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Ursache der Verbrauchssenkung in modernen Benzinern (im Vergleich zum Diesel)
Hallo zusammen,
ich habe gesehen, dass moderne Benziner (direkteinspritzung, Turbolader) in den vergangenen Jahren (sagen wir mal die letzten 10 Jahre) enorme Fortschritte in Sachen Verbrauch gemacht haben.
Beim Diesel gehts ja eher wieder in die andere Richtung, wohl aufgrund der Abgasreinigung.
Aber ich finde es schon heftig, dass vergleichbare Benziner oft nur (im realen Betrieb) einen Liter mehr nehmen als ein moderner Diesel. Kann jemand diese Entwicklung genauer erklären?
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31 Antworten
Also, ich sehe da keine großen Verbrauchsvorteilsgewinne bei Benzinern in den letzten 15 Jahren .
In den 90ger Jahren fuhr ich mehr als 200 tkm mit einem schnöden 2.3 l Treckerdiesel im Ford Sierra. Der verbrauchte um die 9 l/100 km. Der parallel dazu gefahrene VW Passat Benziner lag im Drittel-Mix bei knapp 11 l / 100 km Normal- Benzin.
Die Differenz lag also vor 20-25 Jahren bei vergleichbaren Fahrzeugen (Fahrzeugklasse identisch, PS-Leistung ähnlich) bei fast identischem Fahrprofil mit gleichem Fahrer bei ca. 2 l/100 km Differenz zugunsten des Dieselmotors.
Heute steht als Hauptfahrzeug ein BMW 330 d XD Touring in der Garage, der bisher über 80 tkm im Drittel-Mix ca. 6,4 l /100 km verbraucht hat. Vor der Garage parkt ein Audi A1 1.4 TFSI Benziner, der mit einem höheren Kurzstreckenanteil von 60% bisher 6,9 l/100 km Super E10 über gefahrene 40tkm verbraucht hat. Fahre ich mit dem Audi Kleinwagen die gleiche Strecke von 50 km über Land, liegt dessen Verbrauch bei ca. 5,7 l/100 km und bei dem Mittelklasse-BMW mit AWD bei gleichem Fahrtempo bei knapp 5 l/100 km.
Auf der BAB bei flotter Fahrt geht die Verbrauchschere allerdings weiter zugunsten des Dieselfahrzeugs auseinander. Bei einem Tempodurchschnitt von 125 auf 550 km verbraucht der Audi-Flitzer ca. 9 l/100 km und der BMW-Renner ca. 7,3 l/100 km.
Wenn ich mir nun vorstelle, dass der 1.4 TFSI-Benzinermotor des Audi A1 in einem VW Passat Kombi säße, dürfte hier die Differenz zum Verbrauch im deutlich leichteren A1 Kleinwagen vermutlich bei > + 0,5 l/100 km liegen.
Damit läge man dann wieder beim oben geschilderten Verbrauchunterschied von vor > 20 Jahren, wobei AWD und deutlich höhere PS-Leistung des hier verglichenen BMW 6-Zylinder Diesel-PKW noch nicht einmal berücksichtigt wurden.
Wo ich zustimme, ist, das moderne direkteinspritzende Turbobenziner mit Automatik im Stadtverkehr deutlich sparsamer geworden sind und dort den Verbrauchsnachteil gegenüber CR-Diesel-PKW etwas verkürzt haben, was oft aber auch an den verbauten Doppelkupplungsgetrieben mit > 6 Gangstufen liegt, die "Segeln", Rekuperation (für Batterieladung), SSA, verschiedene Fahrmodi usw. zur Verfügung stellen.
Servus,
du hast es ja im Prinzip schon selbst erkannt:
Die letzten 15 Jahre hat sich beim Diesel generell nicht so richtig viel getan: Auch damals waren es hauptsächlich Commonrail-Direkteinspritzer mit Turbo, und das sind sie im Wesentlichen heute auch noch.
Beim Benziner wurde da einfach einiges aufgeholt.
