1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Verkehr & Sicherheit
  5. Verkehrsdelikt - Anzeige erstellen ohne Zeuge. Sinnvoll?

Verkehrsdelikt - Anzeige erstellen ohne Zeuge. Sinnvoll?

Themenstarteram 14. Januar 2015 um 12:54

Hallo Zusammen,

neulich auf der 3spuriger Autobahn: Rechts eine LKW-Kolonne, ich in der Mitte um zu überholen. Im Rückspiegel sehe ich, wie auf der rechten Spur ein SUV angeschossen kommt, der offenbar noch rechts an mir vorbeiziehen will. Da ich aber schon fast an den LKW`s dran bin, denke ich mir noch: "Verdammt, das wird aber eng"

Dann sehe ich im Rückspiegel, wie der SUV auf die mittlere Spur zieht, direkt hiner mir, und zwar so knapp, daß ich seine Scheinwerfer nicht sehe. Dann überholt er mich links, um so knapp vor mir wieder auf die mittlere Spur zu ziehen, daß ich bremsen muss.

"Solche Idioten haben auf der Strasse Nichts zu suchen", denke ich mir und fahre später zur Polizei, um eine Anzeige aufzugeben. Die Nummer hatte ich mir notiert.

Allerdings hat mir der Polizist wenig Hoffnung gemacht, daß eine solche Anzeige Erfolg haben wird.

Erstens habe ich den Fahrer nicht erkannt, und der Halter des Fahrzeuges kann und darf die Aussage zum Fahrer verweigern.

Zweitens bleibt als konkreter Vorwurf nur das zu knappe Einscheren, denn die Absicht, daß er mich rechts überholen wollte, kann ich ja nicht beweisen.

Das hat mir eingeleuchtet, und ich habe dann auf eine Anzeige verzichtet.

Meine Frage ist jetzt mehr allgemeiner Art, nicht auf diesen konkreten Fall bezogen: Habe ich überhaupt eine Chance, gefährliche Rowdies anzuzeigen, wenn ich alleine im Auto bin, also wenn ich keinen Zeugen habe?

Hat da Jemand Erfahrung?

Gruß Jörg

Beste Antwort im Thema
am 14. Januar 2015 um 15:09

Moin!

Diese Anzeigerei bringt glücklicherweise nichts. Du müsstest den Fahrer klar bennen können.

Dann könnte er immer noch behaupten, die Sache hätte sich anders zugetragen oder er wäre gar nicht zu dieser Zeit an diesem Ort gewesen.

Was der eine als schwere Nötigung empfindet, ist aus Sicht eines anderen möglicherweise gar nicht so wild.

Wenn ich nun jeden Deppen anzeigen würde, der mich irgendwie behindert oder gefährdet, könnte ich im Polizeirevier Wohnsitz nehmen.

Zum Erwachsensein gehört nicht nur Führerschein Machen und Schnaps Trinken, sondern auch eine gewisse Reife, die optimalerweise zu etwas Gelassenheit führt.

Die Justiz hat genug zu tun, es gab keinen Unfall. So what?

M. D.

176 weitere Antworten
Ähnliche Themen
176 Antworten

Zitat:

@joese schrieb am 14. Januar 2015 um 13:54:30 Uhr:

Meine Frage ist jetzt mehr allgemeiner Art, nicht auf diesen konkreten Fall bezogen: Habe ich überhaupt eine Chance, gefährliche Rowdies anzuzeigen, wenn ich alleine im Auto bin, also wenn ich keinen Zeugen habe?

Hat da Jemand Erfahrung?

Erfahrung habe ich keine, einige Kollegen von mir schon. Deren Erfahrung ist, dass das Ganze ohne Zeugen im Sande verläuft. Der eine sagt so, der andere sagt, nee, war ganz anders, Verfahren eingestellt.

Von daher: verlorene Zeit. In manchen Fällen: leider.

Ich hatte vor ein paar Wochen ein so krasses Erlebnis, dass ich die Polizei angerufen habe. Die haben mir auch nur gesagt, dass ich die Anzeige persönlich auf dem zuständigen Polizeirevier aufgeben müsste. Da ich aber einen Termin hatte, habe ich die Anzeigeerstattung erst einmal auf Montag verschoben und nach 2 Nächten drüber schlafen war der Zorn so weit verraucht, dass die Motivation nicht mehr für den Gang zum Revier gereicht hat.

Man kann auch ohne einen Zeugen Anzeige erstatten. Die Frage ist, was man zur Anzeige bringen will und vor allem, wen man denn anzeigen möchte. Und genau an der Stelle wird es im geschilderten Fall sehr dünn. Wenn du den Fahrer nicht erkannt hast, dann macht eine Anzeige keinen Sinn. Daran würde auch ein Zeuge nichts ändern, wenn dieser den Fahrer ebenfalls nicht erkannt hat.

