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Langlebige Motoren - nicht nur eine Materialfrage? Was meint ihr?

Suzuki Motorrad AN 650
Themenstarteram 22. Dezember 2013 um 16:27

Hallo,

aus einem anderen Posting heraus ging mir die Frage durch den Kopf wie es sein kann, dass eine 600er 109 PS hat während eine 650er gerade mal 56 PS bringt. Ja, es ist die Bauweise der Maschine. Der eine macht gerade mal 8.000 U/Min während eine andere 12.000 bringt. Aber wie schaut es dann noch mit der Langlebigkeit aus? Sicherlich ist es in erster Linie eine Materialfrage, klar. Aber wie lange lebt denn so eine hochgezüchtete Maschine? Schaffen die auch noch die 150.000?

Ich würde gern mal darüber diskutieren und die Frage für mich und andere klären bzw. Gedanken ausgetauscht haben. Sicherlich sind hier genug alte Hasen mit richtig viel Hintergrundwissen.

Gruß

Lordi

Beste Antwort im Thema
am 28. Dezember 2013 um 15:16

Besonders die letzten Seiten habe ich hier mit sehr grossem Interesse gelesen und sehr viel gelernt. Das sogar technisch und menschlich.

Immer wieder bin ich von dem sehr grossen Sachverstand des 4-Ventilers beeindruckt und ich habe etliches dazugelernt. Neben vielen guten Ausführungen habe ich auch direkt Lust verspürt, bei einigen Punkten weiter zu recherchieren und zu lernen. Dafür von mir ein grosses Danke.

Gleichzeitig muss ich aber immer wieder staunen, wie man solch grossartiges Wissen dermassen unsympatisch rüberbringen kann. Wieso muss es dieser Ton sein? Wenn jemand etwas nicht ganz Korrektes oder gar Falsches schreibt, dann kann man ihn gerne korrigieren, sollte es sogar wenn man es (im positiven Sinne) besser weiss.

Alle anderen profitieren ja sogar von dieser Korrektur. Das ist gut und so verbreitet sich kein falsches Halbwissen. Aber dieses arrogante Abkanzeln von oben muss doch nicht sein. Nur weil man zweifelsohne im Recht ist, hat man nicht automatisch das Recht andere niederzumachen.

Andererseits sollte man nicht versuchen, sein falsches Halbwissen auf Biegen und Brechen zu rechtfertigen. Aber wahrscheinlich veranlasst ein gewisser harscher Ton einen gerade dazu, nur aus Prinzip.

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Die Drehzahl gibt keinen wirklichen Anhaltspunkt bezüglich der Lebensdauer. Viel wichtiger ist die mittlere Kolbengeschwindigkeit. Also die Geschwindigkeit, mit der der Kolben sich bewegt.

Da wirst Du dann feststellen, dass die allermeisten Motoren sich auf einem sehr ähnlichen Niveau befinden.

Ohne jetzt nachzugoogeln, liegen die meisten Motoren bei etwa 20m/sek+\- bei Nenndrehzahl. Egal ob 4-Zylinder-Drehorgel oder Einzylinder.

Supersportler gehen auch mal darüber, aber bis etwa 24m/sek. ist so ziemlich Schluss.

Von daher halten moderne Motorradmotoren alle schon ziemlich vergleichbar.

Hallo,

ich bin der Meinung , das für die Langlebigkeit eines Motors das Verhältnis von PS zu Hubraum stimmen muss. Ich denke um die 9-10 PS pro 100 kubik sollten es maximal sein. Und dazu regelmäßige Ölwechsel.

Servus,

mal vorausgesetzt bei gleichem Hubraum, gleicher Zylinderanzahl und der

unterschiedlichen Leistung von einem Motor (nur als Zahl) von 100% zu 50% Drehzahl und PS.

Jetzt mal angenommen bei gleicher Wartung und Pflege (Ölwechsel und Ventilspiel usw.)

gleichem Fahrerprofil usw. und dem durchschnittlichen Abruf von 2/3 der Nennleistung

wird ein Motor mit weniger Leistung sicher länger, d.h. mehr Kilometer abspulen

bis die Verschleißgrenze von Zylinderlaufbahnen, Kolbenringe, Lager, Ventile usw. erreicht wird.

Ich hoffe ich hab mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.

0016

am 22. Dezember 2013 um 17:28

Jeder Motor muss auch irgendwann einmal gewartet oder unter Umständen auch repariert bzw. überholt werden.

Je nachdem, wie einfach oder kompliziert diese Reparatur ist, kann das auch die wirtschaftliche Lebensdauer beeinflussen.

Manchmal kann ein Motor oder sogar das ganze daran hängende Fahrzeug deswegen "sterben", nur weil es unglaublich umständlich ist (und damit teuer), ein an sich billiges Teil auszutauschen.

