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Verkehrsunfälle 2013 - sind wir auf dem richtigen Weg?

Themenstarteram 20. Januar 2014 um 17:42

Hallo zusammen,

bekanntermaßen gab es im vergangen Jahr eine erfreuliche Entwicklung bei der Verkehrsunfallstatistik. Nach der Prognose der bast ist mit ca. 3300 Getöteten und etwa 62500 Schwerverletzten zu rechnen - ein Rückgang um 8 bzw. 6 Prozent.

Es stellt sich die Frage: Ist Deutschland damit auf einem guten Weg? Gibt es erfolgreiche Maßnahmen, die jetzt wirken? Oder ist es erforderlich, dass andere Schwerpunkte gesetzt werden?

Um eine sachliche Diskussion zu ermöglichen ein paar auffällige Entwicklungen im vergangenen Jahr, die in der o.g. Prognose erwähnt wurden, oder die sich aus der letzten verfügbaren Monatstatistik für September 2013 des statistischen Bundesamtes ergeben.

- es ist ein überproportionaler Rückgang bei den 18 - 24 Jahre alten Verkehrsteilnehmern zu verzeichnen

- v.a. auf (innerörtlichen) Bundes- und Kreisstraßen ist ein starker Rückgang der Zahl der Getöteten und Schwerverletzten eingetreten

- ein überproportionaler Rückgang der Getöteten ist bei folgenden Unfalltypen zu verzeichnen:

- beim Einbiegen/Kreuzen

- bei Unfällen mit entgegenkommenden Fahrzeugen

- beim Abkommen von der Fahrbahn

- insbesondere PKW-FahrerInnen haben von der günstigen Entwicklung profitiert

- bei folgenden Fehlverhalten der Fahrzeugführer, die zum Tod von Verkehrsteilnehmern führten, ist ein überproportionaler Rückgang zu beobachten:

- Alkohol

- Rechtsfahrgebot

- nicht-angepasste Geschwindigkeit mit gleichzeitigem Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit

- Überholen trotz Gegenverkehr

- Nicht-Beachten der die Vorfahrt regelnden Verkehrszeichen

- Fehler beim Abbiegen

Leider gab es jedoch auch gegenläufige Entwicklungen:

- die Zahl der Getöteten auf Autobahnen ist um ca. 14 % angestiegen (damit ist die Rate der Getöteten pro 1 Mrd. Fahrzeugkilometer seit 2009 praktisch unverändert).

- nicht-angepasste Geschwindigkeit "in anderen Fällen" als Fehlverhalten ist unterdurchschnittlich zurückgegangen (hierauf ist ca. 1/3 der Getöteten zurückzuführen)

- bei ungenügendem Sicherheitsabstand ist eine Zunahme der Zahl der Getöteten um ca. 10 % zu verzeichnen

- Schnee und Eis haben zu 27 % mehr Getöteten geführt

Bezogen auf die Prognose der bast für 2020 - wonach im Jahr 2020 mit ca. 2500 Getöteten und 37.000 Schwerverletzten auf deutschen Straßßen zu rechnen ist - ist Deutschland insgesamt auf einem guten Weg.

Anders sieht es schon aus, wenn das Verkehrssicherheitsprogramm 2011 der Bundesregierung herangezogen wird. Dieses sieht einen Rückgang der Zahl Getöteten zwischen 2010 und 2020 um 40 % auf entsprechend ca. 2200 Verkehrsteilnehmer vor. Um dieses Ziel zu erreichen, ist - trotz des starken Rückgangs in 2013! - in den kommenden Jahren ein jährlicher Rückgang um 5,8 % statt 5 % erforderlich. Für das dort formulierte Ziel von 230 Getöteten auf Autobahnen ist sogar ein Rückgang von durchschnittlich 8,5 % in den kommenden Jahren notwendig.