Dass das nicht schon früher passierte, liegt im Wesentlichen daran, dass ein Benziner weniger verdichtet, also nach dem Verbrennungstakt auch weniger expandiert und deswegen das Abgas heißer ist. Deutlich heißer sogar und es war einfach lange nicht möglich, vernünftig-effizient-alltagstaugliche Turbotechnik zu bauen, die diese heißen Abgase aushält. Wichtig ist das insofern, als dass das die Grundlage von Downsizing sowie von einem vernünftigen Einsatz von Benzindirekteinspritzung ist.
Inzwischen geht das aber und damit kann man exakt die Motoren so bauen, wie sie heute üblich sind.
Ob diese Downsizing-Turbobenziner der Weisheit letzter Schluss sind, steht auf einem anderen Blatt: Du holst dir halt wieder die (bei einem Saugrohreinspritzer eigentlich beherrschte) Abgasthematik ins Haus, du machst den Antrieb unnötig komplex und der Verbrauchsvorteil beschränkt sich eigentlich auf Einsätze, wo man den Sinn eines Verbrennerautos generell diskutieren kann...
Wo ich ein vorsichtiges Fragezeichen setzen würde: die komplexe Technik (Abgas, Einspritzung usw).
Wo man sich die ersten Jahre über niedrige Verbräuche freut, tauchen dann hohe Reparaturkosten auf. (ja, ist Verallgemeinerung, aber wenn dann "Bumm")
Die berühmten TCO. Gerade für den preissensiblen Gebrauchtkäufer.
...exakt das wollte ich mit meinem letzten Absatz auch zum Ausdruck bringen.
Im Vergleich zum Diesel ist es keine komplexe Technik. Zudem die auch gut läuft.
Aber es stimmt, während der Verbrauchsunterschied früher eher mehr als 2l waren, sind es heute 0,5-1l.
Aber im Vergleich zu einem meinetwegen 10 Jahre alten Benziner ohne Direkteinspritzung und ohne Turbo (und ohne den ganzen Rattenschwanz, den das bedeutet) ist es eben doch massiv komplexer.
Und Diesel sind das eben schon viel länger (eigentlich seit Euro4 schon).
Diese "einfachen" Benziner wollten zwar etwas mehr Drehzahl für Fahrspaß und haben kalt oder unter Volllast gesoffen, aber sie waren robust und es war spätestens seit Vierventiltechnik und MPI möglich, entspannt auf Langstrecke auch diese sparsam zu fahren. Und das ganze Gerümpel, das bei den Modernen empfindlich ist, haben die gar nicht erst an Bord. Und trotzdem: Seit dem 3-Wege-Kat hatten die ihre Emissionen eigentlich im Griff, NOx und Ruß waren auch so kein Thema...
Muss man sich halt immer überlegen, ob man diese ganzen Komplexitäten und Kompromisse eingehen will, nur dass man trotzdem mit dem 300PS-Alltags-SUV mit "gutem Gewissen" die Sonntagsbrötchen holen kann oder ob man das "versoffene" Auto dafür stehen lässt, das Radl nimmt und den "großen" Benziner auf der Langstrecke genießt...
Cool, schon mal danke für die produktiven Beiträge!
Was mich trotzdem noch umtreibt: ok, der Benziner hat also dank Aufladung und „genauerer“ Einspritzung aufgeholt beim Verbrauch. Aber der Diesel besaß diese Sachen ja schon, wie ihr auch dargelegt habt.
Trotzdem hat der Diesel doch per se das effizientere Verbrennungsverfahren (beim Benziner haben ja einige Firmen dran gearbeitet, dass zumindest in bestimmten Bereichen eine selbstzündung ermöglicht wird), UND dazu kommt noch, dass Diesel hat einen höheren Energiegehalt pro Liter hat.
Irgendwie bin ich als gerne-Dieselfahrer (selten tanken und das hohe Drehmoment untenrum, das moderne Benziner aber inzwischen ja auch bieten) etwas „enttäuscht“, wie nahe der Benziner rangekommen ist.