Dies ist dann die Stunde von guten Schraubern, die den eigenen Stundenlohn natürlich nicht rechnen müssen. Die können dann aus vermeintlichen wirtschaftlichen Totalschäden für kleines Geld ein hervorragendes Mopped aufbauen, das noch für viel tausende Kilometer gut ist. Vorher wäre es eigentlich wegen eines "kapitalen" Motorschaden ausgeschlachtet worden.

Es gibt da schon einige Stellschrauben. So gibt es zum Beispiel Motoren mit nikasilbeschichteten Laufbuchsen, bei denen steht der Schmierfilm stabiler als bei normal gehohnten Laufbuchsen. Es gibt Motoren, da ist jedes Lager Rollen- oder nadelgelagert, das ist nicht so empfindlich gegen schwankenden Öldruck wie ein Gleitlager. Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn der Motor wassergekühlt ist, dann ist er meist thermisch nicht so belastet. Die luftgekühlten BMW-Boxer gleichen dieses Manko aus, indem sie - anders als die meisten anderen Motoren - KEINEN gemeinsamen Ölkreislauf mit dem Getriebe haben. Deshalb können sie das Motoröl besser auf den Motor abstimmen, weil das Getriebe ein anderes Öl kriegt.

Es ist für einen Motor schonend, wenn er über einen guten Masseausgleich verfügt, dann Vibrationen belasten auf die Dauer alle Komponenten. Schlechten Masseausgleich haben vor allem Einzylinder, aber auch Zwei- und Vierzylinder. Einen besseren Masseausgleich haben Dreizylinder, den besten haben Sechszylinder-Boxer.

Und siehe da: zu den langlebigsten Motoren im ganzen Motorradsegment gehören der Dreizylinder der BMW K75 und der Sechszylinder der Honda Gold Wing: beide natürlich wassergekühlt und mit separatem Getriebegehäuse;-)

 

Themenstarteram 22. Dezember 2013 um 18:11

Danke für Eure Antworten.

Was mir halt so durch den Kopf ging war die Frage ob und wie viel haltbarer eine 650er Maschine ist, die wohl gedrossel sein könnte verglichen mit einer 600er mit beinahe doppelte so viele PS.

Ne gute 650er hält ewig.

Da kommt auch schon gleich wieder die Frage auf wie der Motor behandelt wird,meine Bandit wird erst ab ca. 20 Kilometer Fahrstrecke gefordert,da kann ich mir sicher sein das das Öl und die Bauteile auf Betriebstemperatur sind,es macht keinen Sinn einen Motor gut zu warten aber nach drei Kilometern Fahrstrecke in den Begrenzer zu drehen,da geht der beste Motor früher über den Jordan als andere...

Es ist oft eine Frage des Wissens um die Technik was die Haltbarkeit ausmacht.

Und jetzt bitte wieder keine Diskussion anfangen wegen "Motor warmfahren" oder so,das hatten wir schon hundert mal...

pfffff...

------------------------

Fakt ist, je weniger Drehzahl bei rundem Motorlauf umso weniger "anspruch"... Deswegen kannste nen Hubraumkrüppel trotzdem ewig fahren.

Aber was macht einen "Motor" aus? Die Fremdhergestellten Kugellager? Fremdhergestellte Nockenwellen oder Kurbelwellen??? Ist ein Limaschaden gleich ein Motorschaden??? Manch einer nimmt eine platte Kupplung bei 60tkm gar nicht erst in Kauf... Steuerkettenspanner die verschleissen schon gar nicht... Also was ist Motor und was nicht?

Warmfahren ist gut^^ Mein arbeitskollege behandelt sein Auto nach dem thema: ab start einsatzbereit. Und die olle fordbüchse hält auch... Aber riskieren will es keiner...

Zitat:

Original geschrieben von Papstpower

Also was ist Motor und was nicht?

Eigentlich ne simple Frage (möchte man meinen :D )

aber wenns mir an nem Oldie den Freilauf zerlegt hat läuft das trotzdem unter "Motorschaden"

auch wenns eigentlich keiner ist? oder doch oder....

Zitat:

Original geschrieben von sampleman

Es gibt da schon einige Stellschrauben. So gibt es zum Beispiel Motoren mit nikasilbeschichteten Laufbuchsen, bei denen steht der Schmierfilm stabiler als bei normal gehohnten Laufbuchsen.

Wer hat dir denn das und 'so' erzählt?

 

Ein sauber gehonter Zylinder mit ner guten Schleuderguß-Büchse trägt das Öl ebenso :p!

 

 

Der Vorteil von sogenannten Zylinder-Hartbeschichtungen liegt primär an 'möglich geringen' Toleranzen = Clearance Zylinder/Kolben, und dass sich die beiden Komponenten bei Erwärmung gleich dehnen, denn in der Regel wird eine Hartbeschichtung nicht auf eine Gussbüchse* auf gebracht (das gibt es wohl auch), sondern direkt auf das Aluminium der Zylinderlaufbahn.

Und,

es gibt nicht nur Nicasil,

es ist lediglich so, dass Nicasil nur das Prinzip von Mahle so genannt werden darf, der Name NICASIL® ist geschützt.