Anzumerken wäre jedoch noch, dass sich die Zahl der Schwerstverletzten, die in den Statistiken nicht gesondert erfasst werden, mit etwa 8-10.000 pro Jahr in den letzten Jahren kaum verringert hat - s.Lefering 2010 .

Zudem ist der geplante Rückgang der Zahl der Getöteten um 40 % wenig ambitioniert, angesichts der Entwicklung seit 2001 - und angesichts des EU-weiten Ziels eines Rückgangs um 50 %. Zumal Deutschland im EU-weiten Vergleich gerade mal im vorderen Drittel zu finden ist - s. ETSC-Memo S. 9!

Um die Relevanz und den "Grad" der Verkehrssicherheit für und in Deutschland einordnen zu können, ist ggf. ein Blick in die Statistik der Todesursachen und ein Vergleich mit tödlichen Arbeitsunfällen interessant.

Wenn wir auf unseren Straßen das gleiche Sicherheitsniveau wie an unseren Arbeitsplätzen erreichen wollen, dürften höchsten 150 Menschen im Straßenverkehr sterben...

Daher noch einmal die Frage:

Ist Deutschland im Bereich der Verkehrssicherheit auf einem guten Weg?

Welche erfolgreichen Maßnahmen zeigen Wirkung?

Sind weitere Maßnahmen erforderlich, und wenn ja, welche?

Ich bin auf Eure sachlichen und fachlich fundierten Meinungsäußerungen gespannt!

Grüße, südwikinger

Beste Antwort im Thema

Zitat:

Original geschrieben von derbeste44

Die Städte / Kreise und Polizei werden nun behaupten, dass dies hauptsächlich Dank einer regelmäßigen Verkehrsüberwachung ist. Die Folge könnte sein, dass es vielleicht noch mehr " Blitzer " als bisher gibt.

Leider. Ich bin für mehr Abstandskontrollen und individueller Überwachung. Was auch bedeutet, nicht nur die Rowdys sollten angesprochen werden, auch die durch nach unten abweichend Auffallende sollten mal angesprochen werden. Eine Homogenisierung kann nur erfolgen, wenn man die Spitzen in beide Richtungen glätte.

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am 20. Januar 2014 um 17:44

Die Leute fahren nicht mehr so viel, weil teuer und die unsicheren Autos aus den 90ern landen langsam auf dem Schrott.

Auf Grund der höheren Verkehrsdichte, wird mit geringeren Geschwindigkeiten gefahren. Auch die immer noch hohen Treibstoffkosten, tragen dazu bei. Fällt einem besonders an Wochenenden auf der Autobahn auf. 70 % der Verkehrsteilnehmer fahren im hunderter Bereich. Die da noch jagen, zahlen den Sprit überwiegend nicht selber. :D

MfG aus Bremen   

Themenstarteram 20. Januar 2014 um 18:00

Hmm - insgesamt stieg die Verkehrsleistung in den letzten Jahren allerdings noch - wenngleich wir im Prinzip ein Plateau erreicht haben. Der entsprechend dichtere Verkehr hat allerdings den Vorteil, dass Unfälle oft weniger schwere Folgen haben.

Mit dem Austausch der Fahrzeuge gebe ich Dir recht. Die optimierten Karosserien durch Crashtests, Airbags, ABS, ESP, Gurtwarner (;)) etc. haben zweifellos einen positiven Einfluss.

Allerdings ist auch hier anzumerken, dass im Bereich der passiven Sicherheit bereits fast das ökonomisch sinnvolle Maximum erreicht ist. Hier ist also nur durch weit verbreitete aktive Assistenzsysteme oder bei der passiven Sicherheit ggf. in zwei, drei Jahrzehnten durch flächendeckende Carbon-Karosserien ein signifikanter Schritt zu erwarten.

Grüße, südwikinger

Themenstarteram 20. Januar 2014 um 18:10

Zitat:

Original geschrieben von Spatenpauli

(...) höheren Verkehrsdichte, wird mit geringeren Geschwindigkeiten gefahren. Auch die immer noch hohen Treibstoffkosten, tragen dazu bei. (...)