Nun ja, das kann man durchaus unterschiedlich beurteilen. Sieht man es von der Chance her, dass hier einer rechtskräftig verurteilt wird, dann kann man sich die Mühe in den meisten Fällen sparen. Hatte das mit dem Fahrrad auf dem Arbeitsweg jahrelang, da verging kaum ein Tag, ohne dass man mit viel zu knappem seitlichem Abstand überholt wurde (strafrechtlich ist das Nötigung). Da hatte ich auch keine Lust, jede Woche mehrmals zur Polizei zu gehen, um ohne benennbare Zeugen Leute anzuzeigen.

Allerdings kann es natürlich auch sein, dass sich der eine oder andere durch ungeschickte Äußerungen selber verrät und so gerechterweise dann doch in die Mühlen der Justiz gerät. Und es kann auch sein, dass es ihm unangenehm ist, irgendwelche Fragen der Polizei oder der Staatsanwaltschaft beantworten zu müssen. Vielleicht bring das den einen oder anderen dann doch dazu, seine Fahrweise mal zu überdenken. Und bei Leuten, die so etwas dauernd machen, wird man bei der fünften oder zehnten Anzeige wegen ähnlicher Delikte dann vielleicht auch mal hellhörig und geht der Sache etwas intensiver nach. Vielleicht findet das das Umfeld dann auch nicht so lustig und der Betreffende darf sich Kommentare der Eltern, der Ehefrau etc. anhören. Wie gesagt, man kann das so oder so sehen, aber die Alternativen zu einer Anzeige lauten nichts tun oder Selbstjustiz. Beide finde ich nicht unbedingt besser.

Träum weiter. Auch bei 10 Anzeigen interessiert es niemanden. Gibt ja kein Verzeichnis oder Stelle die sowas speichert. Und ich muss auf so einen Brief nicht mal antworten. Oft genug Anzeigen erhalten von wütenden PKW-Fahrern die nicht auf die Autobahn gelassen wurden oder hinter mir nicht vorbei kamen weil ich überholt habe mit LKW. Selbst mit Zeugen verläuft das im Sand.

Entschuldige, aber das ist Unsinn. Du hast (wenn Deine kurze Schilderung hier stimmt) Anzeigen bekommen für Dinge, die gar nicht strafbar sind. Da kann der andere dann auch 100 Zeugen haben, das verläuft nicht im Sande, sondern es sind in der Sache schon unbegründete Anzeigen. Wir reden hier aber von tatsächlich begangenen Straftaten und der Frage, ob eine Anzeige derselben sinnvoll ist, wenn die Beweislage schlecht ist.

Auf welche Briefe man antwortet oder nicht, ist eine andere Frage. Und es ist wieder eine andere Frage, ob die Polizei bzw. die Staatsanwaltschaft die Sache dann einfach ergebnislos abschließt, wenn jemand nicht antwortet. Grundsätzlich ist es wohl so, dass man sich mehr Mühe macht, je schwerer das Delikt wiegt (und wohl auch, je besser die Beweislage zu sein scheint). Und da kann es dann je nachdem schon sein, dass man bei x Anzeigen gegen den immer Gleichen eben etwas mehr in die Nachforschungen investiert - besonders dann, wenn er vielleicht schon richtigen Ärger mit der Justiz hatte. Wegen einer einzigen derartigen Geschichte ohne Zeugen wird nichts passieren - genau so wenig, wie wenn ich eine einzige Anzeige kriege, weil ich angeblich jemandem den Wagen zerkratzt hätte. Auch da kann ich den Brief ignorieren und die Aussage verweigern ;-)

zweimal habe ich das gemacht (mit Zeuge und Fahrerbeschreibung), zweimal wurde es eingestellt. Bleibt die Hoffnung, dass für die Betroffenen der Denkzettel trotzdem gewirkt hat, auch ohne Strafe. Bei Straftaten würde ich es trotzdem tun, bei Ordnungswidrigkeiten bringt es wenig.

Zitat:

@Machdichlocker schrieb am 14. Januar 2015 um 14:52:47 Uhr:

Und es kann auch sein, dass es ihm unangenehm ist, irgendwelche Fragen der Polizei oder der Staatsanwaltschaft beantworten zu müssen. Vielleicht bring das den einen oder anderen dann doch dazu, seine Fahrweise mal zu überdenken.

Wenn der Fahrer aus meinem Erlebnis immer so fährt wie in dem von mir angesprochenen Fall, müsste er eigentlich monatlich eine Anzeige bekommen. Täglich nur deswegen nicht, weil den meisten VT der Gang zur Polizeiwache nicht lohnend erscheint (so wie mir).

