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Mazda MX-5 RF: Test, Fahrbericht, Daten - MX-5 fahren bleibt wie Toben im Bälle-Paradies

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Wer seinen Roadster auch im Winter fahren will, bevorzugt ein festes Dach. Das gibt es ab Februar wieder im MX-5. Der bleibt sich als Targa herrlich treu - bis auf den Preis.

MOTOR-TALK Redakteur Björn Tolksdorf im Mazda MX-5 RF: Es hilft alles nichts, wer den MX-5 einmal fährt, will ihn nicht mehr hergeben MOTOR-TALK Redakteur Björn Tolksdorf im Mazda MX-5 RF: Es hilft alles nichts, wer den MX-5 einmal fährt, will ihn nicht mehr hergeben Quelle: Mazda

Barcelona – Es gibt ja diese Autojournalisten-Autos. Die bekommen medial deutlich mehr Aufmerksamkeit, als es ihrer Bedeutung am Markt entspricht – weil sie auf die eine oder andere Art faszinieren. Sogar Menschen, die permanent mit verschiedensten Autos zu tun haben. So ein Auto ist der Mazda MX-5: klein, leicht, Heckantrieb, offen. Braucht kein Mensch, aber macht verdammt viel Spaß.
Da hilft alles nichts, wer den Mazda-Roadster fährt, muss ihn einfach liebhaben. Vorausgesetzt, man ist noch fit genug, sich in dieses Auto zu falten. Und so viel vorweg: Geräumiger als im MX-5 mit Faltdach sitzt man nicht im RF, dem MX-5 für Warmduscher, Komfortfanatiker und Ganzjahres-Fahrer.
Den 1,5-Liter-Benziner (131 PS) bietet Mazda in Deutschland leider nicht im MX-5 RF an. Das und die Ausstattungspolitik treiben den Preis in die Höhe Den 1,5-Liter-Benziner (131 PS) bietet Mazda in Deutschland leider nicht im MX-5 RF an. Das und die Ausstattungspolitik treiben den Preis in die Höhe Quelle: Mazda RF steht für „Retractable Fastback“, zu Deutsch: einklappbares Fließheck. Statt des manuellen Stoffdachs trägt dieser MX-5 ein aus drei Segmenten bestehendes Klappdach mit optisch verlängerter Dachlinie. Der Hauptteil besteht aus Aluminium, der Mittelteil aus Stahl, die Finnen aus Kunststoff. 45 Kilo extra wiegt die aufwändige Konstruktion, die den Mazda-Roadster wintertauglicher machen soll, den Innenraum leiser – und die vor allem das Frischlufterlebnis, nun ja, entschärft.
Denn vor den großen Dachfinnen und dem Acryl-Windschild sitzt der RF-Pilot fast so behütet wie in einem Targa. Der ungemütliche Fahrtwind lässt sich allenfalls erahnen. Man könnte natürlich das Windschild abbauen, wollte man das ändern. Wir wollten nicht, bei weniger als 10 Grad Außentemperatur.
Ganz so entschärft war der MX-5 Fastback nicht geplant, sagt Nobuhiro Yamamoto, Ex-Projektleiter und heute „MX-5-Botschafter“. Geprüft wurde ein komplett versenkbares Hardtop. Das gab es bei der etwas größeren Vorgänger-Generation ab 2006. Jetzt befanden die Ingenieure es als zu kompromissbehaftet. Vom Kofferraum wäre noch weniger geblieben als die 127 Liter, die gerade so für zwei kleine Koffer reichen. Die Konstruktion hätte den MX-5 zudem deutlich teurer gemacht, als ein MX-5 sein darf.

Fährt wie ein MX-5: Gut so


Die Japaner gelten als die Erfinder hautenger Kapsel-Hotels, und sie bauen dieses hauteng anliegende Cabrio. Das kann kein Zufall sein. Immerhin passen auch mittelgroße Europäer in den MX-5. Etwas heller und freundlicher als unter einem schwarzen Stoffdach wirkt der Innenraum, aber nicht viel. Los geht’s: Beine sortieren, Lenkrad richten, Startknopf.
Das Dach öffnet und schließt elektrisch in 13 Sekunden. Das funktioniert bis 10 km/h - nur fährt auf der Landstraße niemand mit 10 km/h Das Dach öffnet und schließt elektrisch in 13 Sekunden. Das funktioniert bis 10 km/h - nur fährt auf der Landstraße niemand mit 10 km/h Quelle: Mazda Was alle am MX-5 lieben, ist das: Sehr, sehr wenige Autos fahren sich so aktiv und dynamisch – und noch weniger Autos nerven dabei nicht mit überharter Abstimmung, lautem Gebrüll und mieser Ergonomie. So sieht das aus, wenn japanische Ingenieure ihre Detailversessenheit am Thema Fahrspaß abarbeiten.
Ja, man kann mit diesem Auto auf der Autobahn fahren. Aber gebaut wurde der MX-5 für Landstraßen, je kurviger, desto besser. Lenkrad, Schaltung und Fahrwerk reagieren hochpräzise und absolut berechenbar, tragen den MX-5 sicher und lustvoll durch die Kurven. Das ist Autofahren so verspielt wie Toben im Bälle-Paradies.
Für den im Vergleich zum Roadster schwereren RF musste das Fahrwerk neu abgestimmt werden. Es reagiert straff, aber nicht hart - ein feiner, aber wichtiger Unterschied. Auch die Schaltung arbeitet knackig, aber nicht bockig. Toll.
Einen ausführlichen Test und Fahrbericht zum Mazda MX-5 Roadster findet Ihr hier

