Unser neuer Dauertestwagen ist zwar schon ein älterer Herr, hat aber noch viel vor sich. Dürfen wir vorstellen: Die neue Mercedes-Klasse von 1982.
Berlin - Wenn sich die halbe MOTOR-TALK-Belegschaft auf dem Parkplatz drängelt, dann muss etwas ganz Besonderes passiert sein. Vielleicht eine besonders schöne Sternschnuppe. Oder: Es ist ein ganz besonderer Testwagen gekommen. So wie dieser. Mercedes-Benz 190 E? Ja, ein Baby-Benz, Baureihe W 201, Erstzulassung 11.12.1987. Youngtimer testenWas soll das denn, fragt Ihr Euch sicher. Die Antwort ist erst mal eine Theorie: Bei Neuwagen gibt es selten etwas zu kritisieren – außer, dass sie teuer, weil eben neu sind. Technische Probleme traten bei uns eigentlich nie auf. Ein Youngtimer dagegen, das ist automobile Wirklichkeit, die für die meisten MOTOR-TALKer viel greifbarer ist. Keiner fürs MuseumWir finden es toll, dass auch Mercedes die Idee mochte, sich darauf eingelassen hat und uns für ein Jahr einen Mercedes W 201 zur Verfügung stellt. Ein gepflegtes und durchgesehenes Exemplar, klar, aber kein Museumsstück –Zustand 2-3. Mit Viergang-Schaltung und 118 PS, und mit 70.000 Kilometern auf dem Tacho. Und mit einem Radio, das noch richtige Audio-Kassetten abspielt. Für die Jüngeren: Das waren die Vorgänger dieser CDs, die Ihr vielleicht noch kennengelernt habt. Die neue KlasseFür Mercedes war der W 201 bei der Premiere am 8. Dezember 1982 eine Revolution. „Die neue Mercedes-Klasse“, hieß es – denn erstmals wagte sich die Marke in die Niederungen der Mittelklasse, in Konkurrenz zu BMW 3er (im selben Jahr startete der E30), Opel Ascona und Co. Die neu entwickelte Raumlenker-Hinterachse mit fünf einzeln aufgehängten Stablenkern versprach Komfort wie beim großen W 123, das kantige Design war ein Vorgriff auf den W 124 von 1984. Noch heute wirkt der 190er nicht unzeitgemäß. Für Sicherheit musste man damals tief in die Tasche greifen: Zwar waren ABS und Fahrer-Airbag beim 190er lieferbar, kosteten aber Aufpreis. Das änderte sich erst zum Ende der Bauzeit, 1992. Der erste deutsche Neuwagen mit serienmäßigem ABS war übrigens 1985 der Ford Scorpio. Vom G-Kat zur UmweltzoneIn den 1980er-Jahren wurde das Thema Umwelt zunehmend wichtiger. Damals ging es noch nicht so sehr um den Verbrauch – obwohl sich der Mercedes 190 auch da nicht verstecken musste – sondern um Schadstoffe. Ab September 1986 verfügten W-201-Benziner serienmäßig über einen geregelten Katalysator. Parallel tankten immer mehr Autos bleifreies Benzin. Für uns bedeutet das heute: Unseren 190 E mit Zweiliter-Benziner dürfen wir auch in der Umweltzone bewegen. Ein Diesel gleichen Baujahres hätte da schlechte Karten. Für Partikel interessierte sich damals noch niemand. Der Stern ist FreiwildAlso, gehen wir gemeinsam auf Zeitreise. Ob das Kassettendeck des 190 stilecht Europes „The Final Countdown“ und „Kiss“ von Prince spielen muss, werden wir sehen – gefahren wird auf jeden Fall, und zwar weit und viel! So einen Mercedes 190 kann sich heute fast jeder leisten: Kaufbare Exemplare gibt es schon ab 1.000 Euro, sehr gute liegen aktuell bei 6.500 Euro. Gut 1,8 Millionen wurden gebaut, rund 100.000 fahren noch in Deutschland herum. Worauf muss man aber bei einem Youngtimer verzichten, und was gefällt uns besser als bei aktuellen Autos? Schauen wir mal. Eines hat sich jedenfalls nicht geändert seit den 80er-Jahren. Der Stern auf der Haube ist in Berlin Freiwild. Unser 190er trug ihn kaum eine Woche, bevor er geklaut wurde. Eine tolle Kaufberatung zum Mercedes 190 gibt es übrigens im Blog von italieri1947!
Technische Daten Mercedes 190 E
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