Interview: Tagsüber sitzt flachmaster als Programmierer in der MOTOR-TALK Werkstatt und schraubt an unser aller Lieblingsforum. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Was ist die andere Hälfte? Schon in seinem Profil attestiert sich der Informatiker eine „frühkindliche fatale irreversible Prägung auf altes Ford-Blech aus Köln“, und außerdem hat flachmaster ganze 13 Fahrzeugprofile auf MOTOR-TALK angelegt. Er ist also offensichtlich ein beinharter Autonarr. Wenn das kein Thema für „125 Jahre Automobilgeschichte“ ist - was dann? Im Interview gibt flachmaster einen exklusiven Einblick in seine ganz persönliche Autogeschichte. MOTOR-TALK: Hallo flachmaster, Du sagst von Dir selber, Du hast eine irreversible Prägung auf altes Ford Blech. Wie bist du dazu gekommen? flachmaster: Ich war vor ziemlich genau 15 Jahren mit Freunden am Balaton in Ungarn, und einer von denen fuhr ein Ford P7B Hardtop Coupé. Das sah optisch ziemlich runter gerockt aus, war aber technisch fit. Die Fahrten mit dem P7 durch das sonnenverbrannte ungarische Outback, während Chuck Berry aus dem Autoradio plärrte, haben mich dazu bewogen, mich eventuell von meinem VW Käfer, den ich damals als erstes Auto fuhr, wegzubewegen. Die schiere Größes des P7 und der satte Sound des V6, der damals noch durch eine einfache ungefilterte Auspuffanlage ausatmen durfte, haben mich einfach überzeugt. Da wurde mir klar, wo die Reise hingehen wird! MOTOR-TALK: Was war Dein erster? flachmaster: Mein erstes Auto war ein Käfer 1300 von 1971. Das war allerdings eine Hassliebe. Jeder, der das Wort Verfolgungsschrauben kennt, weiß wie ich das meine. Den Wagen fuhr ich 2 Jahre. Dann hab ich ihn verkauft. Vor ca. 3 Jahren hab ich das arme Auto allerdings nochmal gesehen. Das war kein schöner Anblick. Mit 2 Monaten Rest-TÜV und Rostlöchern, die größer waren als die TÜV Plakette. Da hat mir mein alter Kumpel echt sehr leid getan und ich habe einen Zettel an den Wischer geheftet mit der Frage, ob sie ihn mir vielleicht verkaufen wollen. Allerdings kam nie ein Anruf, und mittlerweile ist der Käfer leider sicher in der Presse gelandet. Die Ford-Zeitrechnung fing bald danach mit einem Ford Taunus XL von 1974 an. Den habe ich dann 11 Jahre besessen. MOTOR-TALK: Was hattest Du denn schon so alles an Blechgefährten? flachmaster: Von Ford hatte ich bislang je einen Taunus I und Taunus III, eine Transit Feuerwehr, einen Granada II Saphir, was ein echt seltenes Sondermodell ist, einen Granada III Turnier und einen Ford Granada MK1 Turnier GLS, der sich noch in meinem Besitz befindet. Daneben hatte ich schon mehrere alte Motorräder, Vespa, BMW und IWL. Dazu hatte ich noch ca. 10 Alltagsautos, die ich immer für sehr wenig Geld gekauft habe und nach kurzer Zeit einfach weiterverkauft habe. Dabei habe ich besonders meinen Mitsubishi Colt aus den 80ern in guter Erinnerung behalten. Das war ein richtiges Kumpelauto. Leider hat den dann der Rost dahingerafft. MOTOR-TALK: Welches Auto hat Dir am besten gefallen? Gibt es eins, das Du vermisst? flachmaster: Von allen Autos, die ich besessen habe, vermisse ich eigentlich nur meinen Ford Granada II Saphir. Irgendwie fanden den alle hässlich, aber ich mochte den sehr. MOTOR-TALK: Warum hast Du die meisten Autos wieder verkauft? flachmaster: Die müssen ja alle irgendwo untergebracht werden, und das kostet halt. Vor allem in Berlin. Außerdem kann man