Das Dach macht noch kein Langstreckenauto


Bei geschlossenem Dach bleibt es im Innenraum erstaunlich leise. Im Vergleich zum Faltdach-Roadster stecken im RF ein dreilagiger Dachhimmel, größere Teppiche und viel zusätzliches Dämmmaterial unterm Blech. Ein Langstreckenauto wird dadurch nicht aus dem MX-5: Ab etwa 100 km/h dringen Windgeräusche vom Fenster herein, bei 120 km/h dröhnt zusätzlich der Motor.
Beim Stoffdach-Mazda lässt sich das Verdeck in unter drei Sekunden auf- oder zuwerfen. Im RF benötigt die Elektronik 13 Sekunden. Das funktioniert bis zu einer Geschwindigkeit von 10 km/h – was abgesehen von Spielstraße, Ampelstau und Privatgelände die meisten Verkehrssituationen ausschließt. Unterschied zum Vorgänger: Das Dach verriegelt automatisch. Der Vorgang kann in einem kleinen Display beobachtet werden, das Mazda beim RF ins ganz linke der drei Rundinstrumente baut.

Leider nicht ganz billig

Das einzige "Handschuhfach" ist bei der Fahrt kaum zu erreichen.Die Lautsprecher in den Kopfstützen gehören zur Bose-Soundanlage, serienmäßig in der höchsten Ausstattung Das einzige "Handschuhfach" ist bei der Fahrt kaum zu erreichen.Die Lautsprecher in den Kopfstützen gehören zur Bose-Soundanlage, serienmäßig in der höchsten Ausstattung Quelle: Mazda
Wer ihn fährt, will ihn behalten. Leider ist so ein MX-5 RF nicht ganz billig. Nach Deutschland kommt der Hardtop-Mazda nur mit der größeren Motorisierung des MX-5, und nur in den höchsten zwei Ausstattungen Exclusive Line und Sports Line. Der Einstiegspreis liegt damit 6.900 Euro über dem des Basis-MX-5.
Ausstattungsbereinigt und bei gleicher Motorisierung bleibt ein Aufpreis von rund 2.700 Euro. Dafür bietet der MX-5 RF die einzige Chance, einen MX-5 mit Automatik zu bekommen. Allerdings nur in der Ausstattung Sports Line für 1.900 Euro Aufpreis. Dann liegt man bereits exakt 10.000 Euro über dem Basis-MX-5. An die höchste Ausstattung ist auch das Sportpaket mit Bilstein-Dämpfern und Recaro-Sitzen gekoppelt (1.800 Euro). Falls irgendjemand seinen MX-5 doch lieber hart statt straff mag. Und nicht selber schalten will. Damit ginge allerdings ein großer Teil des MX-5-Spaßes verloren.
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Mazda MX-5 RF: Technische Daten


  • Motor: 2,0-l-Vierzylinder-Benzinmotor
  • Getriebe: Sechsgang-Handschaltung (Sechsstufen-Automatik)
  • Antrieb: Hinterrad m. Sperrdifferenzial
  • Leistung: 160 PS (118 kW)
  • Drehmoment max: 200 Nm b. 4.600 U/min
  • 0-100 km/h: 7,4 s (8,5 s)
  • Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h (194 km/h)
  • Verbrauch: 6,9 l/100 km (Start-Stopp 6,6 l/1200 km, Autom. 6,4 l/100 km)
  • CO2: 161/154/149 g/km
  • Länge: 3,915 m
  • Breite: 1,735 m
  • Höhe: 1,236 m
  • Radstand: 2,310 m
  • Sitzplätze: 2
  • Leergewicht: 1.120 kg (1.155 kg)
  • Kofferraum:127 l
  • Basispreis: 29.890 Euro
  • Marktstart: 3. Februar 2017
Avatar von bjoernmg
Renault
67
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67 Kommentare:
Avatar von Ascender "Amateur Rennfahrer"
Fiat
Wed Jan 18 16:30:23 CET 2017

Ich sehe das geteilt. Einerseits bin ich Purist, und finde, dass das MX-5-Feeling durch das Stahldach verloren geht. Mit Automatik ist das ja sogar noch schlimmer.
Andererseits sieht das Dach echt gut aus. Ich hätte mir eher ein festes Dach gewünscht - also ein echtes Coupé.