Ja, das ist sicherlich für Autobahnen richtig.

Aber ist das auch für Bundes-/Landes-/Kreisstraßen entscheidend?

Oder fährt man dann entsprechend auch auf den letztgenannten langsamer bzw. angepasster?

Grüße, südwikinger

Zitat:

Original geschrieben von HairyOtter

Die Leute fahren nicht mehr so viel, weil teuer und die unsicheren Autos aus den 90ern landen langsam auf dem Schrott.

Komischerweise sagen die Studien bzgl der Fahrleistung was anderes. Insbesondere die Freizeitwege nehmen immer mehr zu. Quelle: Mobilität in Deutschland.

Sicherlich. Aber der Anteil der Cruiser ist dabei deutlich gestiegen, während man einen merklichen Rückgang bei den Heizern verzeichnen kann.

Zitat:

Original geschrieben von Drahkke

Sicherlich. Aber der Anteil der Cruiser ist dabei deutlich gestiegen, während man einen merklichen Rückgang bei den Heizern verzeichnen kann.

Ach, heißt die Generation 65+ jetzt "Cruiser"? :D

Themenstarteram 20. Januar 2014 um 20:16

@ Drahke:

Dein Eindruck habe ich auch - hast Du dazu ggf. Daten?

@ BMWRider:

Dann hätte der demografische Wandel zweifellos einen positiven Effekt auf die Verkehrssicherheit! :)

Allerdings ist im letzten Jahr insbesondere die Altersklasse 18 - 24 mit einem überdurchschnittlichen Rückgang der Zahl der Getöteten aufgefallen - was kann dafür ursächlich sein?

Und v.a.: wie können wir diese Entwicklung weiter positiv beeinflussen? (Denn immer noch ist in dieser Altersklasse ein Verkehrsunfall mit Abstand die häufigste Todesursache! :eek:)

Grüße, südwikinger

Zitat:

Original geschrieben von suedwikinger

@ Drahke:

Dein Eindruck habe ich auch - hast Du dazu ggf. Daten?

Aktuell ist es nur ein subjektiver Eindruck, der von meinen Bekannten allerdings auch geteilt wird. Vielleicht sehen wir das Ganze aber auch durch eine subjektive Brille, da wir alle überzeugte Cruiser sind.

Zitat:

Original geschrieben von suedwikinger

Allerdings ist im letzten Jahr insbesondere die Altersklasse 18 - 24 mit einem überdurchschnittlichen Rückgang der Zahl der Getöteten aufgefallen - was kann dafür ursächlich sein?

Ich vermute das erhöhte Sicherheitsangebot der Fahrzeuge und dass die jungen Menschen heute andere Prioritäten setzen, als der schnellste zu sein. Würde mich gern ausführlicher äußern, aber ich hab gerade wenig Zeit. Danke für die Zahlen, Südwikinger.

3300 Verkehrstote sind immer noch 3300 zu viel!

am 20. Januar 2014 um 21:21

Zitat:

Komischerweise sagen die Studien bzgl der Fahrleistung was anderes. Insbesondere die Freizeitwege nehmen immer mehr zu. Quelle: Mobilität in Deutschland.

War auch nicht richtig, sondern nur so ein Bauchgefühl. Aber langsamer fahren sie definitiv, zumindest privat.

Zitat:

Original geschrieben von einTraumtaenzer

3300 Verkehrstote sind immer noch 3300 zu viel!

Über die an Herpes Verstorbenen spricht kein Mensch. Dazu gibt es auch keine vom ADAC manipulierte Studie.

Die Städte / Kreise und Polizei werden nun behaupten, dass dies hauptsächlich Dank einer regelmäßigen Verkehrsüberwachung ist. Die Folge könnte sein, dass es vielleicht noch mehr " Blitzer " als bisher gibt.

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