Ich frag mich, ob ein aktueller Diesel ohne die aufwendige Abgasreinigung in Richtung 3,5l/100km gehen würde bei gemütlicher Fahrt Überland, oder halt 4l bei 120km/h auf der BAB (da macht wahrscheinlich eher die aerodynamik einen Strich durch die Rechnung).
Ne, der springende Punkt bei der DI beim Benziner ist nicht die Genauigkeit. Das war das Thema beim Schritt von der Zentraleinspritzung, wo es eine Düse für die Ansaugbrücke gab, zur Multipoint, wo dann jeder Zylindereinlass eine eigene Düse bekam.
Der Witz bei der DI ist, dass das Benzin nicht mehr überall im Brennraum gleichmäßig verteilt ist, sondern sich um die Zündkerze konzentriert, nur dort zündet und spätestens bei Teillast an den Brennraumwänden gar keine Verbrennung mehr stattfindet. Das ist ein wesentlicher Teil der Downsizingidee und spart auf der einen Seite bei Teilllast oder auch bei kaltem Motor Sprit, auf der anderen Seite macht genau das die Abgase problematisch.
Effizienteres Verbrennungsverfahren würd ich nicht mal sagen beim Diesel, es geht schlicht darum, dass mit höherer Verdichtung mehr Energie ausm Abgas gezogen wird, bevor es den Zylinder verlässt und die Verdichtung beim Benziner durch die Klopfneigung begrenzt ist, was du ja wohl auch gemeint hast. Und da du die Verdichtung eben grundsätzlich konstruktiv festlegst und nur äußerst eingeschränkt im Betrieb (über Ventilsteuerzeiten) variieren kannst, kommst du eben nicht grundsätzlich aus dieser Nummer "geringe Verdichtung bedingt hohe Abgasverluste" raus. That's it.
Und da ein Diesel qualitativ (Einspritzmenge) und nicht quantitativ (Drosselklappe) gesteuert wird, hat er weniger Drosselverluste.
Der Energiegehalt macht nicht mal sooo viel Unterschied, wie alle behaupten...
Zu deiner Verbrauchsabschätzung eine Gegenthese: Es fahren genug Autos rum, die sich auch so bei konstant 120 mit 4l/100km begnügen. Und da wir glaub alle nicht zu den Zeiten zurück wollen, wo Autos die Innenstädte vollgestunken haben, ist die Spekulation, wie viel die Abgasreinigung ausmacht, müßig. (und soll hier erst recht keinen auf dumme Gedanken bringen...)
Man muss hier nicht von 300PS SUV reden.
Einfach mal die ~130-150PS PS Klasse von Golf V bis Golf 8 vergleichen. Also 2l TDI und beim Benziner vom 2l FSI bis 1,5l Tsi.
Ja, das war überspitzt.
Aber wofür hat auch ein Standardgolf heute 150PS?
Hat er ja nicht, der fängt bei 85PS an.
Nur den mit Dieseln zu vergleichen macht weniger Sinn.
Interessant wäre da mal der Vergleich, welcher Motor auf die gesamte Haltedauer voraussichtlich am günstigsten ist.
Zur Auswahl dabei:
- moderner Turbobenziner mit OPF
- moderner Saugbenziner mit MPI
- moderner Turbodiesel
Sagen wir mal Haltedauer zehn Jahre und Gesamtfahrleistung 200tkm (damit auch der Diesel eine Chance hat).
Eingerechnet werden Kraftstoffkosten, Steuern, Anschaffung, Wartung, Reparaturen, die mit Motor oder Abgasreinigung zu tun haben.
Fällt mir schwer, da eine Meinung zu bilden, aber ich würde auf den Saugbenziner setzen, da ich da das geringste Ausfallrisiko sehe und wenn doch, sind keine komplexen und teuren Teile verbaut.
