der manuellen Gasse haut der Automat die Gänge aber fast schon zu ruppig ein. Immerhin: Man kann das Auto wirklich manuell fahren, ohne dass das Getriebe am Begrenzer automatisch hochschaltet. Man wird nicht bevormundet, was ein großer Pluspunkt ist. Die Schaltwippen am Lenkrad aus Aluminium (kein billiges Plastik) sind haptisch ein Gedicht. In der Klasse beispiellos.
Auch der Okö-Modus „A“ macht Spaß. Zwar mit dem Ansprechverhalten einer Wanderdüne. Aber auf der Autobahn ist dies optimal. Und die Segelfunktion beim Gaswegnehmen ist beeindruckend. [...]
Platzangebot: Ein Raumwunder ist die Giulia nicht. Trotzdem kann man auch bei 1,85 m würdig hinten sitzen. Die Sitzposition vorne ist sehr gut und geräumig. Aber es bleibt eine eher knapp geschnittene Sportlimousine. Den Kofferraum finde ich enttäuschend. Er ist nur auf dem Papier groß. Es passen sechs Wasserkästen (0,7l Glas) hinein, was eher dürftig ist. Die Streben an der Rückbank kosten nutzbaren Raum, ebenso der Lautsprecher in der Höhe (Hutablage). Mit dem richtigen Gepäck kommt die Familie aber eine Woche über die Runden. Wer sorgenfrei laden will, sollte aber zum Stelvio greifen, oder der Kombi-Konkurrenz. Eine 40:20:40-klappbare Bank ist Serie.
Verarbeitung und Qualität: Die Vorurteile und negativen Kommentare haben sich bei der Giulia nicht bewahrheitet. Die Materialien sind für die Mittelklasse anständig und angemessen, wenn auch nicht überragend. Die Türverkleidungen im unteren Bereich sind nicht gepolstert. Dafür ist die Mittelkonsole mit dem Kniepolster schön und solide gearbeitet (ein 3er BMW finde ich in diesem Bereich weniger wertig). Alle Ablagefächer sind schön weich ausgekleidet. Jedenfalls in der Veloce sind die Blenden aus Echt-Aluminium sehr wertig. Unschöne Klappergeräusche habe ich bislang nicht (außer ein Schleifgeräusch von der Lenkung beim Kaltstart). Die Plastikschürze am Vorderwagen könnte noch etwas spielfreier verarbeitet sein. Insgesamt ist die haptische Qualität – für die Mittelklasse - angenehm. Die überragende Qualitätsanmutung eines 60iger-Jahre Lancia erreicht die Giulia natürlich nicht – aber welches Auto der Plastik-Ära tut dies?
Klimatisierung: Die Heizleistung kommt schnell. Ohne aktivierte Klimaanlage neigt das Auto bei feuchter Witterung aber zum Beschlagen. Automatik an und gut! Die Bedienbarkeit selbst ist gut, vor allem direkt ohne Umweg über Menüs. Nervig ist die automatische Aktivierung der Umluft-Funktion bei manueller Regelung. Sinnlos. Hier hoffe ich auf ein Update.
Bedienbarkeit: Aus meiner Sicht ein großer Pluspunkt und weitgehend intuitiv. Durch das Rotary Pad (Dreh-Drücksteller) bleibt der Arm gemütlich auf der Mittelarmlehne. Man muss die Hand nicht zum Touch Screen ausstrecken oder – wie beim Audi A4 – über den Schalthebel greifen. Das System verzichtet auf Direktwahltasten. Dies kritisieren einige. Ich finde es gerade deshalb angenehm, da sich dadurch das System fast blind bedienen lässt (Menü-Taste links drücken, alles weitere fix über den Regler). Der Menüaufbau mit „Options“-Taste ist weitgehend intuitiv, ohne teils kryptische Symbole (wie z.B. beim iDrive). Wünschenswert wären mehr Einstellungsmöglichkeiten (z.B. Deaktivierung von Easy Entry und Spiegeleinklappen).
Gut gelöst ist die Deaktivierung des Spurassistenten (im Blinkerhebel). Der Speed Limiter ist hingegen in der Praxis unbrauchbar, da im Menü versteckt (sinnvoll allenfalls für Winterreifen-Begrenzung). [...]
Connectivity: Gut! Bluetooth ist serienmäßig und die Koppelung funktioniert zuverlässig. Auch das parallele Verbinden mit zwei Handys funktioniert (z.B. Telefonpräferenz iPhone, online Media-Streaming Windows Phone). Mit den Lenkradtasten kann man die Playlist im Handy weiter skippen. Insgesamt gut durchdacht. AndroidAuto und Apple CarPlay hat das Auto nicht. Es soll in Kürze bestellbar sein. Dann hat man auch Echtzeit-Verkehrsdaten (siehe unten) auf dem Monitor.
