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Oldtimer-Sammlung James Hull - Jaguar kauft sich ein Museum

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Ein englischer Zahnarzt mit viel Geld und noch mehr Oldtimer-Spleen verkaufte die größte Oldtimer-Sammlung Großbritanniens. Zugeschlagen hat Jaguar Land Rover.

Die James Hull Collection (hier ein kleiner Ausschnitt) gehört ab sofort Jaguar Land Rover Die James Hull Collection (hier ein kleiner Ausschnitt) gehört ab sofort Jaguar Land Rover Quelle: Jaguar Land Rover

London – James Hull, 53 Jahre alt, wurde mit einer Kette von Schönheits-OP-Zentren für Zähne reich. Berühmt wurde er dagegen für seine Autosammlung: Hull ersammelte in 35 Jahren die größte Oldtimer-Privatsammlung in Großbritannien. 543 historische Schätze drängen sich in seinen Hallen, meist britisches Altblech. Ein Teil der Wagen hatte prominente Vorbesitzer: Ein Mini Traveller gehörte Lord Mountbatten, ein Bentley Sir Elton John, ein Austin Sir Winston Churchill.

Im Mai 2014 beschloss James Hull nach drei Krebserkrankungen: Gesundheit geht vor, die Sammlung wird verkauft. Die Klassik-Szene nahm Witterung auf, leider vergebens: Hull wollte die Sammlung nur komplett abgeben, und eine Auflösung auch nach dem Verkauf vertraglich ausschließen.

Das schreckte private Interessenten ebenso ab wie das Preisschild. Mindestens 100 Millionen britische Pfund (126 Millionen Euro) sollte die Hull-Sammlung kosten. So viel Geld wurde in Großbritannien noch nie auf einmal für Autos ausgegeben.

Jaguar Land Rover schlägt zu

Elton John verkaufte im Jahr 2001 mehrere Oldtimer. Einer seiner Bentley gehört zur Sammlung Hull Elton John verkaufte im Jahr 2001 mehrere Oldtimer. Einer seiner Bentley gehört zur Sammlung Hull Quelle: dpa/Picture Alliance Jetzt gibt es einen Käufer: Jaguar Land Rover. Der britische Autohersteller in indischem Besitz erfüllt Hull seinen wichtigsten Wunsch: Die Sammlung bleibt als Ganzes erhalten. Jaguar Land Rover will die Sammlung Hull als Ergänzung der eigenen Werkssammlung nutzen.

Die Briten entdecken ihre Geschichte neu, als Image-Lokomotive und als Geschäftszweig. Der Name der eigens dafür gegründeten Abteilung klingt mehr nach Geheimdienst als nach schnödem Werksmuseum: „Organisation für spezielle Operationen“.

Dieser "Jaguar-MI6" versteht Traditionspflege etwas anders, als man es gewohnt ist. Wie anders, das zeigte zuletzt der Plan, die Lightweight-Serie des E-Type zu Ende zu bauen. In Handarbeit, so wie es vor 50 Jahren geplant war, als von 18 geplanten E-Type aus Aluminium nur 12 fertiggestellt wurden.

Der Endpreis bleibt geheim

Noch deutlich spektakulärer, noch mehr eine „spezielle Operation“ ist nun der Kauf der begehrtesten und wertvollsten Autosammlung des Königreichs. Zu ihr gehören über 130 Jaguar: Frühe Motorradseitenwagen des Jaguar-Vorgängers Swallow Sidecar, sieben XK 120, C- und D-Types, ein XK-SS, acht E-Types, 30 Jaguar Mk-Limousinen sowie 19 XJ-S und 20 XJ mit berühmten Vorbesitzern. Und natürlich auch einige seltene Land Rover.

Wie viel Jaguar gezahlt hat, verraten die Parteien nicht. "James wollte primär die Zukunft der Sammlung sichern und hat deshalb höhere Gebote als unseres abgelehnt", teilte Jaguar Land Rover mit, und ergänzt: "Ich versichere Ihnen, dass wir dieses Investment nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geprüft haben".

Briefmarken statt Autos?

Das Schöne ist: Jaguar will die Autos der Welt zeigen. Auf Messen, bei Werbeaktionen, bei Produktpräsentationen und in Ausstellungen auf der ganzen Welt. Für den nun ehemaligen Autosammler James Hull zählt neben einem Batzen Geld: Die Sammlung bleibt in britischer Hand, und sie bleibt komplett.

Bleibt nur eine Frage: Was macht der reiche Zahnarzt James Hull nun? „Ich bin ein Sammler, mal schauen was kommt“, sagte er der Zeitung "Daily Mail" und ergänzte: „Meine Frau hofft, dass es etwas Kleineres wird als Autos – Briefmarken zum Beispiel.“

Ob das klappt? Jaguar stellte bereits klar: "James ist ein kenntnisreicher Enthusiast und ein erfolgreicher Geschäftsmann. Seine Fähigkeiten werden für uns auch in Zukunft sehr wertvoll sein."

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Renault
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