Die anderen beiden fahren im Betrieb günstiger und machen bei identischer Motorleistung sicher mehr Spaß. Es darf bloß nichts kaputtgehen auf den 200tkm, sonst könnte der Kostenvorteil schnell wieder aufgefressen werden.
Zitat:
@fehlzündung schrieb am 3. November 2022 um 18:21:41 Uhr:
Interessant wäre da mal der Vergleich, welcher Motor auf die gesamte Haltedauer voraussichtlich am günstigsten ist.
Zur Auswahl dabei:
- moderner Turbobenziner mit OPF
- moderner Saugbenziner mit MPI
- moderner Turbodiesel
Sagen wir mal Haltedauer zehn Jahre und Gesamtfahrleistung 200tkm (damit auch der Diesel eine Chance hat).
Eingerechnet werden Kraftstoffkosten, Steuern, Anschaffung, Wartung, Reparaturen, die mit Motor oder Abgasreinigung zu tun haben.
Fällt mir schwer, da eine Meinung zu bilden, aber ich würde auf den Saugbenziner setzen, da ich da das geringste Ausfallrisiko sehe und wenn doch, sind keine komplexen und teuren Teile verbaut.
Die anderen beiden fahren im Betrieb günstiger und machen bei identischer Motorleistung sicher mehr Spaß. Es darf bloß nichts kaputtgehen auf den 200tkm, sonst könnte der Kostenvorteil schnell wieder aufgefressen werden.
Das denke ich auch. Wobei ich glaube, daß mein Saugbenziner mit MPI auch bei den Kraftstoffkosten unterhalb eines vergleichbaren Direkteinspritzerturbobenziners und eines vergleichbaren Direkteinspritzerturbodiesels bei vergleichbarem Streckenprofil liegt. Vergleichbar heißt Familienkutsche mit Automatikgetriebe, also nicht so ein Kleinwagen wie ein BMW 3er und kein automatisiertes Schaltgetriebe mit Kupplung(en). Durchschnittsverbrauch der letzten Tankfüllung mal Spritpreise von heute (Super, kein E10) macht 8,13 €/100 km. Das Auto ist allerdings Baujahr 2010.
Ob die anderen mehr Spaß machen würden? Spaß ist sehr subjektiv. Verschiedenen Leuten machen verschiedene Charakteristiken Spaß.
Ja, natürlich bezogen auf identische Fahrzeuge und alle Motoren mit vergleichbarer PS-Zahl. Und natürlich identisches Streckenprofil und Fahrweise. Sonst wäre keine Vergleichbarkeit gegeben.
Und natürlich Motoren, die nicht den Ruf haben, sowieso schon besonders fehleranfällig zu sein oder durch frühzeitige Ausfälle auffallen.
Mit der MPI ist eigentlich so ziemlich alles an Sparpotential aus einem Sauger rausgeholt. Im Vergleich zur Zentraleinspritzung, wo das Benzin noch mit der Schöpfkelle zugeteilt wird, war das auch ein spürbarer Fortschritt.
Bis vor einem Jahr hätte ich da wahrscheinlich den Diesel vorene gesehen, aber mit aktuellen Preisen gerechnet beim Sprit sieht der Diesel schon alt aus gegen den Benziner, seit Diesel deutlich teurer als Benzin ist.
Zum Spaß: Das Fahren mit einem Turbo-Benziner ist schon entspannt, weil man ganz nett bei niedrigen Drehzahlen rumgondeln kann und dabei auf der Drehmomentwelle surft.
Fällt aber auch eher bei Handschaltern auf. Bei Automatik gibt man Gas und der Sauger schaltet eben runter, der Turbo nicht. Da hat man keine Mehrarbeit durchs Runterschalten, wieder Hochschalten.
Spaß macht mir aber ein Auto, was möglichst lange und zuverlässig läuft und keine reparaturen hat. Da ist es dann auch egal, ob Diesel oder Benziner, Sauger oder Turbo.
Laufen muß er, halten muß er.