3x USB plus AUX.
Navigation: Aus meiner Sicht die größte Schwachstelle. Die Darstellung als solche ist gut aufgelöst und angenehm reduziert. Schön wäre aber, wenn Autobahnen farblich abgesetzt wären (alle Straßen sind schwarz oder grau dargestellt). Trotz 3D-Grafik (im 8,8"-System) kommt die Darstellung aber nicht an die Topsysteme der Konkurrenz heran. Außerdem hat das System (aktuell) keine Internetanbindung, somit nur die wenig zuverlässigen TMC-Verkehrsdaten. Die Giulia ist ein Fahrerauto, kein fahrendes Tablet. Schon ok so...
Die Routenführung ist aber zuverlässig, die Ansagen kommen präzise und rechtzeitig. Funktional kann man dem System wenig vorwerfen. Toll ist die zuverlässige Sprachsteuerung ohne Zwischenschritte (ein Sprachbefehl für Ort und Straße reicht). Die Einstellmöglichkeiten sind klassenüblich. Die Routenberechnung dauert extrem lang (immerhin zeigt das System die erste Routenalternative früh an).
Die Helligkeit des Bildschirms lässt sich übrigens per Drehregler schnell regulieren (einige Tester wissen dies nicht und meckern über eine zu dunkle Darstellung. Quatsch!)
Sound-System: Ich habe das teure 900W-System von HarmanKardon. Insgesamt hätte ich mehr erwartet. Einen richtig guten Klang liefert die Anlage nur bei einer guten USB-Quelle. Dann hat das System richtig Volumen (wobei der Subwoofer in der Hutablage nicht optimal platziert ist). Im Radio-Modus merkt man nix von der teuren Anlage. Übrigens: Unbedingt DAB mit bestellen.
Assistenz-Systeme: Hier kommt die Giulia in der Presse meines Erachtens deutlich zu schlecht weg. Wenn man alle Optionen nimmt, hat man fast alle klassenüblichen Features. Einzig eine Verkehrsschilderkennung und einen aktiven Lenkassistent hat das Auto nicht. Ansonsten ist das Auto aber ziemlich komplett (Totwinkelwarner, akkustischer Spurassistent, autonome Notbremse, Fußgängererkennung, Fernlichtassistent, Querverkehrswarner). Besonders der aktive Abstandsregeltempomat macht seine Sache sehr gut, für mich unverzichtbar mittlerweile. Besonders praktisch: Er lässt sich auch noch im Schritttempo im Stau aktivieren. Das Auto bremst bis zum Stillstand und fährt automatisch wieder an (nach 3 Sek. „Reset“-Taste). Als Stauassistent habe ich das ACC sehr schätzen gelernt.
Das kleine Bild der Rückfahrtkamera reicht gut aus. Zum Licht: Habe die serienmäßigen 25W-Xenon-Lampen. Die Ausleuchtung ist ausreichend hell und homogen. Das optionale 35W-Xenon mit Kurvenlicht vermisse ich nicht. Im direkten Vergleich mag es noch hellere Systeme geben. Aber die muss man nicht haben. [...]
Verbrauch: Die Giulia ist kein Öko-Auto. Aber der Turbo lässt sich bei vernünftiger Fahrweise angemessen sparsam bewegen. Auf der Langstrecke, Modus „A“, Tempomat auf 120 km/h, sind ca. 7,2l kein Problem. Mein Langzeitschnitt über 5.000km liegt bei 8,2l/100km laut Bordcomputer (der recht genau ist!). Da kann man gut mit leben. Wir reden über ein 5,2 Sek. - 280 PS-Auto! Bei Vollgas fließt viel mehr durch, wem erzähl ich das...? Die Giulia ist ein hochagiles Spaßauto, mit dem man aber auch vorzüglich gleiten kann. Die Spannbreite ist bemerkenswert.
Mängel/Probleme: Die Giulia hat mich bis dato nicht enttäuscht. Sie wirkt solide und gut durchdacht. Lediglich kleinere Details. Dabei habe ich ein sehr frühes Veloce-Modell, gebaut Dez. 2016.
- Die Motorhaube ließ sich zunächst kaum öffnen, was aber mit 20 Sekunden Justieren des Seilzugs erledigt war (Kinderkrankheit, gelöst).
- Anfänglich fror das Connect-System im Radiomodus gelegentlich ein. Update und gut!
Sonst nix. Auch keine Warn- und Fehlermeldungen. FCA / Alfa Romeo hat im Werk Cassino eine der modernsten Produktionsanlagen gebaut. Die Qualität spürt man. Der Lack ist tadellos.