sowieso nur ein Auto zur Zeit fahren. Und ich wollte eigentlich immer einen Granada MKI Turnier fahren. Nach 2 Jahren Suche habe ich letztes Jahr dann wirklich einen gefunden, der nicht total tot war. Und der hat dann auch ein wenig was gekostet. Insofern fiel die Trennung von den restlichen Autos etwas leichter :) MOTOR-TALK: Stehst Du mehr auf deutsche Autos, auf US-Autos oder fasziniert Dich genau dieses Zwischending, wie es Ford und Opel in den 70ern gebaut haben? flachmaster: Eigentlich mag ich beides. Seltener sind auf jeden Fall die europäischen Ford Modelle. Von meinem Turnier wird es, zugelassen in Deutschland, auf jeden Fall unter 10 Fahrzeuge geben. Eher fünf, denke ich. Aber noch bin ich mit den Europäern nicht durch. Das mit einem US Fahrzeug hat also noch Zeit und ist kein Muss. Allerdings kann ich echt nicht verstehen, warum z.B. ein Granada MKI so oft mit einem US Ford verglichen wird. Eigentlich gibt es da keinerlei Parallelen. Ein Granada ist das viel fahraktivere Fahrzeug und lässt zumindest als 2.8i so ziemlich jeden Ford mit V8 aus der Zeit stehen. Damals wurden ja in den USA die Abgasvorschriften rigider, und die Leistung der V8 Boliden fiel in den Keller. MOTOR-TALK: Was ist Dein Traumauto und wie weit würdest Du dafür gehen? Oder hattest bzw. hast Du es schon? flachmaster: Ein Traumauto ist für mich ein Auto, bei dem ich einsteige und zu Hause bin. Ein Auto, mit dem ich gerne durch die Gegend fahre, so gerne, das mich nicht mal ein Stau nervt und ich mich sogar auf eine 800km Fahrt freue. Bei dem ich bei jedem Fuffi, der im Tank verschwindet, denke, dass es gut angelegtes Geld ist. Meine Burg, mein Zuhause, mein privater Raum. :) Eventuell hab ich es ja jetzt mit meinem Granada Turnier schon gefunden. Vielleicht auch nicht. :) Aber ich denke schon, das wird eine Beziehung, die etwas länger dauern wird. Ein Ford P7b 26m Hardtop Coupé würde mich schon noch sehr reizen. Mit so einem Wagen fing ja damals in Ungarn alles an. Ansonsten gibt es schon noch ein paar Autos, die ich gerne mal besitzen oder zumindest fahren würde. Einen Spätsechziger Fullsize Kombi aus den USA zum Beispiel. Einige europäische Exoten finde ich auch sehr interessant, wie den Tatra 603. MOTOR-TALK: Wie findest Du die Modellentwicklung, die Ford seit „damals“ genommen hat? Ab wann interessieren die „neuen Autos“ Dich nicht mehr? Oder wird jedes Auto ab einem gewissen Alter interessant? flachmaster: Naja, die Klassiker-Linie bei Ford hat ja quasi mit Einstellung des Capri 1986 und des Granada 1985 geendet. Danach kam dann erstmal nichts mehr. Wie es jetzt bei Ford aussieht, kann ich nicht beurteilen, weil mich das nicht sonderlich interessiert. Müsste ich mir einen Neuwagen kaufen, wäre es nicht sonderlich wahrscheinlich, dass es ein Ford wird :) Zumindest sehen die aktuellen Autos aber nicht mehr ganz so schlimm aus wie das, was in den 90ern von den Bändern gerollt ist. Das war damals ja blechgewordene Monotonie. Damit meine ich zum Beispiel die erste Generation vom Ford Mondeo. Aber die frühen 90er waren ja bei allen Herstellern ein recht dunkles Kapitel, was das Design anging. MOTOR-TALK: flachmaster, vielen Dank für das sehr interessante Gespräch und die tollen Fotos! Hier geht es direkt zur Themenseite 125 Jahre Automobil auf MOTOR-TALK
Quelle: MOTOR-TALK |
verfasst am 07.07.2011
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