 

Einer der NICASIL-Fertiger schreibt:

Zitat:

NIKASIL® - Beschichtung ist geeignet für Zwei- und Viertakt-Aluminiumzylinder und Aluminium-Buchsen und wird von der Oldtimerszene bis zur aktuellen Formel 1 verwendet. Viele große Motorsport- und Formel 1-Teams verwenden Motorsport-Komponenten und NIKASIL® von MAHLE in ihren Motoren.

 

Andere Beschichtungen sind kein NIKASIL®!

Andere Beschichtungen müssen aber nicht zwangsläufig schlechter sein.

 

Moderne Hartbeschichtungen haben Gusspartikel in der Hartschicht,

da der Guss auch viele gute Eigenschaften hat, uA den Schmierfilm besser zu tragen als gewöhnliche nickelhaltige Hartschichten, denn der Nickelgehalt erhöht wesentlich die Verschleißstabilität gegenüber der Kolbenreibung an der Zylinderwand.

 

 

Hydrodynamische Dreischichtlager [als Pleuellager] sind nicht unbedingt nachteilig, diese sind zB einfacher in der Wartung, da das Pleuel zerlegt werden kann, wohingegen für den Wechsel eines (leichtläufigen) Pleuel-Nadellager mit geschlossenem Nadelkäfig für den Hubzapfen, beim Lagerwechsel das Zerlegen der gepressten Kurbelwelle erfordert..

 

 

Zitat:

Original geschrieben von Lewellyn

............................... Viel wichtiger ist die mittlere Kolbengeschwindigkeit. Also die Geschwindigkeit, mit der der Kolben sich bewegt.

Erzähl da doch etwas mehr,

denn ich will schließlich was zulernen.

 

Tatsache ist, dass die maximale Kolbengeschwindigkeit das Leben des Kolbens absolut einschränkt.

Langhubige Motore haben bei gleicher Drehzahl wie Kurzhuber eine höhere Kolbengeschwindigkeit, und vor allem eine höhere Maximal-Kolbengeschwindigkeit bei gleicher Enddrehzahl.

 

 

Materialkomponenten sind ohne weiteres zuständig für die Standhaftigkeit der Motore, aber noch mehr entscheidend ist, wie stark der Motor ausgebeutet wird, wie hoch das Verdichtungsverhältnis ist und welche Füllungsgrade und Drehmomente/PS erzielt und gefordert werden.

 

 

Kurzum – die gesamte Behandlung nebst Wartung ist auch zuständig für die Lebensdauer eines Verbrennungsmotors.

 

 

 

Tschüss

 

Edit.:

* G-Guss (Zylinderbüchse) wächst (dehnt sich) erheblich langsamer als der Kolben aus Aluminium, weshalb Motore bei G-Gusszylindern ein erheblich größeres Spiel Kolben/Zylinder haben müssen - der Kolben wächst 'vor' sagt dazu der 'Schrauber', und die Gussbüchse wächst 'nach'!

Schöne Ausführung...!

Trotzdem haben wir noch nicht geklärt ob gerade bei den kompakt gebauten Motorradmotoren Getriebe, Lima etc. auch zum Motor gehören.

Themenstarteram 23. Dezember 2013 um 10:42

Um dann zu klären wie langlebig ein Motor ist bzw. ob eine defekte LiMa ein kapitaler Schaden wäre?

Okay, so betrachtet hast du wohl Recht. Aber als ich von Langlebigkeit sprach war nicht der Defekt einer LiMa gemeint. Die LiMa könnte ja auch nach 500 Km schon den Geist aufgeben. Okay, das Kurbelwellenlager auch, klar. Aber ich meine nicht der zufällige Defekt, der mal auftreten KANN. Ich dachte eher daran wie lange die Maschine im Schnitt hält. Verglichen sind eine 600er mit 109 PS und eine 650 mit 56 PS. Ich habe mir quasi eingebildet, dass die 600er von Grund auf schon einer höheren Belastung ausgesetzt ist. Vielleicht mehr Kompression, was autom. mehr Belastung auf der Pleul und Kurbelwelle wäre. Oder denke ich da falsch?

Zitat:

Original geschrieben von lordi1977

 

..........

............ Vielleicht mehr Kompression, was autom. mehr Belastung auf der Pleul und Kurbelwelle wäre. Oder denke ich da falsch?

Hast du mein Post nicht gelesen,

da steht eigentlich alles - und somit liegst du nicht falsch.

 

Und,

[Neben]-Aggregate sind Baukomponenten, nicht aber der Motor.

Und zu dem Schlaumeiergewäsch von wegen dass nur BMW ein eigenes Getriebeöl habe - es gibt noch viel mehr Motore (und Marken) welche zwei verschiedene Ölkreise haben, einen Motor-Ölkreis zur Motorschmierung und getrennt dazu Getriebeöl im Getriebe :cool:!

 

Tschüss

frohes Fest

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