Individualisierungsmöglichkeiten: Hier gibt einem die Giulia viel Freiheiten, angefangen mit einer attraktiven Farbpalette (nicht nur grau und schwarz). Die Seriensitze sind klasse, das Leder auch (drei Farbwelten). Die Felgenauswahl in 18“ und 19“ ist für die Veloce ebenfalls ok.
Auf Wunsch lässt sich das Armaturenbrett nebst Türen separat beledern (nicht nur Kunstleder Artico wie im Mercedes!). Für einen (zu hohen) Aufpreis gibt es das Lusso-Paket, was sehr hochwertige Ledersorten beinhaltet (schwarz, beige, rot, tabak), außerdem offenporige Hölzer. Wirklich edel! (Aber VORSICHT: Im Lusso-Paket entfallen die Sportsitze! Man bekommt die flachen Komfortsitze. Besser nicht bestellen.) [...]
Zum Schluss ein subjektiver Punkt: Der Image- und Sympathiefaktor von Alfa Romeo liegt vor Audi und den üblichen Konkurrenten. Kauft man sich 'nen A4, steht halt 'nen weiterer Audi in der Straße. Der mag zwar auch gut funktionieren. Aber eben mit dem Charme einer Zahnarztpraxis. Dafür viel Geld ausgeben...? Nein, nicht wirklich. Dafür wäre mir mein Geld zu schade.
Die Giulia schafft enorm positive Resonanz, von gestreckten Daumen bis netten Kommentaren. Kenn' ich so nur vom Oldtimerfahren. Dann das Fahrgefühl mit der perfekten Lenk-/Fahrwerk-/Getriebe und Motorkombination (Stichwort: Kernkompetenz). Gepaart mit den – in natura – sehr ausgewogenen Proportionen und der schöner Anmutung (die das langsame Navi vergessen lassen...). Da man schließlich auch der Qualität keinen Vorwurf machen kann, kann die Empfehlung nur lauten (wenn man ca. 55.000,- € UVP für einen neuen Mittelklasse-Benziner investieren möchte): Kaufen!
Vielleicht noch ein viertel/halbes Jahr warten. Dann gibt es die neuen Optionen wie CarPlay etc.
EIn Nachtrag, sofern von Interesse: Die Giulia ist - dem Euro NCAP und dem (noch strengeren) Amerikanischen Test zufolge - das sicherste bislang getestete Fahrzeug.
http://www.iihs.org/.../giulia-4-door-sedan
In Europa 98% Insassensicherheit, besser als ein Volvo XC90.
Sieger int. Karosseriebau-Wettbewerb: http://www.automotive-circle.com/.../EuroCarBody-Awards
Mit der neuen Giorgio-Plattform ist FCA in kurzer Entwicklungszeit ein großer Wurf gelungen. Das merkt man tatsächlich beim Fahren. Dazu Innovationen wie die IBS-Bremse von Conti und Karbon-Kardanwelle.
Anderenfalls hätte ich das Auto auch nicht gekauft. Denn billig ist es in der Tat nicht. Schön aber lahm (wie z.B. beim Alfa 159 3.2 V6) wäre für mich ein nicht akzeptabler Kompromiss gewesen. Die Giulia zwingt technisch zu keinen Zugeständnissen.
Fahr einfach mal. Aber wirklich fahren, nicht nur am Navi rumfummeln (das könnte enttäuschen und von der eigentlichen Qualität des Fahrzeugs ablenken... ;-) )
Toller Bericht!
Zitat:
@Jens-klt schrieb am 5. Oktober 2017 um 01:04:39 Uhr:
Nun zu den Erfahrungen. Allen voran die Kernkompetenzen:
Man spürt, dass die meiste Entwicklungsarbeit in die Plattform, den Antrieb und das Fahrwerk geflossen sind. In der Gesamtabstimmung dürfte Alfa hier den Maßstab der Klasse aufgestellt haben.
Eine ganz tolle Reihe von Erfahrungsberichten von dir, danke für die Arbeit. Ich will das "belohnen" in Form von zwei sehr ausführlichen Artikeln (falls du sie noch nicht kennst) über die Entstehung deiner Giulia, die ganze Vorgeschichte, die äußerst ambitionierten Ziele und die großen Anstrengungen, die ihre Macher in die Entwicklung gesteckt haben.
Zitat:
Seven surprises on new Alfa Romeo Giulia revealed by chief engineer
CAR magazine, 10 July 2015
[...] Before more details are announced at the Frankfurt motor show, CAR magazine caught up with the programme’s chief engineer Philippe Krief for an exclusive one-to-one interview to hear the Giulia’s full technical background. We asked him what the knock-out features on the new car are. Read on for seven pearls of insight we learned.