Avatar von XC70D5 "Tuppermartin®"
Wed Jan 18 16:40:07 CET 2017

Als ich ihn vor wenigen Wochen das erste Mal gesehen hatte, war ich spontan begeistert. Ich liebe Targas! :cool:

Avatar von der_Derk "Relax-Ing."
Smart
Wed Jan 18 16:47:56 CET 2017

Könnte beinahe mal ein würdiger Ersatz für meinen Smart werden...

Beinahe, weil... Zu schwer, zu groß, und dabei noch unpraktischer ;).
Aber auch objektiv schneller, zumindest geradeaus. Find' ich gut, dass sowas noch angeboten wird - und dass Mazda sich den Aufwand einer Abänderung gegenüber dem normalen Roadster macht. Zwar ziemlich aufwendig, das hätte man einfacher haben können - aber dann müsste man wahrscheinlich manuell Dachhälften herausnehmen und sortieren, was die Käuferschaft vermutlich heutzutage nicht mehr will.

Hm. Muss wohl doch mal langsam herausfinden, ob ich da besser 'reinpasse als in zwei der Vorgänger.

Avatar von Lewellyn "Vorfahrer"
BMW
Wed Jan 18 16:48:01 CET 2017

Hoffentlich sind die Kinder so rechtzeitig aus dem Haus, dass ich in so eine Karre noch reinkomme. Bzw. wieder raus. ;)

Fehlt nur noch der Turbo! :)

Avatar von Ascender "Amateur Rennfahrer"
Fiat
Wed Jan 18 16:53:41 CET 2017

Nein, Turbo ist Fehl am Platze. Die Saugmotorcharakteristik ist bei so einem Auto durchaus gewollt.
Ich könnte schwach werden. Vor allem wegen dem mech. Sperrdiff. :cool:

Endlich wieder ein Targadach :cool:

Einziger Wermutstropfen: warum nur sind die angedeuteten hinteren Fenster SCHWARZ????
Es kann doch nicht sooooo schwierig sein, da durchsichtigen Kunsstoff einzubauen.
Oder gibt es einen technischen Grund für diesen optischen Fauxpas?

Avatar von XC70D5 "Tuppermartin®"
Wed Jan 18 16:59:08 CET 2017

Zitat:

@birdofprey schrieb am 18. Januar 2017 um 16:57:23 Uhr:


Einziger Wermutstropfen: warum nur sind die angedeuteten hinteren Fenster SCHWARZ????
Es kann doch nicht sooooo schwierig sein, da durchsichtigen Kunsstoff einzubauen.
Oder gibt es einen technischen Grund für diesen optischen Fauxpas?

Wahrscheinlich würde man dann die ganze Mechanik des Daches darunter sehen!?

Eigentlich ein sehr schickes Auto. Aber was haben die sich bloß bei dem Heck gedacht, das sieht so fett und unförmig aus und passt meiner Meinung nach so garnicht zum Rest

Avatar von der_Derk "Relax-Ing."
Smart
Wed Jan 18 17:07:45 CET 2017

Wo wir gerade bei technischen Details sind, die dumme Frage des Tages: Was bringt das Stück Plexiglas zwischen den Kopfstützen, wenn direkt dahinter eh eine Glasscheibe steht? Überbleibsel des Roadsters, oder fährt die Heckscheibe im Cabrio-Modus ein? Hab' ich auch beim Renault Wind nicht verstanden, da konnte man auch ein Windschott nachrüsten an einer Stelle, an der schon eines ist...

Zitat:

@der_Derk schrieb am 18. Januar 2017 um 17:07:45 Uhr:


Was bringt das Stück Plexiglas zwischen den Kopfstützen, wenn direkt dahinter eh eine Glasscheibe steht?

Das Plexiglas ist das Windschott.

Die Glasscheibe wird mit dem Dach versenkt.

Zitat:

Verbrauch: 6,9 l/100 km (Start-Stopp 6,6 l/1200 km, Autom. 6,4 l/100 km)

Manoman

:D
Avatar von Fensterheber136266
Wed Jan 18 17:30:32 CET 2017

Zitat:

@Rainer_EHST schrieb am 18. Januar 2017 um 17:22:44 Uhr:



Zitat:

Verbrauch: 6,9 l/100 km (Start-Stopp 6,6 l/1200 km, Autom. 6,4 l/100 km)

Manoman :D

Skyactive

;)

Mein Traumwagen.