Wer rücksichtslos bei einer endenden dritten Fahrspur über die Sperrfläche überholt (bei Tempo 130 in einer 120er Zone) und mich (hätte ich keine Vollbremsung gemacht) gnadenlos unter den auf der rechten Spur fahrenden LKW rammen will und dies dann mit einem Vordermann nach einem Rechtsüberholmanöver über eine vielleicht 150 m lange Lücke zwischen den LKW wiederholt, der wirft solche Anhörungsbögen auch kalt lächelnd in den Papierkorb...

doppelt hält besser...

am 14. Januar 2015 um 15:09

Moin!

Diese Anzeigerei bringt glücklicherweise nichts. Du müsstest den Fahrer klar bennen können.

Dann könnte er immer noch behaupten, die Sache hätte sich anders zugetragen oder er wäre gar nicht zu dieser Zeit an diesem Ort gewesen.

Was der eine als schwere Nötigung empfindet, ist aus Sicht eines anderen möglicherweise gar nicht so wild.

Wenn ich nun jeden Deppen anzeigen würde, der mich irgendwie behindert oder gefährdet, könnte ich im Polizeirevier Wohnsitz nehmen.

Zum Erwachsensein gehört nicht nur Führerschein Machen und Schnaps Trinken, sondern auch eine gewisse Reife, die optimalerweise zu etwas Gelassenheit führt.

Die Justiz hat genug zu tun, es gab keinen Unfall. So what?

M. D.

am 14. Januar 2015 um 15:10

Jedes Jahr verbringe ich 60.000km auf der Autobahn, so viele Stunden um Stunden!! Jeder Mensch hat mal andere Emotionen, Zeitdrücke, Stess von Arbeit und Familie. Ich habe lernen müssen auch mit 140km/h ans Ziel zu kommen und auch auf den rückwärtigen Verkehr vorrausschauend zu handeln.

Leben und Leben lassen, TOLERANZ. Damit fahre ich auch über 1000km am Stück bis nach Österreich völlig entspannt.

wenn die Klügeren immer nachgeben übernehmen aber die Dummen die Macht! Manchmal muss man aus Prinzip dranbleiben, selbst wenn man ahnt, dass es nichts oder wenig bringt.

Zitat:

@Hannes1971 schrieb am 14. Januar 2015 um 14:01:02 Uhr:

Zitat:

@joese schrieb am 14. Januar 2015 um 13:54:30 Uhr:

Meine Frage ist jetzt mehr allgemeiner Art, nicht auf diesen konkreten Fall bezogen: Habe ich überhaupt eine Chance, gefährliche Rowdies anzuzeigen, wenn ich alleine im Auto bin, also wenn ich keinen Zeugen habe?

Hat da Jemand Erfahrung?

Erfahrung habe ich keine, einige Kollegen von mir schon. Deren Erfahrung ist, dass das Ganze ohne Zeugen im Sande verläuft. Der eine sagt so, der andere sagt, nee, war ganz anders, Verfahren eingestellt.

Von daher: verlorene Zeit. In manchen Fällen: leider.

Ich hatte vor ein paar Wochen ein so krasses Erlebnis, dass ich die Polizei angerufen habe. Die haben mir auch nur gesagt, dass ich die Anzeige persönlich auf dem zuständigen Polizeirevier aufgeben müsste. Da ich aber einen Termin hatte, habe ich die Anzeigeerstattung erst einmal auf Montag verschoben und nach 2 Nächten drüber schlafen war der Zorn so weit verraucht, dass die Motivation nicht mehr für den Gang zum Revier gereicht hat.

Was heißt leider? Gut so, wäre ja noch schöner wenn jeder jeden wegen irgendwas ohne Zeugen anzeigen könnte!

Das sind mir die liebsten! Es ist nix passiert, also nicht weiter drum kümmern und sich nicht den Tag verderben lassen.

Zitat:

@joese schrieb am 14. Januar 2015 um 13:54:30 Uhr:

Dann sehe ich im Rückspiegel, wie der SUV auf die mittlere Spur zieht, direkt hiner mir, und zwar so knapp, daß ich seine Scheinwerfer nicht sehe.

...endete das Kennzeichen zufällig auf "...-... 300"? :D

Wobei...ich meine mich zu erinnern, dass das hinter/vor/neben mir ein Volvo war, kein Saab.

Zitat:

@Gurkengraeber schrieb am 14. Januar 2015 um 16:51:45 Uhr:

Was heißt leider? Gut so, wäre ja noch schöner wenn jeder jeden wegen irgendwas ohne Zeugen anzeigen könnte!

Du musst jetzt ganz stark sein: Es ist so, dass in der Tat jeder jeden anzeigen kann. Einfach so. Auch ganz ohne Zeugen. Ob aus einer solchen Anzeige etwas wird steht auf einem anderen Blatt, aber grundsätzlich hat jedermann das Recht, Anzeige gegen einen anderen zu erstatten. Und nein, man braucht keineswegs immer einen Zeugen.

Ähnliche Themen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Verkehr & Sicherheit