[...]
Im zweiten stehen Dinge drin, die viele nicht wissen, z. B. warum Alfa dafür so lange gebraucht hat, über die geplante Kooperation mit BMW vor FCA, usw..
Zitat:
Alfa Romeo’s revolutionary gamble in development
wheels, Jul 29, 2016
[...] Plans for a 159 successor were almost signed off by Marchionne in 2007 as one of many models to be co-developed in a joint-venture with BMW. Both sedan and wagon would share the 3 Series’ rear-drive platform. A replacement for the 166 would be built on 5 Series architecture. In return, Alfa would develop a new rear-drive platform for B- and C-segment cars for both brands.
[...] But instead of going into partnership with BMW, Fiat Group saw an opportunity in struggling Chrysler. Development plans were put on hold. and eventually cancelled when Fiat bought a controlling stake from investment firm Cerberus in early 2009. Krief says he’s aware that a [Fiat Chrysler platform based] 159 successor was under development much earlier than April 2013, but refuses to be drawn on specifics: “We were working on [a] new 159, sure, but based on another platform. We tore that up and started again … from scratch.”
Another Ferrari alumni, Roberto Fedeli, now chief technical officer for Alfa Romeo and Maserati, explains further. “The plan three years ago was to relaunch completely the Alfa Romeo brand. Obviously Mr Marchionne had this thought before. But he decided to enact this kind of plan when the conditions of the company were much better … when the money was there in order to be spent doing this kind of model.
Fedeli’s nickname at Ferrari, where his credits include the F12 Berlinetta and La Ferrari hybrid supercar, is The Prince. While at Ferrari, Fedeli was instrumental in the Giulia program’s genesis before leaving FCA for a 16-month stint with BMW’s i Division. He was poached back by Marchionne in February this year.
“Three years ago I was in Ferrari. And I remember at the end of April, Mr Marchionne came to Maranello and spoke to Montezemolo, who asked me to give a couple of guys – one for chassis and one for engine – because he had in mind to relaunch Alfa and [he wanted] experience from Ferrari guys. I told him, ‘No, it’s not possible. I have a limited number of people and I have to develop Ferrari models’. “You can imagine the discussion that ensued and what the final decision was… I gave him two guys.”
[...]
Viel Spaß!
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Zitat:
@Jens-klt schrieb am 5. Oktober 2017 um 01:19:41 Uhr:
Zum Schluss ein subjektiver Punkt: Der Image- und Sympathiefaktor von Alfa Romeo liegt vor Audi und den üblichen Konkurrenten. Kauft man sich 'nen A4, steht halt 'nen weiterer Audi in der Straße. Der mag zwar auch gut funktionieren. Aber eben mit dem Charme einer Zahnarztpraxis. Dafür viel Geld ausgeben...? Nein, nicht wirklich. Dafür wäre mir mein Geld zu schade.
Die Giulia schafft enorm positive Resonanz, von gestreckten Daumen bis netten Kommentaren. Kenn' ich so nur vom Oldtimerfahren. Dann das Fahrgefühl mit der perfekten Lenk-/Fahrwerk-/Getriebe und Motorkombination (Stichwort: Kernkompetenz). Gepaart mit den – in natura – sehr ausgewogenen Proportionen und der schöner Anmutung (die das langsame Navi vergessen lassen...). Da man schließlich auch der Qualität keinen Vorwurf machen kann, kann die Empfehlung nur lauten (wenn man ca. 55.000,- € UVP für einen neuen Mittelklasse-Benziner investieren möchte): Kaufen!
Vielleicht noch ein viertel/halbes Jahr warten. Dann gibt es die neuen Optionen wie CarPlay etc.
Kompliment! Fast schon Nobelpreiswürdig Dein Bericht. Ich hab mit dem Veloce Q4 nun 24'000 KM gefahren und kann alles was Du schreibst vollumfänglich unterstützen. Toll!
Was mir sehr gut gefällt, ist die Handlichkeit. Ich hatte vorher nen Maserati Ghibli Q4 der ein echter Kruezer ist dagegen.
Im Schnitt bin ich unter 8 Liter wobei ich nur 98er fahre.
Mein einziges Problem, sin diese fürchterlichen Lusso Sitze... und da ist Ersatz echt schwierig zu bekommen.
Ich habe um den Sound etwas zu "lupfen" den Ragazonauspuff montiert... na ja... es brummelt halt etwas mehr, aber die Uebung kann man sich sparen.
Jetzt habe ich noch eine Frage.
Wie sieht es mit dem Unterhalt bzgl. Inspektionskosten, Ersatzteilen etc. aus?