Der BMW M2 steckt voller Einschränkungen: Mit bekannten Teilen und ohne Carbon muss er so flott fahren wie ein echter M. Erster Kontakt mit einem Sport-Auto alter Schule.
München – Machen wir es kurz. Der BMW M2 wird nicht der King der Kompakten. Gegen den Mercedes A45 hat er keine Chance. Zumindest auf dem Papier. Der kleinste echte M wiegt 1.595 Kilogramm, leistet 370 PS, sprintet in 4,3 Sekunden auf 100 km/h und fährt maximal 270 Stundenkilometer schnell. Die Stuttgarter Konkurrenz wiegt weniger (1.555 Kilogramm), leistet mehr (381 PS), flitzt flinker (4,2 Sekunden) und fährt in der Spitze genauso schnell. Einzig beim Drehmoment kann der M2 den A45 überbieten. Mit Overboost liegen bei Volllast 500 Newtonmeter an, der Vierzylinder der A-Klasse schafft nur 475. Gewicht hin, Gewicht herIm Gegensatz zum bisherigen Top-2er M235i soll der M2 ein "echter" M und nicht nur ein M-Performance-Modell sein. Die M GmbH wirbt bei Autos wie dem M3 üblicherweise mit zwei Dingen: Leichtbau und Leistung. Leistung bringt der M2 - besonders leicht ist er nicht. Er wiegt mehr als der M235i (326 PS, 1.545 kg) und mit manueller Schaltung soviel wie sein Vorgänger das 1er M Coupé (1.570 kg). Das hängt unter anderem damit zusammen, dass dem M2 ein Merkmal anderer M-Coupés (M4, M6) fehlt: das Carbon-Dach. „Natürlich hätten wir ein Carbon-Dach konstruieren können. Man hätte auch andere Teile aus Carbon fertigen können. Aber das Auto muss sich am Ende auch verkaufen. Wir glauben, die Zielgruppe wird mit dem Gewicht zufrieden sein“, sagt M2-Projektleiter Frank Isenberg. Statt derartige Spezialitäten für den M2 zu entwickeln, setzt BMW auf vorhandene Teile – vor allem vom M3/M4. Doppelkupplungsgetriebe, Differential mit Lamellensperre und, am wichtigsten, die gesamte Vorder- und Hinterachse stammen vom nächstgrößeren M-Modell. Die teilweise aus Aluminium gefertigten Achsen wiegen allein zwar weniger als das Standard-2er-Pendant, zusammen mit 19-Zoll-Schmiederädern und der größeren M3-Compound-Bremse (Vorderachse: 4-Kolben-Festsattel, Hinterachse: 2-Kolben-Festsattel, Vorderachse: 380 mm Durchmesser, Hinterachse: 370 mm Durchmesser) kommt das gesparte Gewicht aber schnell wieder drauf. „Wir kennen diesen Motor besser“ – Deswegen„Uns kam es nicht in erster Linie so sehr darauf an, den M2 leichter zu machen, sondern sehr verwindungssteif. Mit den Teilen aus dem M3 kann das Auto auf der Rennstrecke und selbst im harten Driftbetrieb lange bestehen“, sagt Isenberg. Auch optisch ändert sich dadurch einiges: Die Radhäuser des M2 sind so breit wie die des M4 und damit am Heck auf jeder Seite ca. vier Zentimeter breiter als beim normalen 2er. Irgendwo muss die Achse eben verstaut werden. Unter der Haube des M2 steckt ebenfalls etwas M4. Kurbelwellen-Lagerschalen, Kolben und Zündkerzen des 3,0-Liter-Turbo-Sechszylinders stammen vom großen Bruder. Allerdings: Der Motor vom Typ N55 ist damit identisch mit dem des neuen X4 M40i – und das ist „nur“ ein M-Performance-Modell. Der Grund, warum BMW sich für eine weitere Modifikation des alten N55 und gegen den neuen Baukastenmotor B58 (z. B. im 340i mit 326 PS) entscheidet, ist der gleiche wie bei den schwereren Achsen: Robustheit. „Wir kennen diesen Motor. Er ist robust und auch im Hochleistungsbereich erprobt. Immerhin war er die ursprüngliche Basis für den M3-Motor. Wir hätten den B58 modifizieren können. Aber auch das wäre eine Zeit- und Kostenfrage gewesen“, erläutert Isenberg. Sechszylinder und zwei angetriebene HinterräderBMW arbeitet beim M2 mit einfachen Mitteln, mit dem „was da ist“. An der Spritzwand und der Motorhaube lässt BMW einfach die Dämmung weg, das spart rund 10 Kilo und bringt dazu noch mehr Motorsound in den Innenraum (in diesem Fall meist gewünscht). Innen findet der Fahrer nur zwei Dinge, die er bisher nicht vom 2er kennt: einen Tacho, der bis 300 km/h reicht und das einzige Carbon am M2. Unlackiert, offen und grob überzieht es Armaturenbrett, Mittelkonsole und Türgriffe. Das alles mag nach wenig Veränderung klingen, nach klassischem Tuning: ein paar Achsen und Bremsen vom Sportmodell, ein stärkerer Motor. Doch das Wichtigste bleiben beim M2 eben zwei Dinge, die sonst niemand in der Kompaktklasse bietet: sechs Zylinder und Hinterradantrieb. Dass BMW in Zeiten von Downsizing und strengen Plattformstrategien an den teuren Außenseiter-Techniken festhält, die sich andere längst nicht mehr leisten, ist das Großartige am M2. Und es ist der Grund, warum der M2 ein Kultauto werden kann. Und der AMG nicht. Der M2 kommt ab April 2016 auf den Markt und kostet mindestens 56.700 Euro. Damit ist er 11.800 Euro teurer als ein M235i. Lest hier mehr zur ersten Fahrt: Fahrbericht BMW M2 Technische Daten – BMW M2
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