Keine Optik-Änderungen am neuen Mazda6. Stattdessen schreiben die Japaner neuen Code in die Motorsteuerung. Der soll die Fahreigenschaften verbessern. Erster Test.
Barcelona – Beim Begriff „Facelift“ zucken die Mundwinkel. Nein, sagen sie bei Mazda, so etwas machen wir nicht mehr. Stattdessen wollen die Japaner im Jahresrhythmus neue Features in ihre Autos bringen – und sprechen deshalb beim überarbeiteten Mazda6 von „Modelljahr 2017“. Für uns in Europa ist das ungewöhnlich, in Amerika kennt man es nicht anders. Äußerlich tut sich praktisch nichts. Einzige nennenswerte Neuerung sind breitere Blinkerbänder an den Außenspiegeln. Im vergangenen Jahr sah das noch anders aus. Da spendierten die Designer dem Mittelklassemodell immerhin etwas mehr Chrom und neue Scheinwerfer. Mazda6: Update zum Modelljahreswechsel Das funktioniert so: Beim Einlenken in eine Kurve verringert die Software für einen kurzen Moment das Drehmoment, das an die Räder geschickt wird. Die Auswirkungen des Eingriffs bewegen sich zwischen 0,01 und 0,05 g - und sind damit praktisch nicht spürbar. Der gewünschte Effekt: Das Gewicht verlagert sich im richtigen Moment auf die Vorderachse - das Auto zieht sauberer durch die Kurve. Als würde ein guter Autofahrer gezielt Anbremsen oder das Gas wegnehmen. Das System soll die kleinen Fehlerchen ausradieren, die weniger gute Fahrer zu häufigem Korrigieren zwingen. Besonders auf rutschigem Grund, zum Beispiel im Winter. Glatt ist es heute nicht, aber wir bemerken einen sehr guten Geradeauslauf auf der Autobahn. Das System arbeitet bereits bei minimalen Korrekturen. In engen Serpentinen fühlt sich das Auto stabiler an als bisher. Um den Grenzbereich geht es allerdings nicht. Ein griffiges Lenkrad und bessere InstrumenteMazda sagt, nur die Motoren aus eigener Konstruktion reagieren schnell genug für einen so subtilen Eingriff. Und weil die Software-Anpassung baukastenbedingt mit allen aktuellen Mazda-Modellen kompatibel ist, wird das (vom Fahrer nicht deaktivierbare) G-Vectoring in alle Mazda einziehen, als nächstes in den Mazda3. Angenehmer Effekt beim entspannten Fahren: der Fahrer wird nicht so schnell müde. Nicht zu unterschätzen in einem Mittelklasse-Auto, das viel auf der Langstrecke bewegt wird. Toll: Mazda baut ein griffigeres Lenkrad mit leichter verständlichen Knopfleisten ein, außerdem besser ablesbare Rundinstrumente. Das Head-up-Display arbeitet nun in höherer Auflösung. Schön für alle, die ihr Auto öfter verleihen: Seine Position wird gemeinsam mit der Sitzposition abgespeichert. Nachhilfe bei den Assistenzsystemen Bei unserer Testrunde überzeugt die neue Verkehrsschildererkennung leider nicht ganz. Spanische Ortsausgangsschilder erkennt sie nicht immer als relevant fürs Tempolimit. Hier wäre ein umfassenderer Abgleich mit Navi-Daten sinnvoll. Mazdas Infotainment-System bietet noch weiteren Spielraum für die nächste Modellpflege: Apple Carplay oder Android Auto werden weiterhin nicht unterstützt. Der Diesel wird leiser Schade, den neuen 2,5-Liter-Turbobenziner (253 PS) aus dem US-SUV CX-9 plant Mazda für Europa vorerst nicht ein. Ein Spitzenmodell oberhalb der aktuellen 192-PS-Variante mit 2,0-Liter-Sauger lohne sich nicht, schon gar nicht als Benziner. Import-Mittelklassemodelle haben es generell schwer bei uns. Das spüren Franzosen, Koreaner und Japaner gleichermaßen. Mazda verkauft vom „6er“ immerhin rund doppelt so viele Autos pro Jahr wie Toyota vom Avensis oder Peugeot vom 508. Dabei stimme vor allem die Marge, denn 60 Prozent der Mazda-6-Käufer leisten sich die höchste Ausstattung. Den Kombi, der 86 Prozent am Modellmix ausmacht, verkauft Mazda da gern zum gleichen Preis wie die Limousine. Technische Daten